Forum: HF, Funk und Felder 430MHz vs. 870MHz


von Tobias S. (x12z34)


Lesenswert?

Hallo zusammen und ein nachträgliches gutes neues Jahr...

Ich plane gerade mein erstes RF-Funk Projekt und da stellt sich mir die 
Frage, mit welchem Frequenzband ich mein Glück versuchen soll.

Entschieden habe ich mich inzwischen für das ERAxxxTRS-Modul 
(http://www.lprs.co.uk/easy-radio/modules/era-transceivers.html),
doch das gibt es in einer 430MHz und einer 870MHz Variante, und ich bin 
mir eben nicht wo wirklich sicher, welche die "bessere" ist.

Ja, ich weiß, "besser" ist subjektiv, daher meine Voraussetzungen:
Eine Basis-Einheit soll im Wohnzimmer an der Decke montiert werden.
Momentan eine (später evtl. auch mehrere) mobile Einheiten sollen das 
Signal in der Wohnung empfangen und mit der Basis-Einheit kommunizieren 
können.
Das sind maximal zwei Ziegel-Wände und, soweit ich weiß, gibt es keine 
(Stahl)-Betonwand.

Das Signal muss nur in der Wohnung empfangbar sein, alles, was darüber 
hinausgeht (also im Garten etc.) ist Kür.

Ich schätze die gesamte Datenrate im Durchschnitt auf so etwa 50-75 
Byte/sec (incl. ACK-Signale etc.), entsprechend mehr, wenn ich die 
Telegramme aufgrund Empfangsstörungen mehrfach senden muss.

Für mich stellt sich die Sache so dar:

- Das 870MHz Band ist nicht (?) so "überflutet" die das 400MHz-Band
- Eine externe 870MHz Lambda/4 Antennen ist kompakter als das 
400MHz-Äquivalent
- Aufgrund der höheren Frequenz sind die Wände angeblich 
"durchsichtiger", die Signalqualität im Zweifel also bei 870MHz besser 
(?)
(- Bei 870MHz gibt/gab es Vorgaben für die Belegungsdauer / 
Störungsvermeidung *)
- Die maximale Sendeleistung des Moduls ist bei 870MHz geringer (5mW 
gegenüber 10mW)

*Laut http://www.mikrocontroller.net/articles/Allgemeinzuteilung und 
https://www.bundesnetzagentur.de/SharedDocs/Downloads/DE/Sachgebiete/Telekommunikation/Unternehmen_Institutionen/Frequenzen/Allgemeinzuteilungen/2014_69_SRD_pdf.pdf 
scheint es bei 869.7-870MHz und max. Sendeleistung von 5mW keine 
Vorgaben mehr für Belegungsdauern zu geben? Auch Störungsvermeidung (was 
auch immer ich mir darunter vorstellen soll) muss nicht unbedingt 
betrieben werden?

Insgesamt kommt mir das 870MHz Band sympathischer vor...

Meine Frage daher an Euch: Übersehe ich einen wichtigen Punkt? Habe ich 
etwas komplett falsch verstanden? Was muss ich sonst noch beachten?

Über Antworten würde ich mich freuen...

von Marc H. (marchorby)


Lesenswert?

Empfehlenswert ist generell 868 MHz-Band. Das 433MHz-Band ist nicht nur 
durch ISM überflutet, sondern da sind auch Primärnutzer wie der 
Amatezrfunkdienst. Wenn einer in deiner Nähe sendet war es das mit dem 
Empfangen. Zudem ist nach der BNetzA diese Frequenz ohnehin nicht mehr 
zu verwenden.

Mein Auto hat auch einen 433MHz-Empfänger für den Funkschlüssel. Wenn 
ich in der Nähe eines Repeaters parke, war es das mit dem kabellosen 
Öffnen. Und Dank ISM habe ich noch nicht einmal Anspruch auf 
Funktionstüchtigkeit...

von Kaukas (Gast)


Lesenswert?

Marc H. schrieb:
> Zudem ist nach der BNetzA diese Frequenz ohnehin nicht mehr
> zu verwenden.

steht wo?

von ISM-Funk (Gast)


Lesenswert?


von Kaukas (Gast)


Lesenswert?

Eben, das wäre mir nämlich auch neu.
Also Tobias S.:
Dieser Kommentar von Marc ist falsch:
Marc H. schrieb:
> Zudem ist nach der BNetzA diese Frequenz ohnehin nicht mehr
> zu verwenden.


Noch etwas:
Tobias S. schrieb:
> - Aufgrund der höheren Frequenz sind die Wände angeblich
> "durchsichtiger", die Signalqualität im Zweifel also bei 870MHz besser
> (?)

