Forum: Platinen Wie Leiterbahn flicken


von Dirk F (Gast)


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Hallo,
bei einer recht komplexen Schaltung, die bereits 2 mal fehlerfrei auf 
einem 2 lagigen PCB von Hand zusammengelötet wurde, ist bei der dritten 
ein Masseschluss von +3,3V aufgetreten. THT und SMD gemischt.
Habe vergeblich versucht, den Fehler zu finden.
Daher habe ich an einigen Stellen die +3V3 Leiterbahn aufgetrennt, um 
den fehler zu lokalisieren.
Hatte dann den Fehler gefunden: Lötbrücke an einem IC zwischen 2 Pins.

Dann  habe ich die zuvor unterbrochenen Leiterbahnen wieder versucht 
zusammenzuflicken:  Lötstoplack abkratzen, Flußmittel und dünnen Draht 
aufgelötet. Sieht aber besch***  aus.

Frage 1:  Was kann man am Layout/Schaltung verändern, um solche Fehler 
besser zu lokalisieren ?  10 Ohm Widerstand in jeden Abzweig und dann 
beim Fehler die Spannung messen.

Frage 2: Gibt es einen besseren Weg, Leiterbahnen zu flicken ?

: Verschoben durch Moderator
von wosnet (Gast)


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Würde vorschlagen in die Versorgung zu jedem IC statt dem angedachten 
10-Ohm-Widerstand einen Ferrit-Bead einzubauen, bringt noch etwas 
Filterung der Versorgung und bringt keinen Spannungsverlust. Läßt sich 
dann bequem aus- und wieder einlöten zur Fehlersuche.

Bezüglich Reparatur: Leiterbahnen wie von Dir beschrieben auftrennen und 
dann halt einen passenden 0-Ohm-SMD-Widerstand einbauen. Sieht besser 
aus, elektrisch aber nicht anders als Deine Lösung ;-)

von Harald W. (wilhelms)


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Dirk F schrieb:

> Sieht aber besch***  aus.

Wenn man etwas Übung beim Löten hat, sieht das eigentlich
gar nicht so schlecht aus. :-)

> 10 Ohm Widerstand in jeden Abzweig und dann
> beim Fehler die Spannung messen.

Wenn man es besser machen will, kann man an strategisch wichtigen
Stellen quer geschlitzte Lötaugen (ohne Loch) anbringen. Dort kann
man dann die Verbindung allein mit dem Lötkolben herstellen oder
unterbrechen.

von Wolfgang (Gast)


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Dirk F schrieb:
> Frage 1:  Was kann man am Layout/Schaltung verändern, um solche Fehler
> besser zu lokalisieren ?  10 Ohm Widerstand in jeden Abzweig und dann
> beim Fehler die Spannung messen.

Warum willst du künstlich Widerstände einbauen? Die Leiterbahnen haben 
genug Widerstand, um ihn mit einem Milliohmmeter zu messen.
http://www.eevblog.com/forum/projects/diy-milliohmvolt-meter-kit/

von Dirk F (Gast)


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Hallo,
@ Wosnet und Harald:  Danke für die guten Lösungen. Werde das dann so 
machen.

@ Wofgang: Habe mit einem recht guten Multimeter (Agilent 34461A) im 2 
Draht Widerstandsmessmodus versucht, den Kurzschluss zu finden.

Hat nicht funktioniert, es wurde an allen Stellen 0,2 Ohm angezeigt.
Für 4-Leiter Messung fehlenmir leider die Messkabel.

Danke an alle.
Dirk

von HildeK (Gast)


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Dirk F schrieb:
> Hat nicht funktioniert, es wurde an allen Stellen 0,2 Ohm angezeigt.

Es dreht sich auch um Milliohm und nicht um 100mΩ!
Ich lasse in einem solchen Fall (wenn die optische Inspektion nichts 
bringt) einfach den Regler auf Kurzschluss laufen und messe an 
verschiedenen Punkten die Spannung. Da, wo sie am niedrigsten ist, ist 
auch der Kurzschluss in der Nähe.

von Uwe B. (uwe_beis)


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Tipp zur Suche nach genauen Position eines Kurzschlusses zwischen zwei 
Leiterbahnen oder einer Leiterbahn und eine Massefläche:

Relativ geringe Ströme erzeugen auf Leiterbahnen Spannungsabfälle, die 
mit digitalen Multimetern, insbesondere mit 4 1/2-stelligen (20 µV 
Auflösung), mit erstaunlich hohen Werten gemessen werden können. Einige 
-zig oder -hundert mA reichen.

Dazu konkrete Zahlenwerte von einem Versuch, den ich schnell mal gemacht 
habe: Eine Leiterbahn mit einer Breite von 0,3 mm hat ungefähr 1 
mOhm/mm. Ein 4 1/2-stelliges Multimeter hat im 200 mV-Bereich eine 
Auflösung von 10 µV. Bei 1 A Messstrom entspricht das 0,01 mm(!).

