Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Audio-Signale in Gitarren Pickup induktiv einspeisen


von Christof H. (chris_72)


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Ich muss ein wenig ausholen, um zu erklären, was ich vorhabe...

Es geht um dieses Teil hier: 
http://www.fishman.com/products/series/tripleplay/tripleplaywirelessguitarcontroller.php

Das Fishman Triple Play hat ein sogenanntes Hex-Pickup, das man bei 
E-Gitarren unter die Saiten klemmen kann. "Hex-" heisst, dass jede der 6 
Saiten einzeln abgegriffen wird, damit der Controller die gespielten 
Töne in MIDI wandeln kann.

Das Problem: Ich habe eine Gitarre, die bereits ein Piezo Hex-Pickup 
fest eingebaut hat. Sie hat Nylon-Saiten, d.h. das Triple Play 
funktioniert hier nicht. Das Triple Play hat keinen Eingang für externe 
Signalquellen. Der Controller und das Hex-Pickup sind fest miteinander 
verbunden und das Controller-Gehäuse möchte ich nicht öffnen.

Die Idee: Ich möchte die 6 Audio-Kanäle von der Gitarre induktiv in das 
Hex-Pickup vom Triple-Play einspeisen.

Leider habe ich wenig Durchblick was Induktivitäten und die ganze 
Übertrager-Thematik angeht. Ich bin ein wenig hilflos, vielleicht könnt 
ihr mir ein paar Stichworte geben, um mir auf die Sprünge zu helfen, 
eine geeignete Schaltung zu entwickeln.

Im Prinzip möchte ich also einen etwas hemdsärmeligen 
Audio-Eingangsübertrager bauen, mit getrennten Kernen zwischen Primär- 
und Sekundär-Seite. Das Pickup, also die Sekundär-Seite, hat magnetische 
Kerne, was vielleicht nicht sonderlich zweckdienlich für mein Vorhaben 
ist. (Ich habe irgendwo etwas über Kern-Sättigung gelesen.)

Die 6 Spulen müssen in ca. 1 cm Abstand angeordnet sein. Je kleiner die 
Spulen für die Primär-Seite sind, desto besser, um Übersprechen zu 
vermeiden.

Der Tonumfang der Gitarre liegt zwischen 80 Hz und 1,3 kHz (Grundtöne). 
Das MIDI Tracking ist vermutlich weitgehend tolerant gegenüber hohem 
Klirrfaktor oder einem krummen Frequenzgang, da es für eine Vielzahl 
verschiedener Gitarren-Modelle zuverlässig funktionieren muss. Ein stark 
verbogener Frequenzgang im Bereich des Tonumfangs der Gitarre würde 
allerdings die Lautstärken der gespielten Noten verfälschen. Irgendwas 
in der Größenordnung von 1 dB pro Oktave wäre unproblematisch, da die 
Empfindlichkeit für jede Saite über den Controller angepasst werden 
kann.

Vermutlich wird mein Hauptproblem die untere Grenzfrequenz auf der 
Primärseite sein, wenn ich möglichst kleine Spulen verwenden möchte, um 
Übersprechen auf benachbarte Saiten zu vermeiden. Kann mir jemand einen 
Tipp geben, was für eine Art von Spule geeignet sein könnte? Oder ist 
das ganze eh zum scheitern verurteilt, weil die Magnete von dem Pickup 
die Kerne der Primärseite in die Sättigung treiben?

Und was wäre eigentlich ein geeigneter Treiber für die Induktivität? Ein 
OpAmp schwingt vermutlich unkontrolliert, weil es keine ohmsche Last 
ist. Transistor in Kollektorschaltung?

: Bearbeitet durch User
von Joe F. (easylife)


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Ich würde zunächst mal folgendes ausprobieren:

Setze den fishman Pickup unter die Nylonsaiten, und umwickle die Saiten 
direkt über dem Pickup für ca. 1-2cm mit einem dünnen Stahldraht.
Vielleicht reicht es auch aus ein kurzes Stück Stahldraht mit Klebeband 
auf der Saite anzubringen.

Auf den Klang kommt es dir beim Wandeln in MIDI ja eh nicht an.

von Christof H. (chris_72)


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Gute Idee, das könnte ich mal ausprobieren. Allerdings habe ich Zweifel, 
ob es so einfach ist, Stahldraht fest genug um eine Nylon-Seite zu 
wickeln.

