Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Kalibrierdatenverlust Fluke 8846A


von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Hallo,

ich musste kürzlich feststellen, dass sich unser Multimeter Fluke 8846A 
plötzlich um ca. 2,4% verstellt hat. Dieser Messfehler besteht in allen 
Messbereichen, so dass ich darauf tippe, dass entweder ein Defekt der 
Referenzspannungsquelle (LM399) oder ein Verlust der Kalibrierdaten 
vorliegt. Irgendwann vor ein paar Jahren hatte ich ich ein 
Firmwareupdate durchgeführt. Bemerkt habe ich den Fehler beim Vergleich 
mit einem frisch kalibrierten Agilent 3458A. Interessanterweise ist die 
prozentuale Messabweichung beider Geräte in allen Spannungs- und 
Strommessbereichen auf etliche Stellen identisch.

Hat jemand schon etwas Ähnliches bei dieser Baureihe von Multimetern 
(8845, 8845A, 8846, 8846A, DMM4040, DMM4050) beobachtet?

Ich werde das Gerät demnächst zu einer erneuten Kalibrierung und Justage 
einschicken und werde vielleicht auch von dem Kalibrierlabor erfahren, 
ob ein Defekt vorliegt.

: Bearbeitet durch User
von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Ach so, noch ein Nachtrag: Ich habe niemals eine Fehlermeldung des 
Multimeters erhalten, aus der ersichtlich sein könnte, dass die 
Kalibrierdaten gelöscht oder beschädigt worden sein können.

von Elektrofan (Gast)


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> ... um ca. 2,4% verstellt ...

Kann man die Referenzspanungsquelle prüfen ?

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Elektrofan schrieb:
>> ... um ca. 2,4% verstellt ...
>
> Kann man die Referenzspanungsquelle prüfen ?

Die LM399 ist zwar extrem driftarm, besitzt aber eine recht hohe 
anfängliche Streuung der Ausgangsspannung von bis zu +/-2%. Da mir 
natürlich dieser Wert nicht bekannt ist, kann ich ihn auch nicht mit dem 
aktuellen vergleichen.

Das Gerät muss zum Kalibrieren und Justieren ohnehin eingeschickt 
werden, da die genaue Kalibrierprozedur von Fluke nicht offengelegt 
wurde und zudem ein spezielles Programm benötigt wird. Daher will ich es 
auch nur ungern vorher öffnen.

Es könnte ja sein, dass hier irgendjemand auch schon solch ein Problem 
hatte, welches ggf. auf eine Beschädigung/Löschung der Kalibrierdaten 
zurückzuführen war. Ich fände es nur reichlich doof, wenn die Daten ein 
"Verfallsdatum" hätten und danach einfach wieder Defaultwerte angenommen 
werden. Oder hat womöglich Fluke absichtlich eine Funktion eingebaut, 
mit deren Hilfe die Kalibrierdaten nach Überschreiten des gewünschten 
Kalibrierintervals verändert werden?

: Bearbeitet durch User
von Автомат К. (dermeckrige)


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Andreas S. schrieb:
> Dieser Messfehler besteht in allen
> Messbereichen, so dass ich darauf tippe, dass entweder ein Defekt der
> Referenzspannungsquelle (LM399) oder ein Verlust der Kalibrierdaten
> vorliegt.

Klingt zumindest plausibel.

Andreas S. schrieb:
> Irgendwann vor ein paar Jahren hatte ich ich ein
> Firmwareupdate durchgeführt. Bemerkt habe ich den Fehler beim Vergleich
> mit einem frisch kalibrierten Agilent 3458A.

Interessant. Woher hattest Du das FW-Update bekommen? Ich habe für mein 
8846A mal eines gesucht, aber nie gefunden.
Könnte es nicht sein, dass Dein FW-Update die Kalibrierdaten im 
Multimeter zumindest teilweise überschrieben hat und Du den Fehler von 
2,4% mit rumgeschleppst hast? Bei Standardmessungen, mal eben 
Versorgungsspannung überprüfen u.ä. fällt das nicht unbedingt gleich 
auf...

Andreas S. schrieb:
> Ich werde das Gerät demnächst zu einer erneuten Kalibrierung und Justage
> einschicken und werde vielleicht auch von dem Kalibrierlabor erfahren,
> ob ein Defekt vorliegt.

