Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Speichertransformator Verständnisfrage


von S. M. (liveup)


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Hey allezusammen, ich hab noch ein kleines Verständnisproblem bezüglich 
des Speichertransformators: Ich kann mir noch nicht erklären wodurch – 
sofern ich eine höhere Spannung am Ausgang erzeugen möchte, als anliegt 
– überhaupt die höhere Spannung erzeugt wird.

Allgemein besteht ja ein Speichertransformator aus einem Eisenkern mit 
Luftspalt sowie zwei Spulen. Wenn ich nun Strom durch die Primärspule 
schicke, baut sich u.a. in den Leiterschlaufen, aber hauptsächlich in 
dem Eisenkern ein Magnetfeld auf. Durch den Luftspalt im Eisenkern 
erhalte ich einen größeren magnetischen Widerstand, was bedeutet, dass 
ich noch mehr Strom/Energie dem Eisenkern zuführen kann und somit mehr 
Energie im Magnetfeld speichern kann. In der Sekundärspule wird beim 
Laden des Speichertransformators eine negative Spannung induziert.

Wenn ich nun die gespeicherte Energie über die Sekundärspule abrufen 
möchte, so schließe ich die Energiezufuhr auf der Primärspule. Nun wird 
in der Sekundärspule eine positive Spannung induziert aufgrund der 
Elementarmagnete im Eisenkern, die ja einen energiearmen Zustand 
anstreben und sich deshalb in die ursprüngliche Ausgangsposition 
„zurückdrehen“. In der Sekundärspule entsteht ein Stromfluss.
Ich hoffe, dass ich das halbwegs so richtig erklärt habe, jedoch frage 
ich mich, wie so aus 230V Ausgangsspannung 700V Ausgangsspannung erzeugt 
werden können.. mir ist bewusst, dass die induzierte Spannung beim 
Entladen des Speichertransformtors überproportional ansteigt.. aber 
wieso das so ist, kann ich mir (bildlich) nicht vorstellen.

Ich wäre für Hinweise und Erklärungen mehr als dankbar...=)

von trafo (Gast)


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Entscheidend beim Trafo ist das Verhältnis der Windungszahl in der 
Primär- und der Sekundär-Spule.

von Walter Braun (Gast)


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Uind=-N*dPhi/dt

Die pro Windung induzierte Spannung ist also abhängig von der 
Geschwindigkeit, mit der das Feld zusammenbricht.

Ist Primärwindungszahl=Sekundärwindungszahl, Primärspannung 325V (230V 
gleichegerichtet und gesiebt) und Sekundärspannung 800V, so bricht das 
Feld mehr als doppelt so schnell zusammen als es sich aufbaut.

In der Praxis wird das aber nicht so ausgelegt, da kurze, hohe 
Pulsströme mehr EMV probleme udn Verluste in den Halbleitern erzeugen 
als länger andauernde Ströme mit geringerem Spitzenwert.

Hier ist ein guter Rechner für die Erstabschätzung der Auslegung des 
Sperrwandlers:

http://schmidt-walter-schaltnetzteile.de/smps/smps.html

von Falk B. (falk)


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@ S. Martin (liveup)


>in der Sekundärspule eine positive Spannung induziert aufgrund der
>Elementarmagnete im Eisenkern, die ja einen energiearmen Zustand
>anstreben und sich deshalb in die ursprüngliche Ausgangsposition
>„zurückdrehen“.

Das geht auch ohne Eisenkern, wenn gleich nicht unbedingt so effektiv.

>In der Sekundärspule entsteht ein Stromfluss.
>Ich hoffe, dass ich das halbwegs so richtig erklärt habe,

Ja.

>ich mich, wie so aus 230V Ausgangsspannung 700V Ausgangsspannung erzeugt
>werden können..

