Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Wärmeverlust von Draht in Luft abschätzen


von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Hallo! Ich bin mit Google nicht so recht schlau geworden, wie man den 
Energieverlust bei einem Kupferdraht an die umgebende Luft berechnet. 
Was man findet, ist, wie man das bestimmt wenn die Luft eine bestimmte 
Strömungsgeschwindigkeit bereits hat. Ich möchte es aber für den Fall 
wissen, daß diese eigentlich ruht und nur in nächster Nähe um den Draht 
von diesem aufgeheizt, dann eine Eigenströmungsgeschwindigkeit annimmt. 
Und damit ein Energieverlust vom Draht an die vorbeiströmende Luft 
entsteht.

Hat jemand Ideen zur Theorie oder kennt zufällig irgendwelche Meßkurven? 
Danke!

: Verschoben durch User
von Stefan F. (Gast)


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Von einem Wärmeverlust würde ich sprechen, wenn ich Wärme leiten möchte.

Du willst jedoch vermutlich elektrischen Strom leiten. Dabei wirkt der 
Innenwiderstand des Leiters. An ihm fällt aufgrund der Stromstärke 
Spannung ab.

U=R*I

I muss bekannt sein.
R kannst du anhand des Querschnitts und der Länge des Leiters berechnen.

Die Verlustleistung ist U*I

Die Verlustleistung hängt (annähernd) nicht von der Umgebung ab.
Annähernd deswegen, weil der Leiter sich dabei je nach Umgebung mehr 
oder weniger erhitzt. Der Innenwiderstand ist leicht Temperaturabhängig. 
Aber diesen Aspekt vernachlässigt man in der Regel.

von Der Andere (Gast)


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Ich denke Abdul meint den Wärmewiderstand eines Drahts mit dem Radius r 
zu ruhender Luft.

von Georg (Gast)


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Der Andere schrieb:
> Ich denke Abdul meint den Wärmewiderstand eines Drahts mit dem Radius r
> zu ruhender Luft.

In dem Moment wo ein nennenswerter Strom fliesst ruht die Luft eben 
nicht mehr.

Was er wahrscheinlich eigentlich meint: wie heiss wird der Draht bei x 
Ampere. Als ob das so einfach wäre. Draht spannen, Strom durchjagen, 
Temperatur messen.

Georg

von Der Andere (Gast)


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Georg schrieb:
> Was er wahrscheinlich eigentlich meint: wie heiss wird der Draht bei x
> Ampere. Als ob das so einfach wäre. Draht spannen, Strom durchjagen,
> Temperatur messen.

Und genau dafür hat er nach evt. existierenden Messungen gefragt. Ist 
doch legitim. Wenn jemand hier sowas parat hat oder weiss wo es steht 
spart er sich Arbeit.
Das die Luft bei Konvektion nicht mehr ruht ist auch kler, aber er hat 
doch geschrieben dass er Tabellen für vorhandene Strömungen gefunden hat 
aber nicht für ruhende Luft wo die Umgebungsluft ruht und sich eine 
geringe Strömung erst durch die Konvektion ausbildet.

von Johannes (Gast)


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Das Stichwort ist freie Konvektion.
Die Luft wird erhitzt -> die Dichte des Gases ändert sich -> das warme 
Gas steigt aufgrund des Dichteunterschiedes auf -> eine Strömung 
entsteht -> Wärmetransport findet statt. Wenn es wirklich von Interesse 
ist kann ich die Berechnung raussuchen.

Johannes

von Georg (Gast)


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Johannes schrieb:
> Wenn es wirklich von Interesse
> ist kann ich die Berechnung raussuchen.

Da würdest du dich verdient machen, die Frage taucht hier öfters auf. 
Allerdings meistens nicht in Luft, sondern in Styropor beim Schneiden, 
aber vielleicht kannst du das ja auch liefern.

Georg

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Ja, das wäre interessant. Habe eine Meßreihe durchgeführt: Scheinbar ist 
der Wärmetransport direkt proportional zur Temperaturdifferenz. In 
nächster Nähe zum Draht vermute ich mal ne e-Funktion der 
Luftgeschwindigkeit. Und vermutlich ist es auch proportional zur 
Oberflächengröße des Drahtes.

