Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug AOYUE Int 3233 "Induktions Lötstation"


von Hannes (Gast)


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Ich habe mir vor kurzem eine Aoyue Int 3233 Lötstation mit 
Induktionstechnik zugelegt und möchte hier meine Erfahrungen teilen.

Das Vorgeplänkel:
Ich habe mit Weller, ERSA und OKI Stationen Erfahrung und benutze auf 
der Arbeit auch eine OKI Station um Massereiche Lötungen durchzuführen 
wie z.B. dicke Stecker oder Leitungen auf Leiterplatten zu löten, 
Defekte MOSFETs auszubauen. Halt alles bei dem es etwas kräftiger zu 
gehen darf.
Für alles filigrane benutze ich Weller und ERSA Stationen.
Für zuhause wollte ich zu meiner ERSA Analog auch etwas "kraftvolles" 
haben. Nach etwas Recherche bin ich dann auf die Induktionslötstation 
Int 3233 gekommen, welche für knapp 100€ (inkl. MwSt) mir nach hause 
geliefert wurde und kein all zu großes Loch in meine Kasse reißt.

Auspacken und Anfassen:
Hmm.. keine Weller, ERSA oder OKI Feeling. Fühlt sich alles etwas 
steifer an (ich vermeide mal "billig" zu sagen, weil das Gefühl habe ich 
erst einmal nicht).
Das Design der Station ist nicht unbedingt hässlich (ja ich würde fast 
sagen WAF konform - Alu Gehäuse - alles glänzt silbern) aber auch sehr 
ungewöhnlich designed. Die Front ist rechtwinklig zum Boden 
ausgerichtet... etwas schräg (so wie eben bei Weller, ERSA oder auch den 
analogen AOYUE) wäre hier super.
Was mir leider nicht gefällt, ist die Tatsache, das die Station so 
leicht ist, das man beim drücken der Knöpfe die Station verschiebt bist 
der haptische Druckpunkt erreicht ist - da helfen auch die Gummifüße 
nichts.
Der Kolben liegt aber ähnlich in der Hand wie der der OKI, ist aber an 
steiferem Kabel. Die Knöpfe an der Station wackeln alle mit, wenn man 
"einen" drückt.

Einschalten:
HALT STOP!!! <rtfm> first!!!
Ganz wichtig, die Lötspitze muss beim ersten einstellen (bzw. bei jedem 
Wechsel) geeicht werden. Sonst ist sofort die Spitze verbrannt Ja es 
geht sogar so weit, das die Spitze thermisch vermessen werden muss um 
einen Abgleich / Offset einzustellen. (Kleine Frage, wer hat 
Temp-Sensoren die mehrere hundert Grad zulassen schon zuhause parat?)
Okay, Spitze rein, Initialisierung durchgeführt, Offset ausgemessen (ja 
ich habe eine 450°C Messsonde zuhause :-P) und einstellen (+35°C 
Offset). Und jetzt? Nun ja, jetzt nervt der laute Lüfter in der Station. 
Richtig, die wird aktiv mit einem 30x30mm Lüfter belüftet - und da der 
so klein ist, macht der auch ordentlich Umdrehung samt dazugehörigem 
Posaunenchor. Ärgerlich ist auch: der Kennt nur an! Keine Regelung die 
die Drehzahl temperaturabhängig regelt (oder die regelt so lau, das sich 
das akustisch nicht bemerkbar macht).
Positiv das rote 7-Segment Display ist gut lesbar ;-)

Praxistest:
Station auf 350° einstellen und go... (bei meiner ERSA arbeite ich mit 
~280°C sehr erfolgreich, ~ da nur ein Drehknopf ohne genaue Anzeige).
Erst mal die Spitze verzinnen (Sn60Pb40 Lot 1mm Durchmesser). 21;22;23.. 
gefühlte 10 Sekunden brauchte das Lot an der Spitze bis es allmählich 
schmolz - und das tat auch langsam. Absolut nicht mit meiner 20 Jahre 
alten ERSA zu vergleichen!!! Wäre der Lüfter nicht so laut würde ich 
mein eigenes Grummeln hören :-(
Auf ein paar alten Platinen waren noch ein paar konventionelle Bauteile 
- damit wollte ich den Kolben mal testen.
Also Spitze an eine Lötstelle eines bedrahtetenen Widerstands gehalten 
und... nix!
Lot schmilzt nicht. Lot an der Spitze wird sogar wieder hart :-(
Jetzt will ich es wissen! Temp auf 450°C stellen (also maximal) und 
nochmal.. Nach gefühlt 15 Sekunden fängt das Lot an zu schwitzen, 10 
Sekunden später ist es flüssig. Nicht brauchbar.
Ich dachte ich hätte die Spitze schon beschädigt darum habe ich mir eine 
zweite besorgt und nach 2 Wochen später habe ich die neue Spitze wieder 
initialisiert, ausgemessen und den Offset eingestellt (~+25°C).
Wieder der Versuche mit dem Widerstand auf dem PCB. Selbes Ergebnis!
Ein paar weiter Versuche zeigten mir, das es Ewigkeiten braucht bis an 
der 60W Station das Lot schmilzt - das gefällt mir nicht!

Fazit:
Ich spare jetzt auf eine MFR-1110 von OKI - die habe ich auf der Arbeit 
auch.

PS
Induktionslöstation mit zwei Lötspitzen nur wenig gebraucht günstig 
abzugeben :-P

PPS ich hoffe meine emotionale Art verärgert euch nicht!

Falls ihr auch solch eine Station habt, erzählt mir bitte wie es mit 
eurer Station so "geht".

