Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Bauelemente in der Mikroelektronik


von student01 (Gast)


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Hey, welche Bauelemente können in der Mikroelelektronik eigentlich 
integriert werden? Meistens wird ja der Herstellungsprozess von 
Transistoren beschrieben, aber eine Schaltung besteht ja auch aus 
Widerständen, Kondensatoren und Spulen. Ist es auch möglich diese 3 
Grundbauelemente auf einem Wafer zu fertigen? Bei Widerständen und 
Kondensatoren kann ich mir das in etwa ja noch vorstellen, aber 
spätestens bei Induktivitäten wüsste ich nicht mehr, wie man diese 
(praxisnah) monolithisch bauen kann.
Ist das überhaupt möglich? Wird es in der Praxis auch gemacht oder hilft 
man sich dort mit anderen Tricks?
Grüße

von Stefan F. (Gast)


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Ich habe schon Mikroskop-Bilder von Chips gesehen, in denen Spulen, 
Antennen und sogar Transformatoren untergebracht waren.

von flip (Gast)


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von Axel G. (axelg) Benutzerseite


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Man versucht alles mit Transistoren zu erschlagen. Für die Induktivität 
siehe z.B. https://de.wikipedia.org/wiki/Gyrator.

Selbst Widerstände werden gerne transistorisiert, das geht einfacher als 
den Aufwand für eine richtig dimensionierte Widerstandsschicht zu 
betreiben.

: Bearbeitet durch User
von student01 (Gast)


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Axel G. schrieb:
> Selbst Widerstände werden gerne transistorisiert, das geht einfacher als
> den Aufwand für eine richtig dimensionierte Widerstandsschicht zu
> betreiben.

Das hört sich interessant an, wie geht das denn ungefähr? Ein Transistor 
zeigt ja eigentlich in keiner Weise ein Verhalten eines Widerstandes.

von Maths (Gast)


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student01 schrieb:
> Axel G. schrieb:
>> Selbst Widerstände werden gerne transistorisiert, das geht einfacher als
>> den Aufwand für eine richtig dimensionierte Widerstandsschicht zu
>> betreiben.
>
> Das hört sich interessant an, wie geht das denn ungefähr? Ein Transistor
> zeigt ja eigentlich in keiner Weise ein Verhalten eines Widerstandes.

Tja, Student00, dann solltest du vielleicht noch ein paar Vorlesungen 
abwarten.

von Stefan F. (Gast)


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Na dann schau Dir mal den Feldeffekt-Transistor an (in seinen 
unterschiedlichen Varianten).

von Kenner (Gast)


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> Man versucht alles mit Transistoren zu erschlagen.

Sie versuchen, aber das geht nicht so gut, weil ein echter Kondensator 
oder Resistor eben besser ist. Deswegen weden sie meistens noch 
benötigt.

von Fpgakuechle K. (Gast)


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student01 schrieb:
> Axel G. schrieb:
>> Selbst Widerstände werden gerne transistorisiert, das geht einfacher als
>> den Aufwand für eine richtig dimensionierte Widerstandsschicht zu
>> betreiben.
>
> Das hört sich interessant an, wie geht das denn ungefähr? Ein Transistor
> zeigt ja eigentlich in keiner Weise ein Verhalten eines Widerstandes.

Hint: Transistor ist ein Kunstwort aus TRANSfer resISTOR, also 
"steuerbarer Widerstand".

aus:
https://de.wikipedia.org/wiki/Transistor

MfG,

PS:
more links:
http://www.circuitstoday.com/monolithic-ic
http://www.idc-online.com/technical_references/pdfs/electronic_engineering/Integrated_Resistors.pdf

von bla (Gast)


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Google mal nach switched capacitor filter

von student01 (Gast)


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Ah, danke. Der Artikel von CircuitToday ist wirklich gut. Aber offenbar 
werden Spulen tatsächlich nicht so gerne hergestellt:
>No satisfactory integrated inductors exist. If high Q inductors with inductance 
>of values larger than 5μH are required, they are usually supplied by a wound 
>inductor which is connected externally to the chip. Therefore, the use of 
>inductors is normally avoided when integrated circuits are used.

