Forum: Offtopic Wechselschaltung hat 70 V bei "aus"


von J. A. (gajk)


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Bin gerade dabei eine Leuchte zu montieren. 3 Kabel aus der Decke, 
bisher ne Renovierfassung dran, zuvor ein Kronleuchter.

Nun habe ich mit dem Phasenprüfer geprüft, ob die Schaltung auf "aus" 
ist. Ist ja gefährlich sonst.

Was stelle ich fest? der Phasenprüfer leuchtet mal HELL und mal weniger 
hell.

Spannungsmessgerät (Multimeter) zeigt 230 V bei "an" und 70 V bei aus.

Was kann da los sein, dass auf der Phase 70 Volt sind?

: Bearbeitet durch User
von Matthias L. (Gast)


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>zeigt 230 V bei "an" und 70 V bei aus.

Häng mal eine Last parallel zum Spannungsmesser. Zb eine 100W Glühlampe 
und miß dann nochmal.

von J. A. (gajk)


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Matthias L. schrieb:
>>zeigt 230 V bei "an" und 70 V bei aus.
>
> Häng mal eine Last parallel zum Spannungsmesser. Zb eine 100W Glühlampe
> und miß dann nochmal.

Hatte gerade ne 40er-Glühobst da: Die Spannung geht auf 0 Volt zurück.

von Johannes O. (jojo_2)


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Miss doch bitte sowas nicht mit einem Phasenprüfer, sondern mit einem 
anständigen Messgerät. Das Ding heißt nicht umsonst "Lügenstift"...

Ich schätze, dass sich in deinem Fall eine kapazitive und/oder induktive 
Kopplung der Leitungen, welche nebeneinander liegen, bemerkbar macht. 
Unter Last (wie schon genannt, beispielsweise eine Glühlampe), dürfte 
diese Spannung sehr schnell komplett einbrechen.
Dennoch empfehle ich dir, die 5 Sicherheitsregeln zu beachten:
https://de.wikipedia.org/wiki/F%C3%BCnf_Sicherheitsregeln

Als am besten auch noch die Sicherungen raus, nochmal nachmessen usw. 
dann solltest du auf der sicheren Seite sein.

von J. A. (gajk)


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Johannes O. schrieb:

> Als am besten auch noch die Sicherungen raus, nochmal nachmessen usw.
> dann solltest du auf der sicheren Seite sein.

Danke! Habe nun die Sicherung raus. Danach war Ruhe mit dem Phasenprüfer 
(der übrigens in dieser Regelsammlung auch erwähnt wird.)

Leuchte montiert, "funzt" prima.

Ist übrigens eine von diesen 40-Euro-Leuchten, die sie diese Woche bei 
Aldi-Süd in der Werbung haben.

Die Frage ist nun, ob ich nicht doch mal nen E-Check machen lassen 
sollte?

Haus BJ 1978, "normale" Nutzung. Kein FI bisher (nur bei ausgewählten 
Steckdosen als Einstecklösung) ca. 15 Sicherungen im Keller. ca. 12 im 
EG, Herd dreiphasig. etc. etc.

von Mani W. (e-doc)


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Dazu passend eine andere Begebenheit des Lügenstiftes:

Ich hatte in einem total feuchten Keller weit unter dem Erdboden
den Effekt, dass der Lügenstift trotz vorhandener Phase NICHT
GEGLIMMT hatte.

Beim Berühren der feuchten Mauer mit der anderen Hand, leuchtete
dieser auf.

Sollte man natürlich nicht machen, denn falls die Glimmlampe einen
Schluss hätte, wäre ich sicher sehr schnell von der Leiter abgestiegen..

Das ist kein Märchen...

von Gerd E. (robberknight)


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Bessere Multimeter haben gegen solche Probleme einen Low-Z-Modus. Damit 
muss man dann keine Glühbirnen parallelschalten, sondern kann direkt 
messen.

von Mani W. (e-doc)


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Ja, wer misst, misst Mist...

von Claus M. (energy)


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Mani W. schrieb:
> Ja, wer misst, misst Mist...

