Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik HP6024A Instrument Reparatur


von Gerhard O. (gerhard_)



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Falls es interessiert:

Gezeigt hier sind ein paar Bilder einer etwas extremen HP6024A Reparatur 
der Anzeige Instrumente.

Es begab sich, daß ich das HP6024A wegen einem elektronischem Ausfall 
reparieren mußte. Das war an sich kein Problem. Mir fiel dann auf, daß 
die Voltmeter Nadel in der Mitte stecken blieb.

Ich öffnete das Instrument und mußte zu meinen Bedauern feststellen, daß 
die hintere Spannbandaufhängung durch Plastikalterungserscheinungen 
beschädigt war und nicht mehr wirklich reparierbar ist.

Leider kann ich im Augenblick kein Original Ersatzinstrument finden. Die 
üblichen Verdächtigen haben leider alle nichts. Also, was tun?

Aus diesen Grund suchte ich nach einen Ausweg, den ich in der 
Bastelkiste in der Form eines vorhandenen Radio Shack 0-15V Analog Meter 
fand.

Wie die Bilder zeigen modifizierte ich das HP Gehäuse und das Gehäuse 
des Original Instruments und baute das Meßwerk des neuen Instruments in 
das alte Gehäuse ein. Eine Stunde später war es fertig. Ich muß nur noch 
die Nadel rot einfärben.

Interessanterweise ist die Genauigkeit der Anzeige immer noch innerhalb 
der Spezifikation. Ich dachte schon, ich müßte die Skala neu 
kalibrieren.
Was noch interessanter war, ist, daß ich zufälligerweise nicht einmal 
den Vorwiderstand ändern mußte.



mfg,
Gerhard

: Verschoben durch User
von eProfi (Gast)


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Sehr schön gemacht, Gerhard, danke fürs Posten!
Wenn es andere Betroffene gibt, das neue Instrument ist von Micronta,
0 to 15VDC precision panel meter
Jeweled d'Arsonval movement
Use for monitoring automotive electrical system or power supply voltage
Micronta 270-1754   Archer 580728378

HP-original auf der Skala:
1120-1389 (0-70V 0 - 70 VOLTS  10 8 6 4 3.3 AMPERES AVAILABLE) und
1120-1390 (0-12A 0 - 12 AMPERES  60 50 30 20 VOLTS AVAILABLE)
montiert auf 06024-60022  A3 - meter board
Magst Du noch Fotos machen vom Original-Instrument, wo man die 
betroffene Spannbandaufhängung sieht?

von Andrew T. (marsufant)


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Super gemacht Gerhard!

Tip: Das wäre ein guter Post, denn Du auch unter www.amplifier.cd 
einstellen solltest, denn dort wird die Pflege älteren T&M equipments 
besprochen.

von Gerhard O. (gerhard_)


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Andrew T. schrieb:
> Super gemacht Gerhard!
>
> Tip: Das wäre ein guter Post, denn Du auch unter www.amplifier.cd
> einstellen solltest, denn dort wird die Pflege älteren T&M equipments
> besprochen.

Danke fürs Interesse. Da ich keinen Account habe wäre es leichter für 
Dich vielleicht vorläufig dort einen Vermerk zu machen. Später könnte 
man eine Umbauanleitung schreiben.

Leider war der Umbauc doch nicht so einfach wie es aussieht. Um das 
Micronta Gehäuse in das HP Instrument Gehäuse einbauen zu können, 
bedurfte es einiger Vorarbeit:

Zuerst musste ich gewisse Napfen am Boden mit einem 6mm (0.25") 4-Flute 
Flachfräser entfernen.

Das Micronta Grundgehäuse mußte auch kleiner zugeschnitten werden, 
ferner, die Ober- und Unterseite des zylindrischen Teils mussten ca. 1mm 
flach gefeilt werden damit sich das Micronta Gehäuse wue gezeigt 
einschieben ließ. Auch mußten zwei Bohrungen für die elektrischen 
Verbindungen gebohrt werden. Der Zweck des Mittelloch ist, das 
Microntagehäuse von unten wieder rausdrücken zu können.

