Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Hoher Preis einer Micromodul-Crimpzange


von Dussel (Gast)


Lesenswert?

Moin,
nur mal so aus Interesse, wie kommt der Preis dieser Crimpzange 
http://www.reichelt.de/CRIMPZANGE-M/3/index.html?&ACTION=3&LA=446&ARTICLE=46678&artnr=CRIMPZANGE+M&SEARCH=Crimpzange 
zustande? (1255€ für eine Micromodul-Crimpzange)
Wenn ich mir die so ansehe, hätte ich gesagt, dass selbst ein einzeln 
hergestellter Prototyp davon billiger sein müsste. (Ich werde nicht 
versuchen, die nachzubauen.)
Was macht den Preis aus? Außergewöhnlich hohe Präzision, komplizierter 
Aufbau, sehr geringe Stückzahl?

Eine Antwort in die Richtung habe ich in 
Beitrag "Re: Micromodul Stecker ohne Crimpzange?" gefunden:
Benedikt schrieb:
> Die Zange muss also in eine Führung an allen Seiten haben,
> also ziemlich kompliziert aufgebaut sein.
> Dazu kommt noch, dass diese Zangen nicht gerade in Millionenstückzahlen
> produziert werden.
Das bezieht sich aber auf eine Zange für 890€, hier die ist aber nochmal 
40% teurer. Außerdem sieht der Aufbau mit Führung auf dem Bild nicht so 
übermäßig kompliziert aus.

von Gaast (Gast)


Lesenswert?

Patent =>Monopol=>keine konkurrenz=>beliebiger preis

Firma zahlt und braucht but wenige

-> hoher preis wird bezahlt

von Thomas S. (thommi)


Lesenswert?

Die Rettungsdienstpiepser waren auch nur Transistorradios mit 
Tonauswertung, haben aber pro Stück über 1000 DM gekostet, weil die 
Kunden das so zahlten, und weil das bezuschusst wird. OK die mussten 
zuverlässig sein, rechtfertigt aber nicht den Preis.

von Operator S. (smkr)


Lesenswert?

Dussel schrieb:
> Das bezieht sich aber auf eine Zange für 890€

aus dem Jahre 2004

von Dussel (Gast)


Lesenswert?

Das klingt alles logisch. Der Preis hat also anscheinend keinen 
technischen Grund.
Danke.

von Nemesis (Gast)


Lesenswert?

Wenn da man nicht ein simpler Schraubstock reicht.
Die Zangen von anderen Herstellern wie Berg, AMP sind auch
echte Spaßverderber.

von Dussel (Gast)


Lesenswert?

Nemesis schrieb:
> Wenn da man nicht ein simpler Schraubstock reicht.
In der kompletten Antwort, aus der ich das Zitat genommen habe, steht 
drin, warum das nicht geht.

von Alex (Gast)


Lesenswert?

Moin,

Wenn du die billiger anbieten kannst, dann mach das doch.
Geschützt ist vermutlich nur das Stecksystem - nicht die Zange dazu... 
also nur zu!
Du wirst dann auch schnell merken, warum die so viel Geld kostet.

Bezahlen müssen diese Zange sicher nur Bastler und kleine Firmen. Wer 
diese Stecker in großer Stückzahl verarbeitet bekommt diese Zangen vom 
Hersteller wahrscheinlich kostenlos nachgeworfen...
Die anderen Kunden rentieren sich halt weniger und müssen solches Geld 
für Spezialwerkzeug zahlen um das etwas auszugleichen...

schönen Gruß,
Alex

von Mani W. (e-doc)


Lesenswert?

Wenn Du die Zange brauchst, dann leih sie Dir aus oder lass
jemanden kommen, der für ein paar Euronen das macht...

von Peter M. (Gast)


Lesenswert?

Bei Farnell kostet sie nur 1.000,- Euro.
Werde einmal meine Freund hier fragen, was das Ding in 1000er Stückzahl 
kosten wird. Im Nachbau sind die seeeeehr gut.

Der Preis ist aus meiner Sicht eine Frechheit.

