Forum: PC Hard- und Software Was ist bei UDF auf USB-Sticks oder SD-Cards zu beachten?


von A. H. (ah8)


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Hallo,

ich möchte meine USB-Sticks demnächst statt in FAT in UDF formatieren. 
Technisch ist das kein Problem, Anleitungen dazu gibt es im Netz.

Nun reagieren Flash-Speicher auf Grund ihrer Funktionsweise aber 
besonders anfällig auf ein ungeschicktes Dateisystem-Layout. Von einer 
Neuformatierung wird daher meist abgeraten. Während man für die 
FAT-Dateisysteme noch Anleitungen findet, wie man Einbußen bei 
Performance und Lebensdauer minimieren kann, habe ich bezüglich UDF 
nichts dergleichen gefunden. Selbst die Meinungen, ob UDF überhaupt eine 
gute Wahl für Flash-Speicher ist, gehen auseinander und sind kaum 
fundiert begründet.

Kann mir hier jemand sagen, mit welchen Einbußen bezüglich Performance 
und Lebensdauer ich rechnen muss, ob und wenn ja, wie ich solche 
Einbußen minimieren kann, oder wo ich gegebenenfalls Antworten auf diese 
Fragen erhalte?

von Klaus W. (mfgkw)


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Ich nehme für größere USB-Sticks oder externe Festplatten gelegentlich 
UDF, weil ich dann auch mit Windows Daten austauschen kann.

Im Großen und Ganzen klappt das gut.
Negative Punkte sind mir bisher nur aufgefallen:
- der freie Platz (df unter Linux) dauert sehr lange zu ermitteln
- Android kann damit nicht umgehen

Von der Geschwindigkeit her nimmt es sich nicht viel, habe es aber nicht 
genau gemessen.

Für größere Dateisysteme zum Austauch zwischen Windows und Linux gibt es 
praktisch keine Alternative meines Wissens.

von Peter II (Gast)


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Klaus W. schrieb:
> Für größere Dateisysteme zum Austauch zwischen Windows und Linux gibt es
> praktisch keine Alternative meines Wissens.

was spricht gegen Fat32? die Begrenzung einer Datei?

von Klaus W. (mfgkw)


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ja, z.B..

Sowohl einzelne Dateien sind limitiert, die Anzahl bei vielen Dateien, 
dann hat man einen risigen Verschnitt, weil auf großen Speichern die 
Cluster groß werden.

FAT ist Mist für heutige Speichergrößen.

von Peter II (Gast)


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Klaus W. schrieb:
> FAT ist Mist für heutige Speichergrößen.

man könnte auch sagen, wen interessiert noch der verschnitt bei heutigen 
Speichergrößen.

von Uhu U. (uhu)


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Peter II schrieb:
> man könnte auch sagen, wen interessiert noch der verschnitt bei heutigen
> Speichergrößen.

Wenn man sehr viele Daten speichern muss und deswegen einen riesigen 
USB-Stick nehmen muss, dann ist diese Haltung ein glatter Schuss durch 
beide Knie...

von Jim M. (turboj)


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A. H. schrieb:
> Kann mir hier jemand sagen, mit welchen Einbußen bezüglich Performance
> und Lebensdauer ich rechnen muss

Anfrage an Kartenhersteller stellen. Die haben gerüchteweise einen 
Support.

A. H. schrieb:
> wie ich solche
> Einbußen minimieren kann

Man könnte Blockgrenzen an physische Page Grenzen ausrichten, SDHC hat 
IIRC 4 MByte Pages. Keine Ahnung wie das mit UDF geht, kenne das 
Dateisystem leider nicht gut genug.

von Reinhard S. (rezz)


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Klaus W. schrieb:
> Für größere Dateisysteme zum Austauch zwischen Windows und Linux gibt es
> praktisch keine Alternative meines Wissens.

Kann Linux nicht seit einiger Zeit NTFS lesen und schreiben?

von Klaus W. (mfgkw)


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Reinhard S. schrieb:
> Klaus W. schrieb:
>> Für größere Dateisysteme zum Austauch zwischen Windows und Linux gibt es
>> praktisch keine Alternative meines Wissens.
>
> Kann Linux nicht seit einiger Zeit NTFS lesen und schreiben?

Im Prinzip ja, aber nach meiner Erfahrung ist UDF unkomplizierter.


Peter II schrieb:
> was spricht gegen Fat32? die Begrenzung einer Datei?

Reinhard S. schrieb:
> Kann Linux nicht seit einiger Zeit NTFS lesen und schreiben?

Natürlich UDF nicht die einzige Mögichkeit, zu kopieren.

Aber die Frage war doch nach UDF und nicht nach einer Liste aller 
möglichen Dateisysteme.