Aber aus welchen physikalischen Stoffkonstanten kann man es errechnen? 
Will man das für den Draht alleine machen, gibt es diese Konstanten und 
Gesetze recht einfach aus Wikipedia.

: Bearbeitet durch User
von Karlibarli (Gast)


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Aus Incropera/DeWitt:

Gemittelte Nußelt-Zahl für langen, horizontalen Zylinder:

Nu_D = (0,60 + (0,387 * Ra_D^(1/6) / ((1 + (0,559 / 
Pr)^(9/16))^(8/27)))^2


Nu = h * D / lambda

Ra = alpha  g  D^3 * deltaT / (ny * kappa)

Nu ausrechnen und umstellen nach dem Wärmeübergangskoeffizienten h ([h] 
= W / (m^2 * K)).

von Stefanie (Gast)


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Könntest Du bitte etwas erläutern, was die ganzen Größen bedeuten?  So 
wie es ist komme ich damit jedenfalls nicht klar.

von Pandur S. (jetztnicht)


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Das Ganz ist nicht ganz so einfach. Konvektion ist in erster Linie eine 
Sache der Umgebung.
Liegt der Draht auf einer Oberflaeche, resp wie weit drueber.
Liegt der Draht in einer Ecke, resp wie weit aus der Ecke heraus.
Eigentlich sollte das Problem skalieren. Tut es aber nicht, wegen der 
Reynoldszahl.
Stoemungsabloesungen gehen leichter wenn man Vibrationen auf dem System 
hat.

Heisst, um auch nur in die Naehe einer Aussage zu kommen wuerd ich 
Versuche vorschlagen.

von dasrotemopped (Gast)


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Der Draht wird immer 100% der Energie, die ihm in Form von elektrischer 
Energie zugeführt wird, an die Umgebung als Wärme abgeben. Die 
interessante Frage ist allerdings, wie viel Energie muss er speichern, 
damit die Temperaturdifferenz zwischen Draht und Umgebung groß genug 
ist, um ein Gleichgewicht zwischen aufgenommener Energie und abgegebener 
Energie erreicht wird. Also wie beim Kühlkörper den Wärmewiderstand 
ermitteln.
Wenn kein Gleichgewicht erreicht werden kann kühlt der Draht ab oder 
brennt durch, je nach dem ob der Zufluss oder Abfluss größer ist.

Gruß,

dasrotemopped.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Genau, es kommt zu einem Gleichgewichtszustand solange der Draht nicht 
durchglüht.
Ich weiß nicht so recht, ob das mit den Vorgängen beim Styroporschneiden 
direkt vergleichbar ist. Dort bewegt sich ja nichts.
Bei meiner ursprünglichen Fragestellung sollte die Luftdichte (Funktion 
von Lufttemperatur) doch auch noch ne Rolle spielen.

Hier meine Meßreihe für einen 50µm Kupferlackdraht einer Länge von 10cm 
und 8°C Lufttemperatur:
Beschickt jeweils mit Konstantstrom
I[A]  U[V]
0,0  0,0
0,1  0,109
0,2  0,229
0,3  0,355
0,4  0,499
0,5  0,671
0,6  0,878
0,7  1,130
0,8  1,460
0,9  1,905
1,0  2,82
1,1  nach einigen Sekunden gerissen

: Bearbeitet durch User
von Georg (Gast)


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Abdul K. schrieb:
> Hier meine Meßreihe für einen 50µm Kupferlackdraht

Das ergibt überschlägig für 1 A eine Drahttemperatur von über 600 Grad - 
da der Draht bei etwas mehr Strom durchbrennt, ist das durchaus 
plausibel.

Jetzt musst du nur noch eine Formel finden, wie man das auf 80 oder 150 
µ starken Draht umrechnet...

