Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Stromverlauf Vierquadrantensteller


von Tobi (Gast)


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Hallo,

ich habe eine Frage zu dem Stromverlauf bei einem Vierquadrantensteller.

Bei den Spulen gilt ja, dass der Strom nicht springen kann und sich 
langsam aufbaut und auch ablädt. Also kann eine Spule auch nicht einfach 
mal so die Richtung ändern.

Wie sieht es bei Transformatoren aus? Stellen wir uns einen 
Vierquadrantensteller vor, an dem eine Gleichspannung anliegt und 
alternierend die Diagonalen Schalter des 4QS´s schalten.

Wie sieht der Stromverlauf am Ausgang, also an der Primärseite des 
Trafos, aus?
Verhält es sich nicht wie eine Spule?

von Tobi (Gast)


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Hier habe ich die Primärseitigen Verläufe eines Vierquadrantenstellers 
gefunden.

Ich verstehe eben nicht, warum der Storm (I1) sich so schnell ändern 
kann bzw. so schnell springt.

http://schmidt-walter-schaltnetzteile.de/snt/snt_deu/sntdeu4a.pdf

Über eine Erklärung würde ich mich freuen.

von Flo (Gast)


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Es sind, denk ich, die Freilaufdioden parallel zu den Transistoren nicht 
eingezeichnet. Über die fließt der Strom hier dann "unendlich" schnell 
ab wenn alle Transistoren sperren.

von Tobi (Gast)


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Flo schrieb:
> Es sind, denk ich, die Freilaufdioden parallel zu den Transistoren
> nicht
> eingezeichnet. Über die fließt der Strom hier dann "unendlich" schnell
> ab wenn alle Transistoren sperren.

Bist du dir da sicher oder vermutest du es?

Ich weiß nicht, ob es so ist, aber ich denke, dass die Transformatoren 
sich nicht wie Spulen verhalten. Ich brauche einfach nur eine 
Bestätigung, von jemanden der sich damit wirklich gut auskennt.

I1 Springt erstmal bis auf einen bestimmten Strom. Lädt sich dann auf 
und fällt rasch wieder ab. Ich meine so verhält sich keine Spule. Diese 
würde sich langsam über die Bodydioden in die Quelle entladen.

von Flo (Gast)


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100% sicher bin ich mir jetzt nicht, aber ich erkläre mir diesen 
"Anfangswert" vom Strom so, dass dieser durch den Strom der 
Sekundärseite eingeprägt wird. Ein Transformator ist logischerweise 
keine einfache Spule. Die Primär- und Sekundärseite sind ja gekoppelt.

von Roland .. (rowland)


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Tobi schrieb:
> I1 Springt erstmal bis auf einen bestimmten Strom. Lädt sich dann auf
> und fällt rasch wieder ab. Ich meine so verhält sich keine Spule.

Nun, das liegt darann, dass der Zeitbereich in dem I1 steigt durch die 
Größe der Spule auf der Sekundärseite vorgegeben ist. Der Zeitbereich, 
in dem der Strom scheinbar springt, der wird durch die Induktivität des 
Transformators vorgegeben. Da der Gegentaktflusswandler keinen 
Speichertransformator hat, ist die Induktivität des Transformators sehr 
klein, wodurch sich der Strom schnell ändern kann. Im Verhältniss zum 
Stromanstieg der Ausgangsspule ist der Stromanstiegt der 
Transformatorinduktivität also sehr schnell und wirk in dem Bild wie ein 
Sprung.

von Michael K. (michael62)


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Die Stromverhältnisse beim vierquadrantensteller sind nichttrivial.

Es gibt auch verschiedene Betriebsarten der Vierquadrantensteller, die 
Du unterscheiden musst.

Dann gibt es noch (im motorischen Betrieb) die Bremsproblematik, da die 
Spule auch Rückenergie liefern kann.

Am Einfachsten ist der Quergetaktete Betrieb zu verstehen.

Hierbei wird links unten und rechts oben zusammen gegen links oben und 
rechts unten geschaltet.
Hierbei ist bei einem 50% Brückensignal der Spulenstrom Null, obwohl 
UB/2 an jeder Brücke anliegt.
Die Schaltzeit der Brücke wird nun so gewählt, dass die Induktivität 
nicht in die Sättigung geht.

