Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik ADC Versorgungsspannung glätten


von Markus (Gast)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Hallo zusammen,

bei einer Schaltung setze ich mehrere ADCs ein, die zusammen an einem 
Spannungsverteiler hängen. Über diesen wird auch die Clock für die ADCs 
verteilt. Wichtig ist, dass alle ADCs zeitgleich samplen, deshalb ist 
eine (einzige) relativ lange Clock-Leitung nötig, welche relativ nah an 
der Versorgungsspannung des ADC liegt.
Das Problem was nun auftritt ist in dem angehängten Bild zu sehen. Diese 
zeigen die Versorgungsspannung (Kanal 2) und die Massezuleitung (Kanal 
1) eines ADCs. Diese Störungen (vermutlich) führen zu Störungen des ADC 
Ausgangssignals. Die letzten 2 Bits des 12 Bit ADCs sind nicht wirklich 
brauchbar... Man sieht in dem Bild ganz gut, dass die Störungen 
einigermaßen periodisch mit knapp 5 MHz sind. Dies entspricht der Clock 
Frequenz.

Die Versorgungsspannung ist mit mehreren 10nF, 100nF und einem 22µF 
Keramikkondensator versehen, leider scheint dies nicht auszureichen.

Bei einer neueren Version der Platine würde ich diese Störungen gerne 
etwas verringern. Weitere Kondensatoren sind bereits eingebaut, um das 
ganze aber noch besser zu filtern, habe ich mir Common Mode Filter / 
Stromkompensierte Drosseln angesehen. Sind diese in diesem Fall 
sinnvoll? Leider kenne ich mich mit diesen Filtern nicht wirklich aus, 
weiß also nichts über die Dimensionierung.. Zusätzlich habe ich auch an 
ein LC-Filter gedacht, das sollte doch auch etwas helfen oder? Macht es 
Sinn dieses sowohl in die Versorgungsspannungsleitung als auch die 
Masseleitung einzufügen? Entspricht das dann nicht diesen Common Mode 
Filtern mit dahinter gesetztem Kondensator?


Danke für eure Hilfe :)

Markus

von Hp M. (nachtmix)


Lesenswert?

Markus schrieb:
> Das Problem was nun auftritt ist in dem angehängten Bild zu sehen.

Kann am Layout liegen.
Du solltest das, nebst Schaltplan mal posten. Am besten auch ein Foto 
der fertig bestückten Platine.

von Markus (Gast)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Im Anhang das Layout. Schaltplan würde ich leider nur ungern rausgeben, 
weiß nicht ob das für mich erlaubt ist ;)

Ganz oben ist die Clock Leitung, welche dann an den Clock Eingang rechts 
in der Mitte des Chips geführt wird.
Darunter die analoge Versorgungsspannung, darunter die analoge Masse. 
Alle Signale werden über Stiftleisten, welche links an die Pads 
angeschlossen werden, eingespeist.
Mittlerweile sind noch zusätzliche Kondensatoren zwischen diesen beiden 
"langen" Versorgungs-Leiterbahnen.
Digitale Masse und Versorgungsspannung werden an den darunter liegenden 
Pads links eingespeist.

von Klaus (Gast)


Lesenswert?

Markus schrieb:
> Die Versorgungsspannung ist mit mehreren 10nF, 100nF und einem 22µF
> Keramikkondensator versehen, leider scheint dies nicht auszureichen.

Kondensatoren alleine helfen gar nicht. Es gehört immer ein 
Längswiderstand dazu. Das kann natürlich auch eine Längsimpedanz, eine 
Drossel, sein.

MfG Klaus

von Markus (Gast)


Lesenswert?

Okay, das werd ich dann auch in der nächsten Platinenversion einführen.
LC Grenzfrequenz dann im Bereich von ein paar kHz? Zu große 
Induktivitäten sollen angeblich auch Nachteile haben oder?
Wäre denn ein Common Mode Filter sinnvoll? Eigentlich wäre es ja genau 
das richtige, das was "rein fließt" sollte auch über Masse wieder 
"raus"... Aber welche Impedanz oder Induktivität wählt man da?

von M. K. (sylaina)


Lesenswert?

Markus schrieb:
> Zu große
> Induktivitäten sollen angeblich auch Nachteile haben oder?

Genau diese "Nachteile" willst du bei einem Filter ja für dich als 
"Vorteil" nutzen. Ein "Nachteil" von großen Induktivitäten ist ja u.a. 
dass sich das Signal nur relativ langsam ändern kann. In deinem Fall 
wäre das Ideale aber, dass sich das Signal ja gar nicht ändert.
Was du auch versuchen könntest: Die Clockleitung nicht unter den Chip 
durchzuführen. Auch helfen kann wenn die Clockleitung von GND flankiert 
wird.

von WehOhWeh (Gast)


Lesenswert?

Markus schrieb:
> Die Versorgungsspannung ist mit mehreren 10nF, 100nF und einem 22µF
> Keramikkondensator versehen, leider scheint dies nicht auszureichen.

Das ist klar, weil ein Kondensator immer nur als Tiefpass wirken kann, 
wenn da eine Spule oder ein Widerstand davor ist.
Bau ein richtiges RC oder LC Filter davor, mit ausreichender 
Grenzfreuqenz.

Die kann man z.B. so auswählen:
Die Störfrequenz ist bekannt, und der Pegel auch. Das Filter muss die 
Störquelle auf eine Spannung bedämpfen, die z.B. <1LSB ist. Bei 12Bit 5V 
sind das ungefähr 1mV.
Ist deine Störung 10mV, brauchst das Filter -20dB Dämpfung.