Georg

von Pandur S. (jetztnicht)


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Offensichtlich PTC. Die Tragfaehigkeit is doch ordentlich fuer einen 50u 
Draht.

von Praktiker (Gast)


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Hallo

wird sowas eigentlich in der Praxis irgendwo tatsächlich berechnet?
Scheint ja unter realen Umständen nahezu unmöglich zu sein?
Eventuell im kontrollierten Laborbereich für irgendwelche 
Präzisionsanwendungen?
Irgendwie scheint mir das einer der Bereiche der Technik zu sein in der 
Erfahrungswerte und Ausprobieren oder auch Hochrechnen der sinnvollste 
Weg ist.

Praktiker

von Pandur S. (jetztnicht)


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Wie schon erwaehnt, vergiss berechnen. Stell bei obiger Messreihe einen 
Lautsprecher vornedran. Dann koennen sich die thermischen Wirbel besser 
abloesen.

von Georg (Gast)


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Oder D. schrieb:
> Dann koennen sich die thermischen Wirbel besser
> abloesen.

von Georg (Gast)


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Oder D. schrieb:
> Stell bei obiger Messreihe einen
> Lautsprecher vornedran. Dann koennen sich die thermischen Wirbel besser
> abloesen.

Tschuldigung war nicht fertig. Ich wollte fragen welche Musik.

Georg

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Georg schrieb:
> Jetzt musst du nur noch eine Formel finden, wie man das auf 80 oder 150
> µ starken Draht umrechnet...
>

Mein Ansatz ist bislang dies proportional zur Oberfläche umzurechnen. 
Der konstante Faktor ist halt durch die Messung empirisch ermittelt.

Inwieweit das bei sehr viel dickeren Drähten noch haltbar ist, weiß ich 
nicht.


Das Länge-Breite Verhältnis sollte natürlich passen - um den Randeffekt 
wo der Draht angelötet/geklemmt ist, nicht extra betrachten zu müssen. 
Erinnert irgendwie an die Lastverteilung und Durchhängen eines Stabes 
auf zwei Stützen ("Brücke").


Praktische Anwendungen gibts dafür schon, z.B. Hitzedrahtanemometer, 
Luftmassenmesser Auto. All die verwenden aber eine konstante 
Luftströmung, die von außen forciert ist. Damit unbrauchbare Formeln.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Ja, bewegen darf man sich während der Messung nicht. Gibt wilde 
Ausschläge. Könnte man als Mikro benutzen.

von супертроль (Gast)


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>Mein Ansatz ist bislang dies proportional zur Oberfläche umzurechnen.
Der konstante Faktor ist halt durch die Messung empirisch ermittelt.

Nee. Geht eben nicht. Fluiddynamische Probleme skalieren nicht. Wegen 
der Reynoldszahl. Die besagt die Koernigkeit des Fluids.

von Sebastian S. (amateur)


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Zu wenig Information!

Ohne Hilfe geht es um Strahlung und Luftzirkulation.

Dabei gehen ist erster Linie die Eigentemperatur und die der Umgebung 
ein. Bei Drahttemperatur = Umgebungstemperatur kannst Du die Wärm 
höchstens zu Fuß abtransportieren.

Bei der Strahlung interessieren die eigene Oberfläche (Farbe und 
Struktur), und die der näheren Umgebung.
Beispiel: Glattes Rohr vs. Heiz- bzw. Kühlkörper.

Bei der Luftzirkulation die mögliche Strömungsgeschwindigkeit.
Beispiel: Daseinsberechtigung des guten, alten Lüfters. Im Freien Raum 
bildet die Schwerkraft kaum Strömung aus, in einem Schlot sieht es schon 
anders aus. In einem schmalen Spalt sieht es wiederum mies aus.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Der Draht ist waagerecht in freier umgebender ruhender Luft. Die 
Strahlung wäre proportional zu T^4, wobei da alles auf absolute 
Temperaturen ausgerichtet ist. Da wird man für eine Temperaturdifferenz 
bei Raumtemperatur wohl eine Reihenentwicklung nach Taylor passend 
abbrechen??
Aus der Messung sieht man, daß Strahlung wohl keine Rolle spielt bei den 
"kleinen" Temperaturdifferenzen.

