Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik wie funktioniert eine Elektroniksimulation. z.B. spice


von chris_ (Gast)


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Wie rechnet Spice?

Nehmen wir z.b. eine Spannungsteiler

5V--100Ohm--o--200Ohm--GND

( o ist der Knotenpunkt zwischen den Widerständen )

Wie rechnet Spice dynamisch z.B. für einen RC-Tiefpass?

von J. T. (chaoskind)


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So weit ich weiß hangelt es sich von Timestep zu Timestep. Also 
aproximiert das dynamische nur. Aber diese Angabe ist ohne Gewähr

von MikeH (Gast)


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Die Blöcke sind soweit ich (und Wikipedia) weiß, durch algebraische und 
gewöhnliche Differentialgleichungen beschrieben. Die Simulation enthält 
dann einen Continious-Time-Discrete-Event Löser für das 
Gleichungssystem, dass durch die Topologie (Schaltung) bestimmt ist.
Die Gleichungen werden zwischen den Diskreten Events (z.B. 
Digitalflanke, Taster, Ein-/Ausschalten) numerisch gelöst.

von Helmut S. (helmuts)


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Ein kleiner Überblick ist hier.
http://www.ecircuitcenter.com/SpiceTopics/Overview/Overview.htm
Allerdings halte ich es für vergebliche Mühe das selber zu 
programmieren. Dafür haben die wenigstens Leute das nötige Wissen.
Es gibt sicher ausführlichere Beschreibungen. Je detailierter die sind 
umso weniger wird ein "Normalo" die noch verstehen.

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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Was SPICE genau macht, hängt stark von der Frage ab. Generell wird immer 
der DC-Arbeitspunkt berechnet. Da macht es im Prinzip nichts anderes als 
das Knotenpotentialverfahren für einfache, lineare Schaltungen. Während 
das rein algebraisch geht (Gauß-Algorithmus z.B.), funktioniert das für 
nichtlineare Schaltungen idR nicht, das wird dann numerisch gelöst 
(Newton-Verfahren).

Die weitere Analyse hängt von der Frage ab wie oben erwähnt, also ob es 
eine .tran, .ac, .noise, ... Analyse ist.

Eine AC-Anaylse basiert z.B. auf den Kleinsignal-Modellen, die für den 
vorher berechneten DC-Arbeitspunkt aufgestellt werden. Die können dann 
ähnlich berechnet werden wie beim DC-Arbeitspunkt.

Dann gibt es die komplexeste Art von Analyse, die transiente Analyse. 
Hier werden die Differenzialgleichungen der Schaltung tatsächlich 
"direkt" durch numerische Integration über meist recht kleine 
Zeitschritte numerisch angenähert.

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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damit hat sich der Herr Lange in den 80ern auseinadergesetzt leider habe 
ich nur Fotokopien aus einer Vorveröffentlichung in der Radio Fernseh 
Elektronik 1986-1989

hier ein Link auf das Buch zum einlesen

https://books.google.at/books?id=ZCWbBgAAQBAJ&pg=PA1&lpg=PA1&dq=netzwerkanalyse+Basic&source=bl&ots=MIBViHXxc7&sig=04GcgSbJ_qv3WztsGS83gerjvgY&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiaiJvf24vKAhUFPBQKHRQzDWcQ6AEIXTAJ#v=onepage&q=netzwerkanalyse%20Basic&f=false

von chris_ (Gast)


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>Ein kleiner Überblick ist hier.
>http://www.ecircuitcenter.com/SpiceTopics/Overview...

Das ist ein sehr guter Link. Für mich interessant ist die 
Transientenanalyse:
http://www.ecircuitcenter.com/SpiceTopics/Transient%20Analysis/Transient%20Analysis.htm

Der wesentliche Knackpunkt ist es, die Ströme zwischen den Knoten zu 
berechnen.
Nach ähnlichem Prinzip hatte ich es schon einmal versucht, so in Excel 
zu rechnen.