Es ist daher ziemlich einfach, auf einer Strecke von z. B. 10 mm zu 
erkennen, ob dort Strom fließt oder nicht, wo er welchen Zweig nimmt und 
wo er "endet". Abhängig vom Strom, Messgeräteauflösung und 
Leiterbahnbreite geht das durchaus auch weit unter 1 mm.

Da die Spannungen auf den Leiterbahnen im mV-Bereich bleiben, kann das 
völlig problemlos auch mit bestückten Leiterplatten gemacht werden. (Nur 
sollte man dafür sorgen, dass im Moment der Beseitigung des 
Kurzschlusses nicht plötzlich 15 V auftreten.)

von Harald W. (wilhelms)


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Dirk F schrieb:

> @ Wofgang: Habe mit einem recht guten Multimeter (Agilent 34461A) im 2
> Draht Widerstandsmessmodus versucht, den Kurzschluss zu finden.

> Hat nicht funktioniert, es wurde an allen Stellen 0,2 Ohm angezeigt.

Das klappt auch nicht, weil da immer der Widerstand der Messkabel
mitgemessen wird.

> Für 4-Leiter Messung fehlenmir leider die Messkabel.

Das Macht man am besten mit einer getrennten KSQ, bestehend aus einer
Batterie, kleiner Elektronikschaltung und zwei Kabeln dran. Die
wird dann völlig getrennt vom Multimeter angeschlossen, z.B. werden
die beiden Drähte einfach an passenden Lötaugen mit angelötet.

von Dirk F (Gast)


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Hilde und Uwe,
ja das ist doch die perfekte Lösung.

Ich hatte zwar auch schon versucht, mit 2 A den Fehler herauszubrennen, 
aber es tat sich nichts.

Das Nachmessen des Spannungspegels an verschiedenen Stellen bei z.B. 100 
mA Teststrom scheint mir eine praktikabele Lösung zu sein.

Ich bin bei der Fehlersuche echt fast verrückt geworden !!!!

von W.S. (Gast)


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Dirk F schrieb:
> @ Wofgang: Habe mit einem recht guten Multimeter (Agilent 34461A) im 2
> Draht Widerstandsmessmodus versucht, den Kurzschluss zu finden.

Das reicht regelmäßig nicht.

Für deinen Zweck solltest du etwa so vorgehen:

1. an einer dir relativ neutral erscheinenden Stelle der Masse auf 
deinem Board lötest du einen Draht an, der dir als GND-Anschluß dient

2. woanders (also NICHT in der Nähe dieses obigen Drahtes lötest du dir 
einen anderen Draht an GND und von deiner Einspeisestelle (Buchse, 
Spannungsregler o.ä.) lötest du dir einen dritten Draht an 3.3V an.

3. Labornetzteil: Über die Drähte von Punkt 2 speist du die 3.3V ein, so 
etwa auf 100..300 mA begrenzt.

4. von deinem separaten GND-Anschluß aus mißt du die Spannung auf deinen 
3.3V Leiterzügen per Multimeter im 0.2V Bereich. Der separat 
eingespeiste Meßstrom von 100..300 mA reicht normalerweise dicke aus, um 
herauszufinden, wo auf der LP der Kurzschluß liegt.

W.S.

von Georg (Gast)


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Hallo,

das brauchst du jetzt zum "Debuggen" der Hardware. Wenn du aber dafür 
speziell was einbaust, ärgerst du dich die nächsten 5 oder 10 Jahre 
darüber, weil du es nie mehr brauchst. Ich würde es lassen, es sei denn 
du baust grundsätzlich nur Einzelstücke.

Georg

von Wolfgang (Gast)


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Dirk F schrieb:
> @ Wofgang: Habe mit einem recht guten Multimeter (Agilent 34461A) im 2
> Draht Widerstandsmessmodus versucht, den Kurzschluss zu finden.
>
> Hat nicht funktioniert, es wurde an allen Stellen 0,2 Ohm angezeigt.
> Für 4-Leiter Messung fehlenmir leider die Messkabel.

Mit 2-Leiter Messung hast du dabei keine Chance, das ist klar. Für die 
4-Leiter Messung brauchst du keine speziellen Messkabel. Zwei Kabel 
(Input) hängst du als Einspeisung an die Enden der Leiterbahn. Mit den 
Sense-Leitungen kannst du dann ganz entspannt auf deiner Platine 
zwischen irgendwelchen Pads und Vias rummessen.

von 6a66 (Gast)


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Dirk F schrieb:
> Frage 1:  Was kann man am Layout/Schaltung verändern, um solche Fehler
> besser zu lokalisieren ?

Nein, einfach nur Lötbrücken die standardmäßig über 0,3mm Leiterzug 
verbunden sind - halten 1A aus. Zum Debuggen durchtrennen, später 
nochmals über Lötklecks schließen. Widerstände halte ich nur partiell 
für sinnvoll.

Dirk F schrieb:
> Lötstoplack abkratzen, Flußmittel und dünnen Draht
> aufgelötet. Sieht aber besch***  aus.

Für die Prototypenphase ist das völlig egal.

Dirk F schrieb:
> Gibt es einen besseren Weg, Leiterbahnen zu flicken ?