Damit fliesst im Mittel kein Strom (ausser im Bremsbetrieb eines Motors, 
in dem nun die Brücke die Rück EMK aufnehmen muss).

Wenn die Prozentuale Verteilung sich ändert, ergibt sich ein Querstrom 
durch die Spule, der der Spannungsdifferenz zwischen den Mittenabgriffen 
geteilt durch den OHMschen Spuleninnenwiederstand entspricht.

Anders sieht es bei Low Side - Taktung aus, da muss man verschiedene 
Schaltzustände betrachten und der Szromfluss wird zu einem Teil über die 
Freilaufdioden übernommen.

Kompliziertere Verhältnisse, aber man kann "Energiesparmodi" 
programmieren und stromfrei schalten, was bei der Diagonalsteuerung 
nicht ganz einfach ist, da muss man Zwischenkreisregelung dafür 
vorsehen.

Mischbetrieb ist dann auch noch möglich.

Interessant wird es dann bei einem dreiphasen Netzwerk mit 6 Fets.....

von Tobi (Gast)


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Roland .. schrieb:
> Tobi schrieb:
>> I1 Springt erstmal bis auf einen bestimmten Strom. Lädt sich dann auf
>> und fällt rasch wieder ab. Ich meine so verhält sich keine Spule.
>
> Nun, das liegt darann, dass der Zeitbereich in dem I1 steigt durch die
> Größe der Spule auf der Sekundärseite vorgegeben ist. Der Zeitbereich,
> in dem der Strom scheinbar springt, der wird durch die Induktivität des
> Transformators vorgegeben. Da der Gegentaktflusswandler keinen
> Speichertransformator hat, ist die Induktivität des Transformators sehr
> klein, wodurch sich der Strom schnell ändern kann. Im Verhältniss zum
> Stromanstieg der Ausgangsspule ist der Stromanstiegt der
> Transformatorinduktivität also sehr schnell und wirk in dem Bild wie ein
> Sprung.

In dem Betrieb sind zu einem Tastgrad von 49% die Schalter T1&T4 leitend 
und 49% T2&T3 (2% Totzeit, damit es keinen Kurzschluss gibt).

Aufgrund des sich sehr schnell ändernden Stroms kommt es also garnicht 
vor, dass die Bodydioden leiten oder irre ich mich da? Am Ausgang wird 
deshalb eine Reckteckförmige Wechselspannung mit sehr steilen Flanken 
erzeugt.

---

In welchem Bereich bewegt sich die Induktivität eines Transformators?
Was meinst du mit "Spule auf der Sekundärseite"? Die Wicklung der 
Sekundärseite des Trafos? Oder eine Spule, die nach dem Trafo kommt?

Du sagst, der Gegentaktwandler verwendet keine Speichertransformatoren? 
Also gibt es auch Transformatoren die sich wie Spulen verhalten?

von Roland .. (rowland)


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Tobi schrieb:
> In dem Betrieb sind zu einem Tastgrad von 49% die Schalter T1&T4 leitend
> und 49% T2&T3 (2% Totzeit, damit es keinen Kurzschluss gibt).
>
> Aufgrund des sich sehr schnell ändernden Stroms kommt es also garnicht
> vor, dass die Bodydioden leiten oder irre ich mich da? Am Ausgang wird
> deshalb eine Reckteckförmige Wechselspannung mit sehr steilen Flanken
> erzeugt.

Die Substratdiode der MOSFETs leitet relativ schnell und somit auch bei 
geringer Aussteuerungspause. Bei praktisch 50% PWM (Vollaussteuerung des 
Gegentaktwandlers) fließt der Magnetisierungsstrom des Transformators 
direkt über die geschalteten Transistoren, da ja keine Pause existiert 
in der die Substratdioden dies übernehmen müssen. Im Signalverlaufsbild 
vom Link ist aber definitiv kein Vollaussteuerung dargestellt, darauf 
bezog sich auch mein Text.

Tobi schrieb:
> Was meinst du mit "Spule auf der Sekundärseite"? Die Wicklung der
> Sekundärseite des Trafos? Oder eine Spule, die nach dem Trafo kommt?