Wo schickt ihr eure Geräte hin? Meines wäre auch zur Kalibrierung 
fällig. Bei GMC-I habe ich bereits mal geschaut, da sind nach der ihrer 
Preisliste die Fluke-Multimeter mit am günstigsten zu kalibrieren :-)

von Автомат К. (dermeckrige)


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Andreas S. schrieb:
> Das Gerät muss zum Kalibrieren und Justieren ohnehin eingeschickt
> werden, da die genaue Kalibrierprozedur von Fluke nicht offengelegt
> wurde und zudem ein spezielles Programm benötigt wird.

Ein Calibration Manual gibt es zumindest auf der US-Seite von Fluke:

http://us.flukecal.com/products/data-acquisition-and-test-equipment/bench-multimeters/8845a8846a-65-digit-precision-multime?quicktabs_product_details=4

Beim kurzen Blick hinein scheint das schon so, dass alle 
Kalibrierschritte darin beschrieben wären, inkl. eines kleinen 
Basic-Programms.

Andreas S. schrieb:
> Hat jemand schon etwas Ähnliches bei dieser Baureihe von Multimetern
> (8845, 8845A, 8846, 8846A, DMM4040, DMM4050) beobachtet?

Nein. Meines wurde vor 3 Jahren das letzte Mal kalibriert. Sowohl der 
Vergleich mit einer 10V Referenz (AD581U) als auch mit einem HP 3478A 
zeigt plausible Werte.

Andreas S. schrieb:
> Es könnte ja sein, dass hier irgendjemand auch schon solch ein Problem
> hatte, welches ggf. auf eine Beschädigung/Löschung der Kalibrierdaten
> zurückzuführen war.

Neben dem bereits erwähnten FW-Update, gäbe es vielleicht noch die wage 
Möglichkeit, dass die Kalibrierdaten durch die interne 3V-Lithium-Zelle 
gepuffert werden und diese sich mitlerweile entladen hat... Diese 
Anspielung wurde zumindest mal im EEV-Blog beim Teardown geäußert :-)

Andreas S. schrieb:
> Ich fände es nur reichlich doof, wenn die Daten ein
> "Verfallsdatum" hätten und danach einfach wieder Defaultwerte angenommen
> werden. Oder hat womöglich Fluke absichtlich eine Funktion eingebaut,
> mit deren Hilfe die Kalibrierdaten nach Überschreiten des gewünschten
> Kalibrierintervals verändert werden?

Ein bisschen arg viel Paranoia... Das wäre in den einschlägigen Foren 
bereits ausführlich gewürdigt worden - zumal das 8846A schon ein paar 
Jährchen im Feld ist.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Автомат К. schrieb:
> Interessant. Woher hattest Du das FW-Update bekommen? Ich habe für mein
> 8846A mal eines gesucht, aber nie gefunden.

Das letzte veröffentlichte Firmware-Update stammt offenbar von 2008. Im 
Anhang befindet sich ein Screenshot des Displays mit allen 
Versionsinformationen.

> Könnte es nicht sein, dass Dein FW-Update die Kalibrierdaten im
> Multimeter zumindest teilweise überschrieben hat und Du den Fehler von
> 2,4% mit rumgeschleppst hast? Bei Standardmessungen, mal eben
> Versorgungsspannung überprüfen u.ä. fällt das nicht unbedingt gleich
> auf...

Das halte ich tatsächlich für sehr wahrscheinlich. Mich hatte zumindest 
mehrere Jahre lang die scheinbar(!) nicht ganz exakte Spannungsanzeige 
eines Labornetzteils (Hameg 7042-5) geärgert, und eigentlich wollte ich 
sie immer schon einmal selbst justiert haben.

Für den o.a. Vergleich hatte ich den Aufbau 8846A/3458A/7042-5 
verwendet, bei dem sich zeigte, dass die angezeigten Ausgangsspannungen 
wirklich auf alle Stellen genau mit dem 3458A übereinstimmten! Da war 
ich wirklich beeindruckt.

> Wo schickt ihr eure Geräte hin? Meines wäre auch zur Kalibrierung
> fällig. Bei GMC-I habe ich bereits mal geschaut, da sind nach der ihrer
> Preisliste die Fluke-Multimeter mit am günstigsten zu kalibrieren :-)

esz AG hat auf meine Anfrage leider nicht geantwortet. :-( Mir liegt 
aber ein Angebot von F-E-S vor: 134 EUR für eine Werkskalibrierung und 
67 EUR für die Justierung. Mit DAkkS-Zertifikat kostet die Kalibrierung 
257 EUR.

