Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Und täglich grüßt das Labornetzgerät


von denick (Gast)


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Guten Abend.

Ich muss nun leider auf ein Thema ansprechen, welches mindestens die 
Hälfte von euch nicht mehr hören kann; Labornetzgeräte.

Ich möchte mir ein Labornetzgerät aus einem Schaltregler bauen, welches 
mit einem Schaltnetzteil und einem nachgeschalteten einstellbaren 
Spannungsregler arbeitet. Das Schaltnetzteil soll steht 2-3 V über der 
gewünschten Ausgangsspannung bleiben um den sicheren Betrieb des 
Spannungsreglers zu gewährleisten.

Anforderungen: 2 Kanäle, 3-18V, 0-2A, wenn möglich unter 50mVpp.

Ich habe noch keinen IC für das SNT ausgesucht.
Könnt ihr mir aber ein Spannungsregler vorschlagen? Ist der L200 oder 
der LM317 dafür echt die Beste Wahl? Sollte zwischen Regler und SNT ein 
Tiefpass angebracht werden?

Grüße, denick.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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denick schrieb:
> Ich möchte mir ein Labornetzgerät aus einem Schaltregler bauen
Nur mal so gefragt: Warum?

> Anforderungen: 2 Kanäle, 3-18V, 0-2A, wenn möglich unter 50mVpp
Das würde ich mit einem umschaltbaren Trafo machen, an dem je nach 
gewünschter Ausgangsspannung unterschiedliche Wicklungen an den 
Gleichrichter geschaltet werden. Du wirst ohne Erfahrung bei einem SNT 
sicher mehr als 50mV Ripple am Ausgang haben...

> Sollte zwischen Regler und SNT ein Tiefpass angebracht werden?
Wenn es sinnvoll ist...

von W.S. (Gast)


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denick schrieb:
> Ich möchte mir ein Labornetzgerät aus einem Schaltregler bauen

Also Denick, nimm einen gut gemeinten Rat an: Wenn du in dieser Sache 
fragen mußt, dann laß das Projekt bleiben und kaufe dir ein passendes 
Labornetzteil.

Ja, kostet Geld.. Aber bedenke, daß es dich noch VIEL VIEL mehr schwarz 
ärgern würde, wenn dein selbstgebautes "Labornetzgerät" durch irgend 
eine gelegentliche Fehlfunktion (falsche Sprungantwort, Schwingen unter 
bestimmten Bedingungen usw.) dir dein damit versorgtes Gerät zerschießen 
sollte.

W.S.

von W.A. (Gast)


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denick schrieb:
> Sollte zwischen Regler und SNT ein Tiefpass angebracht werden?

Guck dir einfach mal Schaltfrequenzen von SNT und das Regelverhalten von 
Linearreglern bei solchen Frequenzen an. Dann erübrigt sich die Frage.

von Michael B. (laberkopp)


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denick schrieb:
> Ist der L200 oder der LM317 dafür echt die Beste Wahl?

Ein Labornetzgerät sollte eine Spannungseinstellung und eine 
Stromeinstellung haben, damit es als Spannungsquelle und Stromquelle zu 
benutzen ist.

Der LM317 hat nur irgendeine Strombegrenzung, der L200 hat eine eher 
nicht variabel einstellbare sondern bevorzugt mit Festwiderstand.

Beide sind also eher ungeeignet für ein Labornetzteil, auf keinen Fall 
die "beste Wahl".

18V/2A ist moderat, mit einem Leistungstransistor ohne 
Spannungsumschaltung aufbaubar. Warum man da noch ein Schaltnetzteil 
vorsetzen will, über dessen Aufbau man nicht mal die Grundlagen kennt, 
ist zweifelhaft.

https://www.mikrocontroller.net/attachment/256611/LTJournal-V24N2-02-df-BenchSupply-Szolusha.pdf

von oszi40 (Gast)


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denick schrieb:
> Labornetzgerät aus einem Schaltregler bauen,

Sender Eriwan sagt: Du kannst alles bauen. Ob es wie gewollt funktionier 
ist eine andere Frage. Ein gutes Labornetzteil ist meisterhaft 
galvanisch getrennt und Dein Schaltnetzteil dagegen braucht einen 
Störschutz damit der Dreck nicht nach außen gelangt. Wie möchtest Du 
diesen Fall kapazitätsarm lösen? 
https://de.wikipedia.org/wiki/Entst%C3%B6rkondensator

Wirtschaftlich gesehen, kosten Dir Gehäuse, Mechanik, Anzeigen, 
Transistorschrott usw.  wahrscheinlich mehr als ein fertiges Gerät mit 
funktionierender Überstrombegrenzung.

von Thomas B. (thombde)


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Ich hoffe aber mit Transformator. (Potentialtrennung)

So wie ich das verstanden habe, willst Du ein SNT proportional zu deinem 
Linerregler steuern oder regeln, damit die Verlustleistung gering 
bleibt?
Also immer 2-3 V über die vom Linearregler gelieferte Spannung 
(Dropout).
Geht natürlich, aber ist zu aufwendig.
Am einfachste wäre ein Trafo mit mehreren Anzapfungen, und
die dann mit Relais zu- oder umschalten.
Aber machbar wäre das schon.