Die Idee mit dem Kondensator aus einer umgekehrtgepolten Diode stufe ich 
aber irgendwie als schwierig ein. Die Sperrschichtkapazität ist ja 
spannungsabhängig, ist bestimmt nicht leicht mit der beschränkung 
Schaltungen zu bauen

von student01 (Gast)


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Ist das niederohmige P-Substrat der Grund für die Leckströme, die in 
Prozessoren auftreten können?
Warum benutzt man eigentlich gerade P-Substrate und nicht intrinsisches 
Silizium (==>noch niedrigere Leitfähigkeit bei Raumtemperatur)?

von Kenner (Gast)


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Ein Leckstrom ist ein elektrischer Strom, der über einen Pfad fließt, 
der nicht zur Leitung von Strom vorgesehen ist.
Leckströme werden mehr und mehr zum Problem, je kleiner die Strukturen 
werden, in den Halbleiter gefertigt werden. Die Isolationsschichten sind 
mittlerweile nur noch wenige Atomlagen (!) dick, wodurch sich leichter 
Elektronen ihren Weg bahnen können.

von Bodo (Gast)


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student01 schrieb:
> Das hört sich interessant an, wie geht das denn ungefähr? Ein Transistor
> zeigt ja eigentlich in keiner Weise ein Verhalten eines Widerstandes.

Häufig werden Widerstände auch durch Konstantstromquellen ersetzt, die 
dann aus 2 oder mehr Transistoren bestehen und nebenbei auch meist 
schaltungstechnische Vorteile bringen. Ein Transistor lässt sich meist 
sogar wesentlich platzsparender Integrieren als ein Widerstand.

Kondensatoren werden üblicherweise aus Metall-Isolator-Halbleiter (MIS) 
oder Metall-Isolator-Metall (MIM) Schichtstapeln aufgebaut, das ist kein 
zu großes Problem und man bekommt mit einigen Tricks sogar relativ hohe 
Kapazitäten hoher Güte.

Spulen werden tatsächlich gemieden, sicherlich gibt es da auch Ausnahmen 
aber im Allgemeinen ist das Erzeugen einer hohen Induktivität 
platzintensiv.

Stefan U. schrieb:
> Ich habe schon Mikroskop-Bilder von Chips gesehen, in denen Spulen,
> Antennen und sogar Transformatoren untergebracht waren.

Auch in Controllern oder eher im Bereich MEMS?

student01 schrieb:
> Warum benutzt man eigentlich gerade P-Substrate und nicht intrinsisches
> Silizium

Gerade bei Prozessoren benutzt man sowas doch gar nicht mehr. Das ist 
SOI Technologie (Silicon on Insulator) oder lieg ich da falsch?

von Mani W. (e-doc)


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Fpga K. schrieb:
> Transistor ist ein Kunstwort aus TRANSfer resISTOR, also
> "steuerbarer Widerstand".


So wie Condom - in Latein heißt das so wie "gemeinsame Kuppel",
also alles überspannend, umhüllend...


Kenner schrieb:
> Ein Leckstrom ist ein

Fluss, der irgendwo anders hin fließt?

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Bodo schrieb:
> student01 schrieb:
>> Das hört sich interessant an, wie geht das denn ungefähr? Ein Transistor
>> zeigt ja eigentlich in keiner Weise ein Verhalten eines Widerstandes.
>
> Häufig werden Widerstände auch durch Konstantstromquellen ersetzt, die
> dann aus 2 oder mehr Transistoren bestehen und nebenbei auch meist
> schaltungstechnische Vorteile bringen.

Yep. Ebenfalls gern verwendet: Stromspiegel und Strombänke (ein 
Strom-spiegel mit mehrere Ausgängen). Einfach mal ein paar Datenblätter 
von Analog-IC anschauen (z.B. OPV) da sind oft Innenschaltungen 
abgedruckt.

