Hallo alle zusammen, bei einem kleinen Audioboard (MP3-Decoder + Verstärker), das ich mir neulich im Internet beim Chinesen bestellt habe, ist mir folgendes aufgefallen: Die Beschriftung der beiden verbauten ICs ist offenbar unleserlich gemacht. Sie sehen aus wie abgeschliffen. Interessant ist nun aber, das man bei extrem flach auftreffendem Licht und mit einer sehr starken Lupe die Kennzeichnung der Chips sehr wohl genau erkennen kann. Zwei Bilder dazu habe ich mal beigefügt. Es sieht aus, als wäre die oberste Gehäuseschicht akkurat mit einem Laser abgetragen und dann die Kennzeichnung eingraviert. Die sonst bei der Kennzeichnung üblicherweise benutzte Farbe fehlt völlig. Der Chip im Bild ist korrekt beschriftet mit GPD2856C, produziert von GeneralPlus in der 32. Kalenderwoche. Also recht aktuell. Bei normalen Lichtverhältnissen und mit bloßem Auge würde man nichts erkennen und davon ausgehen, daß die Hersteller die Chips bewusst unkenntlich gemacht haben, sei es aus Lizenzgründen oder auch nur aus Angst vor illegalem Nachbau. Das es ein missglückter Versuch war, die Kennzeichnung zu entfernen, glaube ich eher nicht. Dazu sind die Zeichen auf dem Chip zu deutlich vertieft eingraviert. Diese Art der Beschriftung ist mir total neu. Gibt es dazu weitere Erfahrungen bei Euch? Gruß Micha
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> Diese Art der Beschriftung ist mir total neu. Gibt es dazu weitere > Erfahrungen bei Euch? Erfahrungen bisher nicht, aber mein Bauchgefühl sagt mir, dass da wahrscheinlich eher absichtlich was falsches eingraviert worden sein könnte, zur Tarnung, Täuschung oder Verwirrung.
Michael P. schrieb: > Die sonst bei der Kennzeichnung üblicherweise benutzte Farbe fehlt völlig. Farbe? ICs werden schon seit etlichen Jahren nur noch per Laser markiert.
g457 schrieb: >> Diese Art der Beschriftung ist mir total neu. Gibt es dazu weitere >> Erfahrungen bei Euch? > > Erfahrungen bisher nicht, aber mein Bauchgefühl sagt mir, dass da > wahrscheinlich eher absichtlich was falsches eingraviert worden sein > könnte, zur Tarnung, Täuschung oder Verwirrung. Lohnt sich überhaupt der große Aufwand für einen kleinen Chip?
Passt der IC zum Footprint bzw. ist er sinnvoll angeschlossen? Falls nein: Tarnung ;-) Falls ja: Dann wurde die Beschriftung nicht vollständig entfernt... Was ich mir vorstellen könnte: Der Laser geht über den IC drüber und trägt überall 0.X mm Material ab. Und weil die Beschriftung eh schon tief war (0.Y mm), wird sie noch weiter vertieft (0.Y mm + 0.X mm). Wäre das möglich?
g457 schrieb: > wahrscheinlich eher absichtlich was falsches eingraviert worden sein > könnte, zur Tarnung, Täuschung oder Verwirrung. LightEye schrieb: > Lohnt sich überhaupt der große Aufwand für einen kleinen Chip? Genau, incl. Versand verlangen sie schlappe 1,50 Euro für die komplette Platine. Ein einfaches Abschleifen der Gehäuseoberfläche hätte auch ausgereicht, um ggf. unerwünschte Spuren zu beseitigen. Die eingravierte Chipbezeichnung ist offenbar korrekt. Ich habe die Beschaltung auf der Leiterplatte mit dem Datenblatt vom Hersteller verglichen. Passt eigentlich alles. Warum also dieser Aufwand... Gruß Micha
Weil es mit billigem co2 laser gemacht wurde. Die Schrift wenn bereits gelästert, wird damit ein Hauch besser abgetragen. Ein 30w laser im a4 ist dort billig, der Aufwand ist gering.
vielleicht sollte das Teil ganz normal beschriftet werden und die Ansteuerung vom Laser war kaputt. Dann hat er ein bisschen viel Material entfernt. Deshalb schmeißt der Chinese die Teile nicht weg.
