Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Patientenableitstrom an externen Herzschrittmacher (Batteriebetr. und Kunststoffgehäuse)


von Oma C. (bauerhorst)


Lesenswert?

Salut,


vielleicht kann mir jemand helfen. Ich lese gerade, welche Prüfabläufe 
es für externe Herzschrittmacher (HZM) gibt. Der HZM ist 
Batteriebetrieben und das Gehäuse ist aus Kunststoff. Trotzdem schreibt 
der Hersteller, dass man den Patientenableitstrom zw. Anwenderungsteil 
und Gehäuse messen muss. Wie soll das gehen? Ich bin leider nicht (noch) 
nicht so fit im Thema. Vielleicht finde ich hier Hilfe.

von Jan H. (janhenrik)


Lesenswert?

Ganz einfach du misst den Patientenableitstrom an den Elektroden des 
Gerätes und wenn vorhanden an berührbaren Metallteilen des Gehäuses.

Wenn du jedoch nicht weißt was diese Messung macht/was du messen sollst, 
dann solltest du diese Messung nicht durchführen und dieses einen 
Medizintechniker machen lassen.

: Bearbeitet durch User
von Oma C. (bauerhorst)


Lesenswert?

Hallo,

ich wollte auch keine HZM prüfen. Ich bin nur intersessierter Leser.
Bei der Patientenableitstrommessung soll man Elektroden gegen das 
Gehäuse (keine leitfähigen berührbaren Teile) prüfen. Aber wenn das 
Gehäuse nicht leiten kann, warum dann diese Messung? Darauf wollte ich 
hinaus. VG

von Jan H. (janhenrik)


Lesenswert?

Wogegen du messen musst, das steht in der Prüfvorschrift. Ich denke, 
dass du an einen der Batteriepole dran musst.

von Peter D. (peda)


Lesenswert?

Oma C. schrieb:
> Aber wenn das
> Gehäuse nicht leiten kann, warum dann diese Messung?

Das sind Vorschriften, die man abarbeiten muß.
D.h. man muß belegen, warum ein Prüfpunkt entfallen kann.
Es gibt ja auch leitfähige Kunststoffe.

von Carsten S. (dg3ycs)


Lesenswert?

Hi,

Oma C. schrieb:
> Trotzdem schreibt
> der Hersteller, dass man den Patientenableitstrom zw. Anwenderungsteil
> und Gehäuse messen muss. Wie soll das gehen? Ich bin leider nicht (noch)
> nicht so fit im Thema. Vielleicht finde ich hier Hilfe.

DAs Anwendungsteil ist der Teil des Gerätes der Kontakt zum Patienten 
hat.
In diesem Fall wohl die Elektrode.
(Nur der Vollständigkeit halber: Ist bei HErzschrittmachern ein 
Anwendungsteil Typ CF, wird evtl. bei späteren Fragen/Messungen wichtig)

Zum Vorgehen:
ICh habe die EN60601 gerade nicht zur Hand, muesste erst den Job-Laptop 
hochfahren. Bin mir aber zu 99,9% sicher das die Vorgabe bei 
nichtleitenden GEhäuse so war, das man das Gerät komplett in leitende 
Metallfolie (Alufolie) einwickeln soll und dann den Strom zwischen 
Anwendungsteil und Metallfolie bestimmt.

Peter D. schrieb:
> Das sind Vorschriften, die man abarbeiten muß.
JA, das ist korrekt...

> D.h. man muß belegen, warum ein Prüfpunkt entfallen kann.
> Es gibt ja auch leitfähige Kunststoffe.

Formal korrekt! Aber nur wenn der HErsteller selbst dies so bewertet.
Der Anwender hat die vom HErsteller vorgeschriebenen MEssungen 
vollständig abzuarbeitetn. Selber ausschließen ist nicht!
Und hier hat der HErsteller das durchführen der MEssung eindeutig 
vorgegeben. Damit steht ein selbstbestimmtes Ausschließen der MEssung 
gar nicht erst zur Debatte.