Mit 2 Maßnahmen. Windungszahl und Entladezeit.

https://www.mikrocontroller.net/articles/Transformatoren_und_Spulen#Energiespeicherung_in_Magnetkernen

von S. M. (liveup)


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Vielen Dank euch allen!! Wie kann man die Entladezeit beeinflussen bzw. 
regeln? Sorry, ich bin noch blutiger Anfänger =(

von Falk B. (falk)


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@ S. Martin (liveup)

>Vielen Dank euch allen!! Wie kann man die Entladezeit beeinflussen bzw.
>regeln? Sorry, ich bin noch blutiger Anfänger =(

Durch das Tastverhältnis der Ansteuerung. Das macht jeder passende IC 
so.

von S. M. (liveup)


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Wobei das dann ein passender IC am Ausgang wäre, das dann meine 
Entladezeit regelt, richtig? =)

von Falk B. (falk)


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@ S. Martin (liveup)

>Wobei das dann ein passender IC am Ausgang wäre, das dann meine
>Entladezeit regelt, richtig? =)

Welcher Ausgang? Ein Speichertransformator ist Bestandteil eines 
Sperrwandlers. Der wird von einem MOSFET geschaltet. Dieser wiederum von 
einem Regler-IC.

von Jobst M. (jobstens-de)


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trafo schrieb:
> Entscheidend beim Trafo ist das Verhältnis der Windungszahl in der
> Primär- und der Sekundär-Spule.

Nö, nicht beim Sperrwandler und nur dafür ergibt ein Luftspalt Sinn.

@TO: Schau Dir einen Sperrwandler mit einer einfachen Spule an. Dort 
kannst Du mit kleinen Spannungen auch große Spannungen erzeugen. Ob Du 
die Energie nun an der selben oder an einer anderen, im selben 
Magnetfeld befindlichen Spule entnimmst, ist egal.


Gruß

Jobst

von Kevin K. (nemon) Benutzerseite


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Bei einem Flyback (Sperrwandler) redet man zwar gerne von einem Trafo, 
dieser Begriff ist jedoch irreführend, weil das Verhältnis von Eingangs- 
und Ausgangsspannung nicht vom Windungsverhältnis abhängt.
Beim Einschalten der Primärinduktivität erhöht sich der Strom nach der 
Formel
i(t) = Uin/L*t
und die gespeicherte Energie ist
Q=0,5*L*I².
diese wird in der Sperrphase in die Sekundärseite übertragen. Die 
induzierte Spannung ist wie oben beschrieben Uind=-N*dPhi/dt.
Somit hängt Uind nicht von der Primärwicklung ab. Du kannst der 
Primärwicklung z.B. doppelt so viele Wicklungen verpassen, dann muss die 
primärseite wurzel(2) mal länger aufladen um die gleiche Energie zu 
speichern.

von MaWin (Gast)


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S. M. schrieb:
> jedoch frage ich mich, wie so aus 230V Ausgangsspannung 700V
>  Ausgangsspannung erzeugt werden können..

Du fragst dich doch auch nicht, wie bei einem Kondenstaor, den man mit 
1A von 0 auf 230V auflädt, beim anschliessen einer 1000W Glühbirne 
plötzlich 4.3A werden.

Warum wundert dich das dann bei einer Spule, wo bloss Spannung und Strom 
vertauscht sind, die aber ansonsten genau gleich funktioniert wie ein 
Kondensator.

Bei der Spule ist halt der Strom entscheidend. Man schliesst sie an und 
lässt den Strom steigen, und wenn man sie dann abklemmen würde, will der 
Strom weiterfliessen und die Spannung ergibt sich schon passend damit er 
weiterfliessen kann, notfalls wie beim Auto als Zündfunken oder durch 
Durchschlagen der Kupferlackdrahtisolation.

von Jobst M. (jobstens-de)


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MaWin, jetzt musst Du das Ganze nur noch mit einem 4-poligen, galvanisch 
getrennten Kondensator erklären, wo man an einer Seite Energie 
einspeichert und auf der anderen Seite wieder heraus holt. :-)

;-)

Gruß

Jobst

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