Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Tastkopf Bandbreite


von Frank (Gast)


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Auf Amazon und und co werden billige Tastköpfe verkauft, die laut 
Bewertungen recht gut sind (Hobbybedarf).

Nun habe ich ein 150MHz Oszilloskop und möchte mir einen neuen Tastkopf 
mit 100MHz anschaffen. Allerdings gehen  meine Messungen meist ins UKW 
Band, also bis ca. 108MHz. Das wären 8MHz zu viel.

150MHz Tastköpfe sind seltener und kosten viel mehr.

Nun habe ich gelesen: "Zum Beispiel ist ein 100 MHz Tastkopf oder 
Oszilloskop für Messungen innerhalb der Spezifikation auf allen 
Frequenzen bis 100 MHz ausgelegt. Bei Signalfrequenzen oberhalb der 
vorgegebenen Bandbreite können unerwünschte oder unvorhersehbare 
Messergebnisse auftreten."

Was meint ihr dazu?

von testtest (Gast)


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Die Bandbreite ist das eine, die Kapazität das Andere. Gute Passivköpfe 
haben <9pF, die Billigen liegen bei 14..15pF. Rechne den Blindwiderstand 
bei der Frequenz aus, da ist nicht mehr viel bei 100MHz.
Manchmal gibts auf Ebay die Tek P6201 unter 200 Euro. Die wäre für 
solche Messungen geeigneter.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Frank schrieb:
> Was meint ihr dazu?

Wenn du mit einem 100Mhz Tastkopf ein 100Mhz Signal misst, macht der 
dir, egal welche Wellenform am Eingang steht, ein 100Mhz Sinus draus, da 
er z.B. die 200Mhz (erste Oberwelle) sowieso nicht sieht - ganz zu 
schweigen von 300Mhz und höher.
Und wenn der Tastkopf 108Mhz misst, wird er (mit Verlust) das gleiche 
machen.
Als Tastkopf für ein 150Mhz Oszilloskop ist es also ziemlich wurscht, ob 
du dir einen 100Mhz oder einen 150Mhz Tastkopf zulegst, es sei denn, du 
willst absolute Pegelmessungen auf der Grundwelle machen. Da wird der 
100Mhz Kopf ein wenig weniger als eine 150Mhz Kopf anzeigen - das bewegt 
sich aber im zehntel dB Bereich.

Anders sieht das aus, wenn du z.B. einen Spektrumanalyzer bis z.B. 1Ghz 
anschliesst. Der wird dir mit beiden Tastköpfen Unsinn anzeigen, weil 
die Tastköpfe schon von sich aus das Signal unzulässig begrenzen und als 
Tiefpass wirken.

: Bearbeitet durch User
von (prx) A. K. (prx)


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Frank schrieb:
> Auf Amazon und und co werden billige Tastköpfe verkauft, die laut
> Bewertungen recht gut sind (Hobbybedarf).

Im hier vmtl. angepeilten Preisrahmen brauchbar sind die Testec Typen, 
hier wäre der LF212 das sinnvolle Minimum.

testtest schrieb:
> Manchmal gibts auf Ebay die Tek P6201 unter 200 Euro.

Ich wär nicht weiter erstaunt, wenn sein Scope höchstens die Hälfte 
davon kostete und es ihm nix bringt, wenn nun ein Jahr auf einen 
Tastkopf sparen muss. ;-)

: Bearbeitet durch User
von Achim H. (anymouse)


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Mit meinem Testec-LF-Tastkopf bin ich von der mechanischen Seite nicht 
so zufrieden, der aus der MF-Serie verhält sich bisher stabiler.

Die Bandbreite gibt den -3dB-Punkt des RC-Filter (Ersatzschaltbild des 
Tastkopfs), daher sind die 8% Frequenzabweichung nicht soo entscheidend; 
und für absolute Amplitudenmessungen sollte man deutlich unterhalb der 
Grenzbandbreite bleiben (da ist man ja schon auf 0,707 runter), oder 
gleich ein HF-Voltmeter verwenden.