Ist genau anders rum. Je niedriger die Frequenz, dest leichter tun sich 
die Strahlen bei Ziegelwänden.
Du verwechselst das vermutlich mit Metallkäfigen und der Gitterweite.

von BBGast (Gast)


Lesenswert?

Vielleicht auch einen Kommentar von mir:

Je höher die Frequenzen sind, desto weniger können diese durch Wände 
oder ähnliches durchdringen. Von daher schätze ich die 870MHz 
ungünstiger ein.

Zudem kommt noch der Aspekt "Freiraumdämpfung" zum tragen. D.h. im Fall 
wo keine Richtantenne (z.B. Lamda/4-Antenne,...) als Empfangsantenne 
eingesetzt wird (eine Richtantenne ist im Innenraum mur schwer zu 
platzieren dass diese besser ist als eine gewöhnliche Antenne, aufgrund 
der vielen Reflexionen im Gebäude, die zudem nicht immer identsich sind: 
Man bewegt sich in der Wohnung,...) ist diese um 6dB höher sobald die 
Frequenz verdoppelt wird. Damit ein weiterer Nachteil für die 870Mhz, 
falls man in beiden Fällen auch passende Antennen einsetzt (gilt nicht 
für Antennen die in ihren Abmessungen deutlich kleiner sind als 
Lambda/4: Hier spielen dann auch die Aspekte vom Antennenwirkungsgrad 
eine Rolle so dass das Gesamtbild anders zu bewerten ist).

Bezüglich der Regulierung in den angesprochenen Frequenzbändern kann das 
Dokument ERC70-03 
http://www.erodocdb.dk/docs/doc98/official/pdf/rec7003e.pdf eine gute 
Hilfe sein.

Hier muss man beachten welche Betriebsart man wählt (wie lange soll 
gesendet werden -> duty cycle (Verhältnis von Gesamtdauer aller 
Sendevorgänge in einer Stunde bezogen auf eine Stunde). Damit wird dann 
auch das Frequenzband bestimmt in welchem man arbeiten darf und mit 
welcher maximalen Sendeleistung. (Annex 1 wird hier wohl am besten 
passen). Dass man auf 434MHz nicht mit der beschrieben Anwendung 
arbeiten darf ist mir selber nicht bekannt und kann das aus der ERC70-03 
nicht ableiten.

Zur Störsituation: Es ist sehr schwierig hier allgemeine Aussagen zu 
machen, da diese vom Ort sehr stark abhängig ist. So gibt es viele 
Anwendungen die im 434MHz arbeiten und natürlich auch der erwähnte 
Amateurfunk, welcher Primärnutzer ist. Ich stufe aber heute Amateurfunk 
so ein, dass er in den meisten Fällen nicht mehr als "Störquelle" für 
ISM-Geräte in Bertracht gezogen werden muss. Seine Nutzung ist nicht 
mehr so verbreitet. Im 868MHz sind nominell die Anwendungen besser 
geschützt durch restriktivere Regulierungen. Aber die Ausnahmen in den 
"Notes" sollte man unbedingt mit betrachten (LBT, AFA, Spreadspektrum 
devices), welche die Einschränkungen wieder teilweise aufheben. Zudem 
soll im Bereich von LTE-Basisstationen durch deren Spuriousaussendungen 
in direkter Umgebung das ISM-Band bei 870MHz gestört sein.

Vielleicht können die geäßerten Gedanken Ihnen etwas weiterhelfen. Eine 
Aussage besser oder schlechter ist so leicht eben nicht möglich.

Eine gute Entscheidung!

von 客人 (Gast)


Lesenswert?

BBGast schrieb:
> Zudem kommt noch der Aspekt "Freiraumdämpfung" zum tragen. D.h. im Fall
> wo keine Richtantenne (z.B. Lamda/4-Antenne,...) als Empfangsantenne
> eingesetzt wird (...) ist diese um 6dB höher sobald die
> Frequenz verdoppelt wird.

Kannst du mal erklären, wieso die "Freiraumdämpfung" bei einer 
Richtantenne anders sein soll als bei einer Rundumantenne?
Hinter Freiraumdämpfung verbirgt sich nichts anderes als das 1/R²-Gesetz 
auch wenn sich das Wort "Freiraumdämpfung" natürlich sehr fachmännisch 
anhört.

Und wenn eine kleinere Antenne (wg. kürzerer Wellenlänge) weniger 
Energie aus dem EM-Feld aufnimmt, als eine größere, ist das auch nicht 
weiter verwunderlich, schließlich hängt die aus dem Feld aufgenommene 
Leistung von der (effektiven) Antennenfläche ab.

von BBGast (Gast)


Lesenswert?

