Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Ringkerntrafo "Softstart"


von Dirk D. (dicky_d)


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Hi,
ich plane nen 300VA Ringkerntrafo einzusetzen, dazu hab ich Fragen.
Ich möchte Vermeiden dass die Sicherung beim ungünstigen Einschaltmoment 
fliegt oder das Licht flackert, und das möglichst simpel.

Ich nehme also nen Heissleiter. Was für einen nehme ich da, ich bin mir 
weder beim Kalt-Wiederstand noch beim Maximalen Strom sicher.
Ich möchte die Möglichkeit haben das Gerät kurzfristig aus und wieder an 
zu schalten. Also muss ich den Heißleiter nach dem Einschalten brücken.

Kann ich das einfach mit nem Relais machen das ich mit der 
Sekundär(wechsel)Spannung füttere, oder springt das zu schnell an?
Das Relais braucht ja ca 10ms, also eine Halbwelle zum schalten, ich 
würde den Heißleiter also frühestens eine Halbwelle nachdem sich die 
Sekundärspannung aufgebaut hat Brücken, kann ich das so machen?

 Wie Dimensioniere ich die Sicherung? Unter Vollast bin ich ja bei ca. 
1,3A, aber selbst in Träge wird das ja nicht passen. Ist 2A ne gute 
Größe?
Der Trafo hat nen Temperaturschalter, ich muss mit der Sicherung also 
nicht versuchen leichte Überlast abzufangen.

Ich stell mir das so wie im Anhang vor.

Nicht eingezeichnet: von Links kommt die Netzspannung, rechts gehts zum 
Verbraucher.


Danke im Voraus.
Grüße, Dirk

PS: die Typen im Schaltbild sind irrelevant, ich wollt vorerst nur das 
Schaltbild zeichnen.

: Bearbeitet durch User
von U. M. (oeletronika)


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Hallo,
> Dirk D. schrieb:
> ich plane nen 300VA Ringkerntrafo einzusetzen,
ich habe kürzlich eine Gerät entwickelt, das einen 300W-Ringkern-Trafo.
Im Gerät sind B10A Automaten zur Absicherung drin. Die sind nicht 
regelmäßig, aber doch öfters beim Einschalten rausgeflogen.
Messungen haben gezeigt, dass es davon abhängig war, in welchem Moment 
der Halbwelle die Spannung zugeschaltet wurde. Die höchsten 
Einschaltströme habe ich gemessen, wenn die Spannung gerade nahe dem 
Maximum war. Dann flossen ca. 80...90A für bis 3...4ms.
Die Symptome decken sich auch mit der Charakteristik der B-Automaten. 
Diese sollen bei ca. 45A abschalten, wenn der Stromimpuls mind. ca. 5ms 
lang ist.

> Ich möchte Vermeiden dass die Sicherung beim ungünstigen Einschaltmoment
> fliegt oder das Licht flackert, und das möglichst simpel.
> Ich nehme also nen Heissleiter.
Habe ich auch eingesetzt. Da der Trafo primärseitig umgeschaltet werden 
kann zwischen 115V/230V, habe ich 4 Anschlussleitungen, die bei 230V in 
Reihe geklemmt werden. da habe ich in jede Leitung einen Heißleiter mit 
4,7Ohm gesetzt. 4x 4,7 Ohm ist dann schon eher reichlich als Begrenzung.
Allerdings ist bei mir die max. Last am Trafo auch nur gut 200W.

Mit den Heißleitern bleibt der Strom aber sicher unter ca. 25...30A.
Da wirkt dann auch schon der Reihenwiderstand im heißen Zustand 
strombegrenzend, so dass auch beim Widereinschalten nix passiert.
Ein paar Sekunden Pause reichen das schon, da die Heißleiter da auch 
schon ein Stück abkühlen.

> Was für einen nehme ich da, ich bin mir
> weder beim Kalt-Widerstand noch beim Maximalen Strom sicher.
Ich würde 2x  5...10 Ohm empfehlen.
Ich habe jetzt nicht alle Daten im Kopf, aber meine Heißleiter sind für 
Nennstrom über 5A spezifiziert. Die Scheiben haben um 14...15mm 
Durchmesser.

> Ich möchte die Möglichkeit haben das Gerät kurzfristig aus und wieder an
> zu schalten. Also muss ich den Heißleiter nach dem Einschalten brücken.
Was heißt kurzfristig?  Paar Sekunden Pause werden doch sicher sein, 
oder?
Ich meine 300W ist noch moderat, da kann man die Sache einfacher haben.

