Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Tantal am Spannungsregler?


von Horst (Gast)


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Ich hab hier Spannungsregler TS1117CW-5,0 und möchte die auf eine kleine 
Platine machen. Im DB steht das am Ausgang des Reglers ein 10uF Tantal 
gehört.
Frage: Muss es Tantal sein? Wenn Elko dann "normal" oder low esr? Oder 
Kombination aus Elko und kleinem Keramik-C?
Was wäre die beste Lösung? Dran hängt ein 32bit uC und verschiedene 
Sensoren.

: Verschoben durch Admin
von Bernd R. (Firma: Promaxx.net) (bigwumpus)


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10uF Tantal kannst Du durch 10uF Keramik ersetzen.
Ein Elko ist zu lahm (ESR), ein Low-ESR-Elko könnte reichen, wenn man 
noch einen Keramik-C danebensetzt, also gleich einen X7R 10uF Kerko.
Tantal ist auf der Ausgangsseite des Reglers aber nicht grundsätzlich 
schlecht und schön klein als SMD.

von Georg (Gast)


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Horst schrieb:
> Muss es Tantal sein?

Es sollte kein Tantal sein, Tantal an niederohmigen Quellen sind ein 
Kunstfehler und explodieren, zwar selten aber immer noch viel häufiger 
als in einem zuverlässigen Gerät tragbar. Es sei denn, sie werden 
spannungsmässig massiv überdimensioniert, mindestens 16V für 5V 
Spannung.

Aufgrund dieser Erfahrungen findet man das heute kaum noch.

Georg

von H.Joachim S. (crazyhorse)


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Tantals versuche ich prinzipiell zu vermeiden (Coltan...)
Auch ist es ein Trugschluss, das Tantals prinzipiell sehr kleine ESRs 
hätten, da gibts erhebliche Spannen.
Ebenso ist es ein Trugschluss, dass sehr kleine ESRs prinzipiell gut 
seien hinter Spannungsreglern - manche mögen das gar nicht. Gerade bei 
LDOs ist Vorsicht geboten, an die Empfehlungen im Datenblatt sollte man 
sich halbwegs halten.
Also: ESR und Kapazität sollten passen, Kondensatortechnologie selbst 
ist nicht so wichtig.
Explodierte/abgebrannte Tantals hatte ich auch schon zur Genüge, das 
waren allerdings alles die schon etwas älteren Pillen. Vielleicht hat 
sich da inzwischen was getan? Weiss ich nicht.

Blind einen Tantal (und keine weiteren Angaben dazu) macht keinen 
besonders seriösen Eindruck. Geh mal zu Digikey und suche nach 10µ 
Tantal. Gibts von 90mR bis 30R....Alles egal, Hauptsache Tantal??

von hinz (Gast)


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Lies mal im Datenblatt des Originals: LT1117

von Tcf K. (tcfkao)


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H.Joachim S. schrieb:
> Vielleicht hat
> sich da inzwischen was getan?

Genau aus dem Grund gibt es inzwischen Tantals mit integrierter Fuse.
In den 1990ern habe ich für eine Firma gearbeitet deren mit 1-kW-PSU 
versorgten Bretter wegen falsch herum bestückter THT-Tantals regelrecht 
abgefackelt sind.
Und die Konfliktmaterial-Coltan-Situation ist dabei noch außen vor...

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Da der 1117 ein Linearregler ist, ist ein normaler Alu Elko der besseren 
Qualität sicher kein Tabu.
Viel wichtiger als dieser Kondensator sind beim MC immer die 
Abblockungs-C direkt am Chip, bei denen jedes Vcc/GND Pärchen die vom 
Hersteller empfohlenenen Werte bekommt.
Wenn man das beachtet und eine saubere Leiterbahnführung hat, klappt das 
gut.

von Lurchi (Gast)


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Die extrem kleinen ESR Werte von Keramischen Kondensatoren mögen einige 
Regler nicht. Da braucht man dann ggf. 0.1 Ohm oder so in Reihe.
Die Kombination Low ESR Elko und Keramisch geht aber in der Regel. Ein 
Problem der Al-Elkos ist, dass der ESR bei tiefer Temperatur deutlich 
ansteigt - da sind Ta Elkos deutlich besser.

von Timm T. (Gast)


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Georg schrieb:
> Es sollte kein Tantal sein, Tantal an niederohmigen Quellen sind ein
> Kunstfehler und explodieren

Auf der Ausgangsseite uninteressant, da der 1117 den Strom begrenzt.

