Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Sperrwandler mit BC337


von Bernhard F. (1atmel2)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Habe versucht einen einfachen Sperrwandler aufzubauen, jedoch den Trafo
selbst gewickelt. Vorgabe: EE20 Luftspalt 0,25 mm. (wo bekommt man sowas 
her, bzw kann ein Trafo aus einem Schaltnetzteil verwendet werden?)

Hatte nur einen geteilten Ferritkern zur Hand s. Foto zum probieren.
Schaltung aus Konverterbuch von J. Rehrmann. Einen 1,5 Volt zu 9 Volt 
mit Ferritstab habe ich aufgebaut und funktioniert wunderbar.

Bei dieser Schaltung steigt der Strom mit Spannung und der Transistor 
wird warm. Spulenanschluesse habe ich vertauscht, jedoch ihne Erfolg.
Welche Last muesste am Ausgang angschlossen werden?

von Hp M. (nachtmix)


Lesenswert?

Bernhard F. schrieb:
> Hatte nur einen geteilten Ferritkern zur Hand s. Foto zum probieren.
Ist gut genug.
Als Luftspalt wird fürs erste ein einlegtes Stück Schreibpapier reichen, 
falls dein EE-Kern nicht ohnehin einen verkürzten Mittelsteg hat.

Bernhard F. schrieb:
> Welche Last muesste am Ausgang angschlossen werden?

Im Leerlauf kann die Ausgangsspannung bei einem Sperrwandler sehr hoch 
werden, und davon macht man z.B. bei den Wandlern für Blitzgeräte 
gebrauch.
Zwei Faktoren wirken limitierend:
Zum einen ist das die maximale Kollektor-Emitter Spannung, die in der 
Praxis wahrscheinlich um einiges über dem Datenblattwert liegen wird, 
aber unabhängig davon ist die Sperrfähigkeit der Emitter-Basis-Diode 
entscheidend.
Die liegt bei den gebräuchlichen Si-Transistoren ziemlich einheitlich 
bei gut 6V. D.h. mehr als 0,8V pro Windung kannst du bei deinem Design 
nicht erwarten.

Zum Experimentieren solltest du einen kräftigeren Leistungstransistor 
auf einem kleinen Kühlkörper verwenden. Der BC337 reicht zwar für kleine 
Wandler aus, wenn die richtig dimensioniert sind, aber wenn das nicht 
der Fall ist, segnet dieser kleine Transistor doch schnell das 
Zeitliche.

Unschön ist der gekammerte Spulenkörper. Dadurch ist die Kopplung 
zwischen Primär- und Sekundärwicklung schlecht, und das führt zu unnütz 
hohen Spitzenspannungen auf der Primärseite, die den Transistor 
stressen.
Wenn deine Verwendung es zulässt, wenn es z.B. eine gemeinsame Masse auf 
der Eingangs- und Ausgangsseite gibt, kannst du die Sekundärwicklung 
auch ganz weglassen und die Schottkydiode direkt an den Kollektor des 
Transistors anschliessen,

von Bernhard F. (1atmel2)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Danke "nachtmix" für deine Mühe,

den Luftspalt von ca 0,3 mm habe ich rausgefeilt.
Die Induktivitäten habe ich mit einem Megger LCR gemessen.
L1 8/0,2   ca    8,3 uH
L2 23/0,5  ca   65,4 uH
L3 50/0,3  ca  447,6 uH

Da ich Schaltnetzteile total interessant finde, geht`s nur ums
experimentieren bzw Erfahrungen sammeln, d.h. keine Anwendung.
Eigentlich hätte ich am Ausgang 12 Volt erwartet.

Als Transistor habe ich jetzt einen 2N2243 mit Kühlstern von TI 
eingesetzt.
Stromaufnahme bei 6 Volt Eingang ca 270 mA.

Du schreibst ich könne die Sekundärwicklung ganz weglassen, da habe ich 
allerdings Verständnisprobleme. Ich dachte die Spannungserhöhung kommt
durch das Verhältnis von Primärwichlung zu Sekundärwicklung von ungefähr 
1:2 (23:50).

Bilder von den Messpunkten habe ich angehängt.
J. Rehrmann schreibt von ca 100 kHz, bei sind es jedoch 300 kHz.

Bild eins:     C2 = L1 ohne Punkt
Bild zwei:     Basis T1
Bild drei:     Collector T1 ca 200 Volt ??!!
Bild vier:     L3 mit Punkt
Bild fünf:     D1
Bild sechs:    Ua mit Elko 100 uF
Bild sieben:   Ua ohne Elko und ca 50 Ohm Last

von Hp M. (nachtmix)


Lesenswert?

Bernhard F. schrieb:
> Ich dachte die Spannungserhöhung kommt
> durch das Verhältnis von Primärwichlung zu Sekundärwicklung von ungefähr
> 1:2 (23:50).

Das zusätzlich.
Aber wie du selbst gesehen hast, erreicht die Kollektorspannung im 
Abschaltmoment bedrohliche Werte. 200V sind für deinen Transistor 
durchaus realistisch. Mit dieser Sekundärwicklung und einer vernünftigen 
Konstruktion könntest du am Ausgang 400V erwarten!