...ja das mit der Freiraumdämpfung ist so eine Sache. In Wirklichkeit 
geht kein Feld verloren, nur die Antennen werden mit steigender Frequenz 
kleiner und damit die (mal von einer Richtantenne abgesehen) auch die 
Antennenwirkfläche. Doppelte Frequenz -> halbe Länge der Antenne -> 1/4 
Wirkfläche -> 6dB "Verlust". Bei Richtantennen ist es so, dass mit 
zunehmender Frequenz es viel leichter ist gewinnbringde Antennen zu 
bauen, d.h. die Antennenwirkfläche wieder zu erhöhen. Von daher sehe ich 
die Sache für stark bündelnde Antennen etwas anders. Nicht ohne Grund 
verwendet man hohe Frequenzen für die Weltraumkommunikation, obwohl die 
"Freiraumdämpfung" vorerst hohe Werte liefert.

Ist das wonach Du gefragt hast?

Viele Grüße

von ./. (Gast)


Lesenswert?

"Hier" in JO64AB funkt ausser ein paar Thermometern auf 432 MHz
gar nichts. Die angepeilte Datenrate ist bequem mit den
allerbilligsten Modulen aus China zu schaffen.

Ich wuerde jedenfalls keine proprietaeren Funkmodule in
meinem Haus verbauen, die es womoeglich in einem Jahr nicht
mehr gibt.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Tobias S. schrieb:
> Das 870MHz Band ist nicht (?) so "überflutet" die das 400MHz-Band

Insbesondere hat es eben regulatorische Vorkehrungen damit, wenn sich
alle dran halten, auch alle das Band benutzen können (Begrenzung der
Einschaltdauer bzw. Belegt-Erkennung der Frequenz).

Eine ordentliche Antenne für 434 MHz ist ziemlich groß.  Wenn du aber
dort am Attribut „ordentlich“ sparst, dann ist sie sofort ihren
theoretischen Vorteil des besseren Freiraum-Gewinns los, denn der
basiert ja nur auf ihren im Vergleich zu 868 MHz größeren Abmessungen.

von Joachim B. (jar)


Lesenswert?

ISM-Funk schrieb:
> Ich habe auch keine Einschränkungen gesehen.
> Wie immer schaut man bei der BNetzA nach:
>
> 
http://www.bundesnetzagentur.de/DE/Sachgebiete/Telekommunikation/Unternehmen_Institutionen/Frequenzen/Allgemeinzuteilungen/allgemeinzuteilungen-node.html
>
> http://emf3.bundesnetzagentur.de/pdf/ISM-BNetzA.pdf

grübel, wie stehts damit?

http://emf3.bundesnetzagentur.de/pdf/ISM-BNetzA.pdf

"Die Allgemeinzuteilung ist bis zum 31.12.2016 befristet.
Die telekommunikationsrechtlichen Bestimmungen können BNetzA-Verfügung 
20/2006 entnommen werden"

gerade in Bezug auf 868,6-869,70 MHz

während:

Allgemein zugeteilt wurden die Frequenzbereiche:
433,05 MHz bis 434,79 MHz nicht betroffen ist.

Marc H. schrieb:
> Empfehlenswert ist generell 868 MHz-Band. Das 433MHz-Band ist nicht nur
> durch ISM überflutet, sondern da sind auch Primärnutzer wie der
> Amatezrfunkdienst. Wenn einer in deiner Nähe sendet war es das mit dem
> Empfangen. Zudem ist nach der BNetzA diese Frequenz ohnehin nicht mehr
> zu verwenden.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Joachim B. schrieb:
> Die Allgemeinzuteilung ist bis zum 31.12.2016 befristet.

Ja, und?

Es gibt bislang nur wenige Allgemeinzuteilungen, die nicht vor Ablauf
der Frist verlängert worden wären.  Ich weiß nicht, ob es die einzige
war, aber zumindest die prominenteste: die für die alten analogen
(und nicht abhörsicheren) Schnurlostelefone.  Die wurde wirklich mal
irgendwann aufgehoben, aber zu Zeiten, als DECT ohnehin schon viele
Jahre lang Stand der Technik war.

von Joachim B. (jar)


Lesenswert?

Jörg W. schrieb:
> Ja, und?
>
> Es gibt bislang nur wenige Allgemeinzuteilungen, die nicht vor Ablauf
> der Frist verlängert worden wären.

ich vertraue auch darauf, aber nix genaues weiss man nicht.

