Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik 0-20 mA galvanisch getrennt, wirklich notwendig?


von Michael_SS (Gast)


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Hallo.

Ich habe ein Gerät mit zwei 0-20 mA Stromausgängen aufgebaut. Diese 
werden mit einem XTR111 umgesetzt und dienen der analogen Ausgabe von 
zwei unabhängigen Messgrößen....
Als Anschluss nach außen habe ich jeweils I+ und I- vorgesehen, wobei I- 
mit der Spannungsversorgungsmasse verbunden ist, d.h. gemeinsames 
Bezugspotential mit der Spannungsversorgung hat.

Das Gerät sitzt irgendwo im Feld, das ist nicht weiter definiert und 
wird aus der Ferne (Netzteil auf Hutschiene in Schaltschrank) mit 
Spannung 24VDC versorgt.

Nun zu meiner eigentlichen Frage. Wenn ich die Stromausgänge unabhängig 
von dem Bezugspotential der Spannungsversorgung nutzen möchte, ist es 
dann zwingend, dass ich eine galvanische Trennung einbaue? Oder genügt 
es wenn man nur I+ verkabelt und der Strom zu einem fremden Potential 
abfließt?

Vielen Dank im Voraus für ein entsprechendes Feedback.

von WehOhWeh (Gast)


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"I+ verkabelt und der Strom zu einem fremden Potential
abfließt?"

Regel  Nr. 1:
Strom fließt immer in Kreisen. Immer. Es gibt KEINE Ausnahme.
Zur Not durch Erde, die Luft oder als Verschiebungsstrom.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Michael_SS schrieb:
> Wenn ich die Stromausgänge unabhängig von dem Bezugspotential der
> Spannungsversorgung nutzen möchte, ist es dann zwingend, dass ich eine
> galvanische Trennung einbaue?
Dann brauchst du eine eigene Versorgung für den Stromausgang. Denn 
Potentialtrennung bedeutet: getrennte Massen und getrennte Versorgungen.

Mein Vorschlag: zeihne mal eine Skizze, wie du das verkabeln willst. 
Evtl. kommt man dann drauf, welches Problem du hast...

: Bearbeitet durch Moderator
von Michael_SS (Gast)


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WehOhWeh schrieb:
> Strom fließt immer in Kreisen. Immer. Es gibt KEINE Ausnahme.
> Zur Not durch Erde, die Luft oder als Verschiebungsstrom

Danke, das war mir schon klar. Aber vielleicht noch ein paar Worte zum 
fremden Potential.

In einer Werkhalle (die prinzipiell die gleiche Erde hat) kann es sein, 
dass die Spannungsversorgung aus der einen Ecke der Halle kommt und der 
Stromausgang in die andere Verläuft. Trotz "gleicher" Erde kann es doch 
nun sein, dass Potentialunterschiede entstehen. Was passiert mit meinen 
Stromausgängen, wenn ich nur I+ verdrahte und I- quasi in der Ferne die 
"gleiche" Erde darstellt und dazwischen (Erde und "gleiche" Erde) ein 
Potentialunterschied auftritt.

Ich werde noch eine Skizze anfertigen und mit rein stellen.

von M. K. (sylaina)


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Michael_SS schrieb:
> Was passiert mit meinen
> Stromausgängen, wenn ich nur I+ verdrahte und I- quasi in der Ferne die
> "gleiche" Erde darstellt und dazwischen (Erde und "gleiche" Erde) ein
> Potentialunterschied auftritt.
>
> Ich werde noch eine Skizze anfertigen und mit rein stellen.

Wenn die Bürde ausreichend ist sollte mit deinem Stromsignal nichts 
passieren, das ist ja der Trick an der Stromschleife, die 
Potentialunterschiede stören nicht mehr für die Messung ;)

von Georg (Gast)


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Michael_SS schrieb:
> ist es
> dann zwingend, dass ich eine galvanische Trennung einbaue?

Nicht unbedingt - es kann ja sein, dass der 20mA-Eingang, mit dem du 
verbindest, bereits galvanisch getrennt ist. Zweimal trennen ist nicht 
nötig, aber: wenn du nix genaues weisst musst du wohl auf Nummer Sicher 
gehen und auf deiner Seite eine Trennung vorsehen.

Georg

von Michael_SS (Gast)


Angehängte Dateien:

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So ich habe mal ein Skizze erstellt. Dabei habe ich die beiden 
Stromausgänge dargestellt und zwei Steuerungen angedeutet.
Ich gehe jetzt davon aus, dass alle Steuerungen und auch die 
Spannungsversorgung eine gemeinsame Erde haben, deren Verbindungen zu 
dieser Erde jedoch weit auseinander liegen können.

Wo muss ich jetzt die I- Leitungen anschließen, um keine Störströme 
(z.B. Ausgleichsströme) fließen zu lassen, die mir möglicherweise das 
Gerät beschädigen oder die Stromwerte beeinflussen?

Da die Anforderungen sehr allgemein gehalten sind (es muss immer 
funktionieren) und ich nicht alle möglichen Beschaltungen / Geräten mit 
Stromeingängen kenne, fällt es mir schwer zu entscheiden, wie ich mit 
den Stromausgängen verfahren soll.

