Forum: Platinen Layout Frage zur Signalintegrität


von Erzwo (Gast)


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Hallo,

ich habe eine Frage zu dem angehängten Layout.

Über die SMA-Stecker kommt ein differentielles <300 MHz LVPECL-Signal 
rein, die möglichst nicht gestört werden sollen.

Lagenaufbau:

Layer1_Top:    LVPECL-Signale, rot
2x prepreg, 360 µm
Layer2:        Ground plane
Fr4 Core, 710 µm
Layer3:        Vcc plane
2x Prepreg, 360 µm
Layer4_Bottom: Steuersignale vom µC, blau

Die Signalleitungen (rot) sind auf 50 Ohm angepasst. In diesem Layout 
habe ich auf dem Top Layer kein Ground Pour, da ich gelesen hatte, dass 
es evtl. Probleme wegen Antennenbildung oder Fertigungstoleranzen beim 
Abstand zu den Leitern etc geben kann.
Sind die Signalleiter (rot) durch die Ground plane (Layer2) ausreichend 
vor Störungen der Steuersignale auf dem Bottom Layer geschützt?
Oder sollte ich doch besser den Toplayer mit Ground pour auffüllen und 
Vias setzen, wie in dem zweiten angehängten Bild?

Danke schonmal für Ratschläge,
Erzwo

von Felix A. (madifaxle)


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Eine kapazitive Kopplung sollte durch die Schirmwirkung der GND-Plane 
sehr gering sein.

Wenn jetzt noch die Winkel zwischen den roten Leiterbahnen und den 
blauen Leiterbahnen immer 90° wären, so würde auch eine magnetische 
Kopplung nahezu verschwinden. Gegen Magnetfelder helfen Planes aber 
nicht so gut, soweit ich weiß...

: Bearbeitet durch User
von genervt (Gast)


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Erzwo schrieb:
> Über die SMA-Stecker kommt ein differentielles <300 MHz LVPECL-Signal
> rein, die möglichst nicht gestört werden sollen.
>
> Lagenaufbau:
>
> Layer1_Top:    LVPECL-Signale, rot
> 2x prepreg, 360 µm
> Layer2:        Ground plane
> Fr4 Core, 710 µm
> Layer3:        Vcc plane
> 2x Prepreg, 360 µm
> Layer4_Bottom: Steuersignale vom µC, blau

Also Signaltechnisch wirst du da nicht mehr allzu viel drehen können, 
aber im Hinblick auf die Powerintegrity würd ich mir da noch ein wenig 
gedanken machen...

C20 Sieht wie ein Blockkondensator aus, der liegt aber nicht gut....

6-Langen eine Option?

von Guido C. (guidoanalog)


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Hallo,

Erzwo schrieb:
> Über die SMA-Stecker kommt ein differentielles

ohne jetzt die genauen Abmessungen zu kennen finde ich, dass die 
SMA-Buchsen etwas nah nebeneinander sind.

Mit freundlichen Grüßen
Guido

von Erzwo (Gast)


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Vielen Dank.
Ich kreuze die Signalleitungen jetzt mit 90°.
Den Kondensator habe ich auch an eine andere Stelle gesetzt.

SMA-Stecker zu dicht beieinander? ich dachte gerade bei differentiellen 
Leitungen macht es Sinn, möglichst dicht beieinander zu bleiben.

Also Ground poor + Vias neben den Signalleitungen (rot) ist nicht nötig?

Danke

von Erzwo (Gast)


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Ground Poor = Ground Pour
typo :)

von Jötze (Gast)


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Erzwo schrieb:
> Ground poor

ground pour

von Jötze (Gast)


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Oh - zu spät ...
;-)

von Felix A. (madifaxle)


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Ich persönlich denke, dass es so besser ist. Eine Anmerkung habe ich 
trotzdem noch:

C20 sollte auf die Oberseite (rot) und da ganz dicht an den Pin. Vias 
stellen Impedanzen dar. Deshalb gehören Kondensatoren immer Hinter alle 
Vias an den Chip direkt dran.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Erzwo schrieb:
> SMA-Stecker zu dicht beieinander? ich dachte gerade bei differentiellen
> Leitungen macht es Sinn, möglichst dicht beieinander zu bleiben.