Ich kann mir aber nicht vorstellen das alle Toröffner und Kurzzeitfunken 
auf 866 MHz ihre Zulassung verlieren sollen.

von Tobias S. (x12z34)


Lesenswert?

Hallo zusammen,

erst einmal vielen Dank für Eure Antworten.

Marc H. schrieb:
> Empfehlenswert ist generell 868 MHz-Band. Das 433MHz-Band ist nicht nur
> durch ISM überflutet, sondern da sind auch Primärnutzer wie der
> Amatezrfunkdienst. Wenn einer in deiner Nähe sendet war es das mit dem
> Empfangen. Zudem ist nach der BNetzA diese Frequenz ohnehin nicht mehr
> zu verwenden.

Der Amateurfunker im Nachbarhaus ist vor zwei Jahren ausgezogen. 
Zumindest ist zu diesem Zeitpunkt das Antennenarray auf dem Dach 
verschwunden ;-)

./. schrieb:
> "Hier" in JO64AB funkt ausser ein paar Thermometern auf 432 MHz
> gar nichts. Die angepeilte Datenrate ist bequem mit den
> allerbilligsten Modulen aus China zu schaffen.
>
> Ich wuerde jedenfalls keine proprietaeren Funkmodule in
> meinem Haus verbauen, die es womoeglich in einem Jahr nicht
> mehr gibt.

Hehe, kann ich das Gleiche nicht auch von den China-Modulen sagen? Wer 
weß, ob es dieselben noch in einem Jahr geben wird. Sicher wird es 
"irgendwelche" RF-Module aus dem Reich der Mitte immer geben, aber es 
macht (außer dem Preis) für mich keinen Unterschied, ob ich die Module 
von LPRS nehme oder irgendwelche billigen Teile.

Ich weiß nur, dass meine Versuche, ein RFM12 zum Senden zu bewegen, vor 
Jahren so kläglich gescheitert sind, dass ich mich bis jetzt mit RF 
nicht mehr beschäftigt hatte. Dass ich mich damals höchstvermutlich 
einfach zu blöd angestellt hatte, ist mir ziemlich klar . Aber ich will 
jetzt einfach mal Module ausprobieren, zu denen die Doku besser ist als 
zu den RFM12 von damals.

Jörg W. schrieb:
> Eine ordentliche Antenne für 434 MHz ist ziemlich groß.  Wenn du aber
> dort am Attribut „ordentlich“ sparst, dann ist sie sofort ihren
> theoretischen Vorteil des besseren Freiraum-Gewinns los, denn der
> basiert ja nur auf ihren im Vergleich zu 868 MHz größeren Abmessungen.

Kannst Du mir kurz sagen, was eine "ordentliche" Antenne ausmacht?
Fallen die Antennen hier 
(http://www.lprs.co.uk/wireless-modules/antennas/whip-antennas.html) 
unter "ordentlich"?

Es ist mir etwas peinlich, so dumm fragen zu müssen, aber ich bekomme 
langsam das Gefühl, dass es mit Drahtlos-Kommunikation mehr auf sich 
hat, als ich mir bisher Gedanken dazu gemacht habe... ;-|

Ich bedanke mich nochmal bei allen, die sich die Zeit genommen haben, 
mir zu antworten und etwas zu erklären.

von Kurt B. (kurt-b)


Lesenswert?

Tobias S. schrieb:

>
> Kannst Du mir kurz sagen, was eine "ordentliche" Antenne ausmacht?
> Fallen die Antennen hier
> (http://www.lprs.co.uk/wireless-modules/antennas/whip-antennas.html)
> unter "ordentlich"?
>

"Ordentlich ist eine Antenne dann wenn sie in Resonanz gebracht werden 
kann. Ob du ein Stück Draht anlötest oder dranschraubst (in den 
gezeigten Antennen ist wohl auch nur ein Draht drin) ist ziemlich egal.

Eine (50 Ohm) Antenne braucht ein "Gegengewicht", heisst eine 
Metallfläche die mind. 1/4 Wellenlänge gross ist, auch ein zweiter Draht 
erledigt das (die Antenne ist dann eine Dipolantenne.

Gurgle mal unter GP-Antenne und Dipolantenne.

Es kommt nicht auf "die Antenne" drauf an, sondern darauf ob sie in 
Resonanz zur Sende/Empfangsfrequenz geht ohne dass sie "elektrisch" 
verändert, also nicht künstlich verlängert und so werden muss.


 Kurt

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Kurt B. schrieb:
> Ordentlich ist eine Antenne dann wenn sie in Resonanz gebracht werden
> kann.

