Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik FSB50550A Inverter du/dt herabsetzen wegen EMV Problem


von Sciro (Gast)


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Hallo,
ich habe ein EMV Problem mit einer Motorsteuerung bestehend aus STM32 
(8MHz Quarz, 24MHz intern) Controller, der per FOC einen Fairchild 
FSB50550A (Smart Power Module) ansteuert (PWM 15kHz) und alles wird von 
einem AC/DC Schaltregler (ST Viper06LS, 60kHz) versorgt. Im Bereich 
6-9MHz werden die Grenzwerte nach 55014 QP überschritten wenn ich mich 
mit der Hand annähere oder Metall in direkter Nähe ist. Im Moment kann 
ich nur leitungsgeführte Störungen 150kHz-30MHz messen, für gestrahlte 
Messung fehlt mir leider die Ausrüstung...
Bei anderen sehr ähnlichen Steuerungen (gleiche beteiligte ICs) werden 
Grenzwerte eingeahlten. Allerdings ist die Schaltung dann komplett im 
Metallgehäuse und Schutzklasse I. Beim Problemfall jetzt hab ich nur ein 
Kunststoffgehäuse (schutzisoliert), das kann auch nicht geändert werden.
Die Y-Kondensatoren des Netzfilters sind nun so gut wie wirkungslos, der 
Netzfilter hat Cx1=CX2=100n, Common Mode Choke 10mH, Cy1=Cy2=4n7.
Wenn ich den Viper messe mit STM32, der in einer Endlosschleife nix 
macht, also ohne Inverteransteuerung liege ich weit unterm Grenzwert, 
also schliesse ich Controller und Schaltregler als Problemquelle mal 
aus.
Ich möchte jetzt die Anstiegsgeschwindigkeit der Motorphasen etwas 
langsamer machen. Bisher messe ich so um 50ns, d.h. das Frequenzspektrum 
nimmt erst ab 1/(PI*tr) = 6,4MHz ab. Das passt ja auch zu meinem 
Störbereich (6-9MHz).
Nur wie kann ich das erreichen? Ein Sinusfilter oder ähnliches scheidet 
aus Kosten- und Platzgründen aus, ich muss das irgendwie anders 
hinbiegen.

von Thomas (kosmos)


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wenn die Schattransis durch die langsameren Flanken nicht zu warm werden 
vielleicht ein paar sehr kleine Kerkos an die Gates setzen um die 
Flanken etwas abzuflachen.

von Sciro (Gast)


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Habe bisher nur Vorwiderstände in den Logikeingängen des Invertermoduls.
Das Problem ist ja, dass danach intern im Invertermodul weitere Stufen 
folgen (Blackbox), u.a. für die High-Side-Ansteuerung eine 
Bootstrap-Scahltung. Ich hatte jetzt nicht gedacht, dass sich die 
flacheren Flanken durch ein RC-Glied an den Logikeingängen bis zu den 
Endstufen erhalten. Muss ich mal testen, wenn das so einfach geht, wär 
ja super! Manchmal denkt man einfach zu kompliziert...

von Alex (Gast)


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Sciro schrieb:
> Habe bisher nur Vorwiderstände in den Logikeingängen des
> Invertermoduls.
> Das Problem ist ja, dass danach intern im Invertermodul weitere Stufen
> folgen (Blackbox), u.a. für die High-Side-Ansteuerung eine
> Bootstrap-Scahltung. Ich hatte jetzt nicht gedacht, dass sich die
> flacheren Flanken durch ein RC-Glied an den Logikeingängen bis zu den
> Endstufen erhalten. Muss ich mal testen, wenn das so einfach geht, wär
> ja super! Manchmal denkt man einfach zu kompliziert...
- Ggf. könnte das Layout optimiert werden?
- Ggf. können Kondensatoren an den Collector-Emitter Pins helfen, das 
dv/dt zu schwächen.

Gruß,
Alex

PS: Interessantes Thema

von Sciro (Gast)


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Erstmal danke dass ich hier so schnell Antworten bekomme!

Also Layout hab ich schon komplett umgestellt, dabei wurde u.a. eine 
komplette GND-Lage eingeführt und die Lage der Bauteile geändert - ohne 
Besserung.

Was ich schon probiert habe:

- diverse Netzfilterauslegungen von Cx=100n ... 1µF, Common Mode Choke 
10mH ... 100mH, zusätzlich mit/ohne Längsdrosseln 2,2mH

- zusätzlicher Zwischenkreikondensator 100nF parallel zum Elko

- Längsdrosseln in den Motorleitungen (U, V, W) je 2,2mH

Ich habe aber auch keine Hinweise auf zuviel parasitäre Induktivität 
durch ungünstiges Layout, ich sehe keine Überschwinger.

Ich denke ich hab es mit Gleichtaktstörströmen zu tun, denn:

1) haben die Längsdrosseln im Netzfilter und größere Cx (die ja 
Gegentaktstörungen filtern) nichts gebracht

2) die Störströme scheinen sich gegen Erde zu schließen, d.h. die 
Störungen werden größer bei Annäherung mit der Hand oder Metallteilen

Meine Theorie:
Wird der Motor (mit integriertem Inverter+Ansteuerung) am Metallteil 
befestigt (aber elektrisch isoliert natürlich) kommt es zur kapazitiven 
Kopplung. Kapazitive Kopplung macht sich nach meiner Erfahrung besonders 
bei höheren Spannungen und größerem du/dt störend bemerkbar. Und die 
Wicklungen im Motor bekommen eben ihre 325V mit t_rise/t_fall ca. 50ns.
Da die Spannung fix ist und ich die Koppelkapazität nicht ändern kann, 
ohne die Konstruktion zu beeinflussen, muss also das du/dt runter.

Hat jemand Erfahrungen mit integrierten Invertern oder Schaltreglern mit 
Bootstrapschaltung, die ja ähnlich arbeiten, und weiss wie man die 
Schaltflanken beeinflussen kann auch wenn die Gates nicht direkt 
herausgeführt sind?

von Thomas (kosmos)


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ich denke dann bringt mein Vorschlag nichts, ich dachte du hast da 
Zugriff auf das letzte Glied die Leistungstransis und könntest deren 
Ansteuerung etwas abmildern.

von Sciro (Gast)


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Ich hab nochmal bei Fairchilds FSB50xxx Familie von integrierten 
Invertern (Smart Power Modules) nach Infos gesucht und gefunden. 
Natürlich steht bei allen in der Zusammenfassung auf der Website und im 
Datenblatt "Optimized for low electromagnetic interference". Aber schaut 
man mal genauer hin, gibt es bei den unterschiedlichen Bezeichnern der 
Bauteile neben Gehäusevarianten auch Unterschiede in den 
Schaltgeschwindigkeiten, z.B. von t_on=600ns bis t_on=2800ns! Da sollte 
mal an prominenter Stelle drauf hingewiesen werden, das hat mich jetzt 
einen Tag gekostet....
Naja, jedenfalls werde ich mal einen Pin kompatiblen langsameren 
probieren.

Manchmal hilft ja schon, wenn man sich etwas austauscht :-)
In diesem Sinn nochmals danke und einen schönen Abend.

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