Es ist durchaus sinnvoll, die differentiellen Signale über eine 
möglichst lange Strecke mit wohldefinierter differentieller Impedanz zu 
führen. Aber was nützt in Deinem konkreten Fall die beste 
Leitungsführung, wenn sich die Überwurfmuttern der SMA-Stecker nicht 
mehr festschrauben lassen? Ggf. bietet sich die Verwendung von 
SMB-Steckverbindungen an.

von Erzwo (Gast)


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Danke. Den Kondensator habe ich jetzt auf die Oberseite dicht an den Pin 
gesetzt.
Die Überwurfmuttern der SMA-Stecker lassen sich noch gut schrauben bei 
dem Abstand - gerade ausprobiert ;)

von Guido C. (guidoanalog)


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Hallo,

Erzwo schrieb:
> SMA-Stecker zu dicht beieinander? ich dachte gerade bei differentiellen
> Leitungen macht es Sinn, möglichst dicht beieinander zu bleiben.

naja, so oder so hört die differentielle Leitung irgendwo auf ;-)

Erzwo schrieb:
> Die Überwurfmuttern der SMA-Stecker lassen sich noch gut schrauben bei
> dem Abstand - gerade ausprobiert ;)

Auch mit Drehmomentschlüssel? Wenn Du die Stecker nur einmal anschließen 
musst ist es gegebenenfalls in Ordnung, möchtest Du die Stecker jedoch 
öfters an- und abschrauben kann ein zu enger Abstand mit der Zeit 
"nerven".

Mit freundlichen Grüßen
Guido

von Stephan (Gast)


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Du könntest die beiden Widerstände R20 und R21 noch um 90° gegen den 
Uhrzeigersinn drehen und die beiden Leitungen hinter den Pads 
differentiell koppeln.
C20 kann auf den Top Layer und du kannst noch das Via für R20 einsparen.

Mich wundert es ein bißchen, dass deine 50 Ohm Leitungen bei einem 360um 
Prepeg so dünn sind. Ist das so richtig?

von Franz F. (franzman)


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Hallo,

ist es Schlau ein differentielles Signal über 2 verschiedene 
Koax-Leitungen zu fahren? Meiner Meinung nach nicht. Ich würde an deiner 
Stelle ein Twisted Pair vorziehen. GND dann als Schirm verwenden.

von Pandur S. (jetztnicht)


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Leider gibt es keine Einzel-Twisted-Pair.

von genervt (Gast)


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Oder D. schrieb:
> Leider gibt es keine Einzel-Twisted-Pair.

Kontaktsicherheit ist auch bescheiden - zumindest bei CAT-ähnlichen 
Stecksystemen.

von Mike (Gast)


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Hallo

Es ist wirklich nicht Schlau ein differentielles Signal über 2 
verschiedene
Koax-Leitungen zu fahren.

Der Vorteil überhaupt bei einem differeziellen Leitugspaares ist es, 
dass sie störunempfindlicher sind. Um die Störungen zu Kompensieren 
werden die Leitungen parallel und so knapp wie möglich nebeneinander 
geroutet. Im Kabel sind die Leitungen verdrillt.
Bei Ethernet-Leitungen, USB, CAN ect. wird auch impedanz-kontrolliert 
geroutet, um den betreffenden Wellenwiderstand des Leitungspaares 
einzuhalten.

Das Leitungspaar hat in der Regel einen Anfang und ein Ende, wenn
dazwischen die Leitungen außereinander gehen(2 Koax-Kabel, aber auch 2 
Buchen) dann ändert sich der Wellenwiderstand völlig(außerhalb aller 
Grenzen) und somit sinkt die  Bandbreite ect.

Ein Ethernet-Kabel(100m) aufgebaut mit einem Flachbandkabel funktioniert 
aus dem gleichemn Prinzip auch nicht so gut.

Verwende bitte nur eine Buchse und ein Kabel mit Schirm und verdrillten 
Leitungen.

Nette Grüße
Mike

von Georg (Gast)


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Mike schrieb:
> Um die Störungen zu Kompensieren
> werden die Leitungen parallel und so knapp wie möglich nebeneinander
> geroutet. Im Kabel sind die Leitungen verdrillt.

Das stimmt, ist aber nur eine halbe Wahrheit: ein differentielles 
(Gegentakt-) Signal hat von vornherein einen grösseren Störabstand als 
ein einfaches Signal, völlig egal wie das verdrahtet wird.

