Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Trockenpatrone als Schutz vor Feuchtigkeit bei Elektonik


von Marcus W. (makkez)


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Hallo,

ich habe eine kleine Steuereinheit in einem Kunststoffgehäuse verbaut, 
d.h. Platine mit Bauteilen, Raspberry Pi usw. und dazu Netzteile. Das 
Gehäuse (recht gut abgedichtet) samt Elektronik soll dauerhaft draußen 
stehen. Um der Feuchtigkeitsentwicklung etwas entgegen zu wirken, wollte 
ich innerhalb des Gehäuses eine Trockenpatrone (abgestimmt auf das 
Volumen) einbauen. Den Feuchtigkeitswert lasse ich über den DHT22 
messen. Sollte dieser Wert nach einer Zeit ungewöhnlich ansteigen, muss 
die Patrone wohl gewechselt werden (so meine Logik).

Hat jemand schon Erfahrung mit Trockenpatronen für den Einsatz bei 
Elektronik gemacht und kann mir ein Tipp geben bzw. sagen, ob mein 
Vorhaben so umsetzbar ist?

Für die Trockenpatronen bin auf den Hersteller Tropack Packmittel GmbH 
gestoßen. Das was dort angeboten wird, klingt recht gut und könnte für 
mein Vorhaben passen, auch wenn keine Preise bekannt sind. Ich dachte an 
eine Trockenpatrone, keine Kapseln oder Pulver.

Vielen Dank.

von Patrick C. (pcrom)


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Welcher ursache hat die feuchtigkeit ? Wenn das Kondens ist ist die 
Frage ob solche Patronen schnell genug funktionieren.

von Felix A. (madifaxle)


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Ein wesentliches Problem wird sein, dass die feuchte Luft hinein kommt, 
aber nicht wieder heraus.

Du solltest ein Druck-Ausgleichs-Element zusätzlich verwenden, z. B.:
http://www.dae-element.de/profilteck/Gewinde_M12.html

So entsteht bei Abkühlung kein Unterdruck, der feuchte Luft ins Gehäuse 
zieht. Zusammen mit deiner Trockenpatrone sollte der Schutz dann längere 
Zeit gewährleistet sein.
Nahezu perfekt wäre natürlich ein 100% dichtes Gehäuse mit DAE.

von Marcus W. (makkez)


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Das Gehäuse wird nur zu Wartungszwecken abgenommen (also sehr selten), 
nur als weitere Info.

Ich dachte eigentlich, dass die Patrone die Feuchtigkeit aufnimmt und in 
den Kugeln speichert. Nach einer gewissen Zeit würde ich die dann 
wechseln, so hätte ich dann ein konstantes Niveau und würde einer 
Kondenswasserbildung entgegenwirken, oder sehe ich das falsch?!

Bei dem Produkt steht:
"bei immer wieder eintretendem Luftaustausch"
Mein Gehäuse ist schon recht dicht, also viel wird da glaube ich nicht 
eintreten.

: Bearbeitet durch User
von oszi40 (Gast)


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Marcus W. schrieb:
> schon Erfahrung mit Trockenpatronen

Verbrauchsmaterial, was einer TAUSCHEN muß, kostet mehr als ein 
Heizwiderstand. Wenn Deine Kiste zu kalt wird, kondensiert die restliche 
warme Luft und bildet an einem kalten Fleck Kondenswasser. Also 
Kondenswasser ablaufen lassen bevor die Schaltung absäuft. Außerdem hast 
Du durch Tag/Nachttemperatur thermischen Stress, der gelegentlich zu 
Leiterrissen od. Undichtigkeiten von Bauteilen führt. Da hilft keine 
Trockenpatrone. Durch günstigen Aufbau und geeignete Luftführung kann 
man da einiges regeln.

von Marcus W. (makkez)


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Die Idee mit dem Heizwiderstand ist nicht schlecht, so könnte man mit 
einer intelligenten Steuerung das Innere aufheizen bzw auf eine konst. 
Temperatur bekommen.

"geeignete Luftführung", kannst du da grob was genaueres Beschreiben 
bzw. kennst du was, wo man sich informieren kann?


Wenn ich aber eine überdimensionierte Trockenpatrone nehmen würde, würde 
diese dann nicht die Feuchtigkeit nahezu perfekt aufnehmen, bzw. so viel 
und gut aufnehmen, dass kein Kondenswasser entsteht?

: Bearbeitet durch User
von Felix A. (madifaxle)


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Diese Trockenpatronen ziehen soweit ich weiß keine 100% Feuchtigkeit aus 
der Luft. Diese Trockenbeutel in Lieferungen von Bauteilen halten z. B. 
diese bei etwa 30% bis 50%. Wenn du diese Angabe für die Trockenpatrone 
findest, könntest du den Taupunkt bei verschiedenen Temperaturen und 
Luftfeuchtigkeiten berechnen. Dann wüsstest du sicher, ob das geht.

von Kolapick (Gast)


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Trockenpatronen verwendet das Fero51 (z.B. 
http://www.helmut-singer.de/stock/k1.html), die Patronen (sind im Ofen 
regenerierbar) zeigen durch Verfärbung an, dass gewechselt werden muss.
Interessanter finde ich die Anwendung von Zeolith (z.B. 
http://www.zeo-tech.de/), da sind aber die Mindestabnahmemengen für 
Privatleute unattraktiv.

von Johannes R. (oa625)


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Hallo!

bei Kakteen-Haage gibt es 5 Liter Zeolith für 4,40EUR als Beimischung 
zur Erde. Hat die Struktur von feinem Splitt. Vielleicht wäre soetwas 
geeignet?
(Zeolith ist m.W. ein Sammelbegriff und kann unterschiedliche 
Zusammensetzungen haben.)
Einen Versuch wär's wohl wert.

