Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Gate absichern oder nicht?


von Christian (dragony)


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Hallo,

ich schalte über eine MCU einen kleinen FET (nur 4nC, deshalb ohne 
Treiber). Das blöde ist aber, dass Vds 35V ist und ich Angst habe, dass 
im Defektfall die ganze Schaltung durchbrennt, wenn am Gate MCU-Pin auf 
einmal 35V anliegen. Da die MCU auch noch via USB an einen Rechner 
angeschlossen ist, möchte ich das gerne irgendwie absichern.

Kann der Fall eintreten, dass 35V am Gate-Pin anliegen und wenn ja, wie 
sichert man sowas am besten ab? Optokoppler? Z-Diode? Die 
Schaltgeschwindigkeit des FETs ist nur 2kHz PWM.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Christian S. schrieb:
> Kann der Fall eintreten, dass 35V am Gate-Pin anliegen und wenn ja, wie
> sichert man sowas am besten ab?

Es ist recht unwahrscheinlich, denn im Überlastungsfall brennt in 98% 
der Fälle die DS Strecke durch und beeinflusst das Gate nicht. Wenn du 
also einen Lowside FET schaltest, wird Vds sofort auf Masse gezogen -> 
MOSFet geht auf 'Dauer An'.
Dann gibt es die restlichen 2% Prozent, wo dann doch noch was aufs Gate 
kommt - Wenn du das mit Grund befürchtest, kannst du entweder einen 
'Opfertreiber' dazwischen schalten, wie z.B. ein HC Gatter oder 
tatsächlich einen Optokoppler nehmen.
Anbieten tut sich dann einer mit direkten Gatetreibern, wie dem 
HCPL3120, der dann aber wieder irgendwoher 12V auf der Ausgangsseite 
braucht. Möglich ist auch eine kleiner diskreter Spannungsfolger hinter 
dem (normalen) Optokoppler. Da du aber 35V nicht direkt aufs Gate 
schicken darfst, muss da in jedem Falle eine Begrenzung auf Vgs Max 
rein.

: Bearbeitet durch User
von Stefan F. (Gast)


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Wenn du damit kein PWM Signal schaltest, sondern eher einige wenige 
Schaltvorgänge pro Sekunde, dann kannst du einen 10k Ohm Widerstand vor 
das Gate schalten. Das sollte genug Schutz bieten.

von Pandur S. (jetztnicht)


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Weshalb sollte der Fet durchbrennen ? Dann wuerde ich eher den FET 
schuetzen. zB durch eine Diode ueber den Verbraucher. Falls der 
Verbraucher, oder die Zuleitung induktive Anteile hat.

von Basti M. (counterfeiter)


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Gateserienwiderstand... bei entsprechender Dimensionierung erledigen die 
internen Schutzdioden den Rest.

Kenne jedoch auch nur den DS-Durchgang bei den MOSFETs...

von Mike J. (linuxmint_user)


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Wenn man eine recht hohe Spannung an das Gate legt, also in der Nähe der 
Max. Ratings, dann altert das Gate mit der Zeit.

Wenn man zum Beispiel nur 0.5V unter den Max. Ratings für das Gate 
bleibt, dann altert das Gate trotzdem sehr schnell.

Es kommt dann aber eher zu den Fall dass der einen 
Gate-Source-Parallel-Widerstand sehr klein wird und über das Gate ein 
Strom nach Source fließt.

Ich kann aber nicht ausschließen dass die Sperrschicht zwischen Drain 
und dem Gate durch eine hohe Temperatur durchlegiert.

