Forum: HF, Funk und Felder Funkabnahme eigener PCB mit nRF24L01


von Björn G. (tueftler)


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Hallo Leute ;)

Hätte einmal eine ganz allgemeine Frage bezüglich Funkabnahme bei einer 
entwickelten PCB.
Wenn ich ein nRF24L01-Modul in ein Projekt integriere, dann sollte der 
Hersteller dessen ja schon die Prüfung des gesamten Moduls durchgeführt 
haben.
Oder ist das eher Sache des Chipherstellers?

Wenn ich nun den Chip selbst auf meine Platine setze und laut Appmanual 
die Verschaltung exakt so aufbaue wie der Hersteller es beschreibt, muss 
ich dann trotzdem die Platine abnehmen lassen oder ist es damit 
hinfällig?

Denke hier sind einige die damit schon Erfahrung haben ;)

Grüße, Björn

von KR (Gast)


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Such mal im Forum nach CE!

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Björn G. schrieb:

> Wenn ich ein nRF24L01-Modul in ein Projekt integriere, dann sollte der
> Hersteller dessen ja schon die Prüfung des gesamten Moduls durchgeführt
> haben.

Das musst du schon den Hersteller des Moduls fragen.

> Oder ist das eher Sache des Chipherstellers?

Der kann nur sicherstellen, dass der Chip bei sachgerechter Montage
auf ein Board und sachgerechter Programmierung überhaupt in der
Lage ist, die Bedingungen der jeweiligen Legislation einzuhalten.

> Wenn ich nun den Chip selbst auf meine Platine setze und laut Appmanual
> die Verschaltung exakt so aufbaue wie der Hersteller es beschreibt, muss
> ich dann trotzdem die Platine abnehmen lassen oder ist es damit
> hinfällig?

Das wiederum hängt von der Legislation ab, in der du unterwegs bist.

In FCC-Land (USA, Kanada) wirst du nicht um Messungen umhin kommen.

In ETSI-Land (größerer Teil Europas) erklärst du ohnehin nur selbst die
Konformität deines Geräts mit den Regelungen, und bringst als Ausdruck
dieser Konformität das CE-Logo an.

Wie du zu deiner Konformitätserklärung gekommen bist, spielt erstmal
keine große Rolle.  Du musst dir eben nur sehr sicher sein, dass du
es bist, und im Falle eines Falles wird man hinterfragen, worauf diese
deine Erkentnis basiert.  Wenn man zu der Schlussfolgerung kommt, dass
du dir dabei nur eine vermeintlich teure Messung ersparen wolltest,
dann gilt der Grundsatz, dass die (Ordnungs-)Strafe den erlangten
wirtschaftlichen Vorteil übersteigen sollte, d. h. sie wird höher
ausfallen als die Kosten des Messlabors.

: Bearbeitet durch Moderator
von Björn G. (tueftler)


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Danke Jörg für die tolle Erklärung!
D.h. auch wenn ich einen Funk-Transceiver eines Herstellers nutze kann 
ich mir nicht sicher sein, dass dieser auch schon für das im Verkauf 
stehenden Land zugelassen ist?
Der nRF ist nun nur einmal ein Beispiel gewesen, es könnte genauso ein 
Aureal, EnOcean oder Amber Wireless sein...

Also wenn der Hersteller nicht explizit eine schon erfolgte Abnahme 
zertifiziert, kann es sein, dass man es gar nicht nutzen kann/darf.
Hier geht es erst einmal nur um Europaweite.

Die in DE ankommenden China-Module sind also evtl. nicht legal in 
Deutschland zu nutzen.

Sehe ich das richtig?

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Björn G. schrieb:

> Also wenn der Hersteller nicht explizit eine schon erfolgte Abnahme
> zertifiziert, kann es sein, dass man es gar nicht nutzen kann/darf.

Ich habe mal ein paar Jahre bei einem Hersteller für Funk-ICs
gearbeitet.  Da stand es schon mit auf dem Plan, dass man für ein
mit dem IC aufgebautes Modul durch die diversen Messungen und
Zertifizierungen zumindest einmal ordentlich durchgekommen ist,
denn erst danach kann man sich sicher sein, dass man das auch so
vermarkten kann.

Ich vermute mal, dass andere seriöse Hersteller das ähnlich handhaben
werden.

Trotzdem wird natürlich der Chip selbst nicht als „FCC-konform“
oder dergleichen vermarktet, weil sich eben die Konformität nur
im Gesamtverbund aus Chip, Platinendesign und Firmware feststellen
lässt.

Bei Modulen sieht es schon anders aus: diese können im Zusammenhang
mit einer konkreten Firmware durchaus auch zertifiziert sein.  Bei
Dresden Elektronik beispielsweise findest du für alle Module die
Aussage „FCC compliant“, für zwei aus dem ganzen Programm jedoch auch
„FCC certified“, d. h. bei diesen haben sie die Übereinstimmung mit
den Regelungen tatsächlich offiziell feststellen lassen.

> Die in DE ankommenden China-Module sind also evtl. nicht legal in
> Deutschland zu nutzen.

Möglich.  Als Module sind sie teilweise nicht eigenständig
CE-pflichtig (weil sie in der Lieferform gar nicht CE-fähig sind,
sondern eben erst noch Firmware brauchen, selbst aber gar keinen
Controller haben – siehe RFMxx).  In diesem Falle bist du als derjenige,
der sie verbaut (egal ob nun privat oder gewerblich) im rechtlichen
Sinne der „Inverkehrbringer“, der die Regelkonformität festzustellen
hat.

: Bearbeitet durch Moderator
von Thomas (Gast)


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Hallo Björn,

bei der Konformität mit der Funkrichtlinie 1999/5/EG kannst du bei 
bereits vom Chiphersteller durchgeführten Prüfungen am Funkteil nach den 
einschlägigen ETSI EN 300 xxx Normen (in Abhängigkeit vom verwendeten 
Frequenzband usw.) evtl. um eine erneute Prüfung herumkommen. Das hängt 
davon ab, wie du diesen verwendest und einbaust. Hier gibt es aber einen 
Guide der ETSI wie du zu verfahren hast. Siehe ETSI TR 102 070-1 bzw. 
-2.

Um was du aber nicht herumkommst ist eine Prüfung der EMV zu machen 
(Richtlinie 2004/108/EG) da du ja nicht nur den Funkteil hast, sondern 
auch ein elektronisches Gerät um den Funkchip "herum" baust. Das gesamte 
Produkt als solches muss daher auf jeden Fall auf EMV gemessen werden.

Um auf deine Frage zu kommen, es gibt sehr wohl Module aus China, die 
mit EU-Richtlinien konform sind.

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