Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Distortion Clapp Oszillator


von StM (Gast)


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Guten morgen,
gestern habe ich nach dem Beitrag 
Beitrag "Oszillator basteln (3-10Mhz)" einen Clapp 
oszillator aufgebaut und war erstmal überrascht, wie gut das ganze 
funktioniert. Allerdings kommt da kein ordentlicher Sinus raus(auch wenn 
mir das schon reichen würde) und mich würde interessieren, warum dieses 
Problem auftritt(falsche dimensionierung der Bauteile?) und ob man es 
irgendwie lösen kann.

Vielen Dank schonmal im Vorraus,
StM

PS: im anhang der schaltplan, wobei ich bei verschiedenen Wiederständen 
was in serie und parallel gepackt habe. Die Werte stimmen aber. Das 
andere Bild ist der Ausgang des Oszillators zwischen den beiden 
Emitterwiederständen. Die Einstellungen am Oszi sind auf dem LCD, offset 
etwa 4.5V

von Stefan M. (derwisch)


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Das ist bei einfachen Oszillatorschaltungen wie dieser schon normal.
Oszillatoren, die auf einen möglichst reinen Sinus gezüchtet sind, sind 
oft mit mehr Schaltungsaufwand verbunden.

Was man aber machen kann, ist z.B. einen zweiten Schwingkreis lose an 
den Oszillator anzukoppeln, und an diesem das Nutzsignal zu entnehmen.

Dadurch verringert sich zwar die verfügbare Ausgangsleistung, aber das 
Signal ist spektral viel reiner.

Stichwort "Tiefpassfilter, Pi Filter".
Sowas ist in jedem vernünftigen Sender hinter der Endstufe plaziert, 
damit keine Oberwellen an die Antenne gelangen.

von Wolfgang H. (Firma: AknF) (wolfgang_horn)


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Hi, StM,

> Allerdings kommt da kein ordentlicher Sinus raus ... mich würde
> interessieren, warum dieses Problem auftritt

Das Warum ist einfach: Die Bedingung für die anhaltende Schwingung:

1. Der Schwingkreis plus Beschaltung muss die Phase um exakt 0° oder 
180° drehen. (Je nachdem, ob der Oszillator invertiert oder nicht.)

2. Die Kreisverstärkung muss exakt 1 sein. Also die von Transistor plus 
Schwingkreis und Beschaltung. Ist sie nur eine Winzigkeit kleiner, 
klingt der Oszillator aus wie eine Kirchenglocke nach dem Abschalten des 
Antriebs. Ist die Kreisverstärkung nur eine Winzigkeit größer, schwingt 
der Oszillator auf, bis er an der Speisespannung in die Begrenzung geht 
oder an einer Nichtlinearität.

Dummerweise muss das auch noch über den Speisespannungsbereich erfüllt 
sein und über den Temperturbereich.
Bei abstimmbaren Oszillatoren auch über den Abstimmbereich,obwohl die 
Abstimmung die Kreisverstärkung beeinflusst. Gestaunt habe ich über den 
Messsender SMDU von R&S, zwar uralt, aber der Drehkondensator bestand 
aus zweien, deren Geometrie der Veränderung der Kreisverstärkung 
entgegen wirkte.

Deswegen ist die Speisespannung stabilisiert und der Oszillator in ein 
schweres Gehäuse auf Kupfer oder so luftdicht verpackt.
Dummerweise ist die Regelung der Ausgangsspannung eine sehr törichte 
Idee, weil sie die Schwingbedingung verändert und damit Phase und 
Frequenz.
Deswegen finden sich in edlen Breitbandoszillatoren mehrere 
Teilbereichsoszillatoren, die umgeschaltet werden.
Deswegen finden sich im Netzwerk für die Einstellung der Basisspannung 
manchmal auch PTCs oder NTCs, die mit dem Gehäuse des Transistors 
gekoppelt sind.

Die Entwicklung breitbandiger Oszillatoren mit geringstem 
Seitenbandrauschen ist höchste Kunst, die im Zeitalter der DDS in 
Vergessenheit gerät. Im Labor erkennt man den Arbeitsplatz des 
Oszillator-Entwicklers an der Kühltruhe, mit der die 
Temperaturfestigkeit prüft.

Ciao
Wolfgang Horn

von Armin (Gast)


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Hi,

habe mir erlaubt, an deinem Schaltplan etwas einzuzeichnen.

In jedem Fall einen Abblock-C von ca. 100nF nah an den Kollektor löten, 
falls noch nicht vorhanden.

Der R?(36k) kann je nach Basisstrom auch größer ausfallen oder ganz 
wegfallen.

Eine schnelle Diode wie die 1N4148 von Basis nach Masse stabilisiert und 
"reinigt" das Ausgangssignal.
Wenn die Amplitude zu klein wird, zwei Dioden hintereinander schalten.