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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Achim H. schrieb:
> Die Bandbreite gibt den -3dB-Punkt des RC-Filter (Ersatzschaltbild des
> Tastkopfs)

Des RC-Glieds aus Eingangskapazität und Quellwiderstand (50 Ω); die 
Eingangskapazität vom Oszilloskop und die Kabelkapazität werden beim x10 
Tastkopf ja gerade kompensiert, wobei das Kabel absichtlich 
verlustbehaftet ist, um Reflektionen zu dämpfen, hier treten also auch 
noch Verluste auf. Entscheidend ist jedoch die Eingangskapazität des 
Tastkopfes.

Bei x1 Tastköpfen sieht das etwas anders aus. Hier ist das 
bandbreitenbestimmende RC-Glied der Kabelwiderstand (~100-300 Ω, ca.) 
und die Eingangskapazität vom Oszi zzgl Kabelkapazität. Damit kommt man 
dann auf typische Grenzfrequenzen im Bereich von einem dutzend MHz (1 / 
(2  π  300 Ω * 40 pF) = 13 MHz. 40 pF mal als grobe Abschätzung, 
typische Eingangskapazitäten sind so 22..50 pF, plus ein bisschen was 
fürs Kabel. [Genau genommen würde man hier noch den Quellwiderstand 
berücksichtigen müssen, da das aber eh so langsam ist, macht es keinen 
sonderlich großen Unterschied]

Da der TO UKW messen möchte, fallen x1 Tastköpfe also sowieso weg.

: Bearbeitet durch User
von Lothar S. (loeti)


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Frank schrieb:
> Nun habe ich ein 150MHz Oszilloskop und möchte mir einen neuen Tastkopf
> mit 100MHz anschaffen.

Nix für ungut aber für ein 150MHz Scope benötigst Du einen 500MHz 
Tastkopf (oder besser) sonst wird Das nix.
Beispiel: 
http://www.reichelt.de/Tastkoepfe-und-Zubehoer/TESTEC-HF-512/3/index.html?&ACTION=3&LA=2&ARTICLE=32433&GROUPID=4043&artnr=TESTEC+HF+512

Grüße Löti

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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Lothar S. schrieb:
> Nix für ungut aber für ein 150MHz Scope benötigst Du einen 500MHz
> Tastkopf (oder besser) sonst wird Das nix.

Und was für ein Tastkopf wird mit einem 60 GHz Oszilloskop benutzt?

von Possetitjel (Gast)


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Frank schrieb:

> Nun habe ich ein 150MHz Oszilloskop und möchte mir einen
> neuen Tastkopf mit 100MHz anschaffen.

Hmm.

> Allerdings gehen  meine Messungen meist ins UKW Band,
> also bis ca. 108MHz. Das wären 8MHz zu viel.

Lächerlich. Die 8 MHz zuviel machen den Kohl auch nicht
mehr fett.

Wie Marian schon korrekt vorgerechnet hat, sind bei 100 MHz
passive 1:1-Tastköpfe indiskutabel, und auch 10:1-Teilertast-
köpfe machen nicht mehr wirklich Spaß.

15 pF sind bei 100 MHz ein Scheinwiderstand von reichlich 100 Ohm.

> Nun habe ich gelesen: "Zum Beispiel ist ein 100 MHz Tastkopf
> oder Oszilloskop für Messungen innerhalb der Spezifikation
> auf allen Frequenzen bis 100 MHz ausgelegt. Bei Signalfrequenzen
> oberhalb der vorgegebenen Bandbreite können unerwünschte oder
> unvorhersehbare Messergebnisse auftreten."
>
> Was meint ihr dazu?

Nutzloses Blahbla.

Nahezu jeder Tastkopf ist eine zusätzliche kapazitive Belastung
für das Messobjekt; man kann mit einem 100-MHz-Tastkopf auch
bei 50 MHz hervorragend Unsinn messen.

von Possetitjel (Gast)


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Achim H. schrieb:

> Die Bandbreite gibt den -3dB-Punkt des RC-Filter (Ersatzschaltbild
> des Tastkopfs), daher sind die 8% Frequenzabweichung nicht soo
> entscheidend;

Stimmt.

> und für absolute Amplitudenmessungen sollte man deutlich unterhalb
> der Grenzbandbreite bleiben [...]

Man kann die Anordnung auch kalibrieren, d.h. den Amplitudenabfall
rechnerisch berücksichtigen.

Das kann zwar eine wüste Rechnerei werden, weil man den ggf.
unterschiedlichen Quellwiderstand bei Kalibrierung und Messung
berücksichtigen muss, aber man schindet noch etwas Bandbreite
heraus.
Ich habe so mit einem guten 200-MHz-Oszi bis ca. 350 MHz gemessen;
die Kurven sahen vertrauenswürdig aus.
Ist natürlich eine Notlösung.