Ein schwieriger Fall ist folgendes Konstrukt:

GND--C1--1kOhm--C2--GND

U(C1)=5V;
U(C2)=0V;

Mann kann jetzt ausrechnen, wie viel Strom von C1 nach C2 und umgekehrt 
fließt.
Danach kann man über die abgeflossene Ladungen die Spannung an den 
Kondensatoren neu berechnen.
Das einzige Problem: Die Rechnung neigt zur Schwingung. Es kann nämlich 
passieren, dass bei fast gleichen Kondensatorspannungen die Ladung immer 
zwischen den beiden Kondensatoren hin und her hüpft.

von Loddaar (Gast)


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chris_ schrieb:
> Es kann nämlich
> passieren, dass bei fast gleichen Kondensatorspannungen die Ladung immer
> zwischen den beiden Kondensatoren hin und her hüpft.

da darf maximal 1 Bit hin und her hüpfen, das ist halt so

von Volle (Gast)


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mit  partielle Differentialgleichung
die schwachbesetzte Matrixen ergeben

(da ist Excel nicht das richtige Werkzeug für)

von chris_ (Gast)


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Ich persönlich glaube ja, dass die Hochschulmathematik oft den Blick auf 
das Wesentliche vernebelt.
Ich finde, man kann grundlegende Zusammenhänge auch mit einfachen 
Rechnungen darstellen, so dass sie für jeden Verständlich werden und 
dank diesem Verständnis auch weiterentwickelt werden können.

Nehmen wir also mal die 3 obigen Sätze und analysieren sie mit Hilfe des 
oben genannten Links:

>1. mit  partielle Differentialgleichung
>2. die schwachbesetzte Matrixen ergeben
>3. (da ist Excel nicht das richtige Werkzeug für)

1. mit  partielle Differentialgleichung
Ein interessanter Hinweis findet sich im Link
http://www.ecircuitcenter.com/SpiceTopics/Transient%20Analysis/Transient%20Analysis.htm
gleich im ersten Absatz:
"Yes, you could formulate and solve the differential equations to get 
the response versus time, but SPICE is not a differential equation 
solver."
Und tatsächlich, der korrekte mathematische Begriff wäre nicht 
"Differentialgleichung", sonder Differenzengleichung:
https://de.wikipedia.org/wiki/Differenzengleichung
Mir kommt es so vor, als wenn viele Leute den Unterschied zwischen 
Differenzengleichung und Differentialgleichung nicht verstehen und die 
Begriffe deshalb verwechseln.

2. die schwachbesetzte Matrixen ergeben
Der Begriff "schwachbesetzte Matrix" hilf im vorliegenden Fall nicht 
weiter. Interessant ist das Verfahren, mit die Gleichungen für die 
Spannungsberechnungen aufgestellt werden. Beschrieben wird im Link dazu 
die Knotenanalyse:
http://www.ecircuitcenter.com/SpiceTopics/Nodal%20Analysis/Nodal%20Analysis.htm
Bezeichnender Weise ist die Matrix in dem Beispiel noch nicht einmal 
"schwach besetzt".

3.(da ist Excel nicht das richtige Werkzeug für)
Um Zusammenhänge einfach und erfahrbar dar zu stellen, kann Excel ein 
nützliches Tool sein. Dazu bietet der Link auch gleich ein passendes 
Beispielfile an:
http://www.ecircuitcenter.com/SpiceTopics/Transient%20Analysis/Transient_Simulation.xls

von Dieter P. (low_pow)


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Für das Knotenpotentialverfahren gab es vor langer Zeit
mal Basic- sowie auch Pascal- und Delphiprogramme.
Teilweise mit der Eingabe von Textdateien und auch der
Ausgabe als Text.Was davon allerdings zugänglich ist
und noch einsetzbar, keine Ahnung.

Pspice gabs schon für DOS, stark limitiert frei,
die große Version nur mit Hardware-Kopierschutz  (am LPT-Port ? ).

von chris_ (Gast)


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>Pspice gabs schon für DOS, stark limitiert frei,
>die große Version nur mit Hardware-Kopierschutz  (am LPT-Port ? ).
Ich hatte auch schon mal davon gehört, dass Spice Open Source ist.

Gerade eben bin ich zufälligerweise über einen Link in der Wikipedia 
zurück im MC-Netz gelandet. Da gibt es ja eine ausführliche Linkseite:
http://www.mikrocontroller.net/articles/Schaltungssimulation

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