Gruß
Thomas

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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Kann man das mit den Relais bitte aufhören zu empfehlen? Danke.

von Thomas B. (thombde)


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Marian  . schrieb:
> Kann man das mit den Relais bitte aufhören zu empfehlen? Danke.


Gern geschehen.

Aber ich wollte gerade editieren:  danke.

Eine Möglichkeit wäre, einfach mit einem Stereopoti, Schaltregler und 
Linearregler zu kombinieren.
Müsste man testen. Ich habe es noch nie versucht.

Gruß
Thomas

von Gerhard O. (gerhard_)


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Falls es interessiert:

Ich reparierte dieses Wochenende ein HP6024A Schaltnetzteil. Nach der 
Reparatur interessierte mich wie hoch eigentlich die Störspannungen an 
den Ausgangsklemmen sind. Bezüglich Störspannung war ich angenehm 
überrascht nur 1mVrms (HP400A (10Hz - 10MHz)) bei 5A an den 
Ausgangsklemmen messen zu müssen. Ohne Last ist die Störspannung nur 
300uVrms. Diese Werte finde ich sehr gut für ein 0-60V, 0-10A Netzgerät. 
Das HP6024 hat keinen Linear Regler eingebaut. Nur Gleichrichter und 
Filter am Aufgang.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Gerhard O. schrieb:
> Diese Werte finde ich sehr gut für ein 0-60V, 0-10A Netzgerät.
Man sollte sich dabei aber vor Augen halten: dieses Netzteil wurde eben 
nicht von Anfängern gebaut...

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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Das HP 400 müsste ein average responding Meter sein, zeigt also den 
Gleichrichtwert und nicht den RMS an. Die Skala ist wahrscheinlich für 
Sinus-Größen korrigiert, für reines Rauschen ist der Korrekturfaktor 
iirc +15 % oder so.

[Ungefähr] 1 mVrms ist aber tatsächlich ein beeindruckender Wert für ein 
reines Schaltnetzteil. So manches rein lineare "DIY lab supply" ist 
schlechter.

von M. K. (sylaina)


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Marian  . schrieb:
> Kann man das mit den Relais bitte aufhören zu empfehlen? Danke.

Wieso? Für einen Eigenbau ist das doch legitim.

von Lurchi (Gast)


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Die Lösung mit Relais geht schon, wird auch von gar nicht so wenigen 
kommerziellen Geräten genutzt.

Die Relais Schaltung hat Probleme bei höherer Leistung, denn beim 
Umschalten fließen nicht unerhebliche Ladeströme zu den Elkos. So ab 200 
W wird es dann schwer. Für die hier genannten 18 V und 2 A ist das aber 
noch kein Problem -  das geht auch noch ganz ohne Umschaltung.

Vielfach kann man aber auch 2 Stufen einfach auch über einen extra 
Transistor und Diode zusammenführen ohne auf verschleißanfällige Relais 
zurückzugreifen. Das geht dann ohne Störungen / Funken beim umschalten.

Wenn es unbedintg mit Vorregler sein soll, geht es natütlich auch. Ein 
Filter ziwschen dem Schaltregler und der linearen Stufe ist sehr zu 
empfehlen. Wie gut dass dann nachher wird hängt stark von Aufbau ab.

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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Generell können LNGs mit Vorregelung, die nicht schneller als die 
Netzfrequenz agieren kann (Gesteuerte Gleichrichter mit variablem 
Zündwinkel, Triac primärseitig, Geschaltete Gleichrichter mit SCR oder 
Relais, die sind natürlich nochmal viel langsamer), eben nicht den Zweck 
der Vorregelung garantieren (Begrenzung der Verlustleistung im linearen 
Pass-Transistor). Schwierige getaktete Lasten können die vom Entwickler 
angedachte Begrenzung überschreiten. Ggü. Thyristoren und Triacs haben 
Relais natürlich das Problem, dass sie noch langsamer schalten, 
verschleißen und natürlich teurer sind als die Halbleiterschalter. 
Besonders, wenn die Dinger halten sollen. Relais haben abseits von 
Nachteilen also nix zu bieten.

Geschickt, aber bei hohen Strömen schwierig, ist die Umschaltung von 
Anzapfungen ohne Umschaltung von Anzapfungen. Gemeint sind 
Ausgangsstufen, die von sich aus Strom aus der niedrigsten 
ausreichenden Versorgung beziehen und keine extra Steuerung o.ä. dafür 
brauchen. Das geht dann auch um Größenordnungen schneller als im Absatz 
1) und kann entsprechend die Verlustleistung wirklich begrenzen.

