Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Fragen zum CANbus (I-CAN) MAN LKW TGL (2015)


von Bene (Gast)


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Hallo,

ich bin neu hier und hoffe Ihr könnt mir Tipps geben.
Ich baue ein modernes MAN TGL-Fahrerhaus (year 2015) auf ein altes MAN 
Fahrgestell (MAN KAT 5to mil glw, Bj. 1977) - wird ein Wohnmobil, also 
ohne Fahrtenschreiber, ohne Geschwindigkeitsbegrenzung, ohne ABS, etc. 
und Motor mit guter alter analoger Technik.

Das Kombiinstrument (KI) der aktuellen MAN Modelle wird teilweise über 
CANbus angesprochen.
Ein Raspberry Pi 2 B mit PICAN CANbus board soll die analogen Daten 
(Drehzahl, km/h, Kesseldrücke, Temperatur, etc.) digital aufbereiten und 
über den CANbus an das Kombiinstrument übermitteln. MAN nennt den CANbus 
"I-CAN" (Instrumenten-CAN) und es ist der Bus zwischen dem 
Zentralrechner2, dem Kombiinstrument und dem elektronischen 
Fahrtenschreiber.

Ein wenig Informationen gibt´s im Netz, auch habe ich eine gute, 
hilfsbereite MAN-Werkstatt in meiner Nähe. Derzeit warten wir auf das 
CANbus Board - dann geht´s los.

Erste Verdrahtung eines Kombiinstruments aus 2005 (Siemens-VDO - neueste 
KI´s sind von stoneridge "Steinreich :-))" - ab 2008?), noch ohne 
"CAN-Beschallung" zeigen ein fettes rotes Warndreieck und nichts 
anderes.

Zu dem Erscheinungsbild passen einige Info eines MAN Mitarbeiters. "Wenn 
man die Warnblinkanlage (MAN) anstellt kommt das Signal über den CAN-bus 
zum KI " Blinker links und rechts - bitte leuchten"."
Seiner Aussage nach ist der Fahrtrichtungsanzeiger ansonsten analog 
angesteuert.
Weitere Info vom MAN-Mitarbeiter "Wenn man das KI ausbaut, dann geht die 
Warnblinkanlage an!"
"Wenn der CANbus "nicht da ist", geht rote Lampe an!"

Das KI besitzt drei 18pol. Stecker, deren Pinbelegung dokumentiert ist.

Eine Chance wäre einen CAN-sniffer in den I-CAN eines MAN-LKWs 
einzuschleifen (Terminierung beachten!) Batterie (24V) abklemmen, 
dranmachen, Zündung ein, Licht ein, Motor an, Gas geben, Gang rein, 
Bremsen, ausmachen.

Und alles mitloggen was am Kombiinstrument vorbeikommt.

Oder hat das schon mal jemand mit einem MAN gemacht oder kennt Einen der 
Einen kennt, der ...?

Gruß

: Verschoben durch Moderator
von Der_Dicke82 (Gast)


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Moin,

da hast du dir ja etwas vorgenommen g
Als erstes würde ich mal MAN mit Email bombadieren! Stell dein Projekt 
vor, mach ein paar Bilder usw. schick deine Anfrage auch an die 
Presseabteilung! Vielleicht hast du Glück und bekommst die CAN 
Adressierungen und die Nachrichtensätze für alle benötigten Funktionen.

Ansonsten bleibt wohl nur der Sniffer bei einem !!baugleichen!! Modell, 
da ist sonst schnell mal etwas anderes g ich spreche da aus Erfahrung.

Es hat mal eine Studentengruppe einen modernen 4 Zyl. CDI 205 PS in 
einen alten w201 gesetzt. Dort musste Haufenweise Elektronik in den 
Kofferraum um andere Steuergeräte und deren Datenverkehr zu simulieren, 
da es diese Steuergeräte im 190er einfach noch nicht gab :-D
Ich denke die hatten da Hilfe von Mercedes, denn sonst wäre es einfacher 
gewesen ein neues Motorsteuergerät zu entwickeln anstatt 30 Steuergeräte 
und deren Datenverkehr in jeder Lebenslage eines Autos zu simulieren.

Ich wünsche dir viel Glück bei deinem Unterfangen

Gruß, Stefan

von Chris K. (christopher_k25)


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Hi,

klingt nach einem interessanten Projekt.
Auf so 'nem CAN-Bus sind extrem viele Nachrichten gleichzeitig 
unterwegs. Ich hab das ganze bei meinem Audi A3 durch und es ist ne 
Heidenarbeit aus den Daten schlau zu werden, wenn du mal mitloggst.
Da die CAN-Protokolle von den Herstellern geheim gehalten werden, wirst 
du keine Chance haben an die richtigen Daten und Befehle ran zu kommen.

So n modernes Kombiinstrument braucht um fehlerfrei zu arbeiten einige 
Signale, die in der richtigen Frequenz ankommen müssen, mit dem 
richtigen Identifier und den richtig gesetzten Bits..
Das ganze nach zu programmieren wird ein Spaß ;)

https://hackaday.io/project/6288-volkswagen-can-bus-gaming

Schau mal hier rein, da hat einer ein Polo-Kombi genutzt um seinen 
Truck-simulator etwas aufzupeppen. TÜV-reif wirkt das nach mindestens 
einem halben Jahr (erster Eintrag in dem Blog) noch nicht.

Gibt es die Möglichkeit, ein Kombiinstrument passend zum Motor / dem 
Gesamtsystem zu verwenden?

