Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Wärmeleitkleber mit guter Lagerfähigkeit gesucht


von Paul H. (powl)


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Hi,

da ich im Jahr ungefär 2-3 mal eine geringe Wärmeleitkleber benötige 
suche ich einen Wärmeleitkleber, den ich gut lagern kann.

Ich hatte mal den Arctic Cooling 2K Kleber aber sogar der ist nach einem 
Jahr Lagerung unbrauchbar. Der beste Reinfall war ein Billigkleber für 
immerhin 2,50€ aus eBay. Der war nach 1 Tag in der Tube schon teilweise 
eingetrocknet.

Hat jemand eine Empfehlung für einen Kleber, der auch mal ein paar 
Jährchen in der Schublade (oder meinetwegen im Eisfach) überlebt? Oder 
meinetwegen auch Alternativen. Gute Klebepads oder Einweg-Tübchen.

lg Paul

von Ernst O. (ernstj)


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Klebstoffe mit guter Wärmeleitfähighkeit enthalten wärmeleitfähige 
Füllstoffe. Diese haben meist eine höhere Dichte als der Klebstoff 
alleine, neigen daher dazu, sich am Boden des Gefässes abzusetzen. Tip: 
in Kühlschrank oder Tiefkühler aufbewahren, regelmässig wenden.

Für die Wärmeleitfähigkeit einer Klebestelle ist eine geringe 
Schichtdicke bei gleichzeitig grosser Klebefläche wichtiger als die 
Wärmeleitfähigkeit des Klebstoffes. Wärmeleitklebstoffe, die wie 
Dichtmassen bei Luftkontakt aushärten, sind grober Unfug. Probier mal, 
ob Du mit einem "normalen" Klebstoff nicht doch zurecht kommst.

: Bearbeitet durch User
von Klaus W. (mfgkw)


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Ich habe seit Jahren den hier im Auto liegen:
http://www.reichelt.de/WK-709-5ML/3/index.html?&ACTION=3&LA=446&ARTICLE=35418&artnr=WK+709-5ML&SEARCH=w%E4rmeleitkleber

Ich brauche ihn nur gelegentlich, und er ist noch lecker wie am ersten 
Tag.

Er härtet bei Luftabschluß, also in einem engen Spalt (ähnlich wie 
Loctite).

"Normalen" Kleber würde ich mir sparen, es sei denn du weisst, was er 
bei über 100°C macht (Epoxydharz macht da langsam den Abflug).

von Ernst O. (ernstj)


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Klaus W. schrieb:
> Ich habe seit Jahren den hier im Auto liegen:
> 
http://www.reichelt.de/WK-709-5ML/3/index.html?&ACTION=3&LA=446&ARTICLE=35418&artnr=WK+709-5ML&SEARCH=w%E4rmeleitkleber
>
> Ich brauche ihn nur gelegentlich, und er ist noch lecker wie am ersten
> Tag.
>
> Er härtet bei Luftabschluß, also in einem engen Spalt (ähnlich wie
> Loctite).
>
> "Normalen" Kleber würde ich mir sparen, es sei denn du weisst, was er
> bei über 100°C macht (Epoxydharz macht da langsam den Abflug).

Den würde ich nicht gerade als Wärmeleitklebstoff bezeichnen bei 0,1 
W/m.K, da haben andere ungefüllte Klebstoffe ähnliche bzw. höhere Werte.
Und dass Epoxies schlechtere Wärmealterung haben sollen als dieser 
Acrylatklebstoff ist mir neu.

Aber abgesehen vom Marketing Tamtam ist das hier einer von der Sorte, 
die ich meinte:"normal", keine Füllstoffe und damit keine herausragende 
Wärmeleitfähigkeit - und funktioniert wahrscheinlich auch ganz gut.

von Klaus W. (mfgkw)


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Ernst O. schrieb:
> Den würde ich nicht gerade als Wärmeleitklebstoff bezeichnen bei 0,1
> W/m.K, da haben andere ungefüllte Klebstoffe ähnliche bzw. höhere Werte.

Erstens ist er ungefüllt, und zweitens nicht dazu da, um einen 
Zentimeter Spalt zu überbrücken, sondern kleine Lücken zu füllen, wenn 
Kühler direkt auf Chip gedrückt wird. Da kommt es nicht auf den 
Wärmeleitwert an, siehe Post von Ernst Oellers (falls er dir bekannt 
vorkommt :-)

von Klaus W. (mfgkw)


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Ernst O. schrieb:
> Und dass Epoxies schlechtere Wärmealterung haben sollen als dieser
> Acrylatklebstoff ist mir neu.

