Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Positionsfindung für CNC-Maschine?


von Johnny S. (sgt_johnny)


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Ich möchte eine CNC-Maschine bauen, der Motor der Achse kann theoretisch 
0.01mm Schritte fahren, auf Grund des Gesamten Aufbaus, sagen wir die 
"maximal mögliche Präzision" meiner Maschine wird 0.100mm sein, was für 
mich ausreicht.

Da der Motorenencoder ja keine Position speichern kann, muss man also 
bei Inbetriebnahme einen 0-Punkt anfahren.

Nun frage ich mich wie man das am besten löst, über Endschalter erreicht 
man ja kaum 0.1mm.

Kennt jemand eine Technologie die dies zu vernünftigen Preisen kann?

Zb. eine Lichtschranke mit Strahldurchmesser <0.1mm?

von MaWin (Gast)


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Normalerweise nullt man am Werkstück, mit einem Kantentaster, denn das 
Werkstück muss man ja auch erst mal aufspannen und dabei trifft man kaum 
den zehntel Millimeter und die exakte Achsenparallelität.

Wenn man dann Unlinearitäten bekämpfen will, beispielsweise 
Steigungstoleranzen der Spindeln über die Länge, kann man einen 
Linearmassstab an der Achse anbringen, z.B. ein Glasmassstab, und die 
Schritte des Schrittmotors mit der tatsächlichen Position 
korrekturrechnen ("doch nicht 1000 Schritte/cm sondern 1006 hier, 1002 
dort und 997 hinten"). Da hilft also ein genaues Nullen auch nicht.

Bleiben die Endtaster, die verhindern wollen, daß du gegen den Anschlag 
fährst. Die müssen nicht auf 1/100mm genau sein. Hilft auch nicht, wenn 
der Fräser beim Verfahren in die Spannpratzen läuft.

Wen z.B. eine Platine bohren will, fährst manuell den eingespannten 
Bohrer an das erste passende Loch (das z.B. bei 25,4/12.8 sein soll), 
nullt dort, verfährt bis -25.4/-12.8 und nullt nochmal. Ist er nicht 
sicher, daß die Platine achsparallel liegt, nimmt er ein zweites Loch in 
der gegenüberliegenden Ecke und lässt die Steuersoftware 
korrekturrechnen.

von L. H. (holzkopf)


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Johnny S. schrieb:
> Ich möchte eine CNC-Maschine bauen, der Motor der Achse kann theoretisch
> 0.01mm Schritte fahren, auf Grund des Gesamten Aufbaus, sagen wir die
> "maximal mögliche Präzision" meiner Maschine wird 0.100mm sein, was für
> mich ausreicht.

Sag doch bitte ein bisschen mehr zu Deiner Vorstellung, was die Maschine 
"können" soll.
Bitte auch zu den angedachten Verfahrwegen der drei Achsen.

Wenn ich Dir raten darf, würde ich nicht so ohne weiteres die 0,01 
mm-Auflösung der Antriebsmotoren preisgeben.
Einmal, weil Du Dich hinterher höchstwahrscheinlich darüber ärgern 
wirst, das getan zu haben, und zum Anderen, weil es nicht einmal bei 
Trapezspindeln ein Problem ist, 0,01 mm Auflösungsgenauigkeit "halten" 
zu können.
Bei Kugelrollspindeln ist das eh kein Thema. ;)

Bzgl. Linear-Führungen müssen das ja nicht unbedingt welche von 
Schneeberger (schweineteuer aber auch äußerst präzise) sein.
Du findest z.B. auch unter star-Linearführungen o.ä. eine reichhaltige 
Auswahl an Basis-Komponenten, die sich im Prinzip beliebig 
zusammenstellen lassen.

Noch ein Rat:
Gib das meiste Geld für die Haupt-Arbeitsspindel aus.
Denn wenn die nicht genau ist, wirst Du wenig Freude an Deiner gebauten 
CNC haben.

Welche Möglichkeiten hast Du, x-beliebige Teile für Deinen CNC-Bau 
anfertigen zu können?

MaWin schrieb:
> Normalerweise nullt man am Werkstück, mit einem Kantentaster, denn das
> Werkstück muss man ja auch erst mal aufspannen und dabei trifft man kaum
> den zehntel Millimeter und die exakte Achsenparallelität.

Das Aufspannen beinhaltet die exakte Ausrichtung des Werkstückes, was 
zunächst auch (nicht unbedingt) mit der Nullung etwas zu tun hat.
Woran man sich bei der Nullung orientiert, hängt vom jeweiligen Fall ab.

von Magic S. (magic_smoke)


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Ich kenne das so, daß die Maschinen bei der Referenzierung sehr langsam 
Nockentaster anfahren. Genauer gehts dann über optische Messlineale 
weiter.

Von den Nockentastern gibts drei Stück für die verfahrbaren Achsen, die 
beiden Endtaster und den Referenzpunkt. Das ist dann der Startwert der 
Maschine, der Steuerrechner weiß dann, wo sich alle Achsen befinden.