Matthias S. schrieb:
> Viel wichtiger als dieser Kondensator sind beim MC immer die
> Abblockungs-C direkt am Chip

Das ist ein Low-Dropout-Regler in (komplementärer) Emitterschaltung, da 
sind die Weisheiten der 7805er Spannungsregler nicht direkt übertragbar.

Mindestens 10µ, eher 22µ low-ESR am Ausgang, sonst schwingt der. Aber 
der ESR sollte auch nicht zu klein werden, also nicht übertreiben.

Ein 10µ 16V Keramik-C in SMD kostet bei Reichelt nicht die Welt und 
passt hier hervorragend.

von Meister (Gast)


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Warum denn 16V Keramik C?

von hinz (Gast)


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Timm T. schrieb:
> Das ist ein Low-Dropout-Regler in (komplementärer) Emitterschaltung,

Sieht nicht so aus.

von Noch einer (Gast)


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>Warum denn 16V Keramik C?

Keramik hat einen recht seltsamen Effekt - je höher die Spannung desto 
kleiner die Kapazität. Dazu findet sich meist ein Diagramm im 
Datenblatt.

Wenn man die Nennspannung nicht ausnutzt, wird der Effekt kleiner. Man 
verliert z.B. 20% statt 50% der Kapazität.

von Rudolph R. (rudolph)


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Ganz ehrlich? Bei dem was man so an Datenblättern zu dem Ding findet, 
weg werfen und einen LDO von einem richtigen Hersteller einbauen.

Sowas wie einen MIC2954-02WS von Micrel.

Laut Taiwan Semiconductor gibt es auch keinen TS1117CW-5,0, bei Mouser 
steht zum Beispiel zum TS1117CW50 auch "abgekündigt" dabei.
Und beim Nachfolger TS1117B steht "Low-ESR Ceramic Capacitor (MLCC) 
Required
for Stability" im "Datenblatt" was mit 10µF und dem Symbol für einen 
gepolten Kondensator mal ziemlich wenig Sinn ergibt.

Man kann einen Tantal übrigens auch durch einen Keramik-C mit 
Reihen-Widerstand ersetzen.
Dazu hilft es aber auch, ein richtiges Datenblatt zu haben.

von Timm T. (Gast)


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hinz schrieb:
> Sieht nicht so aus.

Auf den zweiten Blick besser?

Die hohe Spannungsverstärkung dieses PNP macht die Schaltung 
schwinganfällig, weswegen relativ große Kapazität mit kleinem ESR 
gewünscht wird.

Der NPN ist dann nur der "Nachbrenner", so wie man früher den PNP-Zweig 
von Audioverstärkern mit einer Komplementärstufe aufgebaut hat, weil man 
NPN in höherer Leistung mit besseren Daten bekommen konnte.

Meister schrieb:
> Warum denn 16V Keramik C?
Noch einer schrieb:
> Keramik hat einen recht seltsamen Effekt - je höher die Spannung desto
> kleiner die Kapazität.

Grünau! Deswegen. Außerdem ist der 10µ 16V in 0805. Das ist schon 
kleiner als der vergleichbare Tantal.

Deswegen ist die Diskussion um das Kongo-Tantal in Mobiltelefonen auch 
Humbug. Ich hab seit Jahren kein Telefon mehr offen gehabt, wo noch 
Tantals drin waren. Das ist alles durch Keramik ersetzt.

Rudolph R. schrieb:
> und einen LDO von einem richtigen Hersteller einbauen.
> Sowas wie einen MIC2954-02WS von Micrel

Dir ist dabei aber die Kleinigkeit entgangen, daß der 2954 auch ein LDO 
in Emitterschaltung ist, auch einen etwas größeren Ausgangs-C braucht. 
Dabei liefert der 2594 nur ein Drittel des Stromes wie der 1117, daher 
der kleinere Ausgangs-C.

Das ist das Gleiche in Grün...

von Nase (Gast)


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Rudolph R. schrieb:
> von einem richtigen Hersteller einbauen.
>
> .. von Micrel.
Bwaha.

von (prx) A. K. (prx)


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Rudolph R. schrieb:
> Laut Taiwan Semiconductor gibt es auch keinen TS1117CW-5,0

Gab es schon, ist aber schlecht verfügbar. Was am mangelnden Bedarf 
liegen könnte, da der TS1117 im Betrieb maximal 7V am Eingang 
verträgt. Das ergibt bei 5V am Ausgang nur selten Sinn.