Aber nur zu...

von Karlibarli (Gast)


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Nochmal zur von mir gezeigten Formel:

Pr ist die Prandtl-Zahl, für Luft geh mal von Pr = 0,7 aus.
Alpha ist der lineare Ausdenungskoeffizient von Luft, nimm mal den 
Kehrwert der mittleren erwarteten absoluten Draht-Temperatur (also in 
Kelvin) an.
g ist die Erdbeschleunigung, also 9,81 m/s^2.
D ist der Drahtdurchmesser in m.
deltaT ist die Temperaturdifferenz in Kelvin zwischen Draht und Luft.
ny ist die kinematische Viskosität von Luft.
kappa ist die Temperaturleitfähigkeit (nicht Wärmeleitfähigkeit) von 
Luft.
Für Werte von ny und kappa bin ich jetzt zu faul, für dich zu googeln 
:-)

Für die Nußelt-Zahl fehlt noch lambda, DAS ist de Wärmeleitfähigkeit.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Dein Formeln sind nicht sonderlich lesbar. Geht es nicht besser 
darstellbar? Was ist z.B. die Zeile
Ra = alpha  g  D^3 * deltaT / (ny * kappa)
Da steht bei mir im Browser ein fettes g. Sorry, die mathematische 
Symbolik kenne ich nicht.
Ist Nu_D das gleiche wie Nu ? usw.


Im Zoo der Elementarteilchen der Thermodynamik bin ich mittlerweile hier 
angekommen. Das erscheint mir ein Ansatz. Aber erst heute Abend gehts 
weiter:
https://en.wikipedia.org/wiki/Heat_transfer_coefficient#External_flow.2C_horizontal_cylinder

von Karlibarli (Gast)


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Oh sorry, die Formatierung ist hier etwas doof. Das g wurde nur fett, 
weil es zwischen zwei Sternchen stand und das Forum das als gewollte 
Fettnarkierung ansieht.

Nu_D ist das selbe wie Nu. Es wird nur deutlich gemacht, dass die 
charakteristische Länge der Durchmesser ist.

Die Rayleigh-Zahl ist
(Alpha g D^3 deltaT) / (ny kappa)

Leider sind Formeln im Nur-Text-Format immer etwas umständlich 
darzustellen.. Wenn noch Fragen sind, einfach melden.

von Stefanie (Gast)


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Hi Karlibarli,

super, das hilft schonmal weiter! :-)

In der Gleichung für Nu_D hab' ich ein Problem mit der Klammerung, ich 
nehme an, daß sie so lauten soll:

Nu_D = (0,60 + (0,387*Ra_D^(1/6) / (1 + (0,559 / Pr)^(9/16))^(8/27)))^2
                            \_/          \________/   \__/    \__/
                                    \_____________________/
                \_________________________________________________/
        \__________________________________________________________/

Richtig?  Dann deckt es sich jedenfalls mit der Gleichung für den 
waagerechten Zylinder in 
http://www.schweizer-fn.de/waerme/waermeuebergang/waerme_uebergang.php

Ra soll dann die Rayleigh Zahl sein, richtig?

Was ist denn der Unterschied zwischen Nu und Nu_D?  Ist das das gleiche?