Ich habe mir gerade die Preisliste von GMC-I angeschaut. Dort wird 
leider nur die (immerhin DAkkS)-Kalibrierung für 183 EUR angeboten, aber 
nichts über die Kosten für eine Justierung erwähnt. Justieren die 
überhaupt Fremdgeräte?

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Автомат К. schrieb:
> Beim kurzen Blick hinein scheint das schon so, dass alle
> Kalibrierschritte darin beschrieben wären, inkl. eines kleinen
> Basic-Programms.

Da steht zwar drin, wie man den Kalibriermodus aktiviert, aber nicht, 
wie man die sehr viele Messschritte und nachfolgenden Berechnungen 
durchführt.

> Nein. Meines wurde vor 3 Jahren das letzte Mal kalibriert. Sowohl der
> Vergleich mit einer 10V Referenz (AD581U) als auch mit einem HP 3478A
> zeigt plausible Werte.

OK, vielleicht ist es ja wirklich ein Fehler der sehr frühen 
Firmwareversion, die ursprünglich auf meinem Gerät war. :-/

> Neben dem bereits erwähnten FW-Update, gäbe es vielleicht noch die wage
> Möglichkeit, dass die Kalibrierdaten durch die interne 3V-Lithium-Zelle
> gepuffert werden und diese sich mitlerweile entladen hat... Diese
> Anspielung wurde zumindest mal im EEV-Blog beim Teardown geäußert :-)

Ich würde erwarten, dass ein Gerät dieser Leistungsklasse einen dezenten 
Hinweis melden sollte, falls die Kalibrierung verlorengegangen sein 
sollte. Das Gerät ist ja sogar für Prüfstände im Avionikbereich 
zugelassen.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


Angehängte Dateien:

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Hier der Screenshot.

von Автомат К. (dermeckrige)


Angehängte Dateien:

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Andreas S. schrieb:
> Das letzte veröffentlichte Firmware-Update stammt offenbar von 2008. Im
> Anhang befindet sich ein Screenshot des Displays mit allen
> Versionsinformationen.

SW- und HW-Versionen scheinen bei mir neuerer zu sein. Interessant ist 
auch die Seriennummer - bei Dir deutlich höher als bei meinem. 
Allerdings gehe ich davon aus, dass die letzten zwei Stellen das 
Produktionsjahr darstellen.

Nach deinen Erfahrungen werde ich jetzt von einem FW-Update absehen... 
:-)

Andreas S. schrieb:
> Ich habe mir gerade die Preisliste von GMC-I angeschaut. Dort wird
> leider nur die (immerhin DAkkS)-Kalibrierung für 183 EUR angeboten...

Wie gesagt, auffällig erscheint dass bei GMC-I die Fluke-Geräte sehr 
günstig zu kalibrieren sind. HP (Keylent/Agisight) Tischmultimeter sind 
deutlich teurer, wobei die Kalibrierung per GPIB/Software ähnlich 
aufwendig sein dürfte. Selbst das 3478A kostet 301 €, wobei dieses 
deutlich weniger Funktionen besitzt.

Andreas S. schrieb:
> aber nichts über die Kosten für eine Justierung erwähnt. Justieren die
> überhaupt Fremdgeräte?

Gute Frage. Ich werde mal bei GMC-I anfragen und berichten.

Andreas S. schrieb:
> Ich würde erwarten, dass ein Gerät dieser Leistungsklasse einen dezenten
> Hinweis melden sollte, falls die Kalibrierung verlorengegangen sein
> sollte. Das Gerät ist ja sogar für Prüfstände im Avionikbereich
> zugelassen.

Die etwas krude, rudimentäre (tlw. auch verbugte) FW ist nicht unbedingt 
eines der Stärken des 884xA... ;-b

von Автомат К. (dermeckrige)


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Antwort von GMC-I heute erhalten (zugegeben - ich hab's auch verpennt 
und erst am letzten Freitag angefragt ;-b).

Die Preise in der Preisliste verstehen sich inkl. Justierung des 
Gerätes!!

Also, ab zu Gossen damit ;-)

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