Gruß
Hannes

: Verschoben durch User
von Armin X. (werweiswas)


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Hannes schrieb:
> kay, Spitze rein, Initialisierung durchgeführt, Offset ausgemessen (ja
> ich habe eine 450°C Messsonde zuhause :-P) und einstellen (+35°C
> Offset). Und jetzt? Nun ja, jetzt nervt der laute Lüfter in der Station.
> Richtig, die wird aktiv mit einem 30x30mm Lüfter belüftet - und da der
> so klein ist, macht der auch ordentlich Umdrehung samt dazugehörigem
> Posaunenchor. Ärgerlich ist auch: der Kennt nur an! Keine Regelung die
> die Drehzahl temperaturabhängig regelt (oder die regelt so lau, das sich
> das akustisch nicht bemerkbar macht). Positiv das rote 7-Segment Display
> ist gut lesbar ;-)
>
> Praxistest:
> Station auf 350° einstellen und go... (bei meiner ERSA arbeite ich mit
> ~280°C sehr erfolgreich, ~ da nur ein Drehknopf ohne genaue Anzeige).
> Erst mal die Spitze verzinnen (Sn60Pb40 Lot 1mm Durchmesser). 21;22;23..
> gefühlte 10 Sekunden brauchte das Lot an der Spitze bis es allmählich
> schmolz - und das tat auch langsam.

Und Du bist 100% Sicher, dass deine Temperaturmessung korrekt war?
Das hört dich doch nun wirklich nach zu kalter Lötspitze an!
Ich meine, bei solchen Stationen gibt es doch eine "Standbyschaltung" 
bei der die Spitzentemperatur abgesenkt wird...

von Uwe S. (regionalligator)


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Was willst du für die grauenhafte Station haben?

Würde sie ggf. mal mit einer der modernsten und leistungsstärksten 
Stationen weltweit vergleichen (ZD-931) ;-)

von Georg (Gast)


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Hannes schrieb:
> Ich habe mir vor kurzem eine Aoyue Int 3233 Lötstation mit
> Induktionstechnik zugelegt

Was in aller Welt hat man dir denn erzählt, was der Vorteil einer 
induktiven Heizung sein soll? Würde mich ernsthaft interessieren, denn 
ich sehe da nur Nachteile.

In der Küche stehen meine Töpfe übrigens immer noch auf stählernen 
Kochplatten, aber das ist ein anderes Thema.

Georg

von Hannes (Gast)


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Armin X. schrieb:
> Und Du bist 100% Sicher, dass deine Temperaturmessung korrekt war?
> Das hört dich doch nun wirklich nach zu kalter Lötspitze an!
> Ich meine, bei solchen Stationen gibt es doch eine "Standbyschaltung"
> bei der die Spitzentemperatur abgesenkt wird...

Ja, hab sie in der Firma noch einmal nachgemessen und da war eine 
abweichung von ~10°C messbar - ich denke das ist vertretbar!
Noch dazu habe ich bei eingestellter max Temp (450°) es versucht. Selbst 
mein maximaler Offset sollte das Lot zum schmelzen bringen.

Georg schrieb:
> Was in aller Welt hat man dir denn erzählt, was der Vorteil einer
> induktiven Heizung sein soll? Würde mich ernsthaft interessieren, denn
> ich sehe da nur Nachteile.

ich hatte die Hoffnung, das halt "nur" die Spitze warm wird und man so 
mehr energie in die Lötstelle einbringen kann als wenn ein Kolbern 
aufgeheitz wird, der dann eine Spitze erwämt (halt so wie meine [im 
nachhinein echt gute] alte ERSA - bei der mekt man, das der Kolben warm 
ist, die Temp "erreicht LED" blinkt und die Spitze ist noch nicht auf 
solltemperatur).

von Georg (Gast)


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Hannes schrieb:
> ich hatte die Hoffnung, das halt "nur" die Spitze warm

Indirekte Heizungen, egal ob induktiv oder Mikrowelle (was im Prinzip 
dasselbe ist), haben den prinzipiellen Nachteil, dass man zwar die 
Energiezufuhr regeln kann, aber nichts über die erreichte Temperatur 
weiss - das ist auf dem Herd nicht anders, dagegen schalten meine 
mindestens 40 Jahre alten Platten auf dem Herd bei einer eingestellten 
Temperatur ab. Eine induktive Platte weiss nicht wie heiss die Suppe 
ist. Für einen Lötkolben halte ich das für eine Schnapsidee.

Georg

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Georg schrieb:
> Eine induktive Platte weiss nicht wie heiss die Suppe ist. Für einen
> Lötkolben halte ich das für eine Schnapsidee.
Das sehe ich auch so.

Da waren die Magnastat vom Weller schon Welten weiter. Da hat die 
Lötspitze mit ihrem eingebauten Zweipunktregler selbst gesagt, wann ihr 
zu heiß oder zu kalt war...

Hannes schrieb:
> Ich spare jetzt auf eine MFR-1110 von OKI
Ich bin mit der Weller Lötstation WSD 81 und dem Lötkolben WSP 80 und 
einer 0,8mm Meißelspitze vollkommen zufrieden. Unter 80W oder eine 
kleinere (oder gar spitze) Spitze würde ich nicht gehen. Bei diesen 
Lötspitzen gefällt mir die gute thermische Ankopplung und der große 
Querschnitt.

Bei der OKI würde mich ein wenig stören, dass ich am Ende der 
Spitzenlebensdauer das Heizelement auch gleich wegwerfe...

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