Forum: Offtopic Railgun mit Supercaps / Ultracaps?


von REALDualDesertEagle .. (realdualdeserteagle)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Moin Leute,

Ich habe vor, mir eine Railgun im Kaliber 4,5mm zu bauen, weil ich 
ohnehin eine Dose 4,5mm Stahl-BBs hier stehen habe, die eigentlich für 
ein inzwischen abgebrochenes Coilgun-Projekt gedacht waren.

Das Prinzip der Railgun glaube ich verstanden zu haben, allerdings würde 
ich gern mal wissen, ob man dafür unbedingt Hochspannung braucht, wo es 
doch heutzutage diese Supercaps gibt, die mehrere 100 Farad haben und 
aufgrund des geringen Innenwiderstands massive Ströme treiben können.

Wenn ich dabei nicht, wie ich befürchte, irgendeinen Denkfehler drin 
habe, sollte der Aufbau, den ich angehängt habe, so funktionieren.

Das Bild zeigt eine "Hot Rail" Konfiguration, bei der die Kondensatoren 
permanent an die Rails angeschlossen sind. Das Projektil muss hierbei 
mit einer Grundgeschwindigkeit zwischen die Rails "gestoßen" werden, 
damit es nicht einfach dazwischen festgeschweißt wird. Die Spannung 
werde ich, sollte das tatsächlich so funktionieren und mein befürchteter 
Denkfehler ausbleiben, so übernehmen, da ich plane diese Kondensatorbank 
mit einem 11,1V LiPo zu laden, der bis zu 70 A aushält und treiben kann.

Falls bei den erwarteten Ladeströmen möglich, will ich den 
Ladewiderstand "abschaltbar" machen, damit ab einer gewissen Spannung 
der Ladestrom nur noch durch die Kondensatorbank selbst begrenzt wird.

Den Sinn einer Low-Voltage Railgun sehe ich darin, dass man keinen wie 
auch immer gearteten Trafo braucht, der zwar eine höhere 
Ausgangsspannung, dafür aber einen geringeren Ausgangsstrom liefert. 
Außerdem wäre eine Niederspannungs-Railgun möglicherweise in der Lage, 
mehrere Schüsse hintereinander abzugeben, da der hohe Strom beim 
Verschießen des Projektils nur für den Bruchteil einer Sekunde fließen 
würde. Und ich habe bereits ein Video gesehen, in dem ein dicker 
Ultracap sekundenlang kurzgeschlossen wurde und anschließend noch einen 
großen Teil seiner Kapazität übrig hatte.

von Frank D. (Firma: Spezialeinheit) (feuerstein7)


Lesenswert?

REALDualDesertEagle .. schrieb:
> Und ich habe bereits ein Video gesehen, in dem ein dicker
> Ultracap sekundenlang kurzgeschlossen wurde und anschließend noch einen
> großen Teil seiner Kapazität übrig hatte.

Also war er nicht in der Lage, seine gespeicherte Energie in kurzer Zeit 
abzugeben. Du willst aber bei der Coilgun möglichst viel der 
Gespeicherten Energie in die Beschleunigung des Projektiels stecken.
PS.: Schau mal bei Rapp Instruments ist ne schöne Seite, nicht nur für 
Coilguns
http://www.rapp-instruments.de/index4.htm

von REALDualDesertEagle .. (realdualdeserteagle)


Lesenswert?

Seine ganze gespeicherte Energie nicht, aber der Stromfluss reicht aus, 
um die Leiterbahnen einer Platine zu verdampfen.

Ich verlinke das Video einfach mal:

https://www.youtube.com/watch?v=EoWMF3VkI6U


Darum stelle ich diese Frage ja überhaupt erst.

von Anselm 6. (anselm68)


Lesenswert?

Die Spannung bei dieser Technik ist hoch damit du das Magnetfeld der 
Spule SCHNELL aufbauen kannst!
Deine Geschichte mit den kurzgeschlossene SuperCap - die werden wohl 
einen hohen Innenwiderstand haben, das verhindert das schnelle entladen.

