Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Kabelverschraubung wasserdicht?


von Richard M. (r_a_mueller)


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Hallo,
ich habe leider das Problem, Kabelverschraubungen wasserdicht zu 
kriegen. Die Verschraubung wird in ein massives Alugehäuse geschraubt, 
in das ich ein M16x1,5 -Gewinde geschnitten habe. Wasserdicht 
durchgeführt werden soll ein 3x1,5-Gummikabel (H05RR) (keine 
Netzspannung, sondern 5 V und RS232). Die Verschraubungen werden dort 
eingeschraubt, dabei werden die Gewinde mit Gewindesicherung (aus dem 
Kfz-Bereich, ist so ein blaues Zeugs, das unter Luftabschluss aushärtet) 
abgedichtet.

Die Messing-Kabelverschraubung von OBO Bettermann (V-TEC VM LM16 MS) 
ließ noch massiv Wasser durch (Eimertest). Das verwundert mich auch 
nicht sehr, denn es gibt dort keine Neoprendichtung unterhalb des 
Klemmraums (soll aber laut Datemblatt IP68 bis 5 bar sein).

Danach habe ich eine Verschraubung von Haupa genommen (250602), die laut 
Datenblatt bis "unten" einen Neopreneinsatz hat. Sah laut Zeichnung viel 
zuverlässiger aus. Aber auch hier läuft das Wasser noch tropfenweise 
durch. Wenn das schon bei 10 cm Wassersäule so leckt, wie mag es dann 
bei 2 bar sein???

Gibt es Tricks bei solchen Verschraubungen? Nicht zu fest anziehen? Oder 
richtig anknallen? Oder gibt es "narrensichere" Konstruktionen?

Hat jemand von Euch Erfahrungen hiermit?

Gruß und Danke,

Richard

von Peter II (Gast)


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Richard M. schrieb:
> Die Messing-Kabelverschraubung von OBO Bettermann (V-TEC VM LM16 MS)
> ließ noch massiv Wasser durch (Eimertest). Das verwundert mich auch
> nicht sehr, denn es gibt dort keine Neoprendichtung unterhalb des
> Klemmraums (soll aber laut Datemblatt IP68 bis 5 bar sein).

sollte aber da sein

V-TEC VM LM16 MS
"Neoprene sealing ring"

von wasserlasser (Gast)


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Dann schau mal in den Beutel von der Verschraubung rein bzw. in den 
Mülleimer wo Du die Dichtung reingeschmissen hast.
Wenn's nicht lösbar sein muß kann man das auch in Epoxy absaufen lassen.
Oder immer wieder beliebt einfach Heißkleber innen und außen 
verschmieren.
Und für's "extreme" kann man MILSPEC Bayonettstecker mit Kupplung holen, 
die gibt's von Sprizwasserschutz bis Deepsea9 :-P

von Richard M. (r_a_mueller)


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Links Haupa, rechts Bettermann. Bei Bettermann scheint der Neopren-Ring 
nur in dem oberen Teil des grauen Kunststoffteils zu sein. Der 
Anpressdruck der Hutmutter müsste das graue Kunststoffteil so in das 
untere Gewindeteil pressen, dass es dicht wird. Bei der 
Haupe-Verschraubung ist die Gummidichtungeinmal ums Kabel (wie bei 
Bettermann), aber auch noch zwischen dem unteren Gummiteil und dem 
weißen Kunststoffteil.
Aber wie gesagt, hab's auch nicht dicht bekommen ;-(

von Michael B. (laberkopp)


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Richard M. schrieb:
> Gibt es Tricks bei solchen Verschraubungen?

Offiziell sind PG-Verschraubungen wasserdicht. Der Kabeldurchmesser 
sollte aber schon zur Verschraubung passen, damit der Gummidichtring 
beim zusammenschrauben auch auf das Kabel gepresst wird. Wenn man zu 
stark zusammendrehen muss, passten die Teile nicht.

