Forum: Offtopic Wenn Archäologen Spuren unsere Zeit finden


von Frank D. (Firma: Spezialeinheit) (feuerstein7)


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Heutzutage ist ja das meiste Wissen unserer Kultur auf Rechnern 
gespeichert, neulich ging mir durch den Kopf, was würden Archäologen 
damit anfangen können? Können sie die Daten lesen? Wir haben ja heute 
schon Probleme wenn wir mal eine Schallplatte, eine Kassette oder eine 
Diskette in die Finger bekommen.
Sollten sie das lesen können, welchen Eindruck hätten sie wohl von 
unserer Zeit? Wenn die einen Server von Facebook oder WhatsUp in die 
Finger kriegen und lauter Selfies und „Scherzbilder“ finden?

von (prx) A. K. (prx)


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Fred F. schrieb:
> Sollten sie das lesen können, welchen Eindruck hätten sie wohl von
> unserer Zeit? Wenn die einen Server von Facebook oder WhatsUp in die
> Finger kriegen und lauter Selfies und „Scherzbilder“ finden?

Heutige Archäologen verbuchen alles, was sie nicht unmittelbar 
verstehen, als religiöse Kulthandlung. ;-)

von Chr. M. (snowfly)


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A. K. schrieb:
> als religiöse Kulthandlung. ;-)

Ob Facebook Posts oder Religionsgedöhns
ich wüsste nicht was man da als absurder einstufen sollte..

Die Haltbarkeit von Datentägern wurde doch schon zur genüge durchgekaut.
Fazit: seit dem Hanfverbot sieht es schlecht aus.

Interessanter find ich die Frage:
was würde eine, nach der (fast)auslöschung des Lebens auf der Erde sich 
aus Einzellern entwickelte, inteligente Spezies noch von uns finden?

Also so in ca. 10Mio bis 100Mio Jahren.

von Thomas E. (thomase)


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Chr. M. schrieb:
> Also so in ca. 10Mio bis 100Mio Jahren.

Chr. M. schrieb:
> Interessanter find ich die Frage:
> was würde eine, nach der (fast)auslöschung des Lebens auf der Erde sich
> aus Einzellern entwickelte, inteligente Spezies noch von uns finden?
>
> Also so in ca. 10Mio bis 100Mio Jahren.

Die Entwicklung aus Einzellern bis zu uns dauerte wesentlich länger als 
10-100 Mio. Jahre. Nach dieser Zeit war das Leben über Glibber noch 
nicht hinaus.

Aber angenommen, es wären in 10-100 Mio. Jahren intelligente Lebewesen 
da, dann würden deren Paläontologen zum einen in etwa das finden, was 
wir heute aus der Zeit der Dinosaurier und der Zeit danach ausbuddeln. 
Zum anderen werden sie aus den Resten "versteinerter" Atombomben und 
Kernkraftwerke sehr exakte Zeitbestimmungen machen können.

Sie werden aus allen möglichen Funden feststellen, dass wir nicht doof 
waren. Was wir im Detail wussten, dürfte allerdings verborgen bleiben.
Denn das werden Archäologen schon in 10000 Jahren nur noch raten können. 
Manche Leute wissen ja heute schon nicht mehr, was gestern war.

mfg.

von (prx) A. K. (prx)


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Chr. M. schrieb:
> was würde eine, nach der (fast)auslöschung des Lebens auf der Erde sich
> aus Einzellern entwickelte, inteligente Spezies noch von uns finden?

Reste verschütteter Bauten beispielsweise, eben dadurch teilweise und 
bruchstückweise konserviert.

Den Traum auch heutiger Archäologen: den Müll. Nichts ist Archäologen 
jedes Zeitalters lieber als eine durch die Zufälle der Zeit hindurch gut 
konservierte Müllhalde. Beim Toilettentieftauchen von Vorteil ist 
allerdings, dass unsere Vorvorfahren vorsorglich keine Kernenergie 
verwendeten.

Nach allzu langer Zeit werden auch solche Reste zwar stark verändert, 
aber immer noch eine sehr deutliche chemische Signatur haben. Selbst 
nach sehr langer Zeit wird man über die Isotopenverteilung der Elemente 
noch Warenströme nachweisen können.

