Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Ferritkern für Sperrwandler-Trafo


von P. M. (Firma: Student) (flyman)


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Moin moin,

ich brauche nochmal eure Hilfe: Und zwar bin ich auf der Suche nach 
einem geeigneten Ferritkern (mit Luftspalt) für einen 15VA 
Speichertransformator mit einer Ausgangsleistung von 3000Vdc und einem 
Eingansbereich zwischen 130-und 200Vdc. Ich bin in diesem Gebiet noch 
relativ unerfahren. Ich habe mir schon zahlereiche Power-Nomogramme (die 
jedoch alle ab 30+W beginnen ) angesehen (Bücher von A. Pressman,Keith 
Billings etc.) und für die ein oder anderen Parameter versucht, Annahmen 
zu treffen, um analytisch weiterrechnen zu können, aber es will mir 
nicht so wirklich gelingen. Ich bin derzeit beim RM6 oder RM8 
angelangt..die sind aber wahrscheinlich zu groß =(

Wäre um Hinweise/Tips sehr dankbar!

Schönes Wochenende euch
Flyman

von MaWin (Gast)


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"Ausgangsleistung" 3000V ? Ausgangsspannung. Klingt nach CCFL 
Inverter-Trafo mit mehreren Wickelkammern, denn Kupferlack isoliert 
keine 3000V und extra Isolationslagen kosten auch Platz.
CCFL mit 15VA sind handelsüblich.

von Michael K. (Gast)


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Florian M. schrieb:
> Ich bin derzeit beim RM6 oder RM8
> angelangt..die sind aber wahrscheinlich zu groß =(

Zu groß gibt es nicht.
Zäumen wir das Pferd mal anders gerum auf.

Luftspalt:
Ist erstmal egal, weil Du den bei einem Kern ohne Luftspalt mit 
Zwischenlagen selber einstellen kannst.
Später kannst Du immer noch was passendes kaufen.

Kernmaterial:
Wie hoch wird Deine Schaltfrequenz ?
Gehen wir mal davon aus das Deine prim Flyback Spg. bis auf 400V 
hochschwingt. Durch die unvermeidbare Streuinduktivität schwingt der 
natürlich höher, aber mit snubber kommst Du mit 600V MosFets noch hin.
Bei einem Übersetzungsverhältniss von 3000V / 400V = 7,5 ist ein Flyback 
noch recht gutmütig.
Fang erstmal mit 20 bis 30Khz an, das wird aufregend genug.
Bei der Wicklungslänge fängst Du sonst mit verschachtelten Wicklungen 
und HF Litze an und das möchtest Du ganz bestimmt nicht.
N27 Material reicht also völlig (Epcos).
www.ferity.cz/materialy/cross_ref_list.pdf

Kerngröße:
Die übertragbare Leistung ist egal, weil jeder Kern der so groß ist das 
Du alle Deine Wicklungen + Lagenisolation da rein bekommst auch mit den 
15W keine Probleme haben wird.

Kaufe einen Kern der so großzügigen Wickelraum bietet das mit Sicherheit 
alles rein passt. Dazu gefiedertes Hostaphan weil Dir sonst die Drähte 
am rand ins Paket abtauchen.

Damit fängst Du mal pi mal Daumen an zu wickeln.
Mit Pappe stellst Du verschiedene Luftspalte ein und mißt den im Betrieb 
durch. Nachdem Du einen Haufen prinzipieller Problme gelöst hast wirst 
Du sehen wie die verschiedenen Luftspalte mit der gewünschten 
Schaltfrequenz zusammenpassen.
Schau Dir dabei den Stromverlauf an. Der soll noch sägezahnförmig mit 
linearem Verlauf sein. Fängt der an expotentiell zu steigen bist Du in 
der Sättigung und mußt mit dem Strom runter oder dem Luftspalt rauf.

Hast Du das Optimum gefunden und weist wie viel Wickelraum Du brauchst 
und wie warm der Kern wird kannst Du an der Kerngröße noch optimieren.

MaWin schrieb:
> Klingt nach CCFL
Die haben aber keinen Luftspalt sondern sind für Resonanzwandler 
gedacht.

von ArnoR (Gast)


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Florian M. schrieb:
> einen 15VA
> Speichertransformator mit einer Ausgangsleistung von 3000Vdc

Hää?

> die jedoch alle ab 30+W beginnen

Weil Einer vom Anderen abschreibt?

