Forum: PC Hard- und Software Unterschied zwischen Win Embedded und Normal


von Heppo (Gast)


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Hallo,

wir haben für ein Steuergerät einen PC mit Touchdisplay, mit dem das 
Gerät bedient werden soll. Das Betriebssystem sollte Windows 8 sein, 
aber welchen Unterschied gibt es hier prinzipiell zwischen der embedded 
Version und der normalen Version?

Welche Vor- und Nachteile hat welche Version? Kann mich diesbezüglich 
jemand aufklären? Die Ergebnisse, die Goggle liefert, sind nicht 
wirklich hilfreich für Laien.

Danke!

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Windows Embedded kann modular aus auf das Zielsystem zugeschnittenen 
Komponenten zusammengesetzt werden, um u.a. die benötigte Speichermenge 
beeinflussen zu können. Dazu kann man beispielsweise nur die wirklich 
benötigten Devicetreiber ausliefern und alle anderen weglassen.

Auch lassen sich diverse Kernfunktionen von Windows selbst weglassen.

Es ist möglich, Windows Embedded so zu konfigurieren, daß es von nur 
lesbaren Datenträgern (wie z.B. CDs) bootet; man kann damit sogar 
ROM-Images für massenspeicherlose Hardware konstruieren.

Die Anpassung an die Zielhardware erfolgt mit einem Analysewerkzeug (das 
die benötigten Devicetreibersignaturen zusammensucht) und dem "Platform 
Builder", mit dem man sich das letztendlich benötigte System modular 
zusammenstellen kann.

Da Windows Embedded auch auf komplett internetloser Hardware betrieben 
werden kann, entfällt die "Aktivierung", weswegen MS hier ein sehr 
restriktives Lizenzmanagement betreibt; andernfalls wäre das ein "gerne 
geklautes" Windows, weil man Windows Embedded auch durchaus mit dem 
vollen Funktionsumfang der normalen Desktopversion betreiben kann.

Ich beziehe mich hier überwiegend auf Windows XP Embedded, mit dem ich 
vor etlichen Jahren mal selbst zu tun hatte; es ist nicht 
ausgeschlossen, daß irgendwelche Details sich zwischenzeitlich verändert 
haben.

Meine XPe-Images (die von CF-Karten gebootet wurden) hatten inklusive 
eines lauffähigen Desktops eine Größe von wenigen hundert MByte und 
waren inklusive Unterstützung für eine ISDN-Karte (Fernwartung) auf 
Rechnern mit 256 MByte RAM noch benutzbar. Dabei wurde die CF-Karte im 
nur-Lese-Betrieb genutzt, was bedeutete, daß das System auch nach 
Stromausfällen etc. immer in einem definierten Zustand war.

von Heppo (Gast)


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Hallo!

Vielen Dank der ausführlichen Information. Der Vorteil der modularen 
Bauweise verstehe ich jetzt, da man auch mit weniger Ressourcen 
auskommt, wenn man nicht alles benötigt, was fast immer bei solchen 
Anwendungen der Fall ist.

Rufus Τ. F. schrieb:
> Da Windows Embedded auch auf komplett internetloser Hardware betrieben
> werden kann, entfällt die "Aktivierung", weswegen MS hier ein sehr
> restriktives Lizenzmanagement betreibt; andernfalls wäre das ein "gerne
> geklautes" Windows, weil man Windows Embedded auch durchaus mit dem
> vollen Funktionsumfang der normalen Desktopversion betreiben kann.

Das verstehe ich nicht ganz... Ist die embedded Variante billiger?

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Heppo schrieb:
> Das verstehe ich nicht ganz... Ist die embedded Variante billiger?

Welchen Teil von "geklaut" hast Du nicht verstanden?

von Pandur S. (jetztnicht)


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Das letzte Mal, als ich mit Win XP embedded zu tun hatte waren's 700 
Euro fuer den Konfigurator, und der durfte in paar Installationen 
produzieren.
Der Konfigurator beinhaltet mehrere hundert Checkboxen und 
auswahlmenues. Ist also nicht trivial Einzustellen bis man etwas 
Optimales hat.

Daher ist die Frage, ob die embeddded variante guenstiger ist sinnlos. 
Die tut man sich nicht einfach so an. Man muss schon sehr tief drin 
sein.

von Jojo S. (Gast)


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Die neueren Windows embedded haben mit XP embedded und dessen Werkzeugen 
nicht mehr viel gemeinsam. Beim XPe war das Image erstellen sehr 
mühselig und zeitaufwändig. Die Windows Komponenten sind alle 
miteinander verflochten und daher gibt es undurchschaubare 
Abhängigkeiten. Die konnte der XPe Systembuilder teilweise automatisch 
auflösen, aber das endete immer mit einem fast kompletten XP mit IE, 
Mediaplayer und Schnickschnack von mehreren 100 MB. Und selbst dann 
passiert es das du eine MFC App startest und leere Dialoge siehst weil 
eine Codepage mit 1-2 kB Grösse fehlte... Ich habe ein Image für ein 128 
MB Flash hinbekommen, aber dann fehlt jeglicher Windows 'Luxus' und das 
kann keiner bedienen weil zB die Dialoge für Netzwerkeinstellungen nicht 
vorhanden sind.
Heute sagt MS 'Schei** auf die kleinen Speicher, nimm ein paar GB, kost 
auch nix' und embedded Windows sind nahezu komplette Windows Version 
7/8. Die werden für unterschiedliche Zwecke verschieden vorkonfiguriert 
und man kann zB nötige Treiber als msi Setup hinzufügen. Bei XPe mussten 
die Treiber und Apps in Komponenten umgebaut werden und in ein 
unübersichtliches System aus Datenbank und Dateibasiertem Repository 
gespeichert werden. Diesen (Irr)weg hat MS zum Glück verlassen. Mit 
Windows 10 will MS ja doch wieder kleinere Systeme und andere 
Architekturen unterstützen (Stichwort RaspPi) und da sieht das 
vermutlich wieder alles anders aus, habe ich mir noch nicht angesehen. 
Sinnvoll ist es einen Workshop von zB Silica zu besuchen, gab es sogar 
mal kostenlos als Windows Embedded Standard (7) eingeführt wurde. 
Embedded kann man auch nicht bei Amazon oder Staples kaufen, dafür muss 
man erst einen OEM Vertrag mit MS abschliessen und dann das Werkzeug/die 
Lizenzen beim Distributor wie Silica kaufen. Einstieg zB hier: 
http://www.msembedded.biz/de/ Als registrierter Kunde bekommst du da 
auch eine Preisliste für die Embedded Produkte.

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