Dann wäre:
1
Drahttemperatur, z.B.:
2
T_draht = 400 K
3
4
Linearer Ausdehnungskoeffizient von Luft
5
alpha = 1/T_draht = 2.5*10^-3 1/K
6
7
Erdbeschleunigung:
8
g = 9.81 m/s^2
9
10
Drahtdurchmesser, z.B.:
11
D = 50 um
12
13
Umgebungstemperatur, z.B.:
14
T_amb = 300 K
15
16
Temperaturdifferenz Draht-Umgebung:
17
deltaT = T_draht - T_amb = 100 K
18
19
Dynamische Viskosität von Luft:
20
eta = 17.1*10^-6 Pa*s (nach https://de.wikipedia.org/wiki/Viskosit%C3%A4t, allerdings bei 273K)
21
22
Dichte von Luft:
23
rho = 1.3 kg/m^3 (weiß nicht genau für welche Temperatur, aber bestimmt nicht für 400K, müßte man also eigentlich auch anpassen)
24
25
Kinematische Viskosität von Luft (nach https://de.wikipedia.org/wiki/Viskosit%C3%A4t):
26
ny = eta / rho = 13.15 m^2/s
27
28
Temperaturleitfähigkeit von Luft:
29
kappa = 20*10^-6 m^2/s (nach https://de.wikipedia.org/wiki/Temperaturleitf%C3%A4higkeit)
30
31
Rayleigh-Zahl:
32
Ra = alpha * g * D^3 * deltaT / (ny * kappa) = 1.166*10^-9
33
34
Prandtl-Zahl:
35
Pr = 0.7
36
37
Nußelt-Zahl:
38
Nu = (0,60 + (0,387*Ra^(1/6) / (1 + (0,559 / Pr)^(9/16))^(8/27)))^2 = 0.3726
39
40
Wärmeleitfähigkeit Luft:
41
lambda = 0.026 W/(m*K) (nach https://de.wikipedia.org/wiki/Temperaturleitf%C3%A4higkeit)
42
43
h = Nu * lambda / D = 194 W/(m^2*K)

Soweit richtig?  Und das ist jetzt der Wärmewiderstand bezogen auf die 
Drahtoberfläche?  Also:
1
Drahtlänge z.B.:
2
l = 1 m 
3
4
Drahtoberfläche:
5
A = l * pi * D = 1.571*10^-4 m^2
6
7
Vom Draht abgegebene Leistung:
8
P = h * A * deltaT = 3.05 W

Richtig oder habe ich es vermurkst?

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Ganz schön expandiert :-)
Du kannst ja Gegenrechnen. Die Daten aus meiner Meßtabelle.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Hm. Bei 400K Drahttemperatur sowie 20° Umgebungstemperatur und 1m Länge 
kommt laut meiner Messung und meinem Proportionalitätsansatz raus: 
Verlustleistung 6,5W

Ich kann natürlich auch noch mal ne Messung mit 1m Länge machen. Die 
Drahttemperatur kann ich aber nicht direkt messen, sondern nur indirekt 
aus den typischen Stoffkonstanten von Kupfer berechnen (Und die sind 
leider auch ziemlich variabel je nach Datenquelle).

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Sorry, sind 8,3W. Hatte mich mit Kelvin verzettelt.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Zeit für einen Zwischenstand:
Habe zwar nun einiges an Literatur gelesen, aber es fand sich nichts 
brauchbares.
Einige Experimentalberichte anderer im Netz zeigen, daß meine Näherung 
durch Proportionen zur Temperaturdifferenz und Oberfläche halbwegs 
stimmt. Mittlerweile hat das Ding auch einen "Namen", da Newton das als 
Gesetz formulierte.
Dann zur Prandl-Formel oben: Die liegt um den Faktor 2,5 falsch. 
Vielleicht funktioniert sie für Hauswände, hier jedenfalls in dieser 
Form definitiv nicht.

Ich habe nur den 0,05mm Draht zu Hause. Bei dem weiß ich das er 
definierte Daten hat. Andere Drahtstärken habe ich zwar, aber nicht mit 
gesichertem Durchmesser. Messen ist schwierig. Ein Versuch auf dem 
Scanner war wenig erfolgreich. 1200dpi reichen nicht. Da brauch man wohl 
mindestens eine Mikrometerschraube.
Falls also jemand ein paar verschiedene Drahtstücke mir schicken kann, 
damit ich weitere Messungen durchführen kann, wäre das sehr nett. Sagen 
wir mal halbe Meter, damit ich mehrfach bis zum Durchbrennen testen 
kann. Der Betreffende soll sich bitte bei mir melden. Im Gegenzug würde 
ich die Meßdaten hier rein stellen.