A. H. schrieb:
> ich möchte meine USB-Sticks demnächst statt in FAT in UDF formatieren.

von oszi40 (Gast)


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A. H. schrieb:
> Kann mir hier jemand sagen, mit welchen Einbußen bezüglich Performance
> und Lebensdauer ich rechnen muss,

NUR allgemein: Ganz interessant wird der Fehlerfall. Je spezieller oder 
exotischer Dein Dateisystem wird, desto weniger brauchbare Tools wirst 
Du dazu finden. Ein einfaches zip vieler, kleiner Dateien auf FAT32 ist 
manchmal die schnellere Lösung.

Wiki meinte heute: ..."Alle neueren Windows-Versionen unterstützen 
bereits den Lesezugriff auf UDF, jedoch nicht in JEDER Version. Linux ab 
Kernel 2.6, Mac OS ab 8.6 unterstützen UDF lesend und schreibend 
zumindest bis UDF 1.50, Windows ab Vista bis UDF 2.50. Linux kann UDF 
bis Version 2.60 lesen, aber UDF 2.50 ist das Maximum, was mkudffs, die 
UDF-Komponente sämtlicher Opensource-Brennprogramme, erstellen kann. 
UDF-Dateisysteme höherer Versionen als 2.01 können vom Linux-UDF-Treiber 
selbst nicht beschrieben werden. Zum Erstellen und Brennen von UDF 2.5 
und 2.6 ist unter Linux das kommerzielle Nero Linux 4 bis dato die 
einzige Option."

Aus diesem kurzen Artikel stellt sich mir die Frage, ob Dein System 
schon reif dafür ist und ob es hinterer in 10 Jahren noch einer lesen 
kann. Bei FAT hätte da heute mehr Hoffnung.

von A. H. (ah8)


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@Klaus W.
Danke für das Feedback.

Jim M. schrieb:
> Anfrage an Kartenhersteller stellen. Die haben gerüchteweise einen
> Support.

Daran habe ich auch schon gedacht. Die werden mir auch sicher die 
detaillierten Parameter der Karte nennen können. Ob die sich aber auch 
mit den Interna von UDF auskennen?

oszi40 schrieb:
> NUR allgemein: Ganz interessant wird der Fehlerfall. Je spezieller oder
> exotischer Dein Dateisystem wird, desto weniger brauchbare Tools wirst
> Du dazu finden. Ein einfaches zip vieler, kleiner Dateien auf FAT32 ist
> manchmal die schnellere Lösung.

Das fehlende fsck ist in der Tat das wohl gravierendste Problem von 
UDF. Ich hoffe aber, dass das bald behoben sein wird. Auf der anderen 
Seite kann ich mich nicht erinnern, jemals ein fsck auf NTFS oder FAT 
gemacht zu haben und wie ich von einem korrupten zip-Archive recovern 
sollte wüsste ich auf Anhieb auch nicht. Wenn würde ich auch lieber zu 
tar greifen, das hat sich bisher als am langzeitstabilsten erwiesen, 
geht zur Not auf raw-devices und cygwin ist sowieso das erste, was ich 
auf jeder Windows-Box installiere.

> Aus diesem kurzen Artikel stellt sich mir die Frage, ob Dein System
> schon reif dafür ist und ob es hinterer in 10 Jahren noch einer lesen
> kann. Bei FAT hätte da heute mehr Hoffnung.

UDF wird von allen Systemen, die ich probiert habe, problemlos 
unterstützt, Ausnahme ist Windows XP, das kann nur lesen, das aber 
selbst noch bei Speichergrößen über 32GB, auf die man mit FAT gar nicht 
zugreifen kann, zumindest nicht ohne zusätzliche Treiber.

von oszi40 (Gast)


Angehängte Dateien:

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A. H. schrieb:
> 32GB, auf die man mit FAT gar nicht
> zugreifen kann, zumindest nicht ohne zusätzliche Treiber.

Sorry mein stinknormales, altes XP mit SP3 schreibt auch auf formatierte 
2TB-HDs. FAT32 nimmt man aber nur noch für spezielle Fälle, weil es kein 
journaling Filesystem ist und daher im Fehlerfall oft weniger übrig 
bleibt als bei NTFS.

A. H. schrieb:
> Das fehlende fsck ist in der Tat

...nicht das absolute Hauptproblem, sondern, daß es lt. Wiki 
verschiedene UDF-Versionen gibt, wo ich mir nicht sicher bin, ob ich in 
10 Jahren noch eine richtige habe, um heutige Daten zu lesen.

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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A. H. schrieb:
> UDF wird von allen Systemen, die ich probiert habe, problemlos
> unterstützt,

Bei SD-Karten hast Du aber nur PC-artige Systeme getestet. Die 
SD-Karten-Spezifikation, die das zu verwendende Dateisystem vorschreibt, 
tut das nicht aus Jux und Dollerei, oder weil Microsoft toll/böse ist. 
Und Deine UDF-formatierte SD-Karte wird von einer Digitalkamera 
schlichtweg nicht erkannt.