@TE
Für sowas verwendet man einen Duspol.

von Matthias L. (Gast)


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Ja das ist mM nach ein Verständnisfehler von Elektrikern (nicht 
abwertend gemeint). Die denken, eine nicht angeschlossene Ader hat 0V.

Aber der Elektroniker nennt das floatend. Und das ist undefiniert.

von Malte S. (maltest)


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J. A. schrieb:
> anach war Ruhe mit dem Phasenprüfer (der übrigens in dieser
> Regelsammlung auch erwähnt wird.)

Wo denn? Dort steht Spannungsprüfer:


> Bei Spannungsprüfern für Anlagen bis 1 kV handelt es
> sich um zweipolige Ausführungen (mit Glimmlampe
> und Tauchspulmesswerk; mit Glimmlampe und
> Drehspulmesswerk; mit Leuchtdioden und
> Funktionstest).

Auch wenn da Glimmlampe steht, ist das eben nicht dein einpoligen 
Phasenprüfer.

von Claus M. (energy)


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Matthias L. schrieb:
> Ja das ist mM nach ein Verständnisfehler von Elektrikern (nicht
> abwertend gemeint). Die denken, eine nicht angeschlossene Ader hat 0V.

Nein, ein gelernter Elektriker hat das zu wissen und weiß das zu 99,5% 
auch. Aber eben nicht der Hobbyfrickler ala TE.

: Bearbeitet durch User
von Frank Norbert Stein *. (franknstein)


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Mani W. schrieb:
> denn falls die Glimmlampe einen
> Schluss hätte, wäre ich sicher sehr schnell von der Leiter abgestiegen..

Eigentlich unwahrscheinlich. Ich meine der Vorwiderstand bei den Dingern 
bewegt sich im Megohmbereich.

von Matthias L. (Gast)


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Claus M. schrieb:
> Nein, ein gelernter Elektriker hat das zu wissen und weiß das zu 99,5%
> auch. Aber eben nicht der Hobbyfrickler ala TE.

Ich bin da leider nicht so sicher. Aber hoffe es zumindest..

von J. A. (gajk)


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Claus M. schrieb:
> Matthias L. schrieb:
>> Ja das ist mM nach ein Verständnisfehler von Elektrikern (nicht
>> abwertend gemeint). Die denken, eine nicht angeschlossene Ader hat 0V.
>
> Nein, ein gelernter Elektriker hat das zu wissen und weiß das zu 99,5%
> auch. Aber eben nicht der Hobbyfrickler ala TE.

Danke für den "Hobbyfrickler". Es ist schön, mit aufbauenden 
Betitelungen die offene Form der Fragestellungen und den ansonsten sehr 
hilfsbereiten undhier im Forum weiter zu befördern.

Demnächst werden hier nur noch Habitilationsthemen vergeben.

Und nun zu den 70 V: Natürlich misst man Mist. Doch durch irgendeinen 
Effekt müssen ja auch diese 70 V zustande kommen. An anderen Leitern im 
Haus habe ich dies bei der Lampenmontage noch nie festgestellt.

Insofern kann man natürlich sagen man hätte es so gelernt, dass man halt 
nicht hochohmig messen soll und dann ist alles gut. Oder man kann 
fragen, wie diese "Dreckeffekte" zustande kommen - dann wird es 
physikalisch interessant.

von J. A. (gajk)


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Malte S. schrieb:

> Auch wenn da Glimmlampe steht, ist das eben nicht dein einpoligen
> Phasenprüfer.

Danke für die Info, wieder was gelernt. Ich hab mich am Begriff 
"Glimmlampe" hochgezogen. Es ist ein Schraubendreher mit Glimmlampe, 
Baumarktmodell.

von Timm T. (Gast)


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Frank N. S. schrieb:
> Ich meine der Vorwiderstand bei den Dingern
> bewegt sich im Megohmbereich.