Warum überlegst du dir die Sache nicht selbst?

Da du natürlich die wichtigsten Angaben nicht genannt hast, nehme ich 
jetzt mal ein Übersetzungsverhältnis von 1:10 und eine Frequenz von 
20kHz an. In der Einschaltphase muss die Energie zwischengespeichert 
werden, die in der Periodendauer am Ausgang verbraucht wird. Du musst 
also eine Spannungsüberhöhung von 2:1 an der Primärwicklung machen. 
Daraus ergibt sich ein Tastverhältnis von ~0,5. Für 15W musst du einen 
mittleren Strom von 0,10A bei 150V in den Speichertrafo laden. Wegen des 
Tastverhältnisses von 0,5 ist der Spitzenwert doppelt so groß, und wegen 
des dreieckförmigen Stromverlaufs ist der Spitzenwert nochmal doppelt so 
groß. Du brauchst also einen Trafo, der innerhalb der Einschaltzeit von 
25µs auf 0,4A aufgeladen werden kann. Die Primärinduktivität ist also 
Lprim=(150V*25µs)/0,4A=9,4mH. Das kann ein RM6 nur mit AL=63 bei 
unrealistischen 400Wdg primär und 4000Wdg (bzw.3600Wdg beim Spartrafo) 
sekundär.

von P. M. (Firma: Student) (flyman)


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Erstmal vielen Dank für das schnelle und ausführliche Feedback!

> "Ausgangsleistung" 3000V ? Ausgangsspannung.

Sorry, ja ich meinte die Ausgangsspannung mit 3000Vdc ;)

Das Übersetzungsverhältnis liegt bei ü=U1/U2=200v/3000V=0.05

Die Schaltfrequenz habe ich jetzt bei der hohen Ausgangsspannung mit 
50kHz gewählt.

Wie komme ich analytisch auf:
Al/nH: magnetische Leitwert
Ae/mm2: effektive magnetische Querschnitt des Kerns
le/mm: effektive magnetische Länge des Kerns
Amin/mm2: Minimaler Kernquerschnitt zur Berechnung der maximalen 
Flussdichte
Bmax/mT: Die im Berieb maximal auftretende magnetische Flussdichte

..sowie:
Kerntyp und Identifikation: wie Luftspalt, Material oder Bestellnr 
etc-->Tabellen,Nomogramme, Kurvenverläufe?

?

Ich möchte den Trafo soweit wie es geht zunächst analytisch bestimmen 
wobei ich vermutlich um Annahmen nicht herumkomme..

: Bearbeitet durch User
von P. M. (Firma: Student) (flyman)


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Nachtrag: Ich würde eben gerne den Kern analytisch und aus Tabellen, 
Nomogrammen, Kurvenverläufen bestimmen wollen..um somit einen genau 
passenden Ferritkern für den Speichertrafo zu dimensionieren/finden zu 
können!

=)

: Bearbeitet durch User
von Michael K. (Gast)


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Florian M. schrieb:
> Das Übersetzungsverhältnis liegt bei ü=U1/U2=200v/3000V=0.05

Quatsch mit Soße.
Dein Übersetzungsverhältniss berechnet sich aus der zulässigen Höhe der 
Abschaltschwingung und der Sek. Ausgangsspannung die sich daraus ergeben 
soll. Du willst einen Flyback bauen und keinen Flusswandler.

Florian M. schrieb:
> Nachtrag: Ich würde eben gerne den Kern analytisch und aus Tabellen,
> Nomogrammen, Kurvenverläufen bestimmen wollen.

Analytisch heist nicht in eine Tabelle zu schauen und zu verzweifeln 
weil genau das was man braucht da nicht drin steht.
Analytisch wird es durch eigene Berechnungen.
Den experimentellen Weg habe ich Dir bereits gesagt.

von ArnoR (Gast)


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Florian M. schrieb:
> Wie komme ich analytisch auf:
> Al/nH: magnetische Leitwert
> Ae/mm2: effektive magnetische Querschnitt des Kerns
> le/mm: effektive magnetische Länge des Kerns
> Amin/mm2: Minimaler Kernquerschnitt zur Berechnung der maximalen
> Flussdichte
> Bmax/mT: Die im Berieb maximal auftretende magnetische Flussdichte
>
> ..sowie:
> Kerntyp und Identifikation: wie Luftspalt, Material oder Bestellnr
> etc-->Tabellen,Nomogramme, Kurvenverläufe?