> Speichergrößen über 32GB, auf die man mit FAT gar nicht zugreifen kann,

Man kann mit Windows-Bordmitteln keine Partitionen > 32 GB mit FAT32 
formatieren, benutzen kann man sie hingegen sehr wohl (und das konnte 
man auch schon vor Windows XP).

von A. H. (ah8)


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oszi40 schrieb:
> Sorry mein stinknormales, altes XP mit SP3 schreibt auch auf formatierte
> 2TB-HDs. FAT32 nimmt man aber nur noch für spezielle Fälle, weil es kein
> journaling Filesystem ist und daher im Fehlerfall oft weniger übrig
> bleibt als bei NTFS.

Es hat ja auch niemand behauptet, Windows XP könne keine 2TB Medien 
bedienen. Aber diese 2TB-HD war ganz sicher nicht in FAT32 formatiert, 
zumindest nicht herstellerseitig oder mit Windows XP Bordmitteln und es 
wird sicher seinen Grund haben, dass die Hersteller von Flash Devices 
jenseits der 32GB auf das lizenzpflichtige und wenig portable exFAT 
gewechselt haben. (Es sei denn, Microsoft ist doch böse. :-) Was NTFS 
betrifft so ist das gerade wegen des Journaling keine besonders gute 
Wahl für Flash Devices, denn genau das Journaling verträgt sich 
typischerweise nicht besonders gut mit der Funktionsweise von 
Flash-Speichern, es sei denn, es ist speziell für sie konzipiert, wie 
etwa JFFS. Das gilt übrigens genauso für ext3 und ext4, wer also eine 
Linux-typisches FS für seinen USB-Stick sucht ist mit ext2 
wahrscheinlich am besten bedient, zumindest, solange Performance und 
Lebensdauer im Vordergrund stehen.

> A. H. schrieb:
>> Das fehlende fsck ist in der Tat
>
> ...nicht das absolute Hauptproblem ...

für mich schon.

Rufus Τ. F. schrieb:
> Bei SD-Karten hast Du aber nur PC-artige Systeme getestet.

Das ist richtig.

> Und Deine UDF-formatierte SD-Karte wird von einer Digitalkamera
> schlichtweg nicht erkannt.

Auch richtig, insbesondere Tabletts haben damit noch ein Problem. Da 
Android aber letztlich auf Linux aufbaut und Linux den bisher besten UDF 
Support mitbringt könnte sich das bald ändern. Im Netz kursieren bereits 
Anleitungen, wie man sich angeblich einen eigene Kernel mit UDF Support 
bauen kann. Das spielt für mich aber keine Rolle da ich Tabletts ohnehin 
kaum verwende. Und meine Digitalkamera kommt auch mit exFAT nicht klar, 
da bleibt eh alles beim Alten.

> Die SD-Karten-Spezifikation, die das zu verwendende Dateisystem vorschreibt,
> tut das nicht aus Jux und Dollerei, oder weil Microsoft toll/böse ist.

Das weiß ich, es wird ja nicht umsonst davon abgeraten es zu ändern. Nun 
wird aber jede Entscheidung unter bestimmten Prämissen getroffen, und 
die müssen ja nicht alle überall gleich sein. Unter meine Prämissen 
halte ich UDF nun mal für die beste Lösung, was auch durch die Tatsache 
gestützt wird, dass UDF als Log-FS der Arbeitsweise von Flash-Speichern 
eigentlich besser entspricht als viele traditionelle FS. Aber eben nur 
grundsätzlich, der Teufel steckt bekanntlich im Detail, daher meine 
Frage.

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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A. H. schrieb:
> Und meine Digitalkamera kommt auch mit exFAT nicht klar, da bleibt eh
> alles beim Alten.

Dann kennt Deine Digitalkamera schlicht und einfach keine SDXC-Karten.

von Olaf (Gast)


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> Kann Linux nicht seit einiger Zeit NTFS lesen und schreiben?

Kann Windows nicht auch ext2/3 lesen und schreiben? Ich meine dafuer 
gibt es auch Treiber. Ich habe auf meinen Sticks und SD-Karten schon oft 
ext2 genutzt und hatte damit auch noch kein Problem.

Der Grund dafuer ist im uebrigen die Rechteverwaltung.

Olaf

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Olaf schrieb:
> Kann Windows nicht auch ext2/3 lesen und schreiben?

Nicht ohne zusätzliche Software.

Mit zusätzlicher Software kann Windows alles lesen und schreiben, wofür 
es zusätzliche Software gibt (was jetzt irgendwie nicht weiter 
überraschend sein sollte).

ext2/3/4-Unterstützung gibt es für Privatanwender kostenlos hier:

https://www.paragon-software.com/de/home/extfs-windows/

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