: Bearbeitet durch User
von Harald W. (wilhelms)


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A. K. schrieb:

> Den Traum auch heutiger Archäologen: den Müll.

Da werden zukünftige Archäologen wenig Glück haben:
Der heutige Müll wird entweder kleingehackt oder
verbrannt. Letzteres gilt mehr und mehr auch für
Menschen.

von (prx) A. K. (prx)


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Harald W. schrieb:
> Der heutige Müll wird entweder kleingehackt oder
> verbrannt.

Hausmüll vielfach ja, anderer nicht unbedingt. Was Einfluss darauf hat, 
über welche Bereiche die zukünftigen Archäologen etwas erfahren können. 
Das ist heute allerdings auch nicht anders. Über frühzeitliche 
Wohnstätten weiss man weniger als über deren Essgewohnheiten, weil das 
Holz schneller verrottet als abgenagte Knochenreste von Hasen. Bei 
unseren Überbleibseln wird das möglicherweise einfach nur andersrum 
ausfallen.

: Bearbeitet durch User
von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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A. K. schrieb:
> Bei unseren Überbleibseln wird das
> möglicherweise andersrum ausfallen.

Andererseits benutzen wir seit dem 19. Jahrhundert nahezu unverottbare 
Materialien wie Aluminium und Beton. Diese werden zwar keine 
Jahrmillionen überstehen, aber schon einige Jahrtausende. Für mein Haus 
aus Alu bestehen also noch Chancen :-P

von (prx) A. K. (prx)


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Matthias S. schrieb:
> Andererseits benutzen wir seit dem 19. Jahrhundert nahezu unverottbare
> Materialien wie Aluminium und Beton.

Wobei Metallreste verwertet werden, somit näherungsweise nur die letzte 
Generation vor dem Crash erhalten bleiben wird.

Beton ist keineswegs unverrottbar. Alu ebensowenig. Wenn der betrachtete 
Zeitraum lang genug ist. Über zig Millionen Jahre betrachtet werden 
Betonbauten nur erhalten bleiben, wenn sie durch Verschüttung 
konserviert werden.

Aber das stimmt insoweit, als man über uns zwar wissen wird, wie wir 
gewohnt und gebetet haben (oder was man später dafür hält). Aber vom 
Dosengulasch wird nach 100 Millionen Jahren auch von der Dose selbst 
meist nichts mehr verbleiben als eine chemische Signatur und ein 
zerquetschter Abdruck.

: Bearbeitet durch User
von Jonny O. (-geo-)


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Matthias S. schrieb:
> A. K. schrieb:
>> Bei unseren Überbleibseln wird das
>> möglicherweise andersrum ausfallen.
>
> Andererseits benutzen wir seit dem 19. Jahrhundert nahezu unverottbare
> Materialien wie Aluminium und Beton. Diese werden zwar keine
> Jahrmillionen überstehen, aber schon einige Jahrtausende. Für mein Haus
> aus Alu bestehen also noch Chancen :-P

Unverrottbar sind nur die Natursteinbauten, wie sie im Altertum 
verwendet wurden. Beton zerbröselt innerhalb kurzer Zeit (insbesondere 
wenn Wasser eindringt fangen die Metallstreben an zu rosten, dehnen sich 
aus und sprengen den Beton außeinander).

Das was wirklich lange bestehen bleiben wird sind wohl die Pyramiden in 
der Wüste.

von (prx) A. K. (prx)


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Jonny O. schrieb:
> Das was wirklich lange bestehen bleiben wird sind wohl die Pyramiden in
> der Wüste.

Auch die können verfallen. Nämlich dann, wenn sich die Region von einer 
Wüste in fruchtbares Land mit entsprechender Feuchtigkeit entwickelt 
bevor sie verschüttet werden. Und wenn die Region so bleibt, dann können 
sie von Wind und Sand abgeschliffen werden, bis kaum noch etwas übrig 
ist. Alles eine Frage der Zeit.

: Bearbeitet durch User
von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Jonny O. schrieb:
> Das was wirklich lange bestehen bleiben wird sind wohl die Pyramiden in
> der Wüste.