Du musst zuerst vernünftige Rahmenvorgaben machen (Schaltfrequenz, 
Trafoübersetzung wegen Schalttransistor-Spannungsbelastung). Dann 
berechnest du den Trafo wie ich es oben (idealisiert, ohne Verluste, die 
du natürlich draufschlagen musst) vorgerechnet habe.

Die Kerne werden mit bestimmten Kernquerschnitten, Weglängen und 
AL-Werten geliefert, wenn du da nicht manipulieren willst, nimmst du die 
so. Die Flussdichte setzt du selbst fest unter Berücksichtigung der 
Verluste bei der jeweiligen Frequenz. Je höher die Flussdichte umso 
kleiner der Kern, aber die Verluste steigen übermäßig mit der 
Flussdichte, dazu gibt es Angaben im Kerndatenblatt. Mit AL-Wert, 
Induktivität, Strom und Flussdichte kannst du berechnen, ob ein 
gewählter Kern zu den Vorgaben/Berechnungen passt. Mit den Nomogrammen 
haben das Andere für bestimmte Bedingungen gemacht. Aber selbst rechnen 
ist auch nicht schwer, dann passt es auch zu deinen Vorgaben.

von ArnoR (Gast)


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Florian M. schrieb:
> ü=U1/U2=200v/3000V=0.05

Ganz sicher?

von P. M. (Firma: Student) (flyman)


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>ü=U1/U2=200v/3000V=0.05
>Quatsch mit Sauce

...sry, wieder was gelernt!

Wie ArnoR schon gesagt, werde ich mir jetzt erstmal vernünftige 
Rahmenparameter zulegen/berechnen und melde mich dann demnächst nochmal!

Vielen Dank euch zwei!

Schönen Feierabend
Flyman

von Klaus R. (klara)


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Florian M. schrieb:
> ...sry, wieder was gelernt!
>
> Wie ArnoR schon gesagt, werde ich mir jetzt erstmal vernünftige
> Rahmenparameter zulegen/berechnen und melde mich dann demnächst nochmal!

Ich würde an Deiner Stelle meine elementaren Rahmenparameter mal bei 
Schmidt-Walter testen. Der sagt Dir auch welche Kerne infrage kommen.

http://schmidt-walter-schaltnetzteile.de/
mfg klaus

von Kevin K. (nemon) Benutzerseite


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Der Flybacktrafo arbeitet nicht als Trafo so, wie du es dir vorstellst. 
Es sind vielmehr verkettete Spulen. Die primärseite wird bestromt, bis 
genügend Energie zum Aufbringen der Ausgangsleistung während einer 
Taktperiode gespeichert ist. Dann wird der Stromfluss auf der 
Primärseite unterbrochen und er fließt zwangsweise durch die 
Sekundärseite. Hierbei kommt das Übersetzungsverhältnis zum tragen, 
jedoch ist der Primärstrom mal dem Übersetzungsverhältnis gleich dem 
Sekundärstrom zu Beginn der Entladung in den Speicherkondensator. Die 
Spannung, die sich nach zig Taktzyklen einstellt ist eine Folge der 
Regelung, nicht des Trafoverhältnisses.

Bei einem Flyback kannst du mit einem beliebigen "Trafo" (achtung, hier 
ignoriere ich z.B. Sättigung isw.) aus jeder Eingangsspannung jede 
Ausgangsspannung bei jeder Last erzeugen. Es ist einzig die Regelung, 
die das beeinflusst und die Realität, die dem Grenzen setzt.

von Falk B. (falk)


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@Florian Meier (Firma: Student) (flyman)

>Das Übersetzungsverhältnis liegt bei ü=U1/U2=200v/3000V=0.05

Muss nicht, das ist bei Sperrwandler in weiten Grenzen variabel.

>Wie komme ich analytisch auf:

https://www.mikrocontroller.net/articles/Transformatoren_und_Spulen#Energiespeicherung_in_Magnetkernen

http://schmidt-walter-schaltnetzteile.de/smps/spw_smps.html

von Falk B. (falk)


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@ Kevin K. (nemon) Benutzerseite

>Der Flybacktrafo arbeitet nicht als Trafo so, wie du es dir vorstellst.

Stimmt.

>Es sind vielmehr verkettete Spulen.

