Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Solarzelle als Photodiode


von Thomas K. (kthomas)


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Hallo,

was für Unterschiede sind beim Einsatz einer Solarzelle an Stelle einer 
Photodiode zu beachten wenn eine hohe Empfindlichkeit nötig ist, aber 
die erforderliche (Modulations-) Bandbreite sehr klein ist, also bei U = 
0 betrieben wird?

Grüße Thomas

von Hp M. (nachtmix)


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Du solltest die Solarzelle nicht mit Sperrspannung betreiben, weil der 
Sperrstrom recht hoch ist und stark temperaturabhängig.
Nachteilig ist auch die enorme Sperrschichtkapazität.

Wenn du wirklich Empfindlichkeit brauchst, nimmst du aber besser einen 
Photomultiplier oder eine APD. Beide sind sehr empfindlich und sehr 
schnell.
Mit manchen Photomultipliern kann sogar einzelne Photonen zählen.
Nachteil ist bei beiden der beträchtliche Aufwand für die hohen bis sehr 
hohen Betriebsspannungen.

von max2 (Gast)


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Du sollst darauf achten, dass bei einem Modul alle Elemente zu 
beleuchten sind. Also eine einzelne Zelle verwenden. (Erkennt man daran, 
dass diese nur 0,5 oder 0,6 Volt abgibt.)
z.B.
Solarzelle Monokristallin Conrad YH-36X56 0.5 V 200 mA

Der nachfolgende Transimpedanzverstärker wird wegen der großen Kapazität 
der Solarzelle schwingen. Lösung: Basisschaltung zum Entkoppen vor dem 
Transimpedanzverstärker (in den Emiter geht der 
Sularstrom;Kollektorstrom geht auf invertierenden Eingang des OPV)

Einfacher einen Widerstand parallel zur Solarzelle und die Spannung 
verstärken.

von Wolfgang (Gast)


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Thomas K. schrieb:
> ... aber die erforderliche (Modulations-) Bandbreite sehr klein ist

Das kommt auf die Trägerfrequenz an. Vielleicht beschreibst du mal das 
eigentliche Problem?

von Wolfgang H. (Firma: AknF) (wolfgang_horn)


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Hi, Thomas,

> was für Unterschiede sind beim Einsatz einer Solarzelle an Stelle einer
> Photodiode

Die Fotozelle ist der "große Bruder" zur Fotodiode: Mehr Fläche, mehr 
Leistung, mehr Preis, aber auch mehr Kapazität.

Hat der IR-Empfänger einer Fernsteuerung die Fotodiode parallel zu einem 
Schwingkreis angeordnet, wird die hohe Kapazität eine Anpassung der 
Induktivität brauchen.

> Wo zu beachten wenn eine hohe Empfindlichkeit
Hohe Empfindlichkeit bedeutet ein hohes Verhältnis von Signalleistung zu 
Störleistung.
Die Störleistung kommt nicht nur durch Fremdlicht, sondern auch durch 
elektromagnetische Einstrahlung.

Dein Vorverstärker ist der kritische Punkt, vor allem dessen Rauschzahl. 
Aus der Antennentechnik gibt es den Trick mit "Rauschanpassung" statt 
"Leistungsanpassung". Leistungsanpassung will keine Leistung 
verschwenden - aber die Rauschanpassung macht den Leistungsverlust wett 
durch die geringere Rauschzahl.

Ciao
Wolfgang Horn

von Harald W. (wilhelms)


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Hp M. schrieb:

> Wenn du wirklich Empfindlichkeit brauchst, nimmst du aber besser einen
> Photomultiplier

Eine der wenigen Anwendungen, wo auch heutzutage Röhren noch
sinnvoll sind.

von Georg (Gast)


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Thomas K. schrieb:
> wenn eine hohe Empfindlichkeit nötig ist

Das ist sowieso weitgehend ein Irrtum: eine Solarzelle ist nicht 
empfindlicher als eine Photodiode, nur grösser. Es wird ein bestimmter 
Anteil des auftreffenden Lichts in Strom gewandelt (Wirkungsgrad), ein 
Lichtstrahl der auf die Zelle trifft erzeugt also in beiden Fällen etwa 
den gleichen Strom. Nur wenn die ganze Fläche beleuchtet wird, liefert 
die Solarzelle mehr Strom, eben im Verhältnis der Flächen bei 
gleichmässiger Ausleuchtung.