Den Nullpunkt für die Z-Achse (Drehen) schiebt man sich so hin, daß ein 
Werkzeug minimal am Werkstück kratzt (plane Fläche vorausgesetzt). Die 
Nullpunkte der X-Achse oder C (Drehwinkel) sind idR durch die Mechanik 
vorgegeben.

Kugelumlaufspindeln sollte man bei sowas schon nehmen, sonst hat man 
schnell Probleme mit dem Spiel oder der Belastung der Lager.

Die Hauptspindel und das Futter muß vor allem gerade sein und darf sich 
auch unter der Schnittbelastung nicht verschieben. Gleiches gilt für den 
Grundrahmen der Maschine und die Linearführungen. Ansonsten dreht die 
Maschine nicht zylindrisch oder es gibt Schwingungen, die das Werkzeug 
brechen können und eine schlechte Oberfläche am Werkstück verursachen.

von L. H. (holzkopf)


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magic s. schrieb:
> Die Hauptspindel und das Futter muß vor allem gerade sein und darf sich
> auch unter der Schnittbelastung nicht verschieben. Gleiches gilt für den
> Grundrahmen der Maschine und die Linearführungen. Ansonsten dreht die
> Maschine nicht zylindrisch oder es gibt Schwingungen, die das Werkzeug
> brechen können und eine schlechte Oberfläche am Werkstück verursachen.

Ja - das ist völlig richtig.
Und gerade bei "Eigenbauten" wird (aus Unkenntnis) meist unterschätzt, 
daß die Masse einer Maschine eine ganz entscheidende Rolle dafür spielt, 
welche Oberflächengüten mit der Maschine (nur) erreicht werden können.

von MaWin (Gast)


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L. H. schrieb:
> Und gerade bei "Eigenbauten" wird (aus Unkenntnis) meist unterschätzt,
> daß die Masse einer Maschine eine ganz entscheidende Rolle dafür spielt,
> welche Oberflächengüten mit der Maschine (nur) erreicht werden können.

Er hat ja bei seiner "CNC Maschine" nicht mal gesagt, um was es sich 
handelt.

Kann ja ein Folienschneider sein, ein Styroporschneider, oder ein 
Leiterplattengravierer, er muss ja vielleicht keinen 1.2379 
Werkzeugstahl aus dem vollen fräsen mit Babypopooberfläche zur 
Verwendung als Spritzgussform.

von Magic S. (magic_smoke)


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Gute Oberflächen aus dem Vollen fräsen macht man sowieso nicht. Das sind 
zwei Arbeitsschritte. Zuerst wird mit einem Schruppfräser und hoher 
Geschwindigkeit das Material mit kleinem Aufmaß ausgeräumt, danach kommt 
ein Schlichtfräser mit auf die Oberflächenqualität angepassten 
Schnittwerten und bearbeitet auf Endmaß.

BTW. Die Endtaster schützen nicht davor, daß man mit dem Werkzeug ins 
Futter fährt, da das Futter meistens im Grund-Arbeitsbereich liegt. Zum 
Schutz davor kann man einen Arbeitsbereich über "Software-Endschalter" 
definieren, den die Maschine dann nicht verlässt. Die Hardware-Endtaster 
schützen nur die Maschine, indem bei Auslösung der Antrieb stillgesetzt 
wird, damit er nicht z.B. mit dem Eilgang gegen die mechanischen 
Anschläge der Achsen fährt. Das wird sonst eine recht teure Reparatur.

von Michael K. (Gast)


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MaWin schrieb:
> Er hat ja bei seiner "CNC Maschine" nicht mal gesagt, um was es sich
> handelt.

Vor allen drehte sich die Frage um den exakten ud wiederholbaren 
Nullpunkt über die Endschalter.
Und das hat MaWin doch gut erklärt warum das unnötig ist.

von Werner H. (werner45)


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@ Johnny SGT

Wenn der Motorencoder wirklich kein Indexsignal hat (extra Kanal), 
kannst Du einen Index dranbauen. Eine Blechscheibe mit einem Schlitz von 
1-3 mm und eine Gabellichtschranke mit einem schmalen Schlitz vor dem 
Empfänger (haben die oft; wenn nicht, einen Blechspalt davorkleben). Die 
Lichtschranke schaltet genau auf der Scheiben-Blechkante, die 
Schlitzbreite ist egal. Der Motor muß natürlich immer mit der gleichen 
Drehrichtung anfahren, evtl. ist ein Suchzyklus nötig. Die Scheibe 
direkt auf den Motor, vor einem Untersetzungsgetriebe, sonst verschenkt 
man Präzision.
Ist sehr gut reproduzierbar, hat sich in vielen Gitterspektrometern 
bewährt.

Gruß   -   Werner

von heinz (Gast)


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Vergiss was MaWin gesagt hat, die Maschine muss jedesmal exakt auf Null.