> Das Relais braucht ja ca 10ms, also eine Halbwelle zum schalten, ich
> würde den Heißleiter also frühestens eine Halbwelle nachdem sich die
> Sekundärspannung aufgebaut hat Brücken, kann ich das so machen?
Wozu brauchst du bei dem Konzept dann überhaupt Heißleiter?
Da machen es auch Leistungswiderstände.
Der Vorteil von Heißleitern ist ja gerade, dass man die nicht brücken 
muß, weil der Widerstandswert im Betrieb soweit abnimmt, dass er kaum 
noch stört. 3...4V zusätzlichen Spannungabfall sollten doch akzeptabel 
sein, oder?

>  Wie Dimensioniere ich die Sicherung? Unter Vollast bin ich ja bei ca.
> 1,3A, aber selbst in Träge wird das ja nicht passen. Ist 2A ne gute
> Größe?
Berechne oder messe die max. Stromaufnahme und vergleiche diese mit der 
Kennlinie deiner Sicherung.

Hier gibt es auch Hinweise zum Einsatz von Heißleitern.
http://de.tdk.eu/tdk-de/192854/tech-library/artikel/products---technologies/article-products---technologies/ueberstroeme-sicher-begrenzen/192058
Gruß Öletronika

von Sebastian S. (amateur)


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Ich würde ebenfalls einen Heißleiter nehmen, mir aber das Relais 
schenken.
Der Widerstand von Heißleitern liegt im "Normalbetrieb" im niedrigen, 
einstelligen Bereich. Auf der "Hochspannungsseite" fließt ja kein hoher 
Strom. Also ausgehend von 3 Ohm kommst Du mit Verlusten knapp über 3 
Watt hin. An anderer Stelle verbrätst Du mit Sicherheit mehr (Trafo vs. 
Schaltnetzteil).
Wie aber bereits angedeutet, ist der Heißleiter nichts für schnelles 
An/Aus. Da hilft Dir aber auch kein Relais. Es sei denn, Du hast riesige 
Kondensatoren auf der Sekundärseite.

von J. A. (gajk)


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von Dirk D. (dicky_d)


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Okay, ich probier es erstmal nur mit nem Heißleiter, sollte das im 
Betrieb nicht klappen weis der Heißleiter zu langsam abkühlt kann ich 
das Relais, das Ja dafür sorgt das der Heißleiter gar nicht erst richtig 
Heiß wird noch Nachrüsten.

Hinter der Idee nen Heißleiter statt nem Leistungswiderstand in 
Kombination mit nem Relais zu nehmen steht die Tatsache dass nichts 
schlimmes passiert wenn das Relais nicht schaltet. Dann Funktioniert der 
Heißleiter wie nen Heißleiter.

Gegen nen TSRL Sprach bis grade eben nur die Unkenntnis der Existenz.
Jetzt spricht die fehlende Bezugsquelle dagegen.




Sebastian S. schrieb:
> Wie aber bereits angedeutet, ist der Heißleiter nichts für schnelles
> An/Aus. Da hilft Dir aber auch kein Relais. Es sei denn, Du hast riesige
> Kondensatoren auf der Sekundärseite.

Wieso hilft mir das Relais das den Heißleiter brückt nicht? er wird dann 
ja gar nicht richtig Heiß...

von F. F. (foldi)


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Wie ist es denn, wenn du einfach den Automaten tauscht und einen mit C 
Charakteristik nimmst.
Ist billig und funktioniert bei allen Ladegeräten ganz hervorragend.

von ths (Gast)


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Ich hatte mal ähnliche Probleme, allerdings durch große Kondensatoren 
auf der Sekundärseite verursacht. Abhilfe brachte ein Widerstand zur 
Begrenzung des Ladestroms, der nach einigen ms durch ein Relais 
überbrückt wurde.

von Nemesis (Gast)


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Dirk D. schrieb:
> Gegen nen TSRL Sprach bis grade eben nur die Unkenntnis der Existenz.
> Jetzt spricht die fehlende Bezugsquelle dagegen.