Ich vermute eher einen alten Chip (entweder irgendwo ausgebaut oder zu lang gelagert), der durch die neue Beschriftung jetzt ein aktuelles Produktionsdatum verpasst bekommen hat. Im China-Bauteile-Schnäppchen war zuletzt auch ein schöner Foliensatz, falls jemand einwerfen möchte, dass sich das nicht lohnt.
hinz schrieb: > http://rube.asq.org/asd/2009/03/compliance/counterfeit-parts.pdf Wer rupft allen Ernstes 0402-Kondensatoren von Schrott-Platinen?
Da wird nichts gerupft- da wird "entlötet" und gesiebt.
Hallo alle zusammen, ich habe mir das ganze noch mal genauer angeschaut. Von dem Audioboard habe ich hier 3 baugleiche Stück zu liegen. Sie funktionieren fehlerfrei und geben an den zwei DAC-Ausgängen vom Decoder-Chip das erwartete Stereosignal aus. Die Chipbeschriftung ist bei allen drei Decoder-ICs genau wie auf den Bildern weiter oben gezeigt. Der MP3-Decoder erzeugt sein Taktsignal komplett intern. Hier hatte ich nun die Vermutung, dass eventuell ausgemusterte Bauteile außerhalb der Toleranz verbaut wurden, so das der Sound zu schnell bzw. zu langsam abgespielt wird. Ein Test hat jedoch folgendes gezeigt: Ein als MP3-Datei auf Speicherkarte vorhandenes Musikstück ist auf dem PC abgespielt 235 Sekunden lang. Auf den 3 Audioboards waren es jeweils 234, 234 und 235 Sekunden. Abweichung von der Sollfrequenz also stets unter 0,5% und damit wohl von den wenigsten akustisch wahrzunehmen. Clever gelöst ist übrigens auch das Problem der Speicherung des zuletzt gespielten Soundfiles und der eingetellten Lautstärke. Da auf der Platine kein serieller EEPROM vorhanden ist, schreibt der Decoder-Chip diese Daten versteckt irgendwo in einen Sektor der Speicherkarte und liest sie beim nächsten Einschalten wieder ein. Das ist sehr praktisch. Wenn ich zum Beispiel beim Song Nr.10 bei Lautstärke Level 12 das Audioboard ausschalte und die Speicherkarte später in ein zweites, baugleiches Board wieder einlege, geht es da mit den selben Einstellungen weiter. Das alles erklärt natürlich nicht, warum die Label auf den Chips entfernt wurden. Ich meine aber, das ein simples Abschleifen viel billiger wäre als extra noch einmal mit dem Laser drauf zu hauen. Gruß Micha
Michael P. schrieb: > Das alles erklärt natürlich nicht, warum die Label auf den Chips > entfernt wurden. Ich meine aber, das ein simples Abschleifen viel > billiger wäre als extra noch einmal mit dem Laser drauf zu hauen. Ich hab solche "fast" unlesbaren Beschriftungen auch schon auf garantiert fabrikfrischen ICs erlebt. Tinte im Laserbeschrifter alle? ;) MfG Klaus
Rudolph R. schrieb: > Farbe? ICs werden schon seit etlichen Jahren nur noch per Laser > markiert. Nö, schau dir mal viele ICs von Linear Technology an - die benutzen noch heute häufig Farbe anstatt Laser.
Michael P. schrieb: > Es sieht aus, als wäre die oberste Gehäuseschicht akkurat mit einem > Laser abgetragen und dann die Kennzeichnung eingraviert. Bedruckt werden ICs schon lange nicht mehr. Um die Herstellergravur zu entfernen, ist ein Laser völlig ungeeignet. Der Laser trägt nur gleichmäßig ab, aber er glättet nicht.
Vielleicht wurden die Chips ja auch bei der Herstellung falsch beschriftet und statt sie in die Tonne zu klopfen wurden sie auf die richtige Beschriftung umgelabelt und billig verramscht.
Chr. M. schrieb: > Vielleicht wurden die Chips ja auch bei der Herstellung falsch > beschriftet > und statt sie in die Tonne zu klopfen wurden sie auf die richtige > Beschriftung umgelabelt und billig verramscht. Vielleicht war die "falsche" Beschriftung eigentlich richtig aber leider nicht so wertvoll wie die neue. ;-)
Ich vermute eher das der Verkäufer der Platine die ICs unkenntlich machen wollte um Nachbauen zu erschweren!
Ich vermute auch hier wurde die Beschriftung versucht mit einem Laser zu entfernen um ein Reengineering zu erschweren. Das "Ablasern" der Chip-Beschriftung hat halt nur nicht so dolle funktioniert.
Wäre doch unlogisch- wenn man schon den Aufwand treibt und mit einem Laser da drüber brät, dann würde man auch einen Pinsel oder Schmirgel in die Hand nehmen falls es nicht funktioniert.
