Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Einheit Henry einfach erklärt


von Christian (dragony)


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Die Einheit Henry zur Spezifizierung einer Induktivität gehört zu den 
für mich schwerer zu verstehenden Dingen.

Gegeben ist eine Spule mit 1mH, Sättigungsstrom 20A, DC-Widerstand 0.1 
Ohm.
Eine ideale Spannungsquelle wird direkt an die Spule angeschlossen.
Eine Gleichspannung von 5V wird angelegt.

Darf ich das jetzt so verstehen, dass nach 1ms ein Strom von 5A fliesst? 
Nach 4ms wird ein Strom von 20A fliessen? Danach kommt die Spule in die 
Sättigung, was dazu führt, dass der Strom ab hier sehr steil ansteigt?

von MaWin (Gast)


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Du hast es doch verstanden.

Sie ist dasselbe wie das Farad, bloss Strom und Spannung sind 
vertauscht.

http://www.dse-faq.elektronik-kompendium.de/dse-faq.htm#F.33

von Helmut S. (helmuts)


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5V, 1mH, 0,1Ohm


Der Strom steigt beim Einschalten mit

di/dt = U/L = 5V/0,001H = 5000A/s = 5A/ms


Bei t=unendlich (falls deine Quelle 50A hergibt).

Imax = U/R = 5V/0,1Ohm = 50A


Wegen dem Ohmschen Widerstand steigt der Strom aber nicht mit konstanten 
5A/ms für alel Zeiten sondern nähert sich mit einer e-Funktion einem 
Maximalstrom.

i(t) = Imax*e^(-t/tau)


tau = L/R = 1mH/0,1Ohm = 10ms

i(t) = 50A*e^(-t/10ms)

von Peter D. (peda)


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Die Sättigung ist quasi wie für den Kondensator die maximale Spannung. 
Der Kondensator schlägt durch und der Strom steigt unendlich.

von Helmut S. (helmuts)


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> Sättigungsstrom 20A

Dieses Detail hatte ich vergessen.
Ab 20A steigt der Strom plötzlich ganz schnell an da die Spule auf Grund 
der Sättigung einen Großteil der Induktivität verliert. Ich mach dir mal 
ein Beispiel mit LTspice.

von Helmut S. (helmuts)


Angehängte Dateien:

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Hallo Christian,

hier das Beispiel simuliert mit LTspice und einer Spule mit Sättigung.
Bei meinem Spulenmodell fällt die Induktivität auf ca. 79% bei 20A.
LTspice ist ein kostenloses SPICE-Simulationsprogramm von www.linear.com
Einfach die datei spule_sat2.asc öffnen. Dann RUN. Am Ende dann "View-> 
Tile Vertically" um den Schaltplan links und den Plot auf der rechten 
Seite zu haben.

Gruß
Helmut

von Christian (dragony)


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Hallo Helmut,

danke für das umfangreiche Beispiel. Ich schaue mir mal jetzt genauer 
das LTspice an. Man hört ja dauernd davon.

von Jobst M. (jobstens-de)


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H sind Vs/A

Also Spannung mal Zeit pro Ampere.

1mH bedeutet also 1mVs um 1A zu erreichen. Also entweder 1s bei 1mV oder 
1ms bei 1V - oder eine andere Kombination, deren Produkt 1mVs ergibt.

Christian S. schrieb:
> Darf ich das jetzt so verstehen, dass nach 1ms ein Strom von 5A fliesst?

1mH = 1mVs/A = 5V*1ms/5A ... ja, richtig!

> Nach 4ms wird ein Strom von 20A fliessen? Danach kommt die Spule in die

1mH = 1mVs/A = 5V*4ms/20A ... auch richtig! Theoretisch.

Allerdings fällt durch den Strom am Innenwiderstand 2V (20A*0,1Ω) ab, 
wodurch die Spule zum Ende hin nur noch 3V sieht und dadurch länger 
benötigt um den Strom aufzubauen. (Reihenschaltung Innenwiderstand + 
ideale Spule) - Siehe e-Funktion oben!

> Sättigung, was dazu führt, dass der Strom ab hier sehr steil ansteigt?

Wenn eine Spule eine Sättigung hat, ist es keine Luftspule. Sobald sie 
in die Sättigung kommt (also kein magnetischer Fluß mehr vom 
Kernmaterial aufgenommen werden kann), ist nur noch die Luftspule (= 
sehr viel weniger Induktivität) vorhanden und der Strom steigt rasant 
bis zu dem Punkt, an dem der Strom durch den Innenwiderstand begrenzt 
wird. Bei 5V und 0,1Ω also bei 50A. Vorausgesetzt, die Umgebung macht 
das mit (Leitungswiderstände, in Reihe zur Spule geschaltete Bauteile, 
Strombegrenzung im Netzteil, ...)

Nun kommt ein komisches Phänomen: Die gesamten 5V fallen am 
Innenwiderstand ab (immerhin eine Leistung von 250W - aber das ist 
gerade egal). Trotzdem fließt der Strom weiter durch den idealen Anteil 
der Spule ohne das an dieser eine Spannung anliegt. Man könnte die 
ideale Spule nun kurz schließen und der Strom würde immer weiter 
fließen! Leider ist real in haushaltsüblichen Spulen immer ein 
Widerstand dabei, welcher bei einem Kurzschluß für einen an der Spule 
negativen Spannungsabfall sorgt und so den Strom sinken lässt. Bei 
Spulen aus Supraleitern geht das aber!


Gruß

Jobst

: Bearbeitet durch User
von Ma (Gast)


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Henry = vs pro A
(Vs ist eine Spannungs -Zeitfläche)
Das heißt z.B für eine Spüle mit 3mH, dass ich 3 mili - Sekunden 1 Volt 
anschließen muss, um 1A Strom zu erhalten.

Das gilt auch umgekehrt. Wird diese Spüle mit 3mH mit 1A entladen, so 
dauert der Stromfluss 3ms.

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