Da das Micronta Gehäuse etwas zu hoch war, mußte ich auf der flachen 
Oberseite des HP Gehäuse eine 2.6mm tiefe Ausparung mit dem Flachfräser 
vorsehen. Das ist auf einem Bild erkenntlich.

Ferner muss man auf der Rückseite der klaren Abdeckung 0,5mm einfräsen 
damit die höchsten Teile des Micronta Instruments nicht die Abdeckung 
berühren weil sich sonst die Abdeckung nicht gerecht einschnappen läßt.

Tut mir leid, daß diese Vorkehrungen nicht erwähnt wurden. Ohne 
Fräsmaschine ist das nicht so perfekt durchführbar. Der schwierigste 
Teil wäre speziell das Flachfräsen der Abdeckungsrückseite. Allerdings 
ist nicht gesagt, daß es bei anderen Instrumenten überhaupt notwendig 
ist.

Der Zeiger des Ersatzinstruments ist ein paar mm länger wie das 
Original. Vor einer Verkürzung des Zeiges würde ich Abstand nehmen 
wollen, weil es die statische Balance des Zeigers verändern würde und 
möglicherweise zu Kalibrierfehler führen könnte.

Wenn ein anderes Instrument verwende werden soll, aufpassen, daß ein 
etwaiger interner Vorwiderstand entfernt wird. Das Micront Instrument 
kam mit einem externen Vorwiderstand. Ich vermute, ohne zu messen, dass 
der Vollausschlagstrom 1mA ist weil der Innenwiderstan der Spule um die 
90 Ohm war. Ich werde das bei Gelegenheit nachprüfen.

Ich werde später noch die gewünschten Bilder des HP Messwerks posten.
Die Fehlerursache sind gebrochene Zentrierungszapfen der rückseitigen 
Spannband Montierung.

Durch das Schweissen der Spannbandbefestigung kann man das Band nicht 
ablöten. Das wäre notwendig um den gebrochenen Teil reparieren zu 
können. Ohne neues Spannband kann ich mir nicht voratellen, das wieder 
reparieren zu können. Ich habe schon einige Messerke repariert, hier 
aber, kapituliere ich wegen der (billigen, nicht wartbaren) Art der 
Konstruktion. Das Mrsswerk ist an sich nicht schlecht; nur war es nicht 
als reparierbare Einheit vorgesehen.

HP hat mit seinen Plastikteilen überhaupt eine sehr schlechte Hand oder 
Glück gehabt. Viele alte HP Meßinstrumente haben diverse Plastikteil 
bedingte Fehler. Das fängt bei Knöpfen und hört mit gespalteten 
Zahnrädern (HP8640) auf. Da ist manchmal Eigenreparatur eine recht 
sportliche Angelegenheit. Auch alte Ersatzinstrument auf eBay gekauft 
sind da nicht unbedingt wegen derselben Altersursache keine wirkliche 
Lösung. Schade - Einerseits sind viele ältere HP Messgeräte 
Spitzenleistungen der Ingenieurkunst und Herstellung und andrerseits 
verursachen unersetzliche Plastikspezialteile oft ein Totalversagen. 
Irgendwie ist das für uns Hobbyisten schon bedauerlich.

Ich habe einen alten HP3335 Synthesizer mit vielleicht 200 Stunden 
aktueller Laufzeit aus dem Jahre 1981.

Nach all diesen Jahren mit wenig Gebrauch von mir, haben sich folgende 
Fehler eingefunden:

OCXO Modul Heizungssteuerung schadhaft(War 20 Jahre vom Vorgänger am 
Netz angeschloßen und versagte).

Frontplattentastatur Schalter unzuverlässig (Habe ich repariert)

Amplitudensteuerung ausgefallen und Ausgangssignal ist sehr unregelmäßig 
und mit störgeräuschen befallen.( Noch ausstehend )

Altersbedingte Ausfälle sind bei den älteren HP Instrumenten nun etwas 
an der Tagesordnung. Meist sind es alte Elkos. Manchmal ein Transistor. 
Mit ICs hatte ich noch nie Probleme.

Mfg,
Gerhard

von Gerhard O. (gerhard_)


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eProfi schrieb:
> vom Original-Instrument, wo man die
> betroffene Spannbandaufhängung sieht?