Die sind aber auch nur etwa 4500-3500 Jahre alt (Saqqara als die älteste 
etwa 4600 Jahre)  und sehen schon ganz schön alt aus :-) Mit 
Jahrmillionen ist da sicher nix.
http://www.ancient-egypt.co.uk/saqqara/index.htm

von (prx) A. K. (prx)


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Matthias S. schrieb:
> und sehen schon ganz schön alt aus :-)

Woran aber teilweise auch Mauerspechte Schuld hatten. Das 
Oberflächenmaterial der bekanntesten Exemplare fehlt nicht etwa, weil es 
verrottet wäre, sondern weil Menschen es wieder runtergerissen haben.

von Richard H. (richard_h27)


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Die Pyramiden existieren gerade mal 5000 Jahre.
100 Mio Jahre sind das 20.000-fache. In solchen Zeiträumen sind schon 
richtig hohe Berge wegerodiert worden.

Grüße
Richard

von Paul B. (paul_baumann)


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Falls es zu einer Erhöhung des Meeresspiegels kommt, wird man anhand
geballter Mengen von Formularen auf dem Meeresgrund feststellen können, 
wo einst Deutschland lag.

MfG Paul

von Jonny O. (-geo-)


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Wirklich beständig sind dann wohl nur Satelliten auf einem hohen Orbit, 
oder die Voyager Sonden. Oder Sonden auf dem Mond oder Mars. Die dürften 
selbst nach 1Milliarde Jahren ev. noch existieren. Vielleicht baut der 
Mensch ja auch noch die eine oder andere Mondstation...

von (prx) A. K. (prx)


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Paul B. schrieb:
> Falls es zu einer Erhöhung des Meeresspiegels kommt, wird man anhand
> geballter Mengen von Formularen auf dem Meeresgrund feststellen können,
> wo einst Deutschland lag.

Keine Sorge. Wenn mal alle Formulare papierlos in der Cloud ausgefüllt 
und gespeichert werden, bleibt auch von diesem Teil deiner 
heissgeliebten Heimat nichts mehr.

Nur die Formulare in jenen Gebieten, in denen solche IT-Wolken noch 
nicht Einzug hielten, die bleiben übrig und erinnern dich dann daran, 
dass es das anderswo auch gibt.

: Bearbeitet durch User
von Kurt B. (kurt-b)


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A. K. schrieb:
> Paul B. schrieb:
>> Falls es zu einer Erhöhung des Meeresspiegels kommt, wird man anhand
>> geballter Mengen von Formularen auf dem Meeresgrund feststellen können,
>> wo einst Deutschland lag.
>
> Keine Sorge. Wenn mal alle Formulare papierlos in der Cloud ausgefüllt
> und gespeichert werden, bleibt auch von diesem liebgewordenen Teil
> deiner heissgeliebten Heimat nichts mehr.

Mit einem 32k Q und ein paar Registern könnte ein AVR alle 1 Mi Jahre 
aufgeweckt werden und uns daran erinnern die nötigen Daten abzulegen.
So hätte man dann eine lückenlose Aufzeichnung was da sich wie und wo 
verändert.


 Kurt

von (prx) A. K. (prx)


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Kurt B. schrieb:
> Mit einem 32k Q und ein paar Registern könnte ein AVR alle 1 Mi Jahre
> aufgeweckt werden und uns daran erinnern die nötigen Daten abzulegen.

Gibts AVRs auch mit Masken-ROM? Da stünden die Karten wesentlich besser 
als bei Flash.

Mal nachrechnen, mit Selbstauffrischung: 10 Jahre Lebensdauer und 10000 
Programmiervorgänge gibt schlappe 100000 Jahre. Also Gewährleistung 
kannst du bei deiner Million Jahre nicht mehr einfordern.

Abgesehen davon: Wen willst du aufwecken? Die Kakerlaken, die uns 
überlebend irgendwann die nächste Zivilisation aufbauen?

: Bearbeitet durch User
von Kurt B. (kurt-b)


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A. K. schrieb:
> Kurt B. schrieb:
>> Mit einem 32k Q und ein paar Registern könnte ein AVR alle 1 Mi Jahre
>> aufgeweckt werden und uns daran erinnern die nötigen Daten abzulegen.
>
> Gibts AVRs auch mit Masken-ROM? Da stünden die Karten wesentlich besser
> als bei Flash.