: Bearbeitet durch User
von Mark B. (markbrandis)


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Christof H. schrieb:
> Das Problem: Ich habe eine Gitarre, die bereits ein Piezo Hex-Pickup
> fest eingebaut hat. Sie hat Nylon-Saiten

Was spricht dagegen, andere Saiten aufzuziehen? Die sind ja nicht fest 
verbaut ;-)

von voltwide (Gast)


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Die Mensurlänge. Nylonsaiten ergeben eine andere Mensur als Stahlsaiten, 
d.h. das wird nicht bundrein werden.

von Mark B. (markbrandis)


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voltwide schrieb:
> Die Mensurlänge. Nylonsaiten ergeben eine andere Mensur als Stahlsaiten,
> d.h. das wird nicht bundrein werden.

Okay. Laut Wikipedia gibt es angeblich auch Nylonsaiten mit Stahlkern 
bzw. mit Metalldraht umwickelt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Gitarrensaite#Elektrische_Gitarre

von voltwide (Gast)


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Evlt könntest Du ja ein Hex-Magnetpickup auf den 
Hex-Magent-Midi-Aufnehmer legen und mit 6 Verstärkern ansteuern, die das 
piezo Signal aufnehmen.
Das Hauptproblem dabei dürfte sein "wie bekommt man genug Dampf auf die 
PU-Spulen, damit genug Magnetfeld eingekoppelt wird"

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Christof H. schrieb:
> Kann mir jemand einen
> Tipp geben, was für eine Art von Spule geeignet sein könnte?

Ich könnte mir vorstellen, das die Spulen von 5V Kammrelais geeignet 
wären, wie z.B. solchen hier:
http://www.pollin.de/shop/dt/NjA1OTU2OTk-/Bauelemente_Bauteile/Mechanische_Bauelemente/Relais_Zugmagnete/Relais_Finder_F40527_05.html

Dabei lässt du den Eisenkern in der Spule. Antreiben lässt sich sowas 
mit einem kleinen Audioamp, wie z.B. dem LM386.
Die Vormagnetisierung des Pickups sollte dabei nicht stören. Ein 
Vorversuch mit einem bereits vorhandenen Verstärker und Relais sollte 
dir zeigen, ob Übersprechen und Verzerrungen zum Problem werden.

voltwide schrieb:
> Die Mensurlänge. Nylonsaiten ergeben eine andere Mensur als Stahlsaiten,
> d.h. das wird nicht bundrein werden.

Man kann auch nicht auf jede Gitarre statt Nylon- einfach Stahlsaiten 
aufziehen, denn die ziehen deutlich mehr mechanisch, was ein 
Gitarrenhals ohne Stahleinlage nicht verträgt und sich verzieht.

Mark B. schrieb:
> Laut Wikipedia gibt es angeblich auch Nylonsaiten mit Stahlkern
> bzw. mit Metalldraht umwickelt.

Das ist sogar bei den tiefen Saiten meistens der Fall, aber nicht für G, 
H und e (oder zumindest für H und e). Die sind Nylon pur ohne 
Umwicklung.

: Bearbeitet durch User
von Henrik V. (henrik_v)


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Christof H. schrieb:
> Im Prinzip möchte ich also einen etwas hemdsärmeligen
> Audio-Eingangsübertrager bauen, mit getrennten Kernen zwischen Primär-
> und Sekundär-Seite. Das Pickup, also die Sekundär-Seite, hat magnetische
> Kerne, was vielleicht nicht sonderlich zweckdienlich für mein Vorhaben
> ist. (Ich habe irgendwo etwas über Kern-Sättigung gelesen.)
>
> Die 6 Spulen müssen in ca. 1 cm Abstand angeordnet sein. Je kleiner die
> Spulen für die Primär-Seite sind, desto besser, um Übersprechen zu
> vermeiden.

Warum die 1cm Abstand?

Für den Einkoppler: Nimm ein Stück Alu 1-2mm für einen Steg, M3 Gewinde 
im richtigen Abstand drauf. Nimm M3- Stahlschrauben und Messingmuttern.
Zwischen Kopf und oberen 8mm  eine Messingmutter einkleben, das ist Dein 
Wickelraum. Mit Akkubohrer als WickelMC diesen mit dünnem lackiertem 
Cu-Draht ausfüllen (Relais oder Trafo als Drahtquelle oder kaufen) und 
mit etwas Nagellack/Kleber fixieren.
Diese Magneten (oder Felderreger) kannst du dann mit variablen Abstand 
zum Sensor mit einer weiteren Messungmutter am Steg fixieren.