Das wäre meiner Ansicht nach die einfachste Lösung für die Geschichte, 
gerade da du wie es scheint sowieso schon mehr als genügend Arbeit mit 
dem Projekt hast.. ;)

von Dr. Sommer (Gast)


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Ob ein Raspberry PI echtzeitfähig genug und störsicher genug ist für 
eine Automotive Anwendung? Und musst du dann nicht immer beim 
Einschalten 3 Minuten warten bis das Linux hochgefahren ist?

von gnuopfer (Gast)


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Dr. Sommer schrieb:
> Ob ein Raspberry PI echtzeitfähig genug und störsicher genug ist für
> eine Automotive Anwendung? Und musst du dann nicht immer beim
> Einschalten 3 Minuten warten bis das Linux hochgefahren ist?

Ich kann mir vorstellen dass das funktioniert wenn man das 
Kombiinstrument ZUSÄTZLICH zum alten Tacho usw. einbaut. Also offiziell 
als "Entertainemnt System" o.Ä.  Dann kann der TÜV nur wenig Meckern von 
wegen Bauart/Typengenehmigung, Kalibrierung usw.
Das man so eine Bastelei (in DE/AT) als alleiniges Instrument für 
gesetzlich vorgeschriebene Anzeigen genehmigt bekommt, wage ich zu 
bezweifelen.
Die Bootzeit ist da wohl noch das geringste Problem....

von Thomas F. (igel)


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gnuopfer schrieb:
> Das man so eine Bastelei (in DE/AT) als alleiniges Instrument für
> gesetzlich vorgeschriebene Anzeigen genehmigt bekommt, wage ich zu
> bezweifelen.

Das ist schon genehmigt und darf auch verwendet werden. Du hast es doch 
selber schon geschrieben: Typgenehmigung. Und diese liegt wohl für das 
neue Führerhaus vor, ansonsten dürften in EU keine MAN-Lkws zugelassen 
werden.

Ob der TE jemals den CAN-Bus soweit entschlüsselt dass das neue 
Instrument sinnvoll funktioniert ist was anderes. Ich bezweifle es mal 
stark.

von gnuopfer (Gast)


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Thomas F. schrieb:
> Typgenehmigung. Und diese liegt wohl für das
> neue Führerhaus vor, ansonsten dürften in EU keine MAN-Lkws zugelassen
> werden.

Ein einzelnes Führerhaus hat keine "Typgenehmigung", nur das gesamte 
Fahrzeug. Dass das Instrument als Bauteil irgenwo mal zugelassen wurde 
ist klar, aber die Bastelei "analoge Motordaten -> Raspi -> CAN" liegt 
sicherlich ausserhalb davon.
Technisch geht das bestimmt, vor allem wenn man es schafft MAN die 
CAN-matrix aller beteiligen Busse abzuschwatzen.
Eine legale Zulassung ist auch nicht unmöglich, div 
Kleinserien-hersteller machen ja ganz ähnliche Dinge, aber einfach nur 
Raspi zusammenstecken und anmelden ist meiner Meinung nach nicht drin.

von Kay-Uwe (Gast)


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Normalerweise würde ich auch sagen, daß ein solches Vorhaben ohne 
detaillierte Infos vom Fahrzeughersteller (CAN Datenbasis) ein Ding der 
Unmöglichkeit ist. Aber hier könnte die Sache anders liegen: 
normalerweise basieren CAN-Busse in Nutzfahrzeugen auf dem 
J1939-Standard. Und da sind nicht nur Transportprotokolle usw. 
standardisiert, sondern auch die ID's und Auflösungen usw. der 
Nutzdaten. Man kann sich also auf einen X-beliebigen Bus hängen, 
mithören, und den CAN-Frame mit der ID 0xXYZ herauspicken, der immer die 
Motordrehzahl in u/min in Byte UVW beeinhaltet. Zumindest theoretisch. 
Aber einen Versuch wärs wert. Als Einstieg: 
https://de.wikipedia.org/wiki/SAE_J1939

Interssantes Projekt übrigends, aber alleine am Kombi und dem 
CAN-Gehacke kann man sich wohl wochenlang beschäftigen...

von Bene (Gast)


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@Kay-Uwe, Du hast Recht mit Deiner Einschätzung; die J1939 ist derzeit 
einzige Grundlage um überhaupt einen "Anpack" zu bekommen. Ohne die 
Kenntnis der SAE-Norm hätte ich mir eine ALU-Blechplatte genommen und 
mit dem passenden "Greenlee-Puncher" runde analoge oder analoge runde 
Löcher für DZM oder Tacho reingedrückt - feddich!
Letzteres ist mir übrigens vorgestern von Toni Maurer (schlechthin DER 
deutsche MAN-Truck-Veredler!!) vorgeschlagen worden!!!! 
[http://www.toni-maurer.de].

Klar kann ich das besser, auch ohne offizielle Unterstützung von 
Volkswagen!

Das Armaturenbrett - im fertigen Wohnmobil - wir so, dass die "Endbirne" 
(synonym für Endkunde und Blödbirne) denkt sie sei in einem Euro6 
CR-Fernreisemobil.

Gruß

von Martin (Gast)


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Meine Einschätzung:
J1939 ist ein ganz wesentlicher Teil. --> Steuerung einfach mit Spannung 
versorgen und mal ein paar CAN Signale wie Motordrehzahl oder 
Geschwindigkeit hinschicken.
Wenn die Anzeige nicht reagiert (wurde oben schon angesprochen): Das 
Gerät muss evtl. erst zum Leben erweckt werden. Der Trial und Error 
Ansatz: Ein Zentralsteuergerät anschliessen in der Hoffnung, dass dieses 
die evtl. notwendigen Initialisierungs-Kommandos zum Anzeigeinstrument 
sendet.

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