Eine galvanische Trennung kann man umsetzen im Gerät (kostet einiges). 
Wenn dieser aber nicht unbedingt notwendig ist, wenn man nur I+ 
verdrahtet und als Rückleiter die "gemeinsame" Erde annimmt und dabei 
nix passiert wäre das die vorzuziehenden Methode. Jedoch muss ich diese 
begründen können.

Könnt ihr mir hier weiterhelfen?

von uwe (Gast)


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benutz i+ und i-

von uwe (Gast)


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und Twisted-Pair-Kabel

von Transmitter (Gast)


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Das funktioniert so, wie du das gezeichnet hast. Die Stromschleife wird 
in dem Fall über die Erde geschlossen. Voraussetzung: Die 
Potenzialdifferenz der Erdung ist nicht zu hoch. Eine Verbindung von I- 
würde möglicherweise Ausgleichsströme fließen lassen.
Die wenigsten Geräte haben von Haus aus eine galvanische Trennung 
eingebaut.

von M. K. (sylaina)


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Transmitter schrieb:
> Das funktioniert so, wie du das gezeichnet hast. Die Stromschleife wird
> in dem Fall über die Erde geschlossen.

Wie kommst du denn auf das schmale Brett?

Michael_SS schrieb:
> So ich habe mal ein Skizze erstellt.

Und jetzt suche einen Weg von I+ nach I- über den Verbraucher um einen 
geschlossenen Stromkreis zu erzeugen. Gibt es keinen ;)
Du könntest im Schaltschrank die 24 VDC z.B. erden, dann wäre ein 
geschlossener Stromkreis da.

von Gerd E. (robberknight)


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Michael_SS schrieb:
> In einer Werkhalle (die prinzipiell die gleiche Erde hat)

Das "prinzipiell" wage ich mal zu bezweifeln. Sie sollte eigentlich 
überall das gleiche Erdpotential haben. Aber wenn die Halle groß ist, 
die Kabel alt/falsch dimensioniert/kräftig belastet sind, ist es nicht 
unüblich, daß sich das Massepotential innerhalb der Halle merklich 
verschiebt.

Daher haben z.B. Bussysteme für solche Umgebungen wie z.B. RS485 auch 
einen Common-Mode-Bereich von -7 bis +12V. Und das wurde nicht so 
definiert, weil in der Industrie überall -7V-Netzteile verbaut werden 
oder die Entwickler ein paar Herausforderungen für die IC-Hersteller 
schaffen wollten.

von X4U (Gast)


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Michael_SS schrieb:
> Das Gerät sitzt irgendwo im Feld, das ist nicht weiter definiert und
> wird aus der Ferne (Netzteil auf Hutschiene in Schaltschrank) mit
> Spannung 24VDC versorgt.

Im Zweifel würde ich immer galvanisch trennen. Es sei denn du kannst 
alle Faktoren überblicken (was wohl nur selten der Fall ist).

Im Extremfall kannst du Potentiale so verschleppen das Menschen zu 
Schaden kommen, Brände über Ausgleichsströme auslösen oder auch Pfade 
schaffen wo der Blitz rein rauscht.

Da sind die Probleme die mit deinem Analogsignal auftreten können noch 
in weiter ferne weil das obige schon vor der Inbetriebnahme abgehen 
kann.

von Georg (Gast)


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X4U schrieb:
> Im Extremfall kannst du Potentiale so verschleppen

Ich hatte mal eine einige t schwere Werkzeugmaschine an ein NC-System 
anzuschliessen, leider war die überhaupt nicht geerdet ausser über die 
jetzt angeschlossene V24-Schnittstelle. Das hat zum teilweisen 
Verdampfen der Schnittstelle geführt. Mit galvanischer Trennung ist man 
auf der sicheren Seite.

Georg

von Peter R. (pnu)


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Auch Elektro-Schweißarbeiten in der Halle können da tolle Wirkung haben.

Einmal die Elektrode an der falschen Seite des Schweißspalts gezündet, 
und es vagabundieren hundert und mehr Ampere durch die geerdeten 
Eisenkonstruktionen.

Wenn diesen Ampere dann der bequeme Umweg über Kupferleitungen von einem 
geerdeten Punkt zum andren geboten wird, fließen dann  über 0,5 Quadrat 
(oder so) zehn oder mehr Ampere.

Natürlich müssen die Stromkreise an einem Punkt geerdet sein. Aber NUR 
an einem Punkt, wenn es sich um ausgedehnte Systeme handelt.

Schon in der Hausinstallation erdet man jedes Gerät für sich an einer 
Sammelschiene im Verteilerkasten und nicht einfach am nächsten geerdeten 
Gerät. (obwohl man sich da eine ganze Menge Nullleitungen sparen 
könnte.)
Aber die Nullleitungen sind eben keine Nullleitungen, sondern 
Rückleitungen, wenn  mans genau nimmt.

: Bearbeitet durch User
von Volker S. (sjv)


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Hallo,

auf der Empfängerseite ist der 0-20 mA Eingang normalerweise floatend, 
man kann da auch mehrere in Reihe schalten, deswegen mußt Du die Masse 
anschliessen. Der Empfänger ist typisch ein Differenzverstärker mit 
Burdenwiderstand.

MfG

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