Aber auch für den HErsteller ist es gerade bei solch einfachen Messungen 
von für die Sicherheit derart essentiellen Werten wie Ableitströmen 
meist bedeutend sinnvoller diese einfach vorschriftsgemäß durchzuführen.

Die Messung ist VIEL VIEL VIEL schneller gemacht als die Begründung 
geschrieben. Zudem besteht so nicht die Gefahr das man bei der Bewertung 
etwas nicht bedenkt usw.
Mal als Beispiel: WEnn ich diese MEssung deshalb übergehe weil ich sage 
das das Gehäuse ja aus isolierendem MAterial ausreichender Dicke 
besteht, so habe ich zwar eine anscheinend ausreichende Begründung.

Aber  auch ohne das etwas passiert würde spätestens bei der Prüfung des 
DMF durch den notified Body die Frage kommen was den mit optisch 
unauffälligen Beschädigungen am Gehäuse ist. Oder wenn trotz aller 
Vorsichtsmaßnahmen doch ein paar Fremdkörper in die Spritzgussmasse 
gekommen sind.  usw. usf.
Da doch lieber die 30 sekunden für die MEssung investieren.
(Ok, bei den Mustermessungen im Konformitätsbewertungsverfahren wo man 
doch noch etwas genauer dokumentieren muss sind es halt ein paar 
Minuten)

Gruß
Carsten

: Bearbeitet durch User
von Mani W. (e-doc)


Lesenswert?

Peter D. schrieb:
> Es gibt ja auch leitfähige Kunststoffe.

Und es gibt Gummistiefel (ganz normale schwarze), aber da
möchte ich nicht  in der feuchten Wiese stehen und eine
Phase mit 400 Volt berühren...


Lässt sich mit Multimeter leicht feststellen, wobei dann
oft billige "Hausschlapfen" weit besser abschneiden.

Nur so am Rande vermerkt...

von Andrew T. (marsufant)


Lesenswert?

Oma C. schrieb:
> Hallo,
>
> ich wollte auch keine HZM prüfen. Ich bin nur intersessierter Leser.
> Bei der Patientenableitstrommessung soll man Elektroden gegen das
> Gehäuse (keine leitfähigen berührbaren Teile) prüfen. Aber wenn das
> Gehäuse nicht leiten kann, warum dann diese Messung? Darauf wollte ich
> hinaus. VG

Weil man z.b. sichergehen will, das keine Fehlstellen in der 
Kunststoffisolation sind. Kurz das man auch WIRKICH sicher ist das die 
Polymerisolation ausreicht. Zumal diese Messung auch mit Deutlich mehr 
als nur "Kleinspannung" durhcgeführt wird.

Man(n) macht die Messung an isolierendne Gehäusen indem man eine Folie 
um das Gehäuse wickelt. Postion und Fläche sind definiert.
du kannst dir das mal in Ruhe in der IEC60601 durchlesen, diese Norm ist 
kostenlos downloadbar,
und die Abbildungen zum Prüfablauf sind klar und verständlich.

Ebenso sind dort die Unterschiede für den Meßablauf bei iso-- und 
leitfähigen Gehäusen deutlich herausgestellt.

von Bernd H. (bhallinger) Benutzerseite


Lesenswert?

Das Messgerät muss ja auch Ströme bei Frequenzen bis 1MHz erfassen. Da 
kann auch ein kapazitiver Strom fließen.

Und ja es ist so, dass man zwischen dem Anwendungsteil, also den 
Elektroden, und einer auf das nichtleitende Gehäuse gelegten Folie 
misst.

Bei der Wiederholungsmessung nach EN 62353 muss ja kein Fehlerfall (1. 
Fehler) betrachtet werden. Also auch keine Spannung vom außen angelegt 
werden. Daher ist die Messung wirklich schnell erledigt.

von Bernd H. (bhallinger) Benutzerseite


Lesenswert?

> du kannst dir das mal in Ruhe in der IEC60601 durchlesen, diese Norm ist
> kostenlos downloadbar,

Wo ist diese Norm kostenlos und offiziell verfügbar?

Diese Normen sind eigentlich unmöglich teuer.....

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.