Dann fand ich noch unter dem Begriff Widerstandsdraht eine nette Tabelle 
für verschiedene Drahtstärken und Temperaturen in Abhängigkeit vom 
Strom. Leider klappt es bei diesem Drahtmaterial absolut gar nicht mit 
dem Newtonschen Gesetz. Was ich nicht verstehe! Ich bin momentan der 
Überzeugung, daß der Ersteller des Datenblattes falsch gemessen hat. Ist 
auch schwierig, wenn der Draht nicht mal einen mm dick ist. Und auch 
indirekt nicht gemessen werden kann, da der Temperaturkoeffizient des 
Materials extrem klein ist.

Vielleicht hat ja noch jemand Ideen, wie man die Drahtstärke mit 
Hausmitteln ziemlich genau feststellen kann.

von Der Andere (Gast)


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Abdul K. schrieb:
> Vielleicht hat ja noch jemand Ideen, wie man die Drahtstärke mit
> Hausmitteln ziemlich genau feststellen kann.

Widerstand des Drahts bei 20°C messen und querschnitt ausrechnen.

von Georg (Gast)


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Abdul K. schrieb:
> Vielleicht hat ja noch jemand Ideen, wie man die Drahtstärke mit
> Hausmitteln ziemlich genau feststellen kann.

Eng auf einen Spulenkern wickeln und den Abstand von 10 oder mehr 
Windungen messen.

Georg

von Werner H. (werner45)


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Hallo Abdul!

Meiner persönlichen Meinung nach gehört wenigstens ein Meßschieber 
(Schieblehre) in jeden Haushalt, in dem auch nur ein bischen gebastelt 
wird.
Welche mit leicht ablesbarer Digitalanzeige gibt es schon ab 15 Euro.
Noniusablesung ist nicht jedermanns Sache.

Wenn Du einen roten Gaslaser mit 632,8 nm hast, kannst Du die 
Drahtstärke auch über das Beugungsbild an der Wand ausrechen.

Die Tabellen bei den Widerstandsdrähten sind garantiert nicht falsch 
gemessen, höchstens falsch abgeschrieben. Bei mehr als 150 Jahren 
praktischem Gebrauch wäre das bestimmt aufgefallen.

Was üblicherweise mit Newtonschen Gesetzen bezeichnet wird, handelt von 
Kräften und Massen. Muß wohl ein anderer Newton gewesen sein.
Kannst Du das mal mit Quelle posten?

Immer dran denken:
Im www.. kann man nur das finden, was einer mal hineingestellt hat.
Leider ist auch viel irrsinniger Blödsinn dabei...
Die Informationen von eingesessenen Firmen, die an die Industrie 
verkaufen, sind durchwegs verläßlich.
Es gibt auch Fachbücher, die nur sehr selten Fehler beinhalten.

Kannst Du Dein Problem nicht selbst durch Versuchsmessungen lösen?

Gruß   -   Werner

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Der Andere schrieb:
> Abdul K. schrieb:
>> Vielleicht hat ja noch jemand Ideen, wie man die Drahtstärke mit
>> Hausmitteln ziemlich genau feststellen kann.
>
> Widerstand des Drahts bei 20°C messen und querschnitt ausrechnen.

Problem: Es scheint Drähte verschiedener Leitfähigkeit zu geben. Damit 
ist dann auch der Durchmesser unterschiedlich und die Wärmekapazität 
gleich mit.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


Angehängte Dateien:

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Werner H. schrieb:

Naja, danke für deine Kritik. Wenn ich hier frage, habe ich bereits 
selber Stunden mit einem Problem zugebracht. Wer nicht fragt, bleibt 
dumm - also fragt man wenn man das Gefühl hat, der Input anderer bringt 
vielleicht etwas weiter.

Zu eigenen Messungen:
Hab ich doch oben - nur fehlen mir nun passende Drähte für weitere 
Tests.
Meßschieber mit 0,01mm Auflösung habe ich, reicht aber nicht aus. Hier 
sind µm gefragt.

Kannst du das mit dem Gaslaser genauer erklären? Habe einen, daher 
klingt das interessant.

Die Widerstandstabelle fand ich hier:
http://www.block.eu/de_DE/products/720977.htm
Ich komme bei den 0,237A auf über einen Ampere. Der Widerstand bei 20°C 
kommt richtig raus, aber eben nicht der bei erhöhter Temperatur.