470 bis 820kohm. Aber schau Dir die Dinger mal genau an. Das sind 
stinknormale 1/4W Kohleschichtwiderstände, denen Du Dein Leben 
anvertraust.

von Mani W. (e-doc)


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J. A. schrieb:
> Danke! Habe nun die Sicherung raus. Danach war Ruhe mit dem Phasenprüfer
> (der übrigens in dieser Regelsammlung auch erwähnt wird.)

Kein Wunder, wenn die Stromversorgung abgeschaltet wird...

Frank N. S. schrieb:
> Eigentlich unwahrscheinlich. Ich meine der Vorwiderstand bei den Dingern
> bewegt sich im Megohmbereich.

Oft schon 68K und aufwärts...

J. A. schrieb:
> Oder man kann
> fragen, wie diese "Dreckeffekte" zustande kommen - dann wird es
> physikalisch interessant.

Wurde schon genannt:

Kapazitive und induktive Kopplung...

von J. A. (gajk)


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Mani W. schrieb:

> Wurde schon genannt:
>
> Kapazitive und induktive Kopplung...

Ja und das ist sicher auch korrekt.

Ich stell mir nur vor, was ich alles tun müsste, wenn mir jemand sagen 
würde ich solle einen Versuch aufbauen indem man 70 kapazitiv und 
induktiv einkoppelt.  Ich würde mir da umfangreiche technische Apparate 
vorstellen.

von Mani W. (e-doc)


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J. A. schrieb:
> Ich stell mir nur vor, was ich alles tun müsste, wenn mir jemand sagen
> würde ich solle einen Versuch aufbauen indem man 70 kapazitiv und
> induktiv einkoppelt.

Du nimmst ein 5-poliges Kabel mit zig-Metern und speist an einer Seite
230 Volt über 2 Adern ein, auf der anderen Seite schließt Du eine
Lampe an 40 Watt aufwärts, am besten gleich 500 W Halogen oder mehr...

Dann nimmst Du den Lügenstift und hältst ihn an einen der unbenutzen
Drähte, wahrscheinlich wird er leuchten...

Oder einen 2 poligen Tester an eine unbenutze Ader und den anderen gegen
Erde, in den Boden gesteckt z.B.

Oder ein Multimeter zwischen zwei unbenutzten Adern, die ja parallel
zu den anderen liegen und staune...

Dann schließ Du die Lampe ab und testest wieder bei einseitig angelegter
Spannung...


Viel Spass

von Timm T. (Gast)


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Mani W. schrieb:
> auf der anderen Seite schließt Du eine
> Lampe an 40 Watt aufwärts, am besten gleich 500 W Halogen oder mehr...

Wozu die Lampe, die kapazitive Kopplung funktioniert gänzlich ohne 
Stromfluß im Leiter, einfach durch die Wechselspannung.

Und man unterschätze nicht die Kapazität zwischen den Adern einer 
Leitung, auf 10m kommen da ein paar nF zusammen.

J. A. schrieb:
> wenn mir jemand sagen
> würde ich solle einen Versuch aufbauen indem man 70 kapazitiv und
> induktiv einkoppelt.

70 was? 70V.

Ein Kondensator ist jetzt nicht sooo kompliziert. Zwei parallel 
verlaufende Leitungen sind ein Kondensator.

Die 70V ergeben sich einfach zufällig aus dem Spannungsteiler zwischen 
Scheinwiderstand des Leitungskondensators (sind also abhängig von der 
Länge der Leitung) und Innenwiderstand Deines Meßgerätes.

Dazu kommen dann so Dreckeffekte, daß die Ader ja nicht nur zur Phase, 
sondern auch zum Neutralleiter und zum PE einen Kondensator bildet, sich 
da also auch wieder ein Spannungsteiler einstellt. Das hängt also schon 
von der Anordnung der Adern in der Leitung ab, wie hoch die Spannung 
wird.