Du kannst dir mal berechnen wie schnell du die Spulen "aufgeladen" 
bekommst wenn du nur 12V verwendest.

Anselm

von Purzel H. (hacky)


Lesenswert?

Gemaess der angegebenen Webseite werden fuer eine einfachkonfiguration 
von 1g innerhalb 1m auf 1km/s zu bringen 34kA benoetigt. Das waere dann 
ein paar Groessenordnungen von einem Akkupack entfernt.
Also waere die Anordnung herunterzuskalieren. zB auf 10mg Masse, und 
10m/s Geschwindigkeit.

von REALDualDesertEagle .. (realdualdeserteagle)


Lesenswert?

Anselm 6. schrieb:
> Die Spannung bei dieser Technik ist hoch damit du das Magnetfeld der
> Spule SCHNELL aufbauen kannst!
> Deine Geschichte mit den kurzgeschlossene SuperCap - die werden wohl
> einen hohen Innenwiderstand haben, das verhindert das schnelle entladen.
>
> Du kannst dir mal berechnen wie schnell du die Spulen "aufgeladen"
> bekommst wenn du nur 12V verwendest.
>
> Anselm


Erstens gibt's in 'ner Railgun keine Spule, sondern nur zwei Schienen, 
was du meinst ist 'ne Coilgun.

Zweitens möchte ich mal meinen dass 0,7 MILLIohm eher ein sehr GERINGER 
Innenwiderstand ist, zumal im Datenblatt (das der ja auch im Video 
zeigt) steht dass so 'n Ding 600A treiben kann.

Die Frage ist also, reichen diese 600A aus, um ein Projektil mit einem 
Gewicht von 0,33g auf z.B. 70m/s (der übliche Wert bei 0,5 Joule 
Airsoftwaffen, von einem 0,2g schweren Projektil ausgehend) zu bringen?

von Timm T. (Gast)


Lesenswert?

REALDualDesertEagle .. schrieb:
> Die Frage ist also, reichen diese 600A aus, um ein Projektil mit einem
> Gewicht von 0,33g auf z.B. 70m/s (der übliche Wert bei 0,5 Joule
> Airsoftwaffen, von einem 0,2g schweren Projektil ausgehend) zu bringen?

https://de.wikipedia.org/wiki/Lorentzkraft

Ignorieren wir mal Dreckeffekte und nehmen an, daß die Beschleunigung 
gleichmäßig wirkt, brauchen wir für 70m/s auf 1 m Länge eine 
Beschleunigung

a = v² / 2s = 2450 m/s²

Die für eine Zeit von

t = 2s / v = 29 msec

wirken muß.

Bei einem Geschoss von 0,33g Masse entspricht das einer Kraft von

F = m a = 0,81 N.

Klingt, als könnte man mit einem handelsüblichen Weckgummi mehr 
erreichen, aber egal, machen wir mal weiter.

Für die Lorentzkraft im Magnetfeld gilt

FL = I l B

wobei wir hier das Problem haben, daß l die "Länge" des Leiterstücks 
ist, hier unser Durchmesser des Diabolo. Das ist jetzt nicht sehr 
viel...

Für das Magnetfeld zwischen zwei gegensätzlich vom Strom durchflossenen 
Leitern, den Rails, gilt

B = I µ0 / 2r

Wobei hier r der halbe Abstand der Leiter ist. Genaugenommen gilt das 
nur für das Magnetfeld in der Mitte zwischen den Leitern.

Was uns zu der witzigen Erkenntnis führt, daß l eh rausfliegt. Bei 
kleinerem Durchmesser wird das Magnetfeld größer und damit hebt sich das 
auf.

FL = I² µ0

Für eine Kraft von 0.81 N brauchen wir bei einem µ0 von 4 Pi E-7 N/A² 
einen Strom

I = sqrt FL / µ0 = 800 A

Das sieht doch gar nicht so schlecht aus.