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Der Laser kann das aber automatisch machen, wenn die ICs noch auf der Rolle sind. Beim Schmirgeln muss jedes einzeln in die Hand genommen werden.
Also wenn ich sehen würde, dass das nicht funktioniert und ich unbedingt möchte, dass die ICs nicht erkannt werden, dann würde ich mit anderen Mitteln dafür sorgen. Sollte das nach einer Laserbehandlung auch nicht eher verschmolzener und nicht so körnig/sandig aussehen?
Die USA haben das hier zusammengefasst: http://counterfeitparts.sae.org/ Die beiden angehängten Dateien zeigen, wie weit diese Geschäftsidee schon verbreitet ist. Stand 2012 und ich glaube nicht, dass es besser geworden ist. Arno
Arno H. schrieb: > Stand 2012 und ich glaube nicht, dass es besser geworden ist. Wie sollen die sich am internationalen Markt halten, wenn sie nur betrügen? Das mag kurzfristig ein Geschäftsmodell sein, aber wenn es sich rumgesprochen hat, dann wars das. Es muss besser geworden sein, sonst würden die Geschäfte nicht über knapp 4 Jahre laufen. "Made in Germany" war schließlich auch mal so ein Etikett, mit dem die Engländer versuchten, deutsche Waren als Schrott zu kennzeichnen...
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Michael P. schrieb: > Der Chip im Bild ist korrekt beschriftet mit GPD2856C, produziert von > GeneralPlus in der 32. Kalenderwoche. Also recht aktuell. Für mich sieht das eher so aus, als wäre ein kombatibler Chip eines anderen Herstellers abrasiert und umgelabelt worden, vielleicht ein AC1082. Ob das allerdings Sinn ergibt, kann ich nicht beurteilen.
Uhu U. schrieb: > Wie sollen die sich am internationalen Markt halten, wenn sie nur > betrügen? Das mag kurzfristig ein Geschäftsmodell sein, aber wenn es > sich rumgesprochen hat, dann wars das. 512GB USB-Stick 15,99€ inkl. Versand aus China. Das interessiert kein Schwein warum das so ist- Hauptsache billig. Solange wir uns alle dafür einsetzen, dass das auch weiterhin funktioniert wird sich nichts ändern.
Uhu U. schrieb: > Arno H. schrieb: >> Stand 2012 und ich glaube nicht, dass es besser geworden ist. > > Wie sollen die sich am internationalen Markt halten, wenn sie nur > betrügen? Das mag kurzfristig ein Geschäftsmodell sein, aber wenn es > sich rumgesprochen hat, dann wars das. > > Es muss besser geworden sein, sonst würden die Geschäfte nicht über > knapp 4 Jahre laufen. Mensch sei doch nicht so naiv! Der Preis machts! Genauso ist es eben hier auch! Ich lache schon seit Jahren über die Typen die immer wieder eine Quelle von "NOS-Chips" aus den 80zigern und 90zigern ausgerechnet in China auftun, teilweise hatten diese Chips genau 0 Marktrelevanz dort und waren gar nicht auf dem freien Markt in relevanten Stückzahlen erhältlich. z.B. Chips die nur von Atari und Commodore eingesetzt wurden. Und zum Thema Betrug will ich mal auf die FT232 Fakes aufmerksam machen. Da wollen ja auch alle das FTDI weiterhin brav die Treiber für die Kopien liefert damit man sich weiterhin die Fakes für 1,50 aus China holen kann!
Uhu U. schrieb: > Arno H. schrieb: >> Stand 2012 und ich glaube nicht, dass es besser geworden ist. > > Wie sollen die sich am internationalen Markt halten, wenn sie nur > betrügen? Das mag kurzfristig ein Geschäftsmodell sein, aber wenn es > sich rumgesprochen hat, dann wars das. Auch Großkonzerne bedienen sich am Grauen Markt -neudeutsch IC-Brooker- sobald die Lieferfristen vom Standard-Distri auf 8 Wochen++ steigen, aber unbedingt die Platinen fürs Kundengerät bestückt werden müßen."Et hätt noch immer jot jejange" sagt da der Kölner und wenn dann doch nur Leergehäuse mit Wunschbeschriftung geliefert werden oder aufgearbeitete Flash-Bausteine die schon 99% ihren Garantierten Schreibzyklen hinter sich haben "Wat fott es, es fott". MfG, PS: Da ein Blog zu aktuellen News aus dem Fake-Business: http://counterfeitwatch.blogspot.de/ auch interessant: http://www.erai.com/
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