Die "alten" hatten wohl ROM's, ev muss halt ein anderer Professor her 
oder man klemmt ein ROM dazu.
>
> Mal nachrechnen, mit Selbstauffrischung: 10 Jahre Lebensdauer und 10000
> Programmiervorgänge gibt schlappe 100000 Jahre. Also Gewährleistung
> kannst du bei deiner Million Jahre nicht mehr einfordern.
>

Dann lieber doch ein ROM.

> Abgesehen davon: Wen willst du aufwecken?

Uns selber, wir wollen doch wissen was dann ist.

> Die Kakerlaken, die uns
> überlebend irgendwann die nächste Zivilisation aufbauen?

Der Wecker wird einfach in einem Neutrinodetektor eingelagert und kommt 
mal kurz hoch um zu hupen.
Falls wirs nicht mehr sind die das hören dann die hoffentlich 
intelligentere Spezies die dann herrschen könnte.


 Kurt

von Tex A. (tex)


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Gehen wir von einem Zeitraum 65 Millionen Jahren aus die nach der 
Ausrottung der Menschen und den meisten anderen Lebensformen vergangen 
sind.
Die Klimaextreme haben ca 10 Eiszeiten über den Planeten gebracht.
Ausgehend von der Evolutionstheorie haben sich auf der Erde verschiedene 
Lebensformen etabliert, welche den Müll der Menschen als Lebensgrundlage 
nutzen. Somit werden hauptsächlich die groben und unvergänglichen Spuren 
unserer Existenz Zeugnis unserer Geschichte sein.
Da wären zuerst einmal die Goldmünzen. Ob ihr Zweck sich allerdings den 
späteren Kulturen erschließt, ist fraglich.
Diverse Grabsteine werden ebenfalls von uns erzählen, vor allem über 
unser Verhältnis zum Tod. Allerdings wird das auch Fragen aufwerfen, 
z.B. über Religion als auch über unser Verhältnis zu unseren Haustieren.
Da die einzelnen Bedeutung der Schriftzeichen ebenso wenig 
rekonstruierbar sein wird, wie die Sprache, wird vermutlich der Eindruck 
entstehen, dass Hunde und Katzen auf der gleichen evolutionären Stufe 
standen wie wir, besonders weil spätere Kulturen ggf keine Haustiere 
kennen.
Tatsächlich wird die Realität der späteren Kulturen maßgeblich für die 
Interpretation der Funde sein. Sie werden die Überreste von Bunkern und 
Bergwerken finden. Dinge die hier zurückgelassen wurden haben eine 
realistische Chance gefunden zu werden. Datenträger und Computer werden 
nicht rekonstruierbar sein.

von Uhu U. (uhu)


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Chr. M. schrieb:
> was würde eine, nach der (fast)auslöschung des Lebens auf der Erde sich
> aus Einzellern entwickelte, inteligente Spezies noch von uns finden?

Riesige flach gedrückte Müllberge.

Thomas E. schrieb:
> Sie werden aus allen möglichen Funden feststellen, dass wir nicht doof
> waren. Was wir im Detail wussten, dürfte allerdings verborgen bleiben.
> Denn das werden Archäologen schon in 10000 Jahren nur noch raten können.
> Manche Leute wissen ja heute schon nicht mehr, was gestern war.

Immerhin können zumindest einige von uns schreiben und bei dem vielen 
Müll, den wir produzieren, wird sich das eine oder andere Fragment 
finden.

von Mani W. (e-doc)


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Möglicherweise wird es in absehbarer Zeit auch keine
Archäologen mehr geben, es sei denn, sie kämen als Aliens...

von Gu. F. (mitleser)


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A. K. schrieb:
> Den Traum auch heutiger Archäologen: den Müll. Nichts ist Archäologen
> jedes Zeitalters lieber als eine durch die Zufälle der Zeit hindurch gut
> konservierte Müllhalde.

Du meinst das Offtopic?

von Mani W. (e-doc)


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Angenommen, es leben noch Menschen oder kommen als
nicht terrestrische Wissenschafter, so in 1000 Jahren und finden

eine Schallplatte, eine CD, einen USB-Stick und vielleicht auch
ein Tonband oder eine Musik-Kassette...


Alles gibt es schon lange oder schon lange nicht mehr...

von (prx) A. K. (prx)


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Gu. F. schrieb:
>> konservierte Müllhalde.
>
> Du meinst das Offtopic?

Das wär eher A&B.

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