Das allein aufgrund der Tatsache, dass die Induktivität versucht den 
vorher fliessenden Strom aufrecht zu erhalten.
Bei geringeren Ausgangsspannugen bis vielleicht 80V bietet es sich an, 
allein die Spannungsüberhöhung am Kollektor auszunutzen.

Wenn du, wie hier, noch höher transformierst, diese hohe Spannung aber 
nicht ausnutzt, sinkt die Leistungsabgabe des Sperrwandlers, weil die 
Entmagnetisierung des Kerns länger dauert, und deshalb die Frequenz 
sinkt.

Die Aufmagnetisierungszeit ist ja tendenziell konstant, weil der 
Magnetisierungsstrom immer annähernd zeitlinear von Null bis zu einem 
Spitzenwert steigt. I = U*t/L. Bei deiner Dimensionierung wäre die 
Stromanstiegsgeschwindigkeit knapp 6V/65µH = 92307 A/s.
Der Spitzenwert des Stromes und der Abschaltmoment wird erreicht, wenn 
die Rückkopplung nicht mehr ausreicht den Transistor in der Sättigung zu 
halten. Entweder weil der Kern in die Sättigung gerät und folglich die 
Steuerspannung an der Basis zusammenbricht, oder weil der durch den 
Vorwiderstand begrenzte Steuerstrom für einen entsprechend hohen 
Kollektorstrom nicht mehr ausreicht.
Wegen der Linearität des Stromanstiegs kann man aber sagen, dass der 
Kollektorspitzenstrom mindestens doppelt so hoch ist, wie die mittlere 
Stromaufnahme.

Aus deinem Bild 2 kann man ja entnehmen, dass die Aufmagnetisierung etwa 
2,8µs dauert, und nach obiger Überlegung erreicht der Kollektorstrom 
dabei einen Wert von ca. 258mA.
Das passt allerdings nicht zu deinen gemessenen 270mA, denn danach 
sollte der Kollektorspitzenstrom etwa 600mA betragen.

Über die Differenz kann man sich Gedanken machen, aber dazu müsste man 
die Lastbedingungen kennen und systematische Meßfehler vermeiden. Z.B. 
werden keine 6V mehr an den Eingangsklemmen des Wandlers sein, wenn das 
Amperemeter eingeschleift ist, und wenn der Kondensator C1 schlecht ist, 
oder ungünstig angebracht, entfalten die Impulsströme und 
Induktionspannungen ihre Wirkung bis hin zum Netzteil.

Im Übrigen sieht man an der Basisspannung, dass an deinem Messaufbau 
etwas nicht stimmen kann!
Daran ist nur zum Teil die schlechte Kopplung zwischen Primär und 
Sekundärwicklung Schuld.
Wenn am Kollektor 200V an 23 Windungen erscheinen, sollte an der Basis 
mit 8 Windungen eine etwa 1/3 so hohe Spannung, also -60V auftreten.

So hoch kann die Spannung an der Basis aber nicht werden, weil, wie ich 
im vorigen Beitrag schrieb, die Basis-Emitter-Diode bei gut 6V wie eine 
Zenerdiode leitet. Davon wird der Transistor auch heiss.
Man sieht im Oszillogramm2 auch schön diese harte Begrenzung, aber das 
sollten etwa -6..-7V sein, und nicht, wie dein Scope verkündet, nur 
-1,72V.

Du solltest unbedingt die Ursache dieser grossen Messfehler suchen und 
beseitigen!

Im Übrigen ist die Schwingfrequenz zu hoch für so einen klapperigen 
Aufbau.
Mach mehr Windungen drauf!
Eine Verdoppelung sollte die Schwingfrequenz von 300kHz auf vernünftige 
75kHz erniedrigen.

Wenn du nur 50V oder weniger brauchst, solltest du auch auf die dumme 
Sekundärwicklung verzichten.
Nutze den Platz lieber für die Primärwicklung und verschachtele die mit 
den Windungen der Steuerwicklung, indem du z.B beide Drähte gemeinsam 
wickelst, oder zuerst die halbe Windungszahl der Kollektorwicklung 
aufbringst, darüber dann die Basiswicklung und darüber die andere Hälfte 
der Kollektorwindungen.
Denke auch dran, welche Sperrspannung die Schottkydiode am Ausgang und 
der Elko dort aushält!

Wenn die Emitter-Basisdiode des Transistors weiterhin 
spannungsbegrenzend wirkt, solltest du sie mit einer schnellen 
Kleinsignaldiode 1N4148 oder so etwas hintereinander schalten.



P.S.:
Bernhard F. scrieb im Beitrag #4421969:
> L1 8/0,2   ca    8,3 uH
> L2 23/0,5  ca   65,4 uH
> L3 50/0,3  ca  447,6 uH

Diese Messung lässt auch zu wünschen übrig.
Das Verhältnis n3/n2 = 50/23 lässt, falls die 65,4µH richtig sind, für 
L3 einen Wert von 309µH  erwarten.
Genauigkeit geht anders.

: Bearbeitet durch User
Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.