Viel Strom wirst du nicht brauchen. Erste Tests mit 10k Poti und 100Ohm 
in Reihe zur Wicklung am Kopfhöhrerausgang des PCs. Mit Audacity etc. 
mal Töne einspielen und Testen.  Da Stereo, kannst Du gleich mal zwei 
Kanäle testen :)


M3 Gewinde muss nicht sein, geht auch handgebohrtes 3mm (+x :) ) Loch 
und 2 Muttern mehr.  Statt Messing geht auch Plastik.....

von Henrik V. (henrik_v)


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Wenn die Test erfolgreich waren: Am 100 Ohm Widerstand mit AC-Voltmeter 
(oder Skope) die Wechselspannung messen und den Strom ausrechnen.

Vermutlich reicht dann ein 1-Transistorverstärker und ein C zum 
Auskoppeln der Gleichspannung.


Oder : Eisenspäne/pulver mit etwas Lack an die Seite kleben?

: Bearbeitet durch User
von Christof H. (chris_72)


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Henrik V. schrieb:
> Warum die 1cm Abstand?

Beim Hex-Pickup, in das ich die Signale einspeisen möchte, sind die 
Spulen ca. in diesem Abstand angeordnet, entsprechend dem Abstand 
zwischen den Gitarrensaiten.

Mit Akkuschrauber selber wickeln ist ne gute Idee. Zur Zeit versuche ich 
herauszufinden, ob ich Tonköpfe von Kassettenrecordern verwenden kann. 
Dort sind die Feldlinien am Spalt konzentriert, sollte also ideal sein 
für saubere Kanaltrennung. Aber ob die Leistung reicht, muss ich noch 
testen.

Tonköpfe sind ja noch massenhaft in diesen billigen 
Auto-Kassetten-Adaptern für MP3 Player verbaut.

von Henrik V. (henrik_v)


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Der Pickup reagiert auf eine Änderung des magnetischen Flusses... ob die 
Änderung nun 1cm oder 2mm entfernt erfolgt merkt er nicht :)
Je dichter desto weniger Übersprechen zu die Nachbarn.

Tonkopf ist eine schöne Idee, aber danach nicht mehr an einem Tonkopf in 
einem Kassetenrekorder benutzen, es sei den Du entmagnetisiert ihn 
vorher. Der Magnet im Pickup wird ihn schön vormagnetisieren.
Pollin hatte da mal Tonkopfsortimente ...
Ich fürchte nur, dass die Feldänderungen auf einen sehr kleinen Bereich 
konzentriert sind. Wie groß war nochmal die Spaltbreite im Tonkopf? Die 
wollte man doch möglichst klein haben, damit auch höhere Frequenzen 
übertragen werden können. Versuch macht kluch ;)

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Niederohmiger sind sie, aber einen grösseren Luftspalt haben die 
Löschköpfe. Man braucht dann aber etwas mehr Treiberleistung.

von Christof H. (chris_72)


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Henrik V. schrieb:
> Der Pickup reagiert auf eine Änderung des magnetischen Flusses... ob die
> Änderung nun 1cm oder 2mm entfernt erfolgt merkt er nicht :)
> Je dichter desto weniger Übersprechen zu die Nachbarn.

Äh, jetzt ist das Missverständnis klar. ;-)
Ich meinte nicht den Luftspalt zwischen Primär- und Sekundärspule, 
sondern den Abstand zwischen jeweils zwei Kanälen. Dass ich nahe an das 
PU ran muss, ist klar, aber das meinte ich nicht. Sondern dass der 
Durchmesser der Spulen nicht zu groß werden darf.

Hier sieht man zum Beispiel das Innenleben von einem Hex-Pickup (aber 
anderer Hersteller) und dass ordentlich Luft zwischen den Spulen ist:

http://i412.photobucket.com/albums/pp208/elantric/VG-99/ph-19.jpg

von Christof H. (chris_72)


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Matthias S. schrieb:
> Niederohmiger sind sie, aber einen grösseren Luftspalt haben die
> Löschköpfe. Man braucht dann aber etwas mehr Treiberleistung.

Viel hilft viel. Habe hier leider keinen Löschkopf herumliegen. Werde 
bei ebäh zuschlagen...

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