Übrigens ist es eine gute Idee und gehört zu den fünf Sicherheitsregeln, 
auch beim Wechsel einer Leuchte die Sicherung auszuschalten und nicht 
nur den Schalter auszumachen. Braucht nur einer in den Raum zu kommen 
und gewohnheitsmäßig nach dem Lichtschalter zu greifen, während Du 
gerade die Phase in die Klemme fummelst.

von J. A. (gajk)


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Timm T. schrieb:

> 70 was? 70V.
>
Ja klar, V vergessen.

> Die 70V ergeben sich einfach zufällig aus dem Spannungsteiler zwischen
> Scheinwiderstand des Leitungskondensators (sind also abhängig von der
> Länge der Leitung) und Innenwiderstand Deines Meßgerätes.
>
> Dazu kommen dann so Dreckeffekte, daß die Ader ja nicht nur zur Phase,
> sondern auch zum Neutralleiter und zum PE einen Kondensator bildet, sich
> da also auch wieder ein Spannungsteiler einstellt. Das hängt also schon
> von der Anordnung der Adern in der Leitung ab, wie hoch die Spannung
> wird.

So wie ich das verstehe müssen also in parallel zu der Leitung zum 
Lampenanschluss stromdurchflossene Leitungen liegen?

Andererseits: Wenn ich die Sicherung rausnehme und dann ist Ende mit den 
70 V... müsste die Einkopplung nicht sogar mehr ausmachen, wenn das 
Kabel ohne Spannungsanschluss ist, also frei in der Luft hängt?

> Übrigens ist es eine gute Idee und gehört zu den fünf Sicherheitsregeln,
> auch beim Wechsel einer Leuchte die Sicherung auszuschalten und nicht
> nur den Schalter auszumachen. Braucht nur einer in den Raum zu kommen
> und gewohnheitsmäßig nach dem Lichtschalter zu greifen, während Du
> gerade die Phase in die Klemme fummelst.

Auch klar. Drum hab ich ja auch nach dem Abschalten noch mal getestet. 
Zudem war ich war alleine zu Hause.

Die Frage bleibt aber noch offen: Muss man solche 70 V Ernst nehmen und 
nen E-Check ins Auge fassen? Oder treten solche Gimmicks mehr oder 
weniger in jedem Haushalt auf?

von Timm T. (Gast)


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J. A. schrieb:
> So wie ich das verstehe müssen also in parallel zu der Leitung zum
> Lampenanschluss stromdurchflossene Leitungen liegen?

Nein, spannungsführende Ader reicht. Es muß kein Strom fließen, es muß 
eine Spannung anliegen.

J. A. schrieb:
> Wenn ich die Sicherung rausnehme und dann ist Ende mit den
> 70 V... müsste die Einkopplung nicht sogar mehr ausmachen, wenn das
> Kabel ohne Spannungsanschluss ist, also frei in der Luft hängt?

Die spannungsführende Ader ist die von der Sicherung zum Schalter, die 
neben der Ader vom Schalter zur Lampe liegt und in diese überkoppelt. 
Ist die Sicherung raus, liegt auch an der Ader zum Schalter keine 
Spannung mehr an und es wird nichts mehr übergekoppelt.

J. A. schrieb:
> Zudem war ich war alleine zu Hause.

Das ist jetzt eine noch blödere Idee, Arbeiten an elektrischen Anlagen 
wenn niemand da ist der einem im Ernstfall helfen kann.

J. A. schrieb:
> Muss man solche 70 V Ernst nehmen und
> nen E-Check ins Auge fassen?

Nein. Sollte normal sein.

> Oder treten solche Gimmicks mehr oder
> weniger in jedem Haushalt auf?

Ja. Beliebt sind in dem Zusammenhang auch Energiesparlampen, deren 
Ladekondensator sich trotz ausgeschaltetem Schalter langsam auflädt, bis 
die Lampe zündet, was zu einem rythmischen Aufblitzen der Lampe führt. 
Oder LED-Lampen, die im Dunkeln leicht vor sich hinglimmen.

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