Das erinnert mich an ein Kabel, das man benötigte um den 
Ethernet-Anschluss bei einer Siemens IT-Anlage zu aktivieren: Siemens 
wollte damals 6.000,- €, ja richtig gelesen, 6.000,- € für ein Kabel mit 
zwei 8 poligen Berg-Stecker und 80 cm 6 pol. Litze dazwischen.

Manche Hersteller lernen es nie.

von Justus S. (jussa)


Lesenswert?

Peter M. schrieb:
> Bei Farnell kostet sie nur 1.000,- Euro.

ohne Mwst...

von Georg (Gast)


Lesenswert?

Peter M. schrieb:
> Siemens
> wollte damals 6.000,- €

Bei traditioneller IT, vor dem PC, war das eben so. Ein Kunde von mir 
wollte Fertigungsdaten aus einem IBM-Grossrechner bekommen, da hat IBM 
DM 5000 verlangt für eine V24-Schnittstelle. Deswegen hat sich ja der PC 
trotz aller Mängel so rasend schnell und umfassend durchgesetzt.

Georg

von W.S. (Gast)


Lesenswert?

Nemesis schrieb:
> Wenn da man nicht ein simpler Schraubstock reicht.

Nein, reicht nicht. Bei diesen MICA/MICS.Verbindern müssen die Kontakte 
von de Steckseite aus relativ tief in den Plastik-Körper gedrückt werden 
und dieser ist fest und einteilig und steht seitlich über. UND: Die 
Fläche, wo gedrückt werden muß, ist nur ca. 1.8 x 0.4 mm groß. Man darf 
NICHT auf die Kontaktbereiche drücken, das würde nur alles verbiegen, 
sondern eben nur auf die Rückseiten der Kontakte, die direkt oberhalb 
der Schneidklemmen liegen.

Aber >1000 Euro ist unüblich teuer. Die normalen Preise für andere 
Zangen liegen mMn bei 300..400€.

Für meine eigenen Zwecke nehme ich mir einen kleinen, passend 
zurechtgeschliffenen Schraubenzieher und drücke die Kontakte einzeln 
hinein. Geht ganz gut, man muß bloß höllisch aufpassen, daß man nicht 
kippelt oder abrutscht, denn dann ist der Stecker hin.

Zum evtl. Selbstbau: als Einsatz für ne kleine Tischpresse in ein 
passendes Rundeisen (Dmr 10) einen Bohrerschaft Dmr 1.8 bis 2 einkleben 
und dann passend anschleifen.

W.S.

von Dussel (Gast)


Lesenswert?

Mani W. schrieb:
> Wenn Du die Zange brauchst, dann leih sie Dir aus oder lass
> jemanden kommen, der für ein paar Euronen das macht...
W.S. schrieb:
> Zum evtl. Selbstbau: als Einsatz für ne kleine Tischpresse in ein
> passendes Rundeisen (Dmr 10) einen Bohrerschaft Dmr 1.8 bis 2 einkleben
> und dann passend anschleifen.
Wie geschrieben, war es nur eine Frage aus Interesse. Mich hat 
interessiert, ob es da noch irgendwelche unsichtbaren Teile gibt, die 
den Preis rechtfertigen.

von W.S. (Gast)


Lesenswert?

Dussel schrieb:
> Wie geschrieben, war es nur eine Frage aus Interesse.

Laß mal, die MICA/MICS Steckverbinder sind rein sachlich gesehen recht 
gute Steckverbinder, die sich besser benutzen lassen als MicroMatch. 
Aber es kommt dabei natürlich die Frage nach der Bandkabelmontage auf - 
und damit nach geeignetem Werkzeug dafür.

W.S.

von oszi40 (Gast)


Lesenswert?

Dussel schrieb:
> wie kommt der Preis dieser Crimpzange

Die Firma nimmt was der Markt hergibt. Du kannst ja selbst eine feilen 
aus dem RICHTIGEN Material wenn das billiger ist.

von Michael B. (laberkopp)


Lesenswert?

Dussel schrieb:
> Was macht den Preis aus? Außergewöhnlich hohe Präzision, komplizierter
> Aufbau, sehr geringe Stückzahl?

Die Auswirkung eines durchs Patentrecht erreichten Monopols.