Das IST ein Trafo!

>Die primärseite wird bestromt, bis
>genügend Energie zum Aufbringen der Ausgangsleistung während einer
>Taktperiode gespeichert ist. Dann wird der Stromfluss auf der
>Primärseite unterbrochen und er fließt zwangsweise durch die
>Sekundärseite. Hierbei kommt das Übersetzungsverhältnis zum tragen,
>jedoch ist der Primärstrom mal dem Übersetzungsverhältnis gleich dem
>Sekundärstrom zu Beginn der Entladung in den Speicherkondensator.

Richtig. Beim normalen Trafo (50/60Hz, Flußwandler) wird möglichst wenig 
Energie im Trafo gespeichert, nur ein wenig unvermeidliche 
Magnetisierungsenergie. Beim Sperrwandler genau anders herum, es wird 
die Energie portionsweise im Trafo gespeichert und (transformiert) 
entladen. Darum ist die maximal übertragbare Leistung eines Kerns bei 
Sperrwandler geringer als beim Flußwandler.
Sperrwandler BRAUCHEN einen Luftspalt im Kern, Flußwandler und normale 
Trafos NICHT! Im Gegenteil, dort will man so gut wie keinerlei 
Luftspalt!

>Bei einem Flyback kannst du mit einem beliebigen "Trafo" (achtung, hier
>ignoriere ich z.B. Sättigung isw.) aus jeder Eingangsspannung jede
>Ausgangsspannung bei jeder Last erzeugen.

Theoretisch ja, praktisch nein.

von Michael K. (Gast)


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Falk B. schrieb:
>>Bei einem Flyback kannst du mit einem beliebigen "Trafo" (achtung, hier
>>ignoriere ich z.B. Sättigung isw.) aus jeder Eingangsspannung jede
>>Ausgangsspannung bei jeder Last erzeugen.
>
> Theoretisch ja, praktisch nein.

Hohe Übertragungsverhältnisse und hohe Leistungen sind ein Problem.
Das pulsförmige laden des Ausgangselkos ist ein Problem.
L-streu bei hohen Isolationswerten ist problematisch.

Ab einer magischen Grenze die sich aus vielen Parametern ergibt gewinnen 
andere Topologien weil sie mit weniger Gesammtaufwand umsetzbar sind.

von Hermann (Gast)


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Falk B. schrieb:
> Sperrwandler BRAUCHEN einen Luftspalt im Kern,

Mal 'ne doofe Frage:
Dein Satz steht überall als Behauptung aber leider immer ohne Erklärung. 
Da das jeder behauptet, wird es wohl stimmen, aber warum? Die 
gespeicherte Energie ist von L abhängig und die wird durch den Luftspalt 
aber kleiner. Der luftspalt verhindert eine frühe Sättigung - aber das 
kann man sicher auch anders erreichen.

von Michael K. (Gast)


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Hermann schrieb:
> Der luftspalt verhindert eine frühe Sättigung - aber das
> kann man sicher auch anders erreichen.

Ja, durch vieeeel weniger Strom.
Oder durch Hexerei und mit Hühnerblut beschmiert bei Vollmond um den 
Stromkasten tanzen. Oder welche anderen Maßnahmen meintest Du ?

von Hermann (Gast)


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Michael K. schrieb:
> Ja, durch vieeeel weniger Strom.

Ja richtig, durch weniger Strom. Ich brauch ja auch weniger Strom wegen 
höherem L für gleiche Energie.

von Falk B. (falk)


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@Hermann (Gast)

>> Sperrwandler BRAUCHEN einen Luftspalt im Kern,

>Mal 'ne doofe Frage:
>Dein Satz steht überall als Behauptung aber leider immer ohne Erklärung.

Hier ist sie.

https://www.mikrocontroller.net/articles/Transformatoren_und_Spulen#Energiespeicherung_in_Magnetkernen

Einfach mal lesen.

>Da das jeder behauptet, wird es wohl stimmen, aber warum? Die
>gespeicherte Energie ist von L abhängig

Und I^2!

>und die wird durch den Luftspalt
>aber kleiner. Der luftspalt verhindert eine frühe Sättigung - aber das
>kann man sicher auch anders erreichen.

Wie denn?

von Hermann (Gast)


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Falk B. schrieb:
> Und I^2

Na endlich, jetzt ist alles klar. E=1/2LI²

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