Hat deine Störung 50kHz braust du ein RC mit 5kHz Grenzfrequenz. Bei 
deinem 22µF-Kondensator täte es dann folgenden Widerstand:
f=1/(2*PI*R*C) -> R>= 1/(2*PI*f*C) --> R>= 1,44 Ohm.
Nimm 2,2 Ohm.

Bei einem LC kannst du die Grenzfrequenz natürlich ein Stück höher 
legen, denn das liefert 40dB/Dekade. Dafür musst dafür aber beachten, 
dass die Güte des Filters <1 ist. Sonst schwingt das.
Den Nachteil hat das RC-Filter nicht.

Aber:
2LSB Rauschen sind gar nicht so schlecht bei 12 Bit. Bei 5V Versorgung 
sind das < 3mV.

PS:
Das Layout scheint mir nicht so günstig (keine gescheiten Maseflächen). 
Beachte das Datenblatt des ADC. Üblich sind zwei getrennte Masseflächen 
(Digital GND und Analog GND), die am ADC zusammenhängen.
Das Datenblatt des ADC kann dir da weiterhelfen.

von Anja (Gast)


Lesenswert?

Markus schrieb:
> Die Versorgungsspannung ist mit mehreren 10nF, 100nF und einem 22µF
> Keramikkondensator versehen, leider scheint dies nicht auszureichen.

Die hast Du geschickt versteckt. Die sind zumindest nicht an den ADCs 
sondern "weit" weg.

Markus schrieb:
> Weitere Kondensatoren sind bereits eingebaut, um das
> ganze aber noch besser zu filtern, habe ich mir Common Mode Filter /
> Stromkompensierte Drosseln angesehen. Sind diese in diesem Fall
> sinnvoll?
Nein: wo soll dann der Rückstrom von der Taktleitung fließen?

Ich glaube sowieso nicht daß das Oszi an der Stelle richtig mißt: Die 
Störung koppelt direkt in das Oszi ein und ist daher "überall" zu 
messen.

Ich würde eher versuchen einen Serienwiderstand (am Treiber) in die 
Taktleitung einzubauen und die Taktleitung richtig zu schirmen (rechts 
und links und alle 1-2cm eine Durchkontaktierung auf die Massefläche.

Gruß Anja

von Pandur S. (jetztnicht)


Lesenswert?

Wo ist die GND Plane ? Bei einem mit 5MHz geclockten ADC muss eine 
richtige GND Plane her. Die stoerende Frequenz ist bei genauer 
Betrachtung nicht bei 5MHz, sondern bei 50MHz++, die 5MHz sind nur die 
Wiederholrate. Dh wichtig ist, dass das Filter diese Frequenzen auch 
beruecksichtigt, was ein 5kHz LC nicht kann. Allenfalls wuerde man die 
5MHz als Differntialsignal im System verteilen. zB mit LVDS.

Das Layout muss  noch fuer 200MHz gut sein.

von Alexxx (Gast)


Lesenswert?

1.) Selbst bei einem 12-Bit-Wandler sind oft das/die hinteren Bit(s) 
nicht stabil! Siehe ENOB (effective number of Bits = rauschfreihe Bits)

2.) wie gesagt, GND- und ADC-Versorgungs-Plane ist ein Muss.

3.) in die digitalen ADC-Leitungen Serienwiderstände (ca. 30R...100R) 
einsetzen

4.) Siebkondensatoren mit Keramik-Cs direkt an jedem ADC

5.) Anti-Alias- == EMC-Filter direkt an den ADC-Eingängen

6.) nicht immer ist das, was man am Oszi sieht auch wirklich vorhanden.
oft ist es so, dass auf der Masse-Plane der Schaltung Hochfrequenz ist. 
Kontrolle: Masseklemme des Oszis auf Schaltungsmasse und dann Tastkopf 
direkt auf die Masseklemme halten. Sind jetzt immer noch Störungen zu 
sehen, dann ist es möglich, dass Uadc OK ist und nur die Masse schwingt!

von Lurchi (Gast)


Lesenswert?

Die Störungen sind wohl Oberwell der 5 MHz. Da sind die großen 
Kondensatoren an der Versorgung schon eher schädlich, wenn sie keine 
genügende Dämpfung haben. Also eher nur 100 nF Keramik und 10 µF als 
Elko/Tantal oder als Keramikkondensator mit z.B. 5 Ohm als 
Serienwiderstand.

Der 2. Punkt ist ggf. Klingeln / überschwinger auf der Taktleitung. 
Überschwinger von digitalen Signalen können beim ADC auch auf die 
analoge Seite überschprechen. Da hilft ggf. eine Terminierung oder 
wenigstens Dämpfung. LVDS wäre optimal, aber das müsste dann der ADC 
auch mitmachen.
Die Clockleitung braucht eine Masse dicht bei, sonst geht der Rückstrom 
über die analoge Versorgung - also genau da wo er nicht lang soll.

von MaWin (Gast)


Lesenswert?

Markus schrieb:
> Im Anhang das Layout. S

Hmm, AGND ist das SolderPad des Chips. Hat der Hersteller das so 
vorgeschlagen ?
Sag doch mal die Chiptypennummer.

von Markus (Gast)


Lesenswert?

Danke für alle eure Tipps!
Ich experimentiere zur Zeit einige Dinge durch, ich konnte auch schon 
deutliche Verbesserungen feststellen (nur noch ein Toggeln um 1-2 Werte, 
aber manchmal noch einzelne sehr starke Ausreißer bis zu 0 bzw. 4095).

Der ADC Chip ist ein LTC2290 von Linear. Das Exposed Pad soll mit GND 
verbunden werden. Die digitale Masse wird im Datenblat als OGND 
bezeichnet, also denke ist, dass es richtig ist, das Pad mit der 
analogen Masse zu verbinden.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.