Newton-Gesetz:
Seite 6 Formel 3 im Anhang.
Darin findet man auch einige Diagramme die für die Prandl-Gleichung 
interessant wären. Gehen aber nur bis 100°C.

von Joachim (Gast)


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Abdul K. schrieb:
> Hallo! Ich bin mit Google nicht so recht schlau geworden, wie man den
> Energieverlust bei einem Kupferdraht an die umgebende Luft berechnet.

Was ist denn eigentlich das Ziel? - Oder anders gesagt: Wenn sich die 
Temperatur des Drahtes nicht mehr ändert, dann gibt er genau so viel 
Energie ab, wie elektrisch in ihm verheizt wird.

Folglich könntest Du die die Energieabgabe, bei verschiedenen 
Temperaturen, über die Widerstandserhöhung feststellen. Die 
Widerstandserhöhung entweder ausrechnen oder nochmals extern 
kalibrieren.

Gruß

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Joachim schrieb:
> Was ist denn eigentlich das Ziel? - Oder anders gesagt: Wenn sich die
> Temperatur des Drahtes nicht mehr ändert, dann gibt er genau so viel
> Energie ab, wie elektrisch in ihm verheizt wird.
>

z.B. ne Drahtsicherung berechnen zu können. Und zwar ihr vollständiges 
Verhalten.


> Folglich könntest Du die die Energieabgabe, bei verschiedenen
> Temperaturen, über die Widerstandserhöhung feststellen. Die
> Widerstandserhöhung entweder ausrechnen oder nochmals extern
> kalibrieren.
>

Genau so und deswegen wurde die obige Messung gemacht:
Beitrag "Re: Wärmeverlust von Draht in Luft abschätzen"

Nur geht das bei einem Widerstandsdraht eben wegen Temperaturbeiwert=0 
nicht. In einem gut ausgerüsteten Labor könnte man die Längenänderung 
feststellen, was aber wiederum bei einem hauchdünnen Kupferdraht nicht 
geht. Der dehnt sich einmal und bleibt dann so.
Irgendeine andere Idee kam mir bislang nicht.

von Werner H. (werner45)


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Abdul K. schrieb:
> Der dehnt sich einmal und bleibt dann so.

Wenn er kalt wird, ist er wieder kürzer.
Die Längenänderung kannst Du über den gemessenen Durchhang errechnen 
(Kettenlinie, cosh).

Was mir auch unklar ist, wieso Du den Durchmesser aufs µ genau brauchst, 
da gehen doch noch viel mehr ungenaue Faktoren in die Formel ein. Allein 
die erste Luftschicht um den Draht ist schon schwammig.
Dann müßtest Du den Draht auch noch alle 2 mm Länge im Durchmesser 
überprüfen und auf Rundheit testen. Die Zieheisen nutzen sich im 
Gebrauch ab und der Draht ändert Durchmesser und Rundheit. Aber das 
kümmert doch keinen. Bei Seilen von Freileitungen ist das noch 
schlimmer, die sind nur Punktweise gleich. Da genügt doch der 
Meßschieber locker.

Gruß   -   Werner

PS: Die Draht-Lasermessung arbeitet mit der Formel der Beugung am Spalt.
Hat nicht die Meßschiebergenauigkeit, geht aber in den µ-Bereich 
(Spinnenfäden).

von Pandur S. (jetztnicht)


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Eine Sicherung und die Waermeabgabe von Kupferdraht passen nicht 
zusammen. Man verwendet keinen Kupferdraht fuer eine Sicherung. Eine 
Sicherung ist normalerweise ein anderes Material. Kupfer ist vom 
Material her eigentlich nicht nicht elastisch, sondern plastisch. Ich 
wuerd annehmen, Temperaturzyklen mit Kupfer an die thermische 
Belastungsgrenze zermuerben das Kupfer vorzeitig.