Georg

von Wolfgang H. (Firma: AknF) (wolfgang_horn)


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Hi, Harald,

> Eine der wenigen Anwendungen, wo auch heutzutage Röhren noch
> sinnvoll sind.

Hmmm.
Habe ich den Photomultiplier richtig verstanden, wenn sein großer 
Vorteil der Lawineneffekt ist, die Vervielfachung des anfänglichen 
Photo-Elektrons durch Kollision mit zahlreichen Anoden zunehmender 
Anodenspannung?

Passiert derselbe Lawineneffekt nicht auch in der APD, nur im 
Halbleiter?

Welche Vorteil hat der Photomultiplier dann noch gegenüber der APD?

Ciao
Wolfgang Horn

von Harald W. (wilhelms)


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Wolfgang H. schrieb:

> Welche Vorteil hat der Photomultiplier dann noch gegenüber der APD?

Ich habe mich seit ca. 10 Jahren nicht mehr mit diesem Thema
beschäftigt, aber zumindest damals hat man den PMs ein kleineres
Rauschen zugeschrieben...
Heutzutage nimmt man wohl eher so etwas:
https://de.wikipedia.org/wiki/Hybridphotodetektor

von Wolfgang H. (Firma: AknF) (wolfgang_horn)


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Danke, Harald!

Cioa
Wolfgang Horn

von Lurchi (Gast)


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Die Solarzelle liefert über die größere Fläche mehr Strom, hat aber oft 
auch mehr Rauschen. Durch die gerignere Reinheit des Materials ist ein 
Betrieb mit Vorspannung selten sinnvoll, weil der Dunkelstrom und das 
damit verbundene Rauschen zu hoch wird.

Wenn die Richtung bekannt ist, aus der das Licht kommt, kann auch eine 
Optik (z.B. Linse) vor einer Photodiode helfen um mehr Licht auf den 
Detektor zu bekommen.

Photomulitplier können eine recht große Empfindliche Fläche (mehrere 
cm²)haben. APDs haben dagegen meist eine recht kleine Fläche (eher mm² 
und weniger), kommen aber besser mit IR und rotem Licht klar - da sind 
viele PMTs nicht so gut geeignet. Photomultiplier und APDs sind auch 
auch recht teuer - die Solarzellen ist eher ein low Cost Ersatz für ein 
große Photodiode.

von Frank E. (Firma: Q3) (qualidat)


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> Die Fotozelle ist der "große Bruder" zur Fotodiode: Mehr Fläche, mehr
> Leistung, mehr Preis, aber auch mehr Kapazität.


Vertippt? Eine Fotozelle ist eine Röhre ...

von Thomas K. (kthomas)


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Meine Frage zielte darauf ab, was zu beachten ist wenn man eine 
Solarzelle als low-cost Ersatz für eine großflächige Photodiode 
verwendet sofern die Einstrahlung keinen zeitlich schnellen Schwankungen 
unterlegen ist. Also eine Hohe Empfindlichkeit bezogen auf die Leistung 
und nicht auf die Energie erforderlich ist.

Die Genannten Gesichtspunkte Dunkelstrom und Kapazität sollten für den 
Fall keine Rolle spielen oder?

Grüße Thomas

von Wolfgang H. (Firma: AknF) (wolfgang_horn)


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Danke für die Präzisierung, Thomas,

> Die Genannten Gesichtspunkte Dunkelstrom und Kapazität sollten für den
> Fall keine Rolle spielen oder?

Nicht so forsch, Thomas!
Wenn Du nur Gleichstrom willst, spielt die Kapazität tatsächlich keine 
Rolle.
Der Dunkelstrom aber bestimmt die Empfindlichkeit Deiner Anordnung.