Mike schrieb:
> wenn
> dazwischen die Leitungen außereinander gehen(2 Koax-Kabel, aber auch 2
> Buchen) dann ändert sich der Wellenwiderstand völlig(außerhalb aller
> Grenzen)

Da liegt ein völliges Unverständnis der Physik von Leitungen vor. Ein 
Koaxkabel hat einen Wellenwiderstand von z.B. 50 Ohm, und der ist von 
der Verlegung völlig unabhängig - eine der Eigenschaften, weswegen man 
Koaxkabel verwendet. Für ein differentielles Signal auf 2 Koaxlaeitungen 
mit GND als Schirm ist deshalb die single ended impedance 50 Ohm und die 
differential impedance 100 Ohm. egal wie man die Kabel verlegt.

Ausserhalb aller Grenzen ist sowieso ein totaler Unsinn, grösser als die 
Impedanz des Vakuums kann der Wert nicht werden.

Georg

von Franz F. (franzman)


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Georg schrieb:
> Da liegt ein völliges Unverständnis der Physik von Leitungen vor. Ein
> Koaxkabel hat einen Wellenwiderstand von z.B. 50 Ohm, und der ist von
> der Verlegung völlig unabhängig - eine der Eigenschaften, weswegen man
> Koaxkabel verwendet. Für ein differentielles Signal auf 2 Koaxlaeitungen
> mit GND als Schirm ist deshalb die single ended impedance 50 Ohm und die
> differential impedance 100 Ohm. egal wie man die Kabel verlegt.

So stimmt das nicht. Das Koaxkabel hat deswegen 50 Ohm, da sich der 
Wellenwiderstand aus Induktivitätsbelag und Kapazitivitätsbelag der 
Leitung berechnet. Das setzt voraus, dass Hin und Rückstrom über das 
selbe Kabel fließen. Die Induktivität wird aber steigen, wenn der 
Rückstrom des differential Pairs über einen anderen Leiter fließt, da 
die eingeschlossenen Fläche viel größer ist.
Zerlege mal ein USB Kabel und führe die beiden Datenleitungen über zwei 
verschiedene Koax-Leitungen, da wird dir nichts mehr funktionieren.

 Koax Leitungen verwendet man seit Jahren für Single-Ended Signalen und 
das mit Recht.

von hm (Gast)


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Dass bei 2x Coax für ein differentielles Paar dann Hin- und Rückstrom 
über die beiden Coax Innenleiter fließen glaube ich nicht. Die 
Induktivität wäre riesig und das wäre nicht mehr für HF geeignet.
Ist es aber. Beispiele: PCIe-SIG compliance testing [1]; Multi-Gigabit 
Transceiver von high-end FPGAs [2]
Daher kann das dann eigtl. nur so sein, dass das 2 getrennte Signale 
sind bei denen die Rückströme mit jeweils anderem Vorzeichen im 
Coax-Schirm laufen.
Bei Twisted Pair für Ethernet ist es anders. Da gibt es keinen common 
GND weil da Übertrager dazwischen sind. Das Signal ist also echt 
symmetrisch.
Wenn nun P/N mit GND-Bezug auf einem PCB parallel verlegt werden braucht 
es ja eigtl. auch immer GND bei stripline/microstrip. Einerseits 
vermutlich weil man sonst die differentielle Zielimpedanz nicht erreicht 
ohne ~1mm breite Bahnen, andererseits laufen da wohl über GND auch noch 
Rückströme, sonst würde GND in die Impedanz denke ich gar nicht erst mit 
reinspielen und man bräuchte bei einem Lagenwechsel der Signale nicht 
Vias zum Verbinden der Referenz-GNDs in der Nähe.
Ich würde vermuten, dass die Rückströme für P/N jeweils über GND laufen 
und sich erst mit etwas Abstand betrachtet ausgleichen.
Der primäre Grund für differentielle Paare ist ja die Robustheit 
gegenüber Gleichtaktstörungen. Bei Coax mit ordentlichem Schirm hat man 
ja auch eine recht hohe Abschirmung gegenüber Einkopplungen.

[1] 
http://www.embedded.com/design/system-integration/4026048/How-to-test-your-board-and-system-designs-for-PCIe-compliance-and-interoperability
[2] 
http://tu-dresden.de/die_tu_dresden/fakultaeten/fakultaet_informatik/tei/vlsi/lehre/lab_aus/entw_boads/Virtex-6-mlML605

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