MfG
Johannes

von Harald W. (wilhelms)


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Kolapick schrieb:

> Interessanter finde ich die Anwendung von Zeolith (z.B.
> http://www.zeo-tech.de/),

Was wäre denn der Vorteil von Zeolith gegenüber anderen
Trockenmitteln?

von oszi40 (Gast)


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Marcus W. schrieb:
> "geeignete Luftführung", kannst du da grob was genaueres Beschreiben

Ganz geheim: Warme Luft steigt nach oben. Also Heizwiderstand oder warme 
Teile unten anordnen. Unten Platz lassen für Kondenswasserpfütze!

> Diese Trockenpatronen wechseln
Wie weit ist der Weg des Servictechnikers bis zum Tatort (von München 
nach Hamburg)? Was kostet Dir die Stunde? Machen die das wirklich? Was 
sagt ein Hygrometer?

von Wolfgang (Gast)


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Marcus W. schrieb:
> Wenn ich aber eine überdimensionierte Trockenpatrone nehmen würde, würde
> diese dann nicht die Feuchtigkeit nahezu perfekt aufnehmen, bzw. so viel
> und gut aufnehmen, dass kein Kondenswasser entsteht?

Die größe der Trockenpatrone ändert die Wasseremenge die aufgenommen 
werden kann, hat aber mit der Entstehung von Kondenenswasser wenig zu 
tun. Kondenswasser entsteht genau dann, wenn sich der kälteste Punkt des 
Gehäuses, also wohl die Innenseite der Außenwand unter den Taupunkt 
abkühlt.

von Jörg E. (jackfritt)


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So einen Heizung gibt es übrigens auch bei Axis Kameras die in ein 
entsprechendes Gehäuse eingebaut werden. Damit wird ein beschlagen der 
Plexiglaskugel verhindert.

von Dieter (Gast)


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Marcus W. schrieb:
> Mein Gehäuse ist schon recht dicht, also viel wird da glaube ich nicht
> eintreten.
Unterhalte Dich mal mit Aquarianern. Es kommt durchaus vor daß ein 
Heizstab innen Kondenswasser hat; und der ist bestimmt dichter als 
Dein Gehäuse.

Felix A. schrieb:
> Diese Trockenpatronen ziehen soweit ich weiß keine 100% Feuchtigkeit aus
> der Luft.
Molekularsiebe schaffen fast 0% Luftfeuchte. Da ist allerdings die Frage 
ob die Elektronik das mitmacht. Meines Wissens nach gibt es zB Elkos mit 
wässrigem Elektrolyt.

von Sebastian L. (sebastian_l72)


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100% Dicht, heisst dass keine Feuchte rauskommt.
Druckausgleichsventil ist Pflicht.

Mehrschalig zu arbeiten ist gut.

Kleingehäuse:
Schick den Raspberry doch in irgendeinen CPU Cycle (z.B. 
Primzahlenreihenbestimmung) wenn die relative Feuchte zu gross wird.
und nimm ein mieses Netzteil. Dann hasst du sowohl eine Dauer- als auch 
Bedarfsheizung.

Umgehäuse:
mit Feuchteabsorber, aber bitte etwas mehr als 1g

Dann spart man sich die 20W Schaltschrankheizung.

von radiostar (Gast)


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Was spricht dagegen, die Platine mit einer Gummimasse (Plasti-Dip) zu 
versiegeln? Die Steckverbindungen umhüllst Du mit einem säurefreien Fett 
und schon hat Feuchtigkeit keine Chance.

von Won K. (Firma: Outside the Asylum) (the_sane)


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Außenkameras kommen gut mit normalen Trockenpacks (z.B. 
http://de.rs-online.com/web/p/feuchtigkeitsanzeigen-trockenmittel/0601057/) 
klar. Die Gehäuse haben einfache Gummidichtungen und PG-Verschraubungen 
für die Kabel.
Du solltest nur aufpassen, daß die Elektronik nicht das kälteste im 
Gehäuse ist damit sich darauf kein Kondenswasser sammelt.
Der nötige Aufwand wird oft überschätzt.

von Sebastian L. (sebastian_l72)


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Felix A. schrieb:
> Diese Trockenpatronen ziehen soweit ich weiß keine 100% Feuchtigkeit aus
> der Luft.
> Diese Trockenbeutel in Lieferungen von Bauteilen halten z. B.
> diese bei etwa 30% bis 50%. Wenn du diese Angabe für die Trockenpatrone
> findest, könntest du den Taupunkt bei verschiedenen Temperaturen und
> Luftfeuchtigkeiten berechnen.

Braucht man ja aber nicht. Die Trockenmittel (Salze) ziehen die relative 
Feuchte immer auf Gleichgewichtsfeuchte ab, bis sie halt gelöst sind. 
Die Geschwindigkeit ist von der Oberfläche abhängig.
Die Ausgleichsfeuchte (Adsorptionsgleichgewicht) bei 20 C:

Kochsalz 75% RH     (hat jeder, kennt jeder, immer zur Hand)
Nitrocalcit 53 %RH  (immer wieder gern zum kalibrieren genommen)

Ich habe jetzt keine Sorptionsisotermentabellen zur Hand, so weit ich 
mich erinnere sind eigendlich nur die organischen Materialen so fies und 
haben schlimmschiefe Sorptionsisotermen.

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