> [...] oder gleich ein HF-Voltmeter verwenden.

Wer hat, der kann... :)

von Frank (Gast)


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Danke für die Antworten. Ich werde mir jetzt 1 oder 2 100MHz Tastköpfe 
besorgen, aber keinen mit 500MHz welcher 117€ kostet. Das Oszi hatte 
mich mal 140€ gekostet, dass ist mir dann doch zu viel.

von Harald W. (wilhelms)


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Frank schrieb:

> Nun habe ich ein 150MHz Oszilloskop und möchte mir einen neuen Tastkopf
> mit 100MHz anschaffen.

Das ist ja irgendwie "Säue vor die Perlen spannen". :-)

von DipTam (Gast)


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Hi zusammen,

gebt Euch mal keine Mühe mit dem Typen, der kommt hier nur 
reingetrampelt um hier:

http://www.dampfradioforum.de/viewtopic.php?f=34&t=20308

einen auf dicke Hose zu machen. So richtig hat er keinen Plan aber
schwafelt immer was mit UKW uns so.

von Lothar S. (loeti)


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von LeYoko (Gast)


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Marian  . schrieb:
> Und was für ein Tastkopf wird mit einem 60 GHz Oszilloskop benutzt?

Keiner, das Scope wird direkt angeschlossen (LabMaster 10 Zi-A).
Tastköpfe (nicht Tast-Teiler) von Giga-Probes gingen damals bis 30 GHz.

von Oldie (Gast)


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Jaja, so ein Tastkopf mit 10 Mohm und ein paar pF Parallel-
Kapazität: Das belastet die Schaltung doch fast GARNICHT.
Und wenn der für eine genügend hohe Frequenz spezifiziert ist,
ist doch alles in Butter.

Denkt man so...

Nehmen wir mal die Daten der Tastköpfe eines (bestimmt nicht
billigen) namhaften Oszilloskop-Herstellers.
Da sind u.a. folgende Tastköpfe im Angebot:

F-max    Impedanz
200 MHz  10 MΩ/17 pF
500 MHz  10 MΩ/8 pF
  1 GHz  10 MΩ/4 pF

Klingt doch ganz gut. Alles was die Tastköpfe abtasten, wird
bis zur F-max (maximal um 3dB gedämpft) an das Oszilloskop
geliefert.

LEIDER belasten die beim Abtasten ein wenig die Schaltung:

17 pF @  100 MHz: Xc = 94 Ohm
17 pF @  200 MHz: Xc = 47 Ohm
 8 pF @  500 MHz: Xc = 40 Ohm
 4 pF @ 1000 MHz: Xc = 40 Ohm

Schön, wenn man in der UKW-Schaltung niederohmige Testpunkte hat,
denen so eine Belastung nix ausmacht...

Da würde ich mir jedenfalls mehr Gedanken drum machen, als um
den Fehler bei 108 MHz gegenüber dem von 100 MHz.

von Possetitjel (Gast)


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Oldie schrieb:

> [...]
> LEIDER belasten die beim Abtasten ein wenig die Schaltung:
>
> 17 pF @  100 MHz: Xc = 94 Ohm
> 17 pF @  200 MHz: Xc = 47 Ohm
>  8 pF @  500 MHz: Xc = 40 Ohm
>  4 pF @ 1000 MHz: Xc = 40 Ohm
>
> Schön, wenn man in der UKW-Schaltung niederohmige Testpunkte hat,
> denen so eine Belastung nix ausmacht...

Richtig.

Und was häufig noch ärgerlicher ist: Die Belastung ist ein
Blindwiderstand. Folge: Zusammen mit der Induktivität der
Masse-Leitung ergeben sich ganz wunderbare Resonanzen.
10 cm Masseleitung (70nH) und 17 pF ergibt eine Resonanz
bei 146 MHz.

Da sieht man dann schon mal starkes Klingeln nach steilen
Flanken...

> Da würde ich mir jedenfalls mehr Gedanken drum machen, als um
> den Fehler bei 108 MHz gegenüber dem von 100 MHz.

Auf jeden Fall. Bei HF gilt: Der Anschiss lauert überall.

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