Auch das ist für Prototypenphase völlig egal.

Aber: Sowas darf nicht in der Serienproduktion passieren. Wenn dort auch 
von Hand gelötet dann spezielle Fertigungs-/Prüfanweisung für die 
kritische Stelle erstellen.

rgds

von michael_ (Gast)


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Georg schrieb:
> Hallo,
>
> das brauchst du jetzt zum "Debuggen" der Hardware. Wenn du aber dafür
> speziell was einbaust, ärgerst du dich die nächsten 5 oder 10 Jahre
> darüber, weil du es nie mehr brauchst. Ich würde es lassen, es sei denn
> du baust grundsätzlich nur Einzelstücke.
>
> Georg

Denk ich auch. Sowas kommt doch sehr selten vor.
Wenn man unsicher ist, dann bestückt man teilweise und prüft 
zwischendurch auf Kurzschluß.
Eine Sichtprüfung mit Lupe hilft auch.

von Holm T. (Gast)


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In einer alten DDR Zeitschrift hatte ich mal den Vorschlag gelesen die 
fragliche Betriebsspannugn mit dem Kurzschluß zu pulsen (Transistor in 
reihe und mit 1Khz schalten). Zur Fehlersuche wurde dann vorgeschlagen 
einen alten Tonkopf aus einem Magnettrommelspeicher mit einem Verstärker 
zu verbinden und die Leiterbahnen entlang zu fahren, dort wo der höchste 
Strom fließt gibts auch das größte Magnetfeld, man kann dann nach dem 
lautesten Ton auf der Platine suchen. Das funktioniert sicher auch mit 
einem ollen Tonkopf aus einem Kassettenrecorder, ich weiß aber nicht wie 
Stützkondensatoren das Ergebnis verfälschen. Einen Tonkopf von einem 
Trommelspeicher hatte ich mir mal von Ebay besorgt, der ist stiftförmig 
mit ca 4mm Durchmesser was ihn natürlich recht praktisch handhabbar 
macht, obs funktioniert habe ich aber bisher nie ausprobiert..

Gruß,

Holm

von DirkF (Gast)


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>>>Für die 4-Leiter Messung brauchst du keine speziellen Messkabel.
Zwei Kabel (Input) hängst du als Einspeisung an die Enden der 
Leiterbahn.
Mit den Sense-Leitungen kannst du dann ganz entspannt auf deiner Platine
zwischen irgendwelchen Pads und Vias rummessen.


Also ich habe die Methode von Wolfgang ausprobiert (s. oben).
4-Draht Widerstandsmessung.

Klappt bestens.  Danke

von Atmega8 A. (atmega8) Benutzerseite


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Wenn ich einen Prototypen baue oder eine Schaltung habe die komplex ist, 
dann mache ich es so dass ich die Spannungsversorgung einzelner 
Baugruppen entweder über 0 Ohm Widerstände oder Löt-Jumper erst noch 
zuschalten muss.

So kann man eine Spannungsversorgung (mit Strombegrenzung) an die 
Schaltung legen und dann die einzelnen Baugruppen der Schaltung Stück 
für Stück in Betrieb nehmen.

Die Schaltregler auf der Schaltung werden erst mal aufgebaut, dann 
werden sie mit Spannung versorgt und geprüft ob sie die korrekte 
Ausgangsspannung herstellen.

Wenn alles okay ist werden die Teile untereinander verbunden.

Wenn es einen Kurzschluss in der Versorgungsleitung gibt kann ich mein 
mini-Labornetzteil auf 0.7V stellen und begrenze den Strom je nach 
Kurzschluss auf einen gewissen Strom von 10mA bis zu 1000mA.

Wenn ich eine Dioden zwischen Versorgung und GND falsch rum eingelötet 
habe geht die dann auch nicht kaputt und die meisten Opamps / 
Mikrocontroller laufen bei einer so niedrigen Spannung nicht an.

Besser wäre vielleicht eine Spannungsbegrenzung von 200mV da es 
teilweise Schaltregler gibt die schon bei 700mV anlaufen.

Der Kurzschluss liegt ja oft nur im Bereich von wenigen mOhm da es in 
der Regel eine kleine Lötbrücke zwischen zwei Pins oder zwischen einem 
Pin und kalter Massefläche ist.


@  Dirk F (Gast)
Webrennen des Kurzschlusses hilft nicht wirklich, denn dann verdampft 
etwas Material und erzeugt vielleicht eine leitende Oberfläche in der 
Nähe.

Wenn du dabei Pech hast brennt die Versorgungsleitung an einer Stelle 
eher durch als der Kurzschluss da der einfach niederohmiger ist als die 
Leitung oder die Stelle des Kurzschlusses die Wärme besser abführen kann 
als ein unschuldiger Leitungsteil.

Also einfach die Versorgung mit möglichst niedriger Spannung anlegen und 
dann mit einem Multimeter und Tastkopf die Spannung an den Leiterbahnen 
messen.
In der Nähe des Kurzschlusses fällt die Spannung immer weiter, das 
findet man leicht.

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