Kurt, bitte halte dich mit deinen Theorien zurück.  Die darfst du in
deinem eigenen Thread diskutieren.

Resonanz ist keine Bedingung für eine ordentliche Antenne, sie macht
es nur einfacher, diese an den Sender anzupassen.  Auch eine nicht
resonante Antenne kann prima abstrahlen, wenn sie groß genug ist.

Tobias S. schrieb:
> Kannst Du mir kurz sagen, was eine "ordentliche" Antenne ausmacht?

Ihre Abmessungen.  Grob gesagt, die Abmessungen der Strukturen sollten
zumindest in einer Richtung λ/2 erreichen.

> Fallen die Antennen hier
> (http://www.lprs.co.uk/wireless-modules/antennas/whip-antennas.html)
> unter "ordentlich"?

An obigem Kriterium gemessen merkst du schon, dass die dort gezeigten
Antennen alle verkürzt sind, d. h. sie bringen nicht die Effizienz
eines Dipols.  Die Datenblätter haben keinerlei Diagramme, weder für
die Abstrahlung noch für die Anpassung, auch eine Gewinnangabe sucht
man vergeblich.  Auch gibt es keine Angabe, ob diese für den Betrieb
auf einer größeren Metallfläche angebracht werden müssen (klassischer
Monopol, der zwar mit λ/4 in der Vertikalen auskommt, aber auf einer
Fläche von λ/2 Durchmesser stehen muss [diese Anmerkung von Kurt war
korrekt]), oder ob es ein verkürzter Dipol (eigentlich λ/2 lang) ist,
der so eine Fläche nicht benötigt.

Der rechnerische Einfluss der Frequenz auf die Freiraumformel lässt
sich ganz einfach dadurch erklären, dass bei dieser die größeren
Abmessungen einer Referenzantenne bei größerer Wellenlänge eingeht.
Als Beispiel: es ist kein grundlegendes Problem, auf 7 MHz mit nur
100 mW eine Verbindung über 700 km nach Frankreich aufzubauen, aber
die verwendete Antenne hat dann eben Abmessungen von 20 m.  Wenn
man gleich große Strukturen (sinnvoll angeordnet) für 2,4 GHz benutzen
würde, dann könnte man dort mit 100 mW auch beachtliche Entfernungen
überbrücken, wobei sich dies in der Freiraumformel als entsprechend
hoher Antennengewinn ausdrücken würde.

Summa summarum: je kleiner die Antenne, desto schlechter funktioniert
das mit dem Funk.  Hohe Frequenzen machen die Anpassung an kleine
Antennen einfacher, aber dennoch „kommt weniger rüber“ als bei einer
größeren Antenne.

Hier mal ein Beispiel für eine Antenne entsprechender Länge für 400 MHz:

http://www.joymax.com.tw/E/product-show/cid-450--pid-1136.html

(Datenblatt gibt's leider nur mit Login.)

Selbst diese vergleichsweise lange Antenne wird gerade mal mit 1 dBi
angegeben, das ist immer noch schlechter als ein Dipol (2,15 dBi).

von Harald W. (wilhelms)


Lesenswert?

Tobias S. schrieb:

> ich bekomme langsam das Gefühl, dass es mit Drahtlos-Kommunikation
> mehr auf sich hat, als ich mir bisher Gedanken dazu gemacht habe... ;-|

Ja, wer Funk kennt, nimmt Kabel. :-)

von ./. (Gast)


Lesenswert?

> Hehe, kann ich das Gleiche nicht auch von den China-Modulen sagen? Wer
> weß, ob es dieselben noch in einem Jahr geben wird. Sicher wird es
> "irgendwelche" RF-Module aus dem Reich der Mitte immer geben, aber es
> macht (außer dem Preis) für mich keinen Unterschied, ob ich die Module
> von LPRS nehme oder irgendwelche billigen Teile.

Die Billigteile machen nichts ausser Modulieren und Demodulieren.
Das ist der kleinste gemeinsame Nenner.
Um das Protokoll muss oder darf man sich selber kuemmern.

Und: Blanke Transmitter und Receiver wird man immer kaufen koennen.

von Kurt B. (kurt-b)


Lesenswert?

Jörg W. schrieb:

>
> Resonanz ist keine Bedingung für eine ordentliche Antenne, sie macht
> es nur einfacher, diese an den Sender anzupassen.  Auch eine nicht
> resonante Antenne kann prima abstrahlen, wenn sie groß genug ist.
>

Wenn sich eine Resonanzstelle findet dann strahlt auch ein zu grosse 
Antenne ab, siehe 5/8 usw.