Allerdings ist KEINE Verbindung wirklich wasserdicht. Ist das Gehäuse 
geschlossen und die Luft dehnt sich aus und zieht sich zusammen wegen 
Tempertaturwechseln, zieht es durch den Druck immer Wasser rein und 
merkwürdigeweise drückt es nicht das Wasser wieder raus sondern nur die 
Luft. Hat irgendwas damit zu tun daß Wasser kapillaraktiv ist und sich 
ausdehnt bei Frost.

Daher werden Gehäuse absichtlich mit Belüftungslöchern (ggf. mit Gore 
Tex Membran) gebaut, damit keine Druckunterschiede auftreten.

Vergiessen mit Epoxy nützt nichts.

Richtig rauslaufen sollte es aber bei keiner Verschraubung.

von OldMan (Gast)


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Nimm so etwas, das passt immer.
Alles andere ist Spielzeug.
Siehe Anhang

von OldMan (Gast)


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Michael B. schrieb:
> KEINE Verbindung wirklich wasserdicht.

Sehr interessante Behauptung.
Und warum sind dann Geräte bspw. für Taucher 100% dicht, obgleich 
Kabelverschraubungen verwendet werden?

Michael B. schrieb:
> Daher werden Gehäuse absichtlich mit Belüftungslöchern

Klar, sicher, doch. Da verwechselst Du aber einiges.

von Hans Ulli K. (Gast)


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Richard M. schrieb:
> Gibt es Tricks bei solchen Verschraubungen? Nicht zu fest anziehen? Oder
> richtig anknallen? Oder gibt es "narrensichere" Konstruktionen?

Na ja ich benutze ja für meine Arbeiten die Kunststoffversion, aber bin 
noch nie auf die Idee mit dem Eimertest gekommen ...
Dafür hatte ich als ich mal das Datenblatt für die V-TEC VM* LGR Version 
ganz große Augen bekommen ...

Siehe http://file.yizimg.com/474606/20150728005153.PDF

Irgendwie finde ich jetzt nicht das Original und leider auch nicht das 
für deine Verschraubung.

Beachte mal das Anzugsmoment :-O

von Nemesis (Gast)


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Was mich etwas stutzig macht, ist das Fehlen von PG-Größenangaben.
Also PG 9, 11, 13.5, 16... Jede Größe lässt nur bestimmte Kabelgrößen
zu. Bei der falschen Größenwahl würde mich eine Undichtigkeit nicht
wundern.
Ob die üblichen PG-Verschraubungen allerdings Druckdicht sind
möchte ich mal bezweifeln. Staub- und Spritzwassergeschützt ergibt
sich ja aus der IP-Schutzklasse und das müssen die auch packen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Schutzart
Da erfüllen schon viele Gehäuse oft nicht den Ansprüchen.

von Richard M. (r_a_mueller)


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OldMan schrieb:
> Nimm so etwas, das passt immer.
> Alles andere ist Spielzeug.
> Siehe Anhang

Sieht schon mal gut aus... Ex-geschützt ist unnötig (Anwendung im 
Wasser), aber 's halt echt dicht werden...

von Richard M. (r_a_mueller)


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Nemesis schrieb:
> Was mich etwas stutzig macht, ist das Fehlen von PG-Größenangaben.
> Also PG 9, 11, 13.5, 16...

Es gibt die (ab 2000 veraltete) PG-Norm ("Panzergewinderohr") und 
metrische Anschlüsse (gültige Norm):
http://www.hensel-electric.de/media/docs/de/service/der-elektro-tipp/etipps/2000-4-elektrotipp.pdf
Und mit M16x1,5 ist auch der Kabeldurchmesser gegeben, der allerdings 
bei den verschiedenen Herstellern geringfügig schwankt.

von OldMan (Gast)


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Richard M. schrieb:
> Ex-geschützt ist unnötig (Anwendung im
> Wasser), aber 's halt echt dicht werden...

Liest eigentlich keiner das Datenblatt richtig?