: Bearbeitet durch User
von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Nun tut doch nicht so, als ob die Idee des Threaderstellers eine so 
grauenhafte Idee wäre, dass sie niemals erfolgreich umgesetzt worden 
wäre!

Mein Lieblings-Labornetzteil, welches ich seit etlichen Jahren zur 
allergrößten Zufriedenheite nutze, ist ein Hameg HM7042-5, welches auf 
einer Kombination aus Trafo, Schaltregler und nachgeschaltetem 
Linearregler basiert. Insbesondere ist auch die zeitliche Drift der 
Ausgangsspannung beeindruckend klein, obwohl es dahingehend sicherlich 
nicht optimiert wurde. Das Service Manual mit Stromlaufplan findet man 
hier:

http://elektrotanya.com/hameg_hm7042-5_power_supply_sm.pdf/download.html

Bei einem Selbstbau sollte man unbedingt beachten, dass der Linearregler 
in der Lage sein muss, im Kurzschlussfall zumindest kurzzeitig die 
gesamte Spannungsdifferenz auszuhalten und die Energie, die sich in den 
Filterkondensatoren der Zwischenkreisspannung befindet, abbauen zu 
können.

Hameg hat die Einstellung der Zwischenkreisspannung so gelöst, dass die 
tatsächliche Ausgangsspannung verwendet und mit einem Offset 
beaufschlagt wird. Das hat besitzt den großen Vorteil, dass der 
Spannungsabfall über dem Linearregler auch im Konstantstrombetrieb 
gleich bleibt. Allerdings besteht die Gefahr, dass man sich damit ein 
schwingungsfähiges System baut. Leitet man die Zwischenkreisspannung aus 
dem Sollwert der Ausgangsspannung ab, hat man gegenüber einem einfachen 
Linearregler nicht viel gewonnen, denn man muss die maximale 
Verlustleistung des Linearregler dann doch auf die volle 
Ausgangsleistung zzgl. Regelreserve auslegen.

In dem Stromlaufplan des HM7042-5 sind auch sehr schön die Sternpunkte 
für die Massen und Eingangsspannungen des Schaltreglerteils zu erkennen.

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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Andreas S. schrieb:
> Nun tut doch nicht so, als ob die Idee des Threaderstellers eine so
> grauenhafte Idee wäre, dass sie niemals erfolgreich umgesetzt worden
> wäre!

Keiner hat gesagt, dass es nicht geht, sondern dass es nicht einfach 
ist (und noch nicht wirklich sinnvoll für 30 W).

: Bearbeitet durch User
von Gerhard O. (gerhard_)


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Marian  . schrieb:
> Das HP 400 müsste ein average responding Meter sein, zeigt also den
> Gleichrichtwert und nicht den RMS an. Die Skala ist wahrscheinlich für
> Sinus-Größen korrigiert, für reines Rauschen ist der Korrekturfaktor
> iirc +15 % oder so.
>
> [Ungefähr] 1 mVrms ist aber tatsächlich ein beeindruckender Wert für ein
> reines Schaltnetzteil. So manches rein lineare "DIY lab supply" ist
> schlechter.

Muss mich korrigieren: Das AC Voltmeter war natürlich das HP3400A True 
RMS Voltmeter und nicht das HP400A. Den Dreier hat es irgendwie 
verschluckt. Sorry.

Gerhard

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Marian  . schrieb:
> (und noch nicht wirklich sinnvoll für 30 W).

Im HM7042-5 wird dieses Konzept auch für den 5,5V/2A-Kanal mit nur 11W 
eingesetzt. Auf allen drei Kanälen ist der Ripple mit maximal 100uV RMS 
(3Hz bis 300kHz) spezifiziert. Daran sieht man, dass sich mit dem solch 
einem Konzept also sehr hochwertige Netzteile realisieren lassen.

Das Netzteil ist zwar wahrlich kein Schnäppchen, aber auf Grund der sehr 
hochwertigen Verarbeitung wirklich sein Geld wert.

von Heiner (Gast)


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> Wirtschaftlich gesehen, kosten Dir Gehäuse, Mechanik, Anzeigen,
> Transistorschrott usw.  wahrscheinlich mehr als ein fertiges Gerät


> Also Denick, nimm einen gut gemeinten Rat an: Wenn du in dieser Sache
> fragen mußt, dann laß das Projekt bleiben und kaufe dir ein passendes
> Labornetzteil.



Mit diesen Einstellungen dürfte man gar nichts mehr basteln.
Der Sinn des Bastelns besteht doch darin, weil es Spaß macht und weil 
man etwas dadurch lernt.

von Dirk J. (dirk-cebu)


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Heiner schrieb:
> Der Sinn des Bastelns besteht doch darin, weil es Spaß macht...

Wenn es denn Spaß macht, wenn etwas schlecht oder gar nicht funktioniert 
oder gar abraucht und man nicht weiß warum, dann viel Spaß!

> und weil man etwas dadurch lernt.
Sein Halbwissen in Foren verbessern ist nicht lernen.

: Bearbeitet durch User
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