Wird sie ausserhalb ihrer Resonanz betrieben dann passt der Fusspunkt 
nicht denn es tritt Blindstrom auf.
Ist sie in Resonanz ist der Blindstrom minimal.
Blindstrom kommt wegen Phasenverschiebung wegen falscher 
Signallaufzeiten auf dem Schwingkreisgebilde "Antenne" zustande.

 Kurt

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Kurt, darum geht es hier nicht.  Bitte lass deine Resonanztheorien
aus diesem Thread raus.  Wenn du denkst, dass du über nichtresonante
Antennen diskutieren willst, dann bitte in einem separaten Thread.

Wir sind uns einig, dass λ/2 eine sinnvolle Mindestgröße ist, das
genügt für Tobias als Anhaltspunkt.  Bei allem, was kleiner ist, leidet
die Effizienz.

von Kurt B. (kurt-b)


Lesenswert?

Harald W. schrieb:
> Tobias S. schrieb:
>
>> ich bekomme langsam das Gefühl, dass es mit Drahtlos-Kommunikation
>> mehr auf sich hat, als ich mir bisher Gedanken dazu gemacht habe... ;-|
>
> Ja, wer Funk kennt, nimmt Kabel. :-)

Wer Kabel kennt und transiente Überspannungen und Einstreuungen und 
Mantelströme und Nager und Bagger ... der nimmt Funk.


 Kurt

von Joachim B. (jar)


Lesenswert?

Harald W. schrieb:
> Ja, wer Funk kennt, nimmt Kabel

bin ich froh das ich genug Kabel bei Einzug verlegt habe, da war an wlan 
noch nicht zu denken, heute habe ist im Wohnzimmer keinen genügenden 
wlan Empfang aber ein Kabel liegt und RJ45 konnte ich nachrüsten.

./. schrieb:
> Die Billigteile machen nichts ausser Modulieren und Demodulieren

und können nicht mal AM ODER FM oft nur AM, wer AM und FM kann ist etwas 
schwierer zu programieren.

Diese Wlan Stummelantennen am Router hatte ich auch mal per 
Kabelverlängerung aus dem Holzkasten vom Router befördert, hat aber nix 
geholfen, heutige Router kommen eh mit Haiflossen und da ist nix mit 
Wlan Antenne verlegen.

Kabel bleibt Kabel, aber vom Switch 8-16 Kabel verlegen macht genauso 
wenig Spass wie überall dauerstromfressende Switche aufzustellen.

Ich war gestern sehr erschrocken wie schnell sich so ein 8-Switch füllt

Wohnzimmer:
Einspeisung -> mediaPI, bastelPI, TV, NAS, PC1, PC2, PC3 VOLL alle 8 
belegt
osmcPI muss mit dem PC3 tauschen wahlweise

von Kurt B. (kurt-b)


Lesenswert?

Jörg W. schrieb:
> Kurt, darum geht es hier nicht.  Bitte lass deine Resonanztheorien
> aus diesem Thread raus.  Wenn du denkst, dass du über nichtresonante
> Antennen diskutieren willst, dann bitte in einem separaten Thread.
>
> Wir sind uns einig, dass λ/2 eine sinnvolle Mindestgröße ist, das
> genügt für Tobias als Anhaltspunkt.  Bei allem, was kleiner ist, leidet
> die Effizienz.

Sind wir.
Jetzt erklär ihm bitte noch wie er selber erkennen kann ob eine Antenne 
was taugt oder nicht, das mit den dB und dem isotopen Rundstrahler und 
warum der Dipol 2,15 dBi auf die Waage bringt, und auch den Unterschied 
zwischen dB und dBi.

(und das eine Antenne einen/mehrere Frequenzbereich(e) hat in denen sie 
gut funktioniert. (falls er mehr wissen will, naja dann können wir uns 
ja anderswo argumentativ drüber streiten was richtig ist und was 
nicht.))


 Kurt

von Tobias S. (x12z34)


Lesenswert?

Entschuldigt bitte, dass ich erst so spät antworte.
Vielen Dank für Eure teilweise sehr ausführlichen und erklärenden 
Antworten.

Jörg W. schrieb:
> An obigem Kriterium gemessen merkst du schon, dass die dort gezeigten
> Antennen alle verkürzt sind, d. h. sie bringen nicht die Effizienz
> eines Dipols.

Ich nehme für mich als Quintessenz mit, dass ich mich nach einer 
lambda/2 Antenne umsehen sollte.

Kurt B. schrieb:
> Jetzt erklär ihm bitte noch wie er selber erkennen kann [...]