Danke fürs Interesse und die Hinweise.

Werde ich bald machen. Allerdings ist die Rückseite des Instruments 
wegen der Größe schwierig zu photographieren.

Gruß,
Gerhard

von Gerhard O. (gerhard_)


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Habe zu spät bemerkt, daß hier und da bei meinem vorherigen Beitrag 
Buchstaben fehlen - Ein Fluch der iPad Soft Tastatur. Ich merkte das nur 
beim nachherigen Durchlesen und hatte es diesmal versäumt. Leider konnte 
ich es wegen des nachfolgenden Beitrags nicht mehr korrigieren. Es ist 
wirklich sehr ärgerlich.

Gerhard

: Bearbeitet durch User
von Peter R. (pnu)


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Gerhard O. schrieb:
> Ich muß nur noch
> die Nadel rot einfärben.

Warnung: Das Gewicht der Farbe stört die Balance des Instruments 
wahrscheinlich recht stark. In der Mitte hat der Zeiger keine 
Fehlstellung, links und rechts kippt der Zeiger etwas in Richtung nach 
außen weg.

Ein Standard-Test für die Balancierung eines Messsystems ist es, das 
Gerät um 90 Grad zu drehen. Wenn dann sich dann der Nullpunkt nicht 
verschiebt, ist das Gerät in Ordnung.

von Gerhard O. (gerhard_)


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Peter R. schrieb:
> Gerhard O. schrieb:
>> Ich muß nur noch
>> die Nadel rot einfärben.
>
> Warnung: Das Gewicht der Farbe stört die Balance des Instruments
> wahrscheinlich recht stark. In der Mitte hat der Zeiger keine
> Fehlstellung, links und rechts kippt der Zeiger etwas in Richtung nach
> außen weg.
>
> Ein Standard-Test für die Balancierung eines Messsystems ist es, das
> Gerät um 90 Grad zu drehen. Wenn dann sich dann der Nullpunkt nicht
> verschiebt, ist das Gerät in Ordnung.

Hallo Peter,

danke für Deine Warnung und Hinweise. Ich hatte insgeheim auch schon 
dieselben Bedenken. Obwohl ich in der Vergangenheit größere Meßwerke 
balanciert habe, ist dieses Modell nicht sehr gut dazu geeignet. So, 
werde ich es wahrscheinlich lassen. Ein schwarzer Zeiger ist nicht so 
schlimm.

Ein Kanadisches Sprichwort passt hier dazu:
"Quit while you're ahead";-)

Gruß,
Gerhard

von Gerhard O. (gerhard_)



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eProfi schrieb:
> Magst Du noch Fotos machen vom Original-Instrument, wo man die
> betroffene Spannbandaufhängung sieht?

Anbei noch ein paar der verlangten Fotos.

Man sieht das Problemteil leider nicht gut. Das schadhafte Stück ist der 
rechte milchig-weiße Plastikring. Die Zapfen die durch die 
Befestigungswinkel reichen sind mit der Zeit abgebrochen. Durch meine 
eigenen Versuche brach dann noch der zweite Befestigungszapfen der das 
Spannband an der Spule zentriert. Jedenfalls siehst Du wie es von Nahe 
aussieht.

Gruß,
Gerhard

von Автомат К. (dermeckrige)


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Andrew T. schrieb:
> Tip: Das wäre ein guter Post, denn Du auch unter www.amplifier.cd
> einstellen solltest, denn dort wird die Pflege älteren T&M equipments
> besprochen.

Das ist ein interessanter Punkt. Laut Impressum besteht seitens des 
Betreibers "im Moment" leider kein Interesse an weiteren 
Veröffentlichungen.

http://www.amplifier.cd/Impressum/Impressum.htm

Oder hat jemand andere Erfahrungen gemacht? Es gibt sicherlich einige 
die Interesse hätten Fotos, Beschreibungen oder einen kompletten 
Reparaturbericht des ein- oder anderen Schätzchens dort zu 
veröffentlichen.

von eProfi (Gast)


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Vielen Dank für die guten Fotos!

> amplifier.de :
Die Reparaturberichte sind "bei uns hier" gut aufgehoben und werden 
sicher gefunden.