Um UHU plus zu lösen, wird empfohlen ihn auf 100°C zu erwärmen. Dann 
wird er wieder zu Pudding.
Es geht nicht um Wärmealterung, sondern um Warmfestigkeit.

: Bearbeitet durch User
von Pandur S. (jetztnicht)


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Ich verwende jewils Silikonfett, das ist unbegrenzt lagerbar. Und laesst 
sich auf einen beliebig duennen Film verteilen.

von Klaus W. (mfgkw)


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Was die Frage nach einem Wärmeleitkleber jetzt etwas unscharf 
beantwortet.

von Paul H. (powl)


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Klaus W. schrieb:
> Ich habe seit Jahren den hier im Auto liegen:
> 
http://www.reichelt.de/WK-709-5ML/3/index.html?&ACTION=3&LA=446&ARTICLE=35418&artnr=WK+709-5ML&SEARCH=w%E4rmeleitkleber
>
> Ich brauche ihn nur gelegentlich, und er ist noch lecker wie am ersten
> Tag.
>
> Er härtet bei Luftabschluß, also in einem engen Spalt (ähnlich wie
> Loctite).
>
> "Normalen" Kleber würde ich mir sparen, es sei denn du weisst, was er
> bei über 100°C macht (Epoxydharz macht da langsam den Abflug).

Sehe ich das richtig, dass dieser Kleber dann aber erst mal erwärmt 
werden will um auzuhärten?

von Ernst O. (ernstj)


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Paul H. schrieb:
> Sehe ich das richtig, dass dieser Kleber dann aber erst mal erwärmt
> werden will um auzuhärten?

Nein, der härtet anaerob, also wenn er keine Luft mehr kriegt, wie z.B. 
in einem engen Spalt.

von Daniel H. (Firma: keine) (commander)


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Paul H. schrieb:
> Sehe ich das richtig, dass dieser Kleber dann aber erst mal erwärmt
> werden will um auzuhärten?

Nein, er härtet unter Wärmeeinwirkung nur schneller aus.

von radiostar (Gast)


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Ernst O. schrieb:
> Nein, der härtet anaerob, also wenn er keine Luft mehr kriegt, wie z.B.
> in einem engen Spalt.

Dazu die Frage eines Unwissenden mit der Bitte um Erleuchtung:

Wenn der Papp unter Luftentzug aushärtet, warum wird er nicht schon in 
der Spritze fest - da hat er doch auch keine Luft??

von Klaus W. (mfgkw)


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doch, genau deshalb ist etwas Luft in der Spritze.
Steht aber bei dem Link auf Reichelt oben auch dabei...

von Paul H. (powl)


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Ja, aber woher weiß der Kleber der sich ganz unten in der Spritze 
befindet, dass oben noch etwas Luft ist? Dürfte der dann nicht 
allmählich von innen langsam aushärten? Wie funktioniert so was? Kann 
mir das grad schlecht vorstellen.

von Won K. (Firma: Outside the Asylum) (the_sane)


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radiostar schrieb:
> warum wird er nicht schon in
> der Spritze fest - da hat er doch auch keine Luft?

Wird er, wenn Du nicht etwas Luft in der Spritze läßt.

von Klaus W. (mfgkw)


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Paul H. schrieb:
> Ja, aber woher weiß der Kleber der sich ganz unten in der Spritze
> befindet, dass oben noch etwas Luft ist? Dürfte der dann nicht
> allmählich von innen langsam aushärten? Wie funktioniert so was? Kann
> mir das grad schlecht vorstellen.

Welche Magie dahinter steckt, weiß ich auch nicht.
Aber bei meinen Fläschchen mit Schraubensicherung funktioniert das seit 
Urzeiten prima, auch wenn ich es nicht richtig verstehe.
Vielleicht steckt auch etwas mikromolekulares dahinter, also wenn das 
Volumen zwischen den benachbarten Oberflächen gegen 0 geht oder sowas.

Wenn man kurz googelt:
https://de.wikipedia.org/wiki/Klebstoff
...
Anaerob härtende Klebstoffe

Diese Gruppe von Klebstoffen wird als 1K-System angewendet. Die 
eingesetzten Monomere von (modifizierten) Acrylsäure-Estern härten 
ebenfalls nach einem Radikalketten-Mechanismus ähnlich den 
Methylmethacrylaten aus. Das Besondere dabei ist, dass die Härtereaktion 
nur unter Ausschluss von Sauerstoff (anaerob) und in Anwesenheit von 
Metallionen stattfindet, etwa wenn der Klebstoff in einer engen 
metallischen Fuge von der Umgebungsluft abgeschlossen wird.