>> Warum benutzt man eigentlich gerade P-Substrate und nicht intrinsisches
>> Silizium
>
> Gerade bei Prozessoren benutzt man sowas doch gar nicht mehr. Das ist
> SOI Technologie (Silicon on Insulator) oder lieg ich da falsch?

Kommt drauf an. SOI ist deutlich teurer. Deswegen lohnt sich das nur bei 
IC mit entsprechend hohen Preisen.

von bko (Gast)


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von Fpgakuechle K. (Gast)


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Bodo schrieb:
> student01 schrieb:
>> Das hört sich interessant an, wie geht das denn ungefähr? Ein Transistor
>> zeigt ja eigentlich in keiner Weise ein Verhalten eines Widerstandes.
>
> Häufig werden Widerstände auch durch Konstantstromquellen ersetzt, die
> dann aus 2 oder mehr Transistoren bestehen und nebenbei auch meist
> schaltungstechnische Vorteile bringen. Ein Transistor lässt sich meist
> sogar wesentlich platzsparender Integrieren als ein Widerstand.

Der Trick ist, das man nicht das Bauteil nachbauen muß um dessen 
Funktion nachzubilden. Also wo man einen definierten Strom benötigt kann 
man das durch ein Widerstandsnetzwerk erreichen oder durch eine 
Konstantstromquelle.

Ebenso kann man eine galvanische Trennung durch einen Trafo wie auch 
durch einen optokoppler erreichen. Letzteres ist gut integrierbar, der 
Trafo nicht.

> Spulen werden tatsächlich gemieden, sicherlich gibt es da auch Ausnahmen
> aber im Allgemeinen ist das Erzeugen einer hohen Induktivität
> platzintensiv.

Oder gar unmöglich, deshalb realisiert Schaltregler auch als Minimodule: 
Steuer-IC und Speicherspule in einem mikromodule verkappt.

MfG,

von student01 (Gast)


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student01 schrieb:
> Warum benutzt man eigentlich gerade P-Substrate und nicht intrinsisches
> Silizium (==>noch niedrigere Leitfähigkeit bei Raumtemperatur)?

Ich habe heute nochmal darüber nachgedacht und eigentlich ist es total 
einfach. Wenn man intrinsisches Silizium nehmen würde, dann würde es 
keine isolierenden PN-Übergänge mehr an den Inseln der Bauelemente 
geben.

von Kenner (Gast)


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Es ist zu beachten, dass es keinen perfekten Kristall gibt 
(Entropieargument der Thermodynamik). In realen Kristallen beträgt die 
intrinsische Störstellenkonzentration ca. 5·1013 cm−3, d. h. jedes 
milliardste Atom gehört zu einem anderen Element; durch extrinsische 
Störstellen (Dotierung) lässt sich die Ladungsträgerdichte und damit die 
Leitfähigkeit weiter steigern.

Da der Ionisationsgrad der Störstellen von der Temperatur abhängt, nimmt 
die Ladungsträgerdichte zunächst mit der Temperatur zu 
(Störstellenreserve). Bei Raumtemperatur sind (bei Silizium) 
normalerweise alle Störstellen ionisiert (Störstellenerschöpfung), und 
die Ladungsträgerdichte hängt nicht mehr von der Temperatur, sondern von 
der Dotierkonzentration ab; dieser Fall wird als extrinsisch bezeichnet.

Erhöht man die Temperatur weiter, verliert der Halbleiter seinen 
Charakter als n-dotiert oder p-dotiert, da zunehmend mehr Ladungsträger 
durch die intrinsische Ladungsträgergeneration generiert werden. Das 
Halbleitermaterial wird wieder intrinsisch, weil die thermische Energie 
nun ausreicht, Elektronen vom Valenzband ins Leitungsband anzuregen. Bei 
Silizium-Halbleiterbauelementen wird deshalb eine maximale 
Betriebstemperatur von 125 °C angegeben.

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