Forum: Offtopic Stoppuhr=Bomberuhr ?


von Bernd F. (metallfunk)


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Nicht das die NSA was falsches denkt.

Ich sammle Chronographen. Die letzte Erwerbung ist eine fast profane 
Stoppuhr.

Allerdings mit eigenartiger Funktion.

Stopp= Nullstellung des Zeigers.
Drücken= Der Sekundenzeiger läuft.
Drücken= Der Sekundenzeiger läuft rückwärts.
Drücken= Nullstellung.

Sehr eigenartig. Im Uhrforum kam der Hinweis, das ist eine
Bomberuhr.

Die Uhr sollte so zwischen 1920- 30 entstanden sein.

Aber wozu diese eigenartige Funktion?

Gefunden habe ich:

http://mb.nawcc.org/showthread.php?75129-Reversing-timer-what-s-this-for-Any-ideas

http://www.knirim.de/bomber.htm

http://www.deutscheluftwaffe.de/archiv/Dokumente/ABC/r/Reflexvisiere/gv%20219/gv%20219%20d.html

https://www.youtube.com/watch?v=N6mixW8MPG8

Begriffen habe ich es noch nicht.

Grüße Bernd

von Dennis S. (sixeck)


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Ein sehr schönes Stück !

Bomberuhr denke ich mir so :

1. drücken um den Countdown zu stellen, 2. mal drücken um den Countdown 
zu verfolgen ?

//Nach dem Studium der Links macht mein Kommentar keinen Sinn mehr.
Es geht hier ja um Flugzeugbomben und nicht konventionellen Bomben

: Bearbeitet durch User
von Bernd F. (metallfunk)


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Dennis S. schrieb:
> Ein sehr schönes Stück !
>
> Bomberuhr denke ich mir so :
>
> 1. drücken um den Countdown zu stellen, 2. mal drücken um den Countdown
> zu verfolgen ?

Das ist wesentlich komplexer. Bei Luftwaffe ist so ein Zielgerät
erläutert. Da wurde erst mal ein Referenzpunkt anvisiert und
eine Zeit ermittelt. Dann kam das eigentliche Ziel.

Die Zeit zum Abwurf musste gerechnet werden, oder die Spezialuhr
hat es gleich ausgeworfen.

Ich bin ja der Bilderbuchpazifist, mich interessiert nur die
Funktion so einer Uhr.

Grüße Bernd

von Bernd F. (metallfunk)


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Meine Uhr unterscheidet sich von der Uhr im Video.

Der zweite Drücker fehlt. Beim Rückwärtslauf lässt sich die
Uhr nicht anhalten.

Ein Druck auf die Krone bedeutet dann Nullstellung.

Die Uhr im Video ist aber auch 10- 20 Jahre jünger.

Irgendwie eine frühe Version eines analogen Rechners. :)

Die Uhr im ersten Link hat das gleiche Werk, wie meine.

Grüße Bernd

: Bearbeitet durch User
von Frank D. (Firma: Spezialeinheit) (feuerstein7)


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Würde mich jetzt schwer wundern, wenn das Teil noch nicht geöffnet 
wurde, was steht den auf dem Uhrwerk?

von Bernd F. (metallfunk)


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Fred F. schrieb:
> Würde mich jetzt schwer wundern, wenn das Teil noch nicht geöffnet
> wurde, was steht den auf dem Uhrwerk?

Da steht gar nix drauf. Damals gab es noch keine Markenfetischisten.

Das Uhrwerk ist aus der Schweiz von der Fa. Valjoux.
Das sieht der Kenner.

Grüße Bernd

: Bearbeitet durch User
von Frank D. (Firma: Spezialeinheit) (feuerstein7)


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Ich bin nur geringfügig vom Uhrenvirus befallen, ich mag alte Uhren mit 
mech. ETA-Werken (Rado, Titoni...). Bei den Modellen findet man halt 
über das Werkskaliber einige Infos.

von Frank D. (Firma: Spezialeinheit) (feuerstein7)


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Mit solchen Teilen kenn ich mich nicht aus, aber was mir auffällt:
- die Fliegeruhren sind oft Armbanduhren, vieleicht war es für anderes 
Kriegsgerät, z.B. Uboot
- eine Schraube fehlt, die das Werk fixiert (nahe der Krone)
- evtl. eine Mariage? nach dem Krieg wurde ja alles umgebaut, vieleicht 
versteckt sich ja noch der mech. für den zweiten Knopf im Werk

von Bernd F. (metallfunk)