Die meisten Geber haben einen Indexkanal. Beim Referenzieren fährt man 
zunächst einen Schalter, Ini, Lichtschranke usw. an. Die Achse wird auf 
eine definierte (niedrige) Geschwindigkeit gebremst. Die nächste 
Indexflanke ist der Nullpunkt.

Kein Indexsignal
Schalter anfahren
Achse stoppen
Rückwärts bis der Schalter wieder 0 gibt-> 0 Position

oder
Schalter anfahren
Achse langsam weiter
Langsam weiter bis der Schalter wieder 0 gibt -> 0 Position

Nachteil der 2. Methode - wenn Du schon über dem Referenzschalter bist 
fährst Du in den Notendschalter

von Tim (Gast)


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>Nun frage ich mich wie man das am besten löst, über Endschalter erreicht
>man ja kaum 0.1mm.

Testen. Ich erreiche hier mit billigen Microschaltern +- 1 Schritt bei 
1/8 und 8mm Steigung. Also +-0,005mm....

von Tany (Gast)


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Tim schrieb:
> Testen. Ich erreiche hier mit billigen Microschaltern +- 1 Schritt bei
> 1/8 und 8mm Steigung. Also +-0,005mm....

was für ne Utopie...

heinz schrieb:
> Vergiss was MaWin gesagt hat, die Maschine muss jedesmal exakt auf Null.

Bei hochgenauer Maschine ist ein Muss, reicht im Hobby Bereich aber der 
induktive Näherungsschalter mit der Wiederholungsgenauigkeit von paar 
hundertste.

von Johnny S. (sgt_johnny)


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Werner H. schrieb:
> @ Johnny SGT
>
> Wenn der Motorencoder wirklich kein Indexsignal hat (extra Kanal),
> kannst Du einen Index dranbauen. Eine Blechscheibe mit einem Schlitz von
> 1-3 mm und eine Gabellichtschranke mit einem schmalen Schlitz vor dem
> Empfänger (haben die oft; wenn nicht, einen Blechspalt davorkleben). Die
> Lichtschranke schaltet genau auf der Scheiben-Blechkante, die
> Schlitzbreite ist egal. Der Motor muß natürlich immer mit der gleichen
> Drehrichtung anfahren, evtl. ist ein Suchzyklus nötig. Die Scheibe
> direkt auf den Motor, vor einem Untersetzungsgetriebe, sonst verschenkt
> man Präzision.
> Ist sehr gut reproduzierbar, hat sich in vielen Gitterspektrometern
> bewährt.
>
> Gruß   -   Werner

Leider handelt es sich um einen fertigen Motor, so einen schwarzen 
Quader wie man sie von Industrierobottern kennt, da ist eine Buchse mit 
Pins dran, mitr reinbasteln ist da nicht.


Allgemein: Die Maschine soll einmal Holz,Kunststoff und im schlimmsten 
Fall Aluminium bearbeiten, kein Stahl.
Wenns gut funktioniert währe da noch die Option einen "Wechselkopf" 
dranzubauen, das man fräsen und lasern(gravieren) kann

von Thomas B. (thombde)


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Für die Genauigkeit sind leider zahlreiche Faktoren zu berücksichtigen.
ZB die Längenausdehnung der Kugelumlaufspindel bei Temperaturänderung,
Schleppfehler, Längenänderung des Zahnriemens (Servo) , Axialspiel der 
Spindel usw.
0,1mm bei einer Spindellänge von 500mm wäre schon ein gewagtes Spiel 
ohne Linearmassstab oder Winkelschrittgeber

Du brauchst mindestens 4 Endschalter pro Achse.
Je 2 Software- und 2 Hardwareendschalter.

Die Softwareendschalter (reicht Induktiv) sind nur für den µC, damit der 
weiß, hier ist „ENDE.“ (weit vor dem Notendschalter)
Die Notendschalter sind nur für den Fehlerfall, falls der µC oder deine
Software mal Bockmist baut.
Da reichen Mechanische Schalter, der sollte aber auch einen sicheren 
Abstand zum wirklichen “ENDANSCHLAG“ haben (Lagerbock)
Wichtig ist, dass die Endschalter vor Verschmutzung geschützt sind.
Zur Sicherung Pomringe zwischen Lagerbock und Kugelumlaufmutter legen, 
damit das im Notfall nicht so laut knallt :-)

Den Verfahrweg kannst Du dann mit dem Encoder messen (zählen).
Wenn denn einer dran ist.
Besser wäre Linearmassstab an der Führung.


Das eigentliche “NULLEN“ machst Du ja am Werkstück, das hat mit den 
Endschaltern nichts zu tun.
 Es sie denn, Du baust eine NC-Schleifmaschine, wo der Magnettisch immer 
exakt  Null sein muss. (in Abhängigkeit von Abrichter und 
Scheibenradius)

MfG
Thomas

von heinz (Gast)


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Oder die billiglösung
1 Endschalter und je ein Nocken am Achsende
Software Endschalter per Software
Freifahren gibt es dann nur mit der Hand und einer Kurbel

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