Auch deshalb kann man nicht alle 1117er über einen Kamm scheren. Diese 
Spannungseinschränkung gibts nur bei TS1117. Bei den LM1117 und LT1117 
sind es 15V.

Beim LM1117 findet man andererseits einen ESR-Bereich von 0,3-22 Ohm, 
also mindestens 0,3 Ohm, beim LT1117 wiederum stehen höchstens 0,5 
Ohm drin. Beim TS1117 steht wie so oft bei TSC nichts drin. Der 
Ausgangs-C hängt also stark vom exakten Typ ab, der Kerko des einen Typs 
kann beim anderen zum Problem werden.

: Bearbeitet durch User
von Georg (Gast)


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Timm T. schrieb:
>> Es sollte kein Tantal sein, Tantal an niederohmigen Quellen sind ein
>> Kunstfehler und explodieren
>
> Auf der Ausgangsseite uninteressant, da der 1117 den Strom begrenzt.

Ist durch praktische Erfahrung widerlegt. Ein Netzteil mit 12 V 1 A 
genügt für die Zerstörung vieler Tantals. Ausserdem ist das ganz einfach 
ein Denkfehler: die Strombegrenzung bewirkt keineswegs einen hohen 
dynamischen Widerstand, im Gegenteil, ein Netzteil sollte möglichst 
garkeinen Innenwiderstand haben, solange die Strombegrenzung nicht 
anspricht.

Georg

von Timm T. (Gast)


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Georg schrieb:
> Ein Netzteil mit 12 V 1 A
> genügt für die Zerstörung vieler Tantals.

Das Netzteil hat einen Ausgangselko, der sich in den Tantal am Eingang 
der Baugruppe entlädt, mit einem deutlich höheren Strom als 1A.

> dynamischen Widerstand, im Gegenteil, ein Netzteil sollte möglichst
> garkeinen Innenwiderstand haben, solange die Strombegrenzung nicht
> anspricht.

Beim LT1117 spricht die interne Strombegrenzung an und limitiert den 
Ladestrom in den Tantal auf max 1.2A. Das ist was ganz anderes, als wenn 
der Ausgangselko eines Steckernetzteils da 10-20A reinjagt.

von MaWin (Gast)


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Georg schrieb:
> Es sollte kein Tantal sein, Tantal an niederohmigen Quellen sind ein
> Kunstfehler und explodieren

Ein Spannungsregler ist keine niederohmige Quelle sondern eine 
strombegrenzte Quelle, das sollte der Tantal überleben. Im Datenblatt 
steht die Maximalstrombelastung.

Tantals explodieren, wenn man einen Schalter schliesst, vor dem eine 
Hochstromquelle ist (Akku oder Siebelko).

von Marko ⚠. (mos6502) Benutzerseite Flattr this


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von voltwide (Gast)


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Timm T. schrieb:
> hinz schrieb:
>> Sieht nicht so aus.
>
> Auf den zweiten Blick besser?

Nö, ist auch auf den 2. Blick kein komplementärer Emitterfolger!

von Timm T. (Gast)


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voltwide schrieb:
> ist auch auf den 2. Blick kein komplementärer Emitterfolger!

Der EmitterFOLGER ist eine Kollektorschaltung, ich schrieb 
EmitterSCHALTUNG.

Mach mal Hausaufgaben:

https://de.wikipedia.org/wiki/Transistorgrundschaltungen
http://www.elektronik-kompendium.de/sites/slt/0204302.htm
http://www.elektronik-kompendium.de/sites/slt/0204133.htm

Zur Komplementärschaltung:

https://de.wikipedia.org/wiki/Sziklai-Paar

Die "alten" Spannungsregler sind in Kollektorschaltung = Emitterfolger
- hohe Stromverstärkung
- geringe Spannungsverstärkung
=> wenig Schwingneigung
- hoher Dropout für die Regelung und die BE-Strecke

Die LDO sind in Emitterschaltung
- geringe Stromverstärkung, daher die Komplementärschaltung
- hohe Spannungsverstärkung
=> Schwingneigung bei zu kleinem C am Ausgang
- geringer Dropout, weil "von unten" geregelt

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