Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Beidraht in Fernmeldekabel als Masse benutzen?


von Tobby (Gast)


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Hi

Ich möchte 1-Wire in der Wohnung verlegen, um ein paar Sensoren 
anzuschließen. Habe dafür Fernmeldekabel J-Y(ST)Y mit 2x2x0,6mm² 
gekauft. Diese enthalten nun neben den beiden Doppeladern noch eine 
weitere blanke Kupferader, also den Beidraht, der (da blank) natürlich 
direkt mit der Schirmung verbunden ist.

Kann und darf ich diesen Draht als GND/Masse benutzen? Dann könnte ich 
GND, 5V, 1-Wire, 1-Wire-Return (für längere Abzweige) auch noch eine 
weitere Ader für eine weitere Spannung (z.B. 12V oder 24V für Aktoren) 
mit durchs Kabel schicken.

Oder macht man das nicht?

von Timm T. (Gast)


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Tobby schrieb:
> Kann und darf ich diesen Draht als GND/Masse benutzen?

Klar kannst Du das machen. Mußt halt damit rechnen, daß sich der Schirm 
Störungen einfängt, als schön an Masse anbinden, möglichst nahe am 
Netzteil.

Und schauen, ob der Beidraht dick genug ist, manchmal wird da nur dünnes 
Zeug reingemacht oder es ist gar dieses eklige Alu-Kupfer-Gemisch oder 
verkupfter Eisendraht.

von Tobby (Gast)


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Alles klar, danke!

Timm T. schrieb:
> Und schauen, ob der Beidraht dick genug ist, manchmal wird da nur dünnes
> Zeug reingemacht oder es ist gar dieses eklige Alu-Kupfer-Gemisch oder
> verkupfter Eisendraht.

Der Beidraht ist genau so dick wie die anderen. Und CCA 
(Copper-coated-Aluminium) - also dieses ekelige Alu-Kupfer-Gemisch sind 
eh alle Adern :D

von Harald W. (wilhelms)


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Tobby schrieb:

> Der Beidraht ist genau so dick wie die anderen. Und CCA
> (Copper-coated-Aluminium) - also dieses ekelige Alu-Kupfer-Gemisch sind
> eh alle Adern :D

Leicht OT: Mir sind solche Leitungen noch nicht untergekommen
(oder ich habe es nicht bemerkt). Kann man die denn normal
verlöten und was haben sie sonst noch für Nachteile?

von Tobby (Gast)


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Harald W. schrieb:
> Leicht OT: Mir sind solche Leitungen noch nicht untergekommen
> (oder ich habe es nicht bemerkt). Kann man die denn normal
> verlöten und was haben sie sonst noch für Nachteile?

Du meinst dir sind noch keine CCA-Leitungen untergekommen? Och die habe 
ich schon häufiger gesehen. Insbesondere, wenn man dicke Kabel für wenig 
Geld kaufen will, stößt man öfter darauf. Bei Lautsprecherkabeln ist das 
ein sehr beliebter Trick. Man will Kabel aus 100% Kupfer (manchmal auch 
als 100% OFC-Kupfer [Oxygen-free-Copper] bezeichnet) kaufen und die 
Verkäufer schreiben "100% CCA Kupfer" oder ähnlichen "Bullsh**" dran. 
Das Kabel bzw. die Litze ist dann eigentlich aus Aluminium, wird aber 
außen mit Kupfer beschichtet.

Sieht auf den ersten Blick aus wie Kupfer, da rötlich schimmernd und ist 
sogar praktisch, da deutlich flexibler als echtes Kupferkabel. Aber in 
Wirklichkeit ist es eben nur Alu mit einem Tick besseren 
Übergangswiderstand - sowie einem niedrigeren Widerstand bei höheren 
Frequenzen, wo die Ströme aufgrund des Skin-Effekts eh nur an der 
Oberfläche entlang fließen.

Die Irreführung mit "100% CCA-Kupfer" gehört verboten, aber ansonsten 
sind das per se keine schlechten Kabel. Man muss sich halt nur im Klaren 
sein, dass man eigentlich Aluleitungen bekommt und keine 
Kupferleitungen.

Wenn man auf die blanken Enden von vorne draufschaut, kann man auch 
meist erkennen, dass es Alu ist (wenn die Litzen nicht zu dünn sind) und 
man kann die obere Kupferschicht auch abkratzen. Bei der normalen 
Verwendung und dem Verlöten sind mir bisher keine Probleme 
untergekommen.

von Harald W. (wilhelms)


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Tobby schrieb:

> Die Irreführung mit "100% CCA-Kupfer" gehört verboten,

...und warum, wenn dieses Material keine Nachteile gegenüber
normalen Kupfer hat? Das man einen etwas grösseren Querschnitt
für gleiche Verluste braucht, muss man natürlich berücksichtigen.
Bei dicken Kabeln ist dann das geringere Gewicht bei gleicher
Leitfähigkeit ein grosser Vorteil.

von Andreas (Gast)


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> ...und warum, wenn dieses Material keine Nachteile gegenüber
normalen Kupfer hat?

- Wenn das Kupfer weg ist (abgeschabt, oxidiert) kann man es nur schwer 
löten
- Kupfer lässt sich länger hin und her biegen, bevor es bricht
- Bei starken Strömen könnte es sich bemerkbar machen

Ansonsten ist die Bezeichnung halt etwas irreführend, insbesondere wenn 
man das noch nicht gesehen hat

MfG,
Andreas

von Timm T. (Gast)


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Harald W. schrieb:
> ...und warum, wenn dieses Material keine Nachteile gegenüber
> normalen Kupfer hat?

Da Alu immer unter Druck "fließt" - man denke an die Schraubklemmen bei 
Aluinstallationen in der Zone - mag ich das Zeug auch nicht gern auf 
LSA-Leisten auflegen.

Harald W. schrieb:
> Mir sind solche Leitungen noch nicht untergekommen

Die billigen Telefonkabel auf Rolle bei Pollin sind CCA, zumindest hatte 
ich da mal eine her. Bei billigen Netzwerkkabeln wird es auch gern 
genommen.

von Harald W. (wilhelms)


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Timm T. schrieb:

> Da Alu immer unter Druck "fließt"

Das wäre natürlich ein deutlicher Unterschied zu Kupfer,
welches normalerweise nicht fliesst. Relevant ist das
natürlich nur bei Massivdraht und nicht bei Litze.

von Jörg E. (jackfritt)


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Ich kenne jede Menge Starter Kabel mit dem Zeug. Wäre mal interessant 
wie gut die sich bei hohen Strömen schlagen. Ich trau dem Zeug nicht so 
Recht.

Edit erklärt es
http://m.heise.de/tr/artikel/Alu-statt-Kupfer-1211414.html

: Bearbeitet durch User
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