Ciao
Wolfgang Horn

von Mani W. (e-doc)


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Ich würde mal empfehlen, eine Solarzelle an den Osszi zu hängen mit
einem Belastungswiderstand, das Licht abdrehen und zündeln mit
Streichholz oder Feuerzeug, Fotoblitz u.ä...

von Thomas K. (kthomas)


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@Wolfgang: wenn keine Spannung anliegt sollte auch kein Dunkelstrom 
fließen oder? Eine Sperrspannung zur Verringerung der Kapazität ist hier 
ja nicht erforderlich.

von Helmut S. (helmuts)


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Thomas K. schrieb:
> @Wolfgang: wenn keine Spannung anliegt sollte auch kein Dunkelstrom
> fließen oder? Eine Sperrspannung zur Verringerung der Kapazität ist hier
> ja nicht erforderlich.

Nun hat der TIA(Transimpedanzverstärker) aber z. B. ca. 1mV 
Offsetspannung. Dadurch fließt automatisch auch Sperrstrom. Zuätzlich 
ist die Rauschspannung am Ausgang, durch das ungünstige Verhältnis von 
Rfeedback/Rshuntdiode, sehr hoch.

Ich behaupte mal mit einer 100mm^2 Si-Photodiode fährst du mindestens um 
Faktor 10 besser. Statt einer großen (teuer) könntest du ja auch 16 
Kleine parallel schalten um die Kosten zu reduzieren.

von Lurchi (Gast)


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Ohne Vorspannung hat man keinen Dunkelstrom. Die Solarzelle hat aber als 
verwandten Nachteil noch einen realtiv kleinen Widerstand parallel zur 
Solarzelle im Ersatzschaltbild. Der Widerstand sorgt für störendes 
Rauschen, und das begrenzt die detektierbaren Signale.

von Wolfgang H. (Firma: AknF) (wolfgang_horn)


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Hi, Thomas,

> @Wolfgang: wenn keine Spannung anliegt sollte auch kein
> Dunkelstrom fließen

Entweder wird die Solarzelle als Spannungsquelle oder als Stromquelle 
geschaltet.
Der Dunkelstrom stört im zweiten Fall - im ersten Fall fließt er 
lustigerweise erst bei Helligkeit.

"Ruhestrom" wäre als Ausdruck passender, aber wenn alle "Dunkelstrom" 
sagen, passe ich mich an.

Ciao
Wolfgang Horn

von Helmut S. (helmuts)


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Vielleicht auch mal darüber nachdenken warum wohl in keinem optischen 
Freistrahlaufbau jemand eine billige Solarzelle nimmt. Ganz einfach die 
sind so viel schlechter als Photodioden, dass sich niemand damit den 
Messaufbau unnötig schlecht machen will.

: Bearbeitet durch User
von M. K. (sylaina)


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Helmut S. schrieb:
> Vielleicht auch mal darüber nachdenken warum wohl in keinem optischen
> Freistrahlaufbau jemand eine billige Solarzelle nimmt. Ganz einfach die
> sind so viel schlechter als Photodioden, dass sich niemand damit den
> Messaufbau unnötig schlecht machen will.

U.a. das Rauschen ist proportional zur Fläche. Solarzellen sind halt mal 
Energieerzeuger und keine Messinstrumente. Man kann z.B. auch ein 
Lautsprecher als Mikrophon benutzen, die Qualität ist halt entsprechend.

von Thomas K. (kthomas)


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Die Beiträge scheinen sich mir teilweise zu widersprechen, aber kann man 
folgendes Zusammenfassend sagen?

- Der „Dunkelstrom“ kann durch die Wahl der Spannung vollständig 
eliminiert werden.

- Das Signal/Widerstandsrausch-Verhältnis lässt sich bei Solarzellen 
(und Photodioden) durch Erhöhung der Fläche bei konstanter 
Lichteinstrahlung pro Fläche nicht verbessern.

von Helmut S. (helmuts)


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Thomas K. schrieb:
> Die Beiträge scheinen sich mir teilweise zu widersprechen, aber kann man
> folgendes Zusammenfassend sagen?
>
> - Der „Dunkelstrom“ kann durch die Wahl der Spannung vollständig
> eliminiert werden.