>  ... HP6024A wegen einem elektronischem Ausfall reparieren mußte.
Was war denn eigentlich kaputt?

von Gerhard O. (gerhard_)


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eProfi schrieb:
> Vielen Dank für die guten Fotos!
>
>> amplifier.de :
> Die Reparaturberichte sind "bei uns hier" gut aufgehoben und werden
> sicher gefunden.
>
>>  ... HP6024A wegen einem elektronischem Ausfall reparieren mußte.
> Was war denn eigentlich kaputt?

das besagte LNG verrichtete viele Jahre treu den Dienst in der Firma bis 
es eines Tages sich ganz still und leise verabschiedete und dann in 
diesem Zustand monatelang herum stand. Der Rauch entkam dem Gerät 
allerdings nicht und das war gut so.

Wegen des hohen Alters sollte es aber nicht mehr offiziell repariert 
werden und mein Chef schenkte es mir letzten Sommer weil er dachte, es 
wäre in meinen Händen besser aufgehoben als recycled zu werden.

Da ich das Service Manual erst zu Weihnachten erhielt, wollte ich es 
jetzt über die Feiertage reparieren.

Langatmiger Fehlersuchbericht folgt...

OK. Beim Einschalten leuchtete nur das CV LED und das Gebläse lief. Also 
mußten beide Sicherungen intakt sein. Konnte Ausgangsseitig auch keinen 
Kurzschluß feststellen.

Nach kurzem Studium der Schaltung überprüfte ich die üblichen 
Verdächtigen wie Hilfspannungen und hier zeigte sich gleich schon der 
erste Fehler. Die -12V Hilfsspannung war mit -19V viel zu hoch und 
ungeregelt was an den kurzgeschlossenem Q2 lag. Nach Auswechslung durch 
einen 2N4036 (Original Teil war ein obscurer HP Typ) stellte sich die 
richtige Spannung sofort ein. Aber es rührte sich immer noch nichts. Da 
die +15V und die -19V zusammen an die 34V heranbrachte, vermutete ich 
einen schadhaften OPV und begann die Schaltung durchzumessen und die 
OPVs individuell zu testen. Der erste Spannungsvergleicher OPV, U3, ein 
LM301, war nicht mehr aufzuwecken. Die Ausgangsspannung war um -11V, 
reagierte aber nicht auf die Differenzspannung wie es ein 
funktionierender OPV tun würde. Also wechselte ich ihn aus und Juchee, 
und das LNG funktionierte auf Anhieb.

Anschließend prüfte ich alle Funktionen wie im Manual beschrieben und 
alles war dann in Ordnung ausser dem Voltmeterinstrument.

Ich bin mir noch nicht ganz sicher ob ich die weiteren OPVs auch 
Auswechseln soll. Die könnten möglicherweise doch angekratzt sein.

Ich möchte zur Fehlersuche noch bemerken, daß ich das LNG über einen 
Stelltrafo mit einer 40W Glühlampe in Serie speiste um bei etwaigen 
"Unfällen" während der Fehlerstufe den netzseitigen Strom auf 
einigermaßen vernünftige Werte begrenzen zu können. Normalerweise 
schalte ich auch noch einen Trenntrafo dazu da die netzseitige 
Beschaltung über einen Brückengleichrichter geschieht und ein Kurzschluß 
zum Gehäuse oder NEUTRAL verheerende Folgen haben könnte oder würde.

Den sehr lauten Original AC Lüfter wechselte ich schließlich gegen einen 
leiseren PC Lüfter aus den ich über ein intern angebrachtes kleines 
Steckernetzteil speise. Jetzt stört das Geräusch kaum noch. Die 
Lüfterleistung ist wahrscheinlich nicht mehr so hoch, aber mit 
einigermassiger Überwachung am Anfang werde ich ja sehen ob die Lüfter 
Leistung noch ausreichend ist.

Es ist schön gute alte Geräte wieder zu restaurieren. 200W ist für meine 
Zwecke eine gute Leistungsklasse.

Ende der langatmigem Beschreibung;-) AUFWACHEN!!!

Gruß,
Gerhard

: Bearbeitet durch User
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