Allerdings wirkt auf die beiden Rails während des Stromflusses eine 
Kraft von

FB = µ0 s I² / 2 Pi l

mit s = Länge der Rails = 1m und l = Abstand der Rails = 0,003m

FB = 42 N

Naja, geht ja noch.

Das größte Problem dürfte die zuverlässige Kontaktierung des Diabolo zu 
den Rails sein. Ich denke hier liegt auch der Grund für die 
üblicherweise verwendete hohe Spannung, man muß halt die 
Übergangswiderstände überwinden.

Und natürlich ist es günstiger, am Anfang im Kondensator 80V zu haben 
und am Ende 40V, dafür aber noch den halben Strom, als mit 40V zu 
starten, am Ende 0V zu haben und keinen Stromfluß mehr.

Bedenke: Die Beschleunigung ist proportional zum Quadrat des Stroms.

von Timm T. (Gast)


Lesenswert?

Zur Kapazität des Kondensators: Nehmen wir an, wir könnten den Strom auf 
800 A durch - hier magische Schaltung einsetzen - konstanthalten und 
würden dabei den Kondensator in 29 msec um 40V entladen, bräuchten wir 
eine Kapazität von

C = 0.58 F

Dabei würden wir eine Energie von 460 J umsetzen. Was jetzt irgendwie 
ganz schön viel ist im Vergleich zur Energie des Diabolo. Aber irgendwo 
muß ja auch das Magnetfeld herkommen.

Der Weckgummi ist wahrscheinlich doch effizienter...

Wieviel Widerstand der Diabolo haben darf, damit er nicht durch die 
Verlustleistung schon vor Verlassen der Rails verdampft, darf jetzt 
jemand anders ausrechnen.

von Basti M. (counterfeiter)


Lesenswert?

Schau dir mal das an:
http://hackaday.com/2015/11/09/the-most-powerful-diy-railgun/

Zeit und Kosten fressen dich also auf... ist es der Spaß wert? Na dann 
mal los...

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


Lesenswert?

Übrigens mögen es die wenigsten Kondensatoren, schlagartig auf einen 
quasi-Kurzschluss zu arbeiten. Die leben nicht sehr lange. Deswegen 
auch:

Basti M. schrieb:
> Zeit und Kosten fressen dich also auf...

von REALDualDesertEagle .. (realdualdeserteagle)


Lesenswert?

Ok, es scheint hier doch noch 'ne ganze Menge Missverständnisse zu 
geben, die sollte ich wohl am besten mal ausräumen.



Zuerst mal für die Leute, die denken ich wollte eine Coilgun bauen:

Nein, es geht um eine Railgun, das Geschoss wird also nicht durch das 
Magnetfeld einer Spule beschleunigt, sondern die Antriebskraft wird von 
zwei durch das Geschoss kurzgeschlossene Rails verursacht, welche 
jeweils an einen Pol der Kondensatorbank angeschlossen wird.


Zweitens: Ich habe nicht vor, Geschwindigkeiten weit jenseits der 100 
m/s zu erreichen, das ganze soll schon noch was zum rumspielen sein.

Drittens: Als Munition dienen nicht Diabolos, sondern 4,5mm 
Stahlrundkugeln mit einer Masse von 0,33g.

Viertens: Da ich eine "Hot Rail" Konfiguration verwenden will, bei der 
die Rails permanent mit der Kondensatorbank verbunden sind, muss ich das 
Geschoss (Wahrscheinlich mithilfe eines Double-Action Mechanismus oder 
eines starken Solenoids, der ihm einen Tritt verpasst) mit einer 
Anfangsgeschwindigkeit zwischen die Rails "schießen". Es ist also auch 
keine Beschleunigung aus dem Stillstand nötig, was soweit ich weiß schon 
mal einiges an benötigter Energie vorab liefert, die dann nicht mehr 
durch die Kondensatoren aufgebracht werden muss.