Ist IP69K! Für bis zu 30 bar Druck!
Diese Verschraubungen werden in der Tauchtechnik eingesetzt!

von Richard M. (r_a_mueller)


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Jou, war mir schon klar... hab ich mir schon vorgemerkt... Ich such da 
mal 'nen Distributor oder rufe am Montag  an. Mir reichen 5 bar, da 
sagen die Datenblätter der anderen "IP68, 5 bar für 1 h". Mit 30 bar 
wäre man da ja dicke auf der sicheren Seite.

von MiWi (Gast)


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OldMan schrieb:
>
> Liest eigentlich keiner das Datenblatt richtig?
>
Du verlangst viel zu viel von jemandem, der sich mit Dichtungen 
beschäftigt...

Grüße

MiWi

von Andi_73 (Gast)


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Richard M. schrieb:
> Gibt es Tricks bei solchen Verschraubungen? Nicht zu fest anziehen? Oder
> richtig anknallen? Oder gibt es "narrensichere" Konstruktionen?

Den richtigen Hersteller wählen.

Wir haben viel Probleme mit mehreren Sensoren unter Wasser,
in bis zu 10 Metern tiefe gehabt.

Die Initiatoren waren alle IP69K, dennoch waren sie nach zwei Wochen
innen feucht und gingen defekt.

Die verlinkten Verschraubungen halten jetzt schon über ein halbes Jahr.

http://www.pflitsch.de/de_DE/product/1526402-Kabelverschraubung-blueglobe-Kunststoff-PA-Metrisch-IP68-IP69K-IP67-M12-M16-M20-M25-M32-M40-M50-M63

von Hummel (Gast)


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Hugro ist selbst ein Distributor, der Hersteller heisst Agro (Sitz in 
der Schweiz). Also mal in seinen Katalog schauen, Distris von ihm 
suchen.
Die EX Kabelverschraubung mit Trompete wird so ca. 20€ aufwärts kosten, 
eine ohne T. ist billiger, aber so ein Trumm braucht es auch nicht, 
Qualität entscheidet.
IPX8 bedeutet untertauchen, ist in so einem Fall "dichter" als X9 
(Strahlwasser).

von Wolfgang (Gast)


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Michael B. schrieb:
> Allerdings ist KEINE Verbindung wirklich wasserdicht.

Deswegen verwendet man im professionellen Bereich auch keine 
Verschraubung, sondern Stecker. Die regen sich dann auch nicht über 
300bar statischen anliegenden Wasserdruck auf.

http://www.macartney.com/what-we-offer/systems-and-products/connectivity/subconn/subconn-circular-series/subconn-circular-2-3-4-and-5-pins/

von butsu (Gast)


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Wolfgang schrieb:
> Deswegen verwendet man im professionellen Bereich auch keine
> Verschraubung, sondern Stecker. Die regen sich dann auch nicht über
> 300bar statischen anliegenden Wasserdruck auf.

Das ist vermutlich nicht zielführend. SubConn und Konsorten können zwar 
bis 600bar und mehr aushalten, aber Buchse und Stecker kosten zusammen 
ab ca. 140€.
Es geht ja nur um 5 bar...Trotzdem würde ich mich da auch nicht auf eine 
Verschraubung verlassen.

Es gibt bei den M12 Steckverbindern auch Typen mit IP68, z.b. von 
Lumberg, Escha, Phoenix etc. Das Problem bei IP68 ist, dass es nicht 
eindeutig definiert ist. Druck und Dauer müssen zusätzlich spezifiziert 
werden.

Evtl. wäre auch die UltiMate Serie von Fischer was, keine Ahnung was die 
kosten.

Übrigens ist dein H05RR auch nicht für UW Einsatz geeignet...

von Wolfgang (Gast)


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butsu schrieb:
> Es geht ja nur um 5 bar...Trotzdem würde ich mich da auch nicht auf eine
> Verschraubung verlassen.

Eine Verschraubung für weiche Kabel kann nicht vernünftig funktionieren, 
weil das Kabel immer nachgiebt, so das Wasser durchdrücken kann. SubConn 
muss es natürlich nicht sein, aber druckfeste Durchführungen brauchen 
harte Gegenfläche, wo durch den Druck automatisch der Anpressdruck der 
Dichtung erhöht wird.

von Cable Gland (Gast)


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Nimm eine IP68 REACHER von ERNST HEINRICH www.ernst-heinrich.de , die 
werden in U-Boote eingebaut und sind wasserdicht!

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