Das hindert dich aber nicht, für den eigenen Gebrauch eine Zange selbst 
anzufertigen bzw. von einem Werkzeugmacher anfertigen zu lassen. Nicht 
ohne Grund gibt es den Beruf des Werkzeugmachers, das sagt, daß man sich 
Werkzeug auch machen kann und nicht immer zu unverschämten Preisen 
kaufen muss.

Oftmals ist die Zange sowieso unpraktisch, weil man die 
Kabel-Konfektionierung lieber automatisieren will.

Zangen gewerblich herstellen um sie zu verkaufen darfst du vermutlich 
(die Frage ist, um was es im Patent geht) nicht.

von Michael K. (Gast)


Lesenswert?

Wenn man das professionell macht und erlesene Kunden und eine 
entsprechende Zertifizierung hat dann sieht das alles etwas anders aus.

Ein Mitarbeiter muß den ganzen Tag damit arbeiten können ohne einen 
Krampf zu bekommen.
Die Zange muß auch nach 1000 Kontakten noch so crimpen wie am ersten Tag 
sonst besteht die die nächste Kalibrierung / Überprüfung nicht und man 
darf eine neue kaufen.
Das ist kein billiger Baustahl und die Oberflächen sind poliert und 
gehärtet.
Die Stückzahlen sind auch sehr gering.

Im Profi Bereich relativieren sich die Anschaffungskosten damit weil man 
über die Jahre für eine billige Zange viel mehr ausgibt.

Der Preis ist hoch, aber wenn ich mir anschaue was ein Rasierapparat in 
der Herstellung kostet und was im Laden dafür aufgerufen wird dann ist 
so eine Crimpzange ein echtes Schnäppchen.

von Alex W. (a20q90)


Lesenswert?

Wir hatten das Problem mit dieser Zange auch! Teuer und bei einigen 
hundert Crimpungen nicht wirtschaftlich.

Wir nahmen einfach eine LP, machten die Buchse drauf und fixierten die 
LP an einer normalen Crimpzange für Flachbandstecker. Der Vorteil war 
das wir die Stecker vorher auf die Buchsen stecken konnten ohne das 
diese dann aus dem Werkzeug heraus gefallen sind. So konnte ganz leicht 
das Kabel eingeschoben und gecrimpt werden.

von oszi40 (Gast)


Lesenswert?

Mach Dir eine mit dem 3D-Drucker. Die sieht schön aus, hält aber keine 5 
Minuten.

von MaWin (Gast)


Lesenswert?

Michael K. schrieb:
> Das ist kein billiger Baustahl und die Oberflächen sind poliert und
> gehärtet.

Eher nicht.

> Die Stückzahlen sind auch sehr gering.

Kein Wunder bei dem Preis.

> Im Profi Bereich relativieren sich die Anschaffungskosten damit weil man
> über die Jahre für eine billige Zange viel mehr ausgibt.

Es gibt keine billigeren Zangen. Dussel würde gerne eine billigere 
kaufen.

> Der Preis ist hoch, aber wenn ich mir anschaue was ein Rasierapparat in
> der Herstellung kostet und was im Laden dafür aufgerufen wird dann ist
> so eine Crimpzange ein echtes Schnäppchen.

Es gibt Rasierer für 25 EUR die genau so gut rasieren wie die für 250. 
Wer 250 ausgibt, macht das, weil "er es sich wert ist", also reine 
Eitelkeit.

von eProfi (Gast)


Lesenswert?

Jaja, bei Spezialwerkzeug sind die Preise oft astronomisch, gehe mal auf 
Digikey, gebe als Suchbegriff crimper ein und lasse die Preise 
absteigend sortieren, da fallen dir die Augen raus.

Da kostet z.B. die 58575-1 von TE (Hand Crimper, Pneumatic, eine 2,5kg 
schwere druckluftbetätigte Zange ohne den Crimp Head) 32061 USD, da 
bekommt der Ausdruck "mit Gold aufwiegen" eine ganz neue Dimension.
Listenplatz 1 hält 1689700-3 (CAP-6T-, SHUTTLE MACHINE) mit 390600 USD.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.