Es können nur metallische Werkstoffe damit geklebt werden. Da für die 
Aushärtung freie Metallionen als Reaktionspartner benötigt werden, muss 
mindestens ein Fügepartner in der Lage sein, freie Metallionen 
abzugeben. Bei Metall-Nichtmetall-Verklebungen empfiehlt sich der 
Einsatz eines Aktivators. Besonders bei Metallen mit hohen passiven 
Eigenschaften wie Chrom- und Edelstählen kann es aufgrund des 
Ionenmangels zu Fehlklebungen kommen. Die Hauptanwendungsgebiete dieser 
Klebstoffe sind die Schraubensicherung sowie die Wellen- und 
Flanschverklebung. Verklebungen dieser Art sichern die mechanische 
Verbindung der Metallteile und durch das Abdichten der Verbindungsstelle 
schützen sie gleichzeitig vor Korrosion.
...

Vielleicht ist das mit der Luft in der Flasche auch nur Show, und es 
kommt auf die Metalloberflächen an...

: Bearbeitet durch User
von Ernst O. (ernstj)


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Klaus W. schrieb:
> Vielleicht ist das mit der Luft in der Flasche auch nur Show, und es
> kommt auf die Metalloberflächen an...

Das mit der Luft ist keine Show. Luftsauerstoff behindert die Aushärtung 
und Metallionen beschleunigen sie.

von Paul H. (powl)


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Ja aber wenn ich nur im vorderen Teil der Spritze Luft habe und der 
hintere Teil komplett mit Kleber gefüllt ist, habe ich doch am Grunde 
der Spritze quasi anerobe Bedigungen. Nur ohne Metall-Ionen. Denn wenn 
das bisschen Luft oben in der Spritze mit ihrer Wirkung einige cm in den 
Kleber hineinreicht, vor Ort am Grunde der Spritze also noch 
Luftsauerstoff zu finden ist, dann müsste er ja im Kleber enthalten 
sein. Welchen Antrieb hat er dann, zu entweichen, sobald sich der Kleber 
in einem engen Spalt befindet?

Und wenn ich noch Metall-Ionen dafür brauche, bedeutet das, dass ich 
damit keine eloxierten Kühlkörper kleben kann? Oder haben die da dann 
getrickst?

: Bearbeitet durch User
von Crazy Harry (crazy_h)


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Paul H. schrieb:
> Und wenn ich Metall-Ionen dafür brauche, bedeutet das, dass ich damit keine
> eloxierten Kühlkörper kleben kann? Oder haben die da dann getrickst?

Das könnte der Grund sein, wieso der bei mir nie richtig gehalten hat :(

von Klaus W. (mfgkw)


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Ich rauhe ohnehin immer etwas auf, bevor ich klebe; Glück gehabt :-)

von Ernst O. (ernstj)


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Wie in dem Datenblatt zu sehen, das bei Reichelt hinterlegt ist: Haftung 
auf Alu geht nicht so schnell wie auf Stahl. Und Eloxal ist noch 
schwieriger. Aufrauen ist da eine gute Idee, Aktivatorspray sicherlich 
auch. Um Versuche kommt man da nicht herum.

Der Sauerstoff muss übrigens nicht entweichen, um die Aushärtung zu 
ermöglichen, er muss nur unwirksam gemacht werden. Wennn er entweicht 
kann es allerdings auch losgehen mit der Aushärtung.

von Paul H. (powl)


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So richtig gefallen tut mir das nicht. Wo kriegt man denn so ein 
Aktivator-Spray her? Ich nehme mal an da muss es ja schon ein bestimmtes 
sein?

Da wäre mir 2K-Kleber lieber, der mit anmischen dann auch garantiert 
aushärtet. Allerdings welcher, der nicht bei 100° schon weich wird oder 
nach 1 Jahr in der Tube bereits von alleine aushärtet (wie der teure 
Arctic cooling)

von Ernst O. (ernstj)


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geh doch mal mehr an den Anfang des threads und rufe dann den Artikel 
bei Reichelt auf, dann das Datenblatt. Darin findest du Hinweise auf 
zwei geeignete Aktivatoren.
Dann gibt es noch Suchmaschinen, die zum Thema ANAEROBER KLEBSTOFF 
vieles zutage fördern, sowohl Produkte als auch erklärende Literatur.
Eloxal ist auch für 2K Kleber eine Herausforderung. Am Ende gilt immer 
noch: probieren geht über studieren. Immer. Egal ob anaerob oder 2K 
oder...

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