Machen wir es so: Wenn ich die Funkmodule bei mir habe und ich sie nicht 
zum Laufen bekomme, dann werde ich mich wieder vertrauensvoll an Euch 
wenden und Euch mit meinen Fragen bombardieren ;-)

Bis dahin Alles Gute Euch allen.

von Matze (Gast)


Lesenswert?

Tobias S. schrieb:
> - Die maximale Sendeleistung des Moduls ist bei 870MHz geringer (5mW
> gegenüber 10mW)

Finde die höhere Frequenz + niedrigere Sendeleistung bei 870MHz 
nachteilig.
Laut Formel: L[db]=20log(Freq[MHz])+20log(entfern[Km])+32,4dB für LOS.


Für r=100m und 430Mhz = 65dB
Für r=100m und 780Mhz = 71,19dB

So ist die Empfangsleistung bei 870MHz um ~10dB geringer.

Wenn bei 430MHz keine angepasste Antenne λ=697mm --> z.b. Groundplane 
mit 174mm realisiert werden kann 870Mhz durchaus besser sein.
Bei 870MHz würden 86,2mm reichen.

von Matze (Gast)


Lesenswert?

Nachtrag:

So ergibt sich bei 430MHz und r=280m die gleiche Empfangsleistung
wie bei 870MHZ und r=100m.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Matze schrieb:
> Bei 870MHz würden 86,2mm reichen.

Nicht vergessen, dass die „ground plane“ doppelt so groß im Durchmesser
sein muss.

Ja, das kann schon ein entscheidender Faktor sein.  Wenn man diese
Fläche weglässt, macht die Antenne „irgendwas“, was gut und gern
deutlich mehr als deine 10 dB schlechter sein kann.

von Matze (Gast)


Lesenswert?

Jörg W. schrieb:
> Nicht vergessen, dass die „ground plane“ doppelt so groß im Durchmesser
> sein muss.

Die Ground-Plane hat durch die Radials eine definierte 'Fläche'.
Sollte das 'Gegendewicht' bei einem λ/2-Strab nur halb so groß sein?

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Matze schrieb:
> Sollte das 'Gegendewicht' bei einem λ/2-Strab nur halb so groß sein?

Der λ/2-Strahler ist “self contained”, er braucht kein irgendwie
geartetes „Gegengewicht“.  Allerdings speist man ihn normalerweise
(niederohmig) in der Mitte.  Am Ende wäre die Speisung hochohmig,
sodass man transformieren muss.  Gängige Variante dafür ist ein
λ/4-Sperrtopf (Sleeve Antenna).

Der Monopol (λ/4) entsteht ja aus dem Dipol, indem man die eine
Hälfte gewissermaßen „nach oben zieht“, zuerst wird sie kegelförmig,
danach ist es eine Kreisfläche, auf der der Monopol steht (eben die
“ground plane”).  Je nach Neigung ergeben sich verschiedene
Fußpunktwiderstände und Strahlungsdiagramme.  Bei der Antenne, die
man dann landläufig als “groundplane” bezeichnet, nimmt man statt
einer komplett ausgefüllten Fläche nur noch einzelne Stäbe, die
so genannten Radials.

von Sascha (Gast)


Lesenswert?

Hallo,
bitte die Frequenztoleranz bei 868MHz nach Gesetz beachten!
Bei 433 MHz ist es viel einfacher und preiswerter und die Reichweite ist 
deutlich besser.

Übrigens sind die Amateurfunker nicht deine Probleme bei 430MHz. Die 
sterben bald alle weg und Nachwuchs gibt es kaum. Dann haben die meisten 
gar kein Interesse ISM Geräte zu stören sondern wollen auch nur ohne 
gestört zu werden Funken.
Das 868MHz Band hat eher die Probleme durch LTE gestört zu werden.
Also ich würde das 433 MHz Band bevorzugen.

Sascha

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Sascha schrieb:

> bitte die Frequenztoleranz bei 868MHz nach Gesetz beachten!

EN 300220 sagt ±12 kHz für 434 MHz, ±12,5 kHz für 868 MHz.

> Bei 433 MHz ist es viel einfacher

Finde ich nicht.

> und preiswerter und die Reichweite ist
> deutlich besser.

Entsprechend größere Antennen vorausgesetzt (hatten wir ja schon
besprochen), ansonsten halt etwas bessere Durchdringung von
Mauerwerk.

> Übrigens sind die Amateurfunker nicht deine Probleme bei 430MHz. Die
> sterben bald alle weg und Nachwuchs gibt es kaum.

Nachwuchs gibt es schon, nur nicht mehr so viel wie früher.