Nutze doch einfach einen einfachen Treiber.

von voltwide (Gast)


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Nach meiner Erfahrung geht bei Durchbruch des MOSFETs in den meisten 
Fällen der Treiber kaputt, offensichtlich schlägt die drain-Spannung 
durch auf das gate.
Es gibt hier eine recht einfache und wirkungsvolle Abhilfe:
In die gate-Leitung schaltest Du einen 100k-Widerstand in Reihe - dem 
machen auch 35V Dauerbetrieb nichts aus.
Parallel zu dem Widerstand ein Kondensator 10nF/50V. Damit ist auch die 
dynamische Ansteuerung sicher gestellt. Wenn es denn knallt, geht allein 
der MOSFET kaputt.
Hat sich bei mir über viele Jahre bewährt, hab nämlich auch keine Lust, 
im Schadensfall den Treiber zu wechseln.

von Michael B. (laberkopp)


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Christian S. schrieb:
> Kann der Fall eintreten, dass 35V am Gate-Pin anliegen

Unwahrscheinlich aber nicht unmöglich.

> und wenn ja, wie sichert man sowas am besten ab?

Vorwiderstand, so 1k begrenzt den Strom auf 35mA, 40mA verträgt ein uC 
Ausgang normalerweise.

Wenn die 1k die Umschaltzeit des MOSFET zu sehr verlangsamen, geht das 
natürlich nicht, aber 1k/1nF ist immer noch 1us, also i.A. kurz genug.

von Stefan F. (Gast)


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> Parallel zu dem Widerstand ein Kondensator 10nF/50V. Damit ist auch
> die dynamische Ansteuerung sicher gestellt. Wenn es denn knallt, geht
> allein der MOSFET kaputt.

Sicher? Fließt dann nicht kurzzeitig ein unbegrenzt hoher Strom durch 
die ESD Dioden bzw. Transistoren des ansteuernden Mikrocontrollers?

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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voltwide schrieb:
> In die gate-Leitung schaltest Du einen 100k-Widerstand in Reihe
Und dann 2kHz PWM...  :-)

von voltwide (Gast)


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Theoretisch ja - praktisch aber ist der Impuls gegeben durch die 
Kapazität und anliegende Spannung - daraus errechnet sich eine Ladung 
gemäß Q=C*U.
Macht also bei 35V und 10nF eine Ladung von 350nC - und damit kriegst Du 
nichts kaputt.

von voltwide (Gast)


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Lothar M. schrieb:
> voltwide schrieb:
>> In die gate-Leitung schaltest Du einen 100k-Widerstand in Reihe
> Und dann 2kHz PWM...  :-)

Ja, und weiter? Text nicht zu Ende gelesen?

von Walter (Gast)


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In vielen Anwendungen (statisch) findet man eine Z-Diode gegen zu hohe 
Gatespannungen. Was ist der Nachteil hier?

von Michael B. (laberkopp)


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Walter schrieb:
> In vielen Anwendungen (statisch) findet man eine Z-Diode gegen zu
> hohe Gatespannungen. Was ist der Nachteil hier?

Wieso Nachteil ?

Man muss schon wissen, gegen was man abblocken will.

Die Z-Diode fängt Impulse die per kapazitiver Kopplung zwischen D und G 
bei schnellen Schwankungen der Drain-Spannung übertragen werden.

Sie taugt nicht, wenn der MOSFET zwischen G und D einen Kurschluss hat 
wegen eines beschädigten Gates.

Man braucht sie, wenn die schaltende Quelle des MOSFETs hochohmig ist 
und hochfrequente Schwankungen am Drain anliegen.

Man baut so was nicht ohne grundlegende Überlegung ein.

von Christian (dragony)


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@voltwide:

Das ist echt eine sehr elegante Lösung. Ich habe verschiedene Rs und Cs 
mal durchprobiert und 22nF mit 10k sieht fast so sauber aus wie eine 
niederohmige Ansteuerung. Der einzige "Haken" ist, dass bei "Gate-Off" 
die Spannung nicht unter 0.5V kommt, aber das finde ich sogar positiv, 
da er so weniger umladen muss und man unter 1V noch nichts am FET 
passiert, was unter "Linearbetrieb" fallen könnte.