Dem kann man begegnen, indem man das Teil diskret mit leicht zu
beschaffenen Bauelementen aufbaut. Im Endeffekt ist das nur ein
Optokoppler mit einem Triac. Wenn man den im Nulldurchgang zündet,
dürfte es die bessere Lösung sein, als 1-2 Watt an einem NTCR zu
verbraten.

von Herbert (Gast)


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Die Idee mit dem SSR finde ich gut. Es gibt SSRs mit eingebautem 
Zerocrosser (Reichelt) oder man nimmt einen Optotriac (MOCxxxx) und 
einen Leistungstriac dahinter. Trotzdem muss man das noch mit einem 
Mechanischen Relais Brücken weil über jedem Triac/SSR min. 1,4V 
Abfallen. Wenn ~1A Strom fließt sind das schon P=U*I=1,4V*1A=1,4W 
Verlustleistung die man nicht immer haben möchte. Relais verzögert 
anziehen könnte man über Kondensator über Widerstand langsam laden. Wenn 
die minimale Anzugsspannung des Relais erreicht ist zieht es an. Je nach 
Kondensator Kapazität dauert das verschieden lange.

von Thomas S. (thom45)


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Dirk D. schrieb:

> Okay, ich probier es erstmal nur mit nem Heißleiter, sollte das im
> Betrieb nicht klappen weis der Heißleiter zu langsam abkühlt kann ich
> das Relais, das Ja dafür sorgt das der Heißleiter gar nicht erst richtig
> Heiß wird noch Nachrüsten.

Das mit dem Abkühlen lässt sich verbessern, wenn verzögert, nach dem 
Einschaltvorgang, der Leistungs-NTC mit einem Relaiskontakt überbrückt 
wird.

Wie man dies realisiert, zeigt der folgende Elektronik-Minikurs. Musst 
einfach noch entsprechende Anpassungen treffen für den Leistungsbedarf 
Deiner Schaltung.

Zunächst ist es einfach mal ein Tipp:

"Einschaltstrombegrenzung für Netzteile
mit mittelgrossen Ringkerntrafos"
http://www.elektronik-kompendium.de/public/schaerer/onilim.htm

Bild 1: Antiplopp-Schaltung einfach weglassen.

Siehe auch die einfachen Varianten in Kapitel 10 und 11.

Es gibt noch die Alternative, dessen Steuerung nicht die Primärspannung 
der Ringkerntrafo bedarf:

"Einschaltstrombegrenzung für Netzteile
mit mittelgrossen Ringkerntrafos,
ohne Trafo-Sekundärspannung
u.a. für medizinische Anwendung"
http://www.elektronik-kompendium.de/public/schaerer/onilim2.htm

Gruss
Thomas

von Rainer V. (Gast)


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Hallo,

wenn ich hier kurz einhaken darf...voher bekommt man die 
Leistungs-NTC's. Also Reichelt und Co bieten hier nix.... Ich finde 
immer nur Spezialhersteller, für Bastler völlig uninteressant!

Danke und Gruß
Rainer

von Timm T. (Gast)


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Rainer V. schrieb:
> voher bekommt man die
> Leistungs-NTC's

Conrad, manchmal Pollin.

von J. A. (gajk)


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Dirk D. schrieb:

> Gegen nen TSRL Sprach bis grade eben nur die Unkenntnis der Existenz.
> Jetzt spricht die fehlende Bezugsquelle dagegen.

Auf der oben verlinkten Seite sind Telefonnummern zum Vertrieb. Ruf doch 
dort an, die sagen dir, wer in deiner Nähe der richtige Ansprechpartner 
ist. Wenn du als Firma anrufst beliefern sie dich wohl auch direkt.

von U. M. (oeletronika)


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Hallo,
> Rainer V. schrieb:
> wenn ich hier kurz einhaken darf...voher bekommt man die
> Leistungs-NTC's. Also Reichelt und Co bieten hier nix.... Ich finde
> immer nur Spezialhersteller, für Bastler völlig uninteressant!
stimmt doch gar nicht.
Z.B. in der Bastlerapotheke Co gibt es solche
https://www.conrad.de/de/heissleiter-s237-5-epcos-b57237-s509-m-1-st-468037.html
oder auch hier:
http://www.digikey.de/product-detail/de/B57237S509M/495-2100-ND/739855
Gruß Öletronika

von Rainer V. (Gast)


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U. M. schrieb:
> http://www.digikey.de/product-detail/de/B57237S509M/495-2100-ND/739855

Hi,

also Digi... ist mir durchgegangen! Danke.

Rainer

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