Die Sicherheit bei einer einer Sicherung ist marginal. Heisst, eine 1A 
Sicherung unter Dauerlast bei 1A kommt irgendwann. Die ist nicht fuer 
Lebensdauer unendlich spezifiziert.
Es gibt das Schmelzintegral I^2*t. Bezeichnet die nicht skalierte 
Ueberlastfaehigkeit.

Eine andere Eigenschaft einer Sicherung ist die Trennfaehigkeit. Wieviel 
Spannung und wieviel Strom mag eine Sicherung trennen. Beides ist nicht 
unendlich. DC ist da besonders schlimm. Denn ein DC Lichtbogen loescht 
fast nicht. Wenn man einen Kupferfaden mit genuegens Strom zum 
Verdampfen bringt hat man ein Plasma, das leitend und daher am Brennen 
bleibt. Deswegen sind DC Sicherungen besonders lang und teilweise mit 
Sand gefuellt, um die Waerme absufuehren. Ein Kupferfilm auf Glas ist 
auch nicht was man unter trennen versteht, der kann noch etwas (uA oder) 
so leiten.
Vorstellbar waere auch ein Metall, das schnell zu einem Oxid oxifiert, 
das nicht mehr leiten kann. zB Aluminium. Wenn's denn kontaktierbar 
waere.

Ich wuerd eine Publikation, Herstellermanual, usw.zu Sicherungen 
empfehlen. Das Thema ist komplizierter als auf den ersten Blick denkbar.

von Werner H. (werner45)


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...ich habe mal eine defekte 10 kV/100 A-Sicherung zerlegt.

Das Sicherungselement bestand aus versilbertem, gestanzten dünnen 
Messingblech in Zickzackform. Es war an vielen Stellen zerschmolzen, 
aber die Form noch sichtbar. Mehrere waren parallelgeschaltet. Alles in 
schönem feinen Quarzsand.

Gruß   -   Werner

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Klar, der Draht darf thermisch im Dauerbetrieb nicht zu sehr altern. 
Also würde sagen nicht mehr als auf 150°C bringen. Mit der Modellierung 
ist das nun abschätzbar, denn die Drahttemperatur kann man nicht mit 
normalen Mitteln direkt messen. Ab 300°C so bis 500°C gibts einen way of 
no return. Der Draht neigt dann dazu, ruck-zuck in Richtung Schmelzpunkt 
zu marschieren. usw.

Leider geben die Hersteller nicht viel preis. Oder ich habe immer die 
falschen Suchbegriffe benutzt, da nicht vom Fach oder so. Also meiner 
Meinung nach komme ich mit Google momentan nicht mehr weiter und so 
forsche ich eben selber.
Viel Auswahl an Materialien hat man nicht. Kupfer ist noch mit am 
angenehmsten. Es gibt dünne Drähte und es läßt sich löten. Die 
Lackschicht könnte auch die Langzeitstabilität verbessern, da weniger 
Sauerstoff rankommt.

Durch die Experimente und marginalen Hinweise aus dem Netz habe ich 
zumindest nun schon deutlich mehr Gefühl für Sicherungen entwickelt, als 
man aus den Publikationen gängiger Hersteller entnehmen kann (aka 
Datenblatt).

Mittlerweile hat sich da auch das Knopfpreis-Phänomen eingestellt. Soll 
sagen, die verkaufen deutlich zu teuer.

Experimente:
Eine Kfz-Flachsicherung mit Aufdruck 32V und 5A flog nach einigen Wochen 
an einem klassischen Kühlschrank-Kompressor mit 250W Nennleistung an 
220V. Sie brannte sauber an der Trennstelle durch. Die Version mit 10A 
hält nun schon Wochen durch. Eigentlich ja die völlig falsche Sicherung. 
Wird als provisorium-Kurzschlußbrücke benutzt.
Eine kürzlich geflogene Multimeter-Sicherung 10A flink 1000V (Ich glaub 
die Trennleistung war 100KA) hat intern auch nur einen schnöden 
Stanzdraht mit passender Engstelle (Querlochung durch 
Präzisionsstempel). Wenn ich mir dann ansehe, was die kosten. Uih.

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