Fünftens: Der eigentliche Grund, warum ich das so machen will, sofern es 
denn geht, ist dass das Ding tragbar und unter den Abmessungen und dem 
Gewicht eines Barret M107 bleiben soll. Sprich unter 1,4m Länge und 
unter 14 Kilo Gewicht, und ich glaube dass ich die Latte beim Gewicht 
sogar noch recht hoch angesetzt habe.




Da sich aber schon die Nichtmachbarkeit meiner Idee abzeichnet, könnte 
ich jetzt eine Spannungswandler-Schaltung brauchen, die wenigstens noch 
einen ordentlichen Ladestrom am Ausgang liefert, damit es nicht ewig 
dauert, die eventuell nötige Hochspannungs-KB zu laden.

von Kaj G. (Firma: RUB) (bloody)


Lesenswert?

hier wäre dann die Version mit dem Weckgummi :D
https://youtu.be/aDy2A2IbanA

von Timm T. (Gast)


Lesenswert?

REALDualDesertEagle .. schrieb:
> das Geschoss wird also nicht durch das
> Magnetfeld einer Spule beschleunigt, sondern die Antriebskraft wird von
> zwei durch das Geschoss kurzgeschlossene Rails verursacht, welche
> jeweils an einen Pol der Kondensatorbank angeschlossen wird

Ach? Und was meinst Du, was das für eine ominöse Antriebskraft ist?

Natürlich ist das eine Spule, mit einer Wicklung halt. Das Magnetfeld 
wird durch die beiden Rails aufgebaut, der Vortrieb erfolgt durch die 
Lorentzkraft der durch das Geschoss laufenden elektrischen 
Ladungsträger.

Und jetzt fällt uns gleich etwas auf: Da das Magnetfeld nicht wie bei 
der Coilgun direkt auf den Körper wirkt, sondern auf die Ladungsträger, 
geht das am besten mit elektrisch gut leitfähigen und NICHT 
ferromagnetischen Geschossen.

Das:

REALDualDesertEagle .. schrieb:
> Als Munition dienen ... 4,5mm
> Stahlrundkugeln

ist folglich eine ganz blöde Idee.

von REALDualDesertEagle .. (realdualdeserteagle)


Lesenswert?

Gut, dann cancel ich das Projekt eben und schmeiße knapp 3000 
Stahlkugeln in den Müll!

von Richard H. (richard_h27)


Lesenswert?

REALDualDesertEagle .. schrieb:
> Gut, dann cancel ich das Projekt eben und schmeiße knapp 3000
> Stahlkugeln in den Müll!

Du würdest mehr erreichen, wenn Du drohst, jede Stunde eine Kugel in den 
Müll zu schmeissen...

von Basti M. (counterfeiter)


Lesenswert?

Wenn du dich mal 20 Minuten mit den zahlreichen Projekten die es schon 
gibt auseinandergesetzt hättest, bevor du nachfragst, könntest du deine 
Kugeln schon auf dem Schrottplatz entsorgt haben.

von Denis G. (denis)


Lesenswert?

Ich würde aus den Kugeln mithilfe der Kondensatoren eine schöne Skulptur 
"zusammen schweißen" ;)

von Thomas B. (thombde)


Lesenswert?

Für die Railgun sind kugelförmige Projektile unpraktisch.
Warum planst du nicht um auf Coilgun?
Das geht auch mit niedrigen Spannungen.
Die Berechnung der Energie kennst du ja.
Bei weniger Spannung brauchst Du halt mehr “C“.
Die Spulen dann etwas niederohmig gestalten.
Leider ist die Steuerelektronik  etwas komplexer.
Aber das geht.

Gruß
Thomas

von Jan H. (jan_m_h)


Lesenswert?

Thomas B. schrieb:
> Bei weniger Spannung brauchst Du halt mehr “C“.

Achtung: Das Magnetfeld muss nicht nur schnell da und stark sein, 
sondern auch rechtzeitig wieder weg!
Bei wenig Spannung helfen aber auch mehrere Stufen in Folge.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.