Im Bereich der Offsetspannung des Opamps(TIA-Schaltung) bis +/-10mV 
verhält sich die Photiode/Solarzelle als hatte sie einen linearen 
Shuntwiderstand parallel. Der ist umgekehrt prpoportional zur Fläche. 
Auf Grund der Reinheit der Materialen ist da die Photodidoe im Vorteil.


> - Das Signal/Widerstandsrausch-Verhältnis lässt sich bei Solarzellen
> (und Photodioden) durch Erhöhung der Fläche bei konstanter
> Lichteinstrahlung pro Fläche nicht verbessern.

Richtig, aber wenn die bestrahlte Fläche größer ist arbeitet man mit 
größerem Nutzstrom. dadurch gehen die Leckströme des Opamps und der 
Leiterbahnen weniger ein.

von U. B. (Gast)


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> Die Fotozelle ist der "große Bruder" zur Fotodiode: Mehr Fläche, mehr
> Leistung, mehr Preis, aber auch mehr Kapazität.

'Ganz früher' hatten wir Germaniumdioden im Glasghäuse oder aufgefeilte
BC 107 als "kleinen Bruder" zur Sonnenzelle "genutzt".
Da fliessen ein paar µA.

von Wolfgang H. (Firma: AknF) (wolfgang_horn)


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Hi, Thomas,

> - Der „Dunkelstrom“ kann durch die Wahl der Spannung vollständig
> eliminiert werden.
Schon. Aber dann kannst Du die Solarzelle aber auch abmontieren. Denn 
wenn sie funktioniert, dann fließt der Dunkelstrom und ist ein 
Störeinfluss.

> - Das Signal/Widerstandsrausch-Verhältnis lässt sich bei Solarzellen
> (und Photodioden) durch Erhöhung der Fläche bei konstanter
> Lichteinstrahlung pro Fläche nicht verbessern.
Das kann nicht ganz sein, obwohl diese Besserwisserei nur für Fragen der 
Nachrichtenübertragung gilt:

1. Annahme: Eine Photodiode wird von einem modulierten Lichtsignal 
beleuchtet. Sie liefert ein Signal/Rauschverhältnis von S/N.

2. Nun wird eine identische Diode vom selben Signal beleuchtet und aus 
beiden Ausgängen ein Summensignal gebildet. Dann erhöht sich das 
Gesamtrauschen Nsumme = N x Wurzel2, die Signalleistung aber verdoppelt 
sich.

Weil die Modulation bei beiden Ausgängen kohärent ankommt, die des 
individuellen Rauschens aber nicht.


Ciao
Wolfgang Horn

von Axel S. (a-za-z0-9)


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U. B. schrieb:
>> Die Fotozelle ist der "große Bruder" zur Fotodiode: Mehr Fläche, mehr
>> Leistung, mehr Preis, aber auch mehr Kapazität.
>
> 'Ganz früher' hatten wir Germaniumdioden im Glasghäuse oder aufgefeilte
> BC 107 als "kleinen Bruder" zur Sonnenzelle "genutzt".

Nicht zu vergessen die als "Solarzellen" zweitverwerteten Platten aus 
Selen-Plattengleichrichtern. Aber das waren halt Zeiten, in denen man 
keine richtigen Solarzellen oder Fotodioden kaufen konnte. Mittlerweile 
kann man. Und die technischen Daten sind derartig viel besser als die 
der Bastellösungen, daß sich selbst hartgesottene Nostalgiker die "gute 
alte Zeit" eher nicht zurückwünschen.

von eric (Gast)


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Thomas K. schrieb:
> was für Unterschiede sind beim Einsatz einer Solarzelle an Stelle einer
> Photodiode zu beachten wenn eine hohe Empfindlichkeit nötig ist

Vor Jahren gab es einmal in den Siemens-Schaltbeispielen
eine Applikation für eine Wechsellichtschranke,
bei der zur Erhöhung der Empfindlichkeit
anstelle der Fotodiode ein großflächigeres Solarelement
eingesetzt wurde.
Kapazität und Dunkelstrom wurden dadurch eliminiert,
dass man das Solarelement zusammen mit einer Spule
als Kondensator eines Parallel-Resonanzkreises
benutzt hat.

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