> Dann haben die meisten
> gar kein Interesse ISM Geräte zu stören sondern

Das ist schon klar, aber so ein billiges 434-MHz-Modul stopfst du
auch dann noch mit 'ner Handfunke zu, wenn du ein paar MHz daneben
arbeitest.

> Das 868MHz Band hat eher die Probleme durch LTE gestört zu werden.

Die haben nur Zuweisungen bis 862 MHz.  Aber OK, wenn ein Handy direkt
daneben in diesem Bereich sendet, ist das nicht anders als mit der
Afu-Handfunke auf 430 MHz.

von Sascha (Gast)


Lesenswert?

Hallo,
@ Jörg Wunsch
EN 300220 sagt ±12 kHz für 434 MHz, ±12,5 kHz für 868 MHz.
richtig, das heißt die Frequenzstabilität des Quarzes muss/sollte ein 
TCXO werden, da es doppelt so gut sein muss wie auf 433MHz.
Dann muss noch der ganze Temperaturbereich des Quarzes mit einbezogen 
werden.
Ich habe eine solche Entwicklung gemacht und habe meinen Quarz selber 
via Software kompensiert und eingemessen in der Klimakammer......

Wenn man narrow FM auf 868MHz macht, also auch um die Reichweite noch 
halbwegs aufrecht zu halten ist eine Frequenzabweichung schon von 
+/-3KHz bereits tötlich.
Dann rechnet mal aus wie viel ppm das nur sind?

Punkt 2, man braucht einen SAW-Filter im Eingangskreis auf 868MHz um LTE 
zu blocken. Solche Umsetzer vor deiner Haustüre stopfen die 868MHz 
Empfänger locker zu. Die Sendeleistung ist einfach zu groß von den 
Teilen. Selbst wenn im Raum ein LTE-Teilnehmer Handy,Smartphone usw. ist 
gibt es problem.
Das haben wir leider alles bemerkt, weil Luftline 500m bei uns so ein 
Teil steht. Das Signal kam am Spektrumanalyzer mit kurzer Lamda 1/4 
Antenne mit -35dBm an. Da möchte ich mal wissen mit wie viel Power die 
eigentlich senden.

Unsere Lösung hatte dann zum Schluss sogar zwei SAW-Filter und einen LNA 
dazwischen dann war Ruhe und die Empfangsempfindlichkeit lag bei 
-127dBm.

Gruß Sascha

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Sascha schrieb:

> richtig, das heißt die Frequenzstabilität des Quarzes muss/sollte ein
> TCXO werden, da es doppelt so gut sein muss wie auf 433MHz.

Ich denke nicht, dass der Faktor 2:1 da noch so viel ausmacht.  Ein
TCXO ist ja mindestens Faktor 10 besser als ein normaler Quarz.

Wenn du schmalbandig genug bist, brauchst du den, ja, aber dann
würdest du ihn bei vergleichbarer Bandbreite auch auf 434 MHz
brauchen.

> Punkt 2, man braucht einen SAW-Filter im Eingangskreis auf 868MHz um LTE
> zu blocken. Solche Umsetzer vor deiner Haustüre stopfen die 868MHz
> Empfänger locker zu.

Die direkt vor der Haustür nicht, die strahlen über dich hinweg. :)
Da ist das Handy im Raum schlimmer.

> Das haben wir leider alles bemerkt, weil Luftline 500m bei uns so ein
> Teil steht.

Das dürfte der pathologische Fall sein. :/

> Das Signal kam am Spektrumanalyzer mit kurzer Lamda 1/4
> Antenne mit -35dBm an. Da möchte ich mal wissen mit wie viel Power die
> eigentlich senden.

EIRP viel, PEP gar nicht so viel.  Die haben extrem gut (in der
Vertikalen) bündelnde Antennen.

> Unsere Lösung hatte dann zum Schluss sogar zwei SAW-Filter und einen LNA
> dazwischen dann war Ruhe und die Empfangsempfindlichkeit lag bei
> -127dBm.

Für das Billiggeraffel wird man froh sein, wenn man auf -100 dBm
kommt.  Aufwändige Frequenzstabilisierung oder Vorfilterung wird
da nirgends gemacht.

Wie gesagt, ich sehe da keinen prinzipiellen Unterschied zwischen
434 und 868 MHz, die 2:1 machen so viel nicht aus.  Wenn ma gut
werden will, muss man bei beiden Aufwand treiben, aber die meisten
Leute wollen ja nur billig sein, der komplette Funkkram darf dann
am besten grad mal 10 Euro für ein Paar kosten.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.