Gibts da auch Nachteile bei dieser Lösung? Die ist ja wirklich sehr 
genial.
Der Kerko wird auch kein (fühlbares) bisschen warm.

von Falk B. (falk)


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@ Christian S. (dragony)

>Das ist echt eine sehr elegante Lösung. Ich habe verschiedene Rs und Cs
>mal durchprobiert und 22nF mit 10k sieht fast so sauber aus wie eine
>niederohmige Ansteuerung.

Du solltest das genauer beschreiben. Du hast 10K parallel mit 22nF wie 
hier beschrieben als Vorwiderstand zum Gate.

Beitrag "Re: Gate absichern oder nicht?"

>Gibts da auch Nachteile bei dieser Lösung? Die ist ja wirklich sehr
>genial.

Naja, im Fehlerfall wird der 22nF erstmal schlagartig geladen, der Strom 
donnert auch durch deinen Logikausgang. Das könnte er aber verkraften.

>Der Kerko wird auch kein (fühlbares) bisschen warm.

Logisch, warum auch?

von Christian (dragony)


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Falk B. schrieb:
> Du solltest das genauer beschreiben. Du hast 10K parallel mit 22nF wie
> hier beschrieben als Vorwiderstand zum Gate.
>
> Beitrag "Re: Gate absichern oder nicht?"

Genau.

>>Gibts da auch Nachteile bei dieser Lösung? Die ist ja wirklich sehr
>>genial.
>
> Naja, im Fehlerfall wird der 22nF erstmal schlagartig geladen, der Strom
> donnert auch durch deinen Logikausgang. Das könnte er aber verkraften.

Welcher IC stirbt bei 22nF?

>>Der Kerko wird auch kein (fühlbares) bisschen warm.
>
> Logisch, warum auch?

Weil er immerhin 4000 mal pro Sekunde umgeladen werden muss.

von Falk B. (falk)


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@Christian S. (dragony)

>Welcher IC stirbt bei 22nF?

Keine Ahnung.

>>>Der Kerko wird auch kein (fühlbares) bisschen warm.
>> Logisch, warum auch?

>Weil er immerhin 4000 mal pro Sekunde umgeladen werden muss.

Wärme entsteht nur an ohmschen Widerständen, so ein Keramikondensator 
hat nur ein paar Dutzend mOhm. Dielektrische (Umlade)verluste spielen 
hier keine Rolle.

von Mark S. (voltwide)


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Christian S. schrieb:
> @voltwide:
>
> Das ist echt eine sehr elegante Lösung. Ich habe verschiedene Rs und Cs
> mal durchprobiert und 22nF mit 10k sieht fast so sauber aus wie eine
> niederohmige Ansteuerung. Der einzige "Haken" ist, dass bei "Gate-Off"
> die Spannung nicht unter 0.5V kommt, aber das finde ich sogar positiv,
> da er so weniger umladen muss und man unter 1V noch nichts am FET
> passiert, was unter "Linearbetrieb" fallen könnte.
>
> Gibts da auch Nachteile bei dieser Lösung? Die ist ja wirklich sehr
> genial.
> Der Kerko wird auch kein (fühlbares) bisschen warm.
Vielen Dank.
"Gate-off" sollte, spätestens nach einer Umladezeit, genau auf den 
DC-Wert Deines treibenden ports fallen - geht der denn auf Null Volt?
Der Nachteil: 1 zusätzlicher Kondensator (mein Gott, was das kostet!).
Einen anderen Nachteil kenne ich nicht.
Dennoch setze ich diese Schaltung nur im privaten Bereich ein, das spart 
Stress und gibt ein sicheres Gefühl beim Testen.
Im professionellen Bereich hab ich den noch nie verbaut - da heißt es:
MOSFET kaputt - also Totalausfall des Gerätes - Ärger mit dem Kunden. Da 
sind dann ein paar zusätzlich aufgebrannte Bauteile nicht wirklich 
interessant. Für den Service gibt es dann eine Liste auszutauschender 
Bauteile.

: Bearbeitet durch User
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