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Fred F. schrieb:
> Mit solchen Teilen kenn ich mich nicht aus, aber was mir auffällt:
> - die Fliegeruhren sind oft Armbanduhren, vieleicht war es für anderes
> Kriegsgerät, z.B. Uboot
> - eine Schraube fehlt, die das Werk fixiert (nahe der Krone)
> - evtl. eine Mariage? nach dem Krieg wurde ja alles umgebaut, vieleicht
> versteckt sich ja noch der mech. für den zweiten Knopf im Werk

Nö, das ist original.
Die Schraube fehlt wirklich, aber der Abdruck im Gehäuse passt.

Eine weitere Schaltfunktion gibt das Schaltrad nicht her.

Die Uhr stammt aus einer Zeit, da war die Armbanduhr noch nicht
so recht erfunden.

Grüße Bernd

von Jürgen S. (jurs)


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Bernd F. schrieb:
> Begriffen habe ich es noch nicht.

Ich habe mal gegoogelt und versucht es zu verstehen.

Das, was die alliierten Bomberpiloten im WKII mit ihren 
Bombenzielgeräten 
https://en.wikipedia.org/wiki/Course_Setting_Bomb_Sight und der vor- und 
rückwärts laufenden Stoppuhr (ich glaube, die hatte der Mann an der 
Bombenabwurfklappe) gemacht haben, haben die deutschen Bomberpiloten 
ganz alleine mit ihrem Lotfernrohr Lotfe 7D gemacht:
http://www.deutscheluftwaffe.de/archiv/Dokumente/ABC/b/Beobachtungsgereate/Lofte%20C%20D/lotfe%20fernrohr%207d.html

Im wesentlichen ging es wohl um die Seitenwindtrift bei der Ermittlung 
des Anflugkurses: Die langsamen Bomber hatten bei Seitenwind eine 
erhebliche Seitenwindabweichung über Grund, die beim Zielanflug 
auszugleichen war, wenn ein Bombemabwurf aus großer Höhe erfolgen 
sollte.

Die Alliierten hatten dazu ein Dreipunkt-Zielgerät und beim Abfliegen 
der drei Visierpunkte ABC mit gleichlangen Strecken AB und BC (die 
mittels dieser Stoppuhr ermittelt wurde: Bei Strecke AB läuft die Uhr 
vorwärts, bei BC rückwärts) ist man davon ausgegangen, dass der 
Seitenwind auf dieser Strecke konstant sei.

Die Deutschen hatten in ihrem Lotfernrohr stattdessen einen Kreisel und 
der Pilot mußte zur Ermittlung der Seitenwindtrift nur den 
Kreiselkompass einschalten und einen einzigen Zielpunkt anvisieren.

So habe ich das verstanden, was ich googeln konnte.
(Links zum britischen CSBS und zum deutschen LotFe im Text.)

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Passt vom Alter her nicht ganz, könnte aber ansonsten zum Ablauf mit 
'Knickebein' Sendern passen:

Bomber auf Leitstrahl
------>-------------------------+--------+--------+
                                ^        ^        ^
                                |        |       Wurf
                             Vorsignal   |
                                         |
                                    Hauptsignal

Der Bomber fliegt auf einem Kurs, der vom Leitstrahl bestimmt wird. Das 
Vorsignal und das Hauptsignal wird quer zum Leitstrahl gesendet. Der 
Abstand zwischen Vorsignal und Hauptsignal bestimmt echte 
Geschwindigkeit über Grund, der Abstand zwischen Hauptsignal und Wurf 
ist genau gleich dem Abstand zwischen Vor- und Hauptsignal.
Also: Stoppuhr wird beim Vorsignal gedrückt. Nochmal beim Hauptsignal - 
wenn die Null ereicht ist, wird geworfen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Knickebein_%28Funkfeuer%29

An sich war Knickebein ein automatisches Verfahren, der Pilot musste 
zwischen Hauptsignal und Wurf nur genau Kurs und Geschwindigkeit halten 
und die Automatik löste dann die Bomben aus.
Quelle : "Angriffshöhe 4000" , 1964 (c) Cajus Bekker

: Bearbeitet durch User
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