Ich meinte die Spule nach dem Gleichrichter auf der Sekundärseite, die 
zusammen mit den Gleichrichterdioden und dem Ausgangskondensator einen 
Abwärtswandler bildet um den Gegentaktwandler regelbar zu machen.


> Du sagst, der Gegentaktwandler verwendet keine Speichertransformatoren?
> Also gibt es auch Transformatoren die sich wie Spulen verhalten?

Die gibt es, nennt sich dann eben Speichertransformator. Im Prinzip eine 
Spule mit zwei oder mehr Wicklungen (meist unterschiedlicher 
Windungszahl) oder ein Trafo mit Luftspalt. Typischer Anwendungsfall 
sind Sperrwandler (flyback converter).

: Bearbeitet durch User
von Tobi (Gast)


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Roland .. schrieb:
> Tobi schrieb:
>> In dem Betrieb sind zu einem Tastgrad von 49% die Schalter T1&T4 leitend
>> und 49% T2&T3 (2% Totzeit, damit es keinen Kurzschluss gibt).
>>
>> Aufgrund des sich sehr schnell ändernden Stroms kommt es also garnicht
>> vor, dass die Bodydioden leiten oder irre ich mich da? Am Ausgang wird
>> deshalb eine Reckteckförmige Wechselspannung mit sehr steilen Flanken
>> erzeugt.
>
> Die Substratdiode der MOSFETs leitet relativ schnell und somit auch bei
> geringer Aussteuerungspause. Bei praktisch 50% PWM (Vollaussteuerung des
> Gegentaktwandlers) fließt der Magnetisierungsstrom des Transformators
> direkt über die geschalteten Transistoren, da ja keine Pause existiert
> in der die Substratdioden dies übernehmen müssen. Im Signalverlaufsbild
> vom Link ist aber definitiv kein Vollaussteuerung dargestellt, darauf
> bezog sich auch mein Text.

Wie wäre es denn, wenn ich nicht mir 50% alternierend schalte, sondern 
mit z.B. 40%, sodass in 20% der Zeit keine Transistoren schalten.
Wenn ich es richtig verstehe würde sich an dem Stromverlauf also nichts 
ändern. Da A) der Magnetisierungsstrom aufgrund der sehr geringen 
Induktivität des Transformators sehr gering ist und B) eben aufgrund 
dieser sehr geringen Induktivität auch förmlich springen kann.

Müsste der Strom (I1) aber nicht maximal soweit fallen, wie es zuvor 
(zum Zeitpunkt t=0) gesprungen ist, sodass der Anteil, der sich 
aufgeladen hat auch wieder entladen muss?

von Roland .. (rowland)


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Nun, sobald die Transistoren abgeschaltet werden, fließt der minimale 
Magnetisierungsstrom über die Substratdioden der MOSFETs weiter, und 
zwar so lange, bis dieser abgeklungen ist. Gleichzeitig fließt der Strom 
I3 wie beim gewöhnlichen Abwärtswandler über die Diode weiter, in dem 
Fall über zwei der Gleichrichterdioden. Da weder im Transformator 
nennenswert Energie gespeichert ist, noch Strom von der Ausgangsspule 
zurück in den Transformator fließen kann (Gleichrichterdioden) geht der 
Strom I1 im Transformator somit rasch auf 0 zurück.

Jener Teil des Stromes I1, der wärend der leitenden Phase der MOSFETs 
steigt, entspricht der Summe des Stromes I3 - unter Berücksichtigung des 
Übersetzungsverhältnisses - und dem Magnetisierungsstrom selbst. Da aber 
nach dem Abschalten eben aufgrund der Dioden Strom I3 nicht weiter über 
den Transformator fließen kann, bleibt zum Abbauen von I1 in der 
inaktiven Phase nur der kleine Magnetisierungsstrom übrig, welcher 
entsprechend schnell (quasi sprunghaft) abklingt.

von Matthias L. (Gast)


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Das täuscht. I1 springt zwar im Diagramm. Aber das liegt daran, daß der 
mit I1 bezeichnete Strom von verschiedenen Richtungen und Quellen 
stammt. Ein Strom welcher durch eine Induktivität fliesst, springt 
nicht. Der durch Dioden oder Transistoren kann es schon.

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