Hier findet man noch etwas mehr zum Clapp:
https://de.wikipedia.org/wiki/Clapp-Schaltung

von StM (Gast)


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Vielen Dank für die Antworten, allerdings bin ich grade etwas verwirrt.
Ich habe festgestellt, dass das Signal "reiner" wird, wenn man einen 10k 
an den Ausgang anschießt und die Oszi-Probe dranhängt. Allerdings wird 
das Signal dann um -17 dB kleiner. Ich nehme an, das hängt mit dem 
LowPass Filter zusammen, den die eingangskapazität mit dem Widerstand 
bildet. Aber für 20pf und 10k erwarte ich doch nur -1 bis 2 dB oder hat 
die Probe noch eine so große Kapazität nach GND? Sehe grade im AoE wird 
die Probe mit 100pF angegeben, da könnte mein Problem sein, dann könnte 
es hinkommen. Stimmt das so oder mache ich da irgendwelche Fehler? 
Stecke was dies Thema angeht noch ziemlich in den Anfängen.
Gibt es irgendeine Möglichkeit das zu entkoppeln (das Oszi und die 
Schaltung)? Eventuell ein Bandpass Filter mit erst LowPass und dann 
HighPass?

von Armin (Gast)


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Wie wird das Signal ausgekoppelt?

Der Widerstand bewirkt wahrscheinlich, dass die Schwingung bedämpft 
wird, dadurch können nicht mehr so wilde schwingungen entstehen und das 
Signal wird indgesamt sauberer.

Hast du schon die Diode getestet?

StM schrieb:
> Sehe grade im AoE wird
> die Probe mit 100pF angegeben, da könnte mein Problem sein, dann könnte
> es hinkommen.

Im x1-Modus? Bei x10 sollten es dann 15 bis 20pf sein.

StM schrieb:
> Gibt es irgendeine Möglichkeit das zu entkoppeln (das Oszi und die
> Schaltung)? Eventuell ein Bandpass Filter mit erst LowPass und dann
> HighPass?

Willkommen im Club, das ist bei höheren Frequenzen nicht so einfach.
Deshalb wird gerne mit 50-Ohm-Technik gearbeitet - dann fallen 
Lastkapazitäten nicht mehr so stark ins Gewicht und man weiß, was man 
hat.

Man kann den Ausgangswiderstand der Schaltung zB mit einem Unun 
(HF-Transformator) runtertransformieren.

von Armin (Gast)


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R?(65) am Emitter würde ich vergrößern und R?(10k) verkleinern.

zB auf 1k zu 2k2

von Wolfgang H. (Firma: AknF) (wolfgang_horn)


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Hi, Armin,

> Eine schnelle Diode wie die 1N4148 von Basis nach Masse stabilisiert und
> "reinigt" das Ausgangssignal.

Allerdings mit einer Nebenwirkung: In dem Moment, in dem sie leitet, 
bricht die Güte des Schwingkreises zusammen.
Nur zu empfehlen, wo die Qualität der Schwingung keine Rolle spielt.
Die saubere Einstellung des Arbeitspunktes kann so nicht ersetzt werden.

Ciao
Wolfgang Horn

von Armin (Gast)


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Hallo Wolfgang,

die Diode erzeugt angeblich oder tatsächlich auch Phasenrauschen und 
fügt eine leichte Temperaturdrift bei.

Trotzdem wird sie im Amateurfunk für VFOs und ähnliches gerne 
eingesetzt.

Ich selber bevorzuge statt der Diode einen relativ niederohmigen 
Widerstand (bei FET-Oszillator) von ca. 1,5k - das senkt allerdings auch 
die Schwingkreisgüte. Ist nach meiner Erfahrung allerdings nicht beim 
demodulierten Signal hörbar.

von Armin (Gast)


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Wolfgang H. schrieb:
> Die saubere Einstellung des Arbeitspunktes kann so nicht ersetzt werden.

Ja, bei einem Oszillator mit Bipolar-Transistor sollte das unbedingt 
beachtet werden!

von eric (Gast)


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Armin schrieb:
> das senkt allerdings auch die Schwingkreisgüte.

und erhöht dadurch das Phasenrauschen !

von Peter H. (peterhoppe59)


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Nimm das Signal an der Basis ab und nicht am Emitter. Dort ist es viel 
sauberer. Man darf es allerdings nur wenig belasten.

von HabNix (Gast)


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Nur in Fet-Oszillatorschaltungen wird eine Begrenzer-Diode an das Gate 
gelegt. Dies funktioniert allerdings nur richtig, wenn der Transistor 
ausgemessen wird.
http://www.arrl.org/files/file/Technology/ard/rohde94.pdf

MfG

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