Hallo, wie der Betreff schon sagt, würde mich interessieren, ob in Fernost tatsächlich gefälschte Atmegas angeboten werden. Hin und wieder hört man gerüchteweise davon - bei U-tube gibt es auch einige Videos zum Thema. Ein offensichtlich gefälschter Atmega ist mir persönlich allerdings noch nie untergekommen und ich kann mir eigentlich auch nur schwer vorstellen, dass es mit vertretbarem Aufwand möglich ist, solche vergleichsweise komplizierten Chips nachzubauen. Eher könnte ich mir vorstellen, dass es sich bei den Billigangeboten bei Aliexpress und ähnlichen Plattformen um Ausschussware aus der regulären Atmega-Produktion handelt. Wie denkt Ihr über das Thema?
Auf jeden Fall werden in China alle ICs die sich irgendwie zu Geld machen lohnt mit neuem Aufdruck und frisch ausgerichteten und verzinnten Pins als Neuware verkauft. Es ist echt beeindruckend wie viele Chips von Atari und Commodore immer wieder zu hunderten irgendwo gefunden werden. 100% Original und NOS! ;-)
Bei DDS-Chips habe ich das selber mal erlebt und auch öfter Berichte aus zweiter Hand erhalten von solchen plumpen Produktfälschungen. In der Regel funktionieren solche Chips entweder nur mit Abstrichen oder gar nicht. Bei Youtube hatte ich neulich ein Video gesehen, in dem offensichtlich funktionierende Atmegas aus China vorgestellt wurden, die erstens sehr günstig gewesen sein sollen und zweitens einen ganz schlechten Stempel hatten. Der Urheber des Videos ist der festen Überzeugung, dass es sich um in China geklonte Atmegas handelt.
Sparkfun hatte vor Jahren mal über welche berichtet: https://www.sparkfun.com/news/395 https://www.sparkfun.com/news/384 Da war einfach ein komplett anderer Chip drin der gar nichts mit "Mikrocontroller" zu tun hatte.
Daniel C. schrieb: > Der Urheber des Videos ist der festen Überzeugung, dass es sich um in > China geklonte Atmegas handelt. Das sieht heise/make auch so: http://www.heise.de/make/meldung/Arduino-Clone-mit-China-ATmega-2064282.html Ältere "klassische" AVRs werden wohl auch von einem weißrussischen Hersteller nachgebaut: https://de.wikipedia.org/wiki/Atmel_AVR#AVR-kompatible_Mikrocontroller_und_Nachbauten
Wobei die Chinesen dem Nachbau des ATmega88A ein paar nützliche Erweiterungen mit auf den Weg gaben. Einfach abgekupfert ist er nicht: http://www.lgt-semi.com/?page_id=5267&lang=en Unterschiede: http://www.lgt-semi.com/wp-content/uploads/2013/07/LGT8F88A_vs_ATMega88A.pdf Migration Guide: http://www.lgt-semi.com/wp-content/uploads/2013/12/migrating_from_atmega88_to_lgt8f88a_v1.0.pdf Wer also grad einen ATmega88A sucht, der auch offiziell mit 20MHz getaktet werden kann... Anfängerkompatibler ist er auch, weil man sich mangels Clock-Fuses den Takt nicht unterm Arsch wegziehen kann. Das wird zur Laufzeit programmiert.
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@A.K. Ich habe diesen Kontroller zu kaufen versucht, bekam aber überall das Wort: "Discontinuet" zu lesen. Zumindest ist Eines sicher: Wenn die Produktion von AVR der Tiny- und Mega-Serie vom Originalhersteller eingestellt wird, gibt es Leute, die Wissen und die technischen Möglichkeiten haben, für Ersatz zu sorgen. mfG Paul
Daniel C. schrieb: > Eher könnte ich mir vorstellen, dass es sich bei den Billigangeboten bei > Aliexpress und ähnlichen Plattformen um Ausschussware aus der regulären > Atmega-Produktion handelt. Ein Gerücht, welches irgendwie nicht aus der Welt zu bekommen ist. Jeder glaubt wohl, dass man in Taiwan in der Fab da einfach nur mal schnell in die Kiste mit dem Ausschuss langen müsste … Was es aber in der Tat gibt (habe neulich Fotos zugesandt bekommen), sind eben diese „recycelten“ ATmegas, bei denen natürlich dann auch die Bezeichnung „nicht ganz korrekt“ ist. Da werden einfach hornalte Bauteile neu gestempelt, und so wird schon auch mal aus einem alten ATmega128 angeblich ein ATmega128A. Diese Art Fälschung wird recht offensichtlich, wenn man die Bauteile umdreht: Vorder- und Rückseite haben unterschiedliche Datecodes, die auf der Rückseite (auf dem Foto waren mehrere zu sehen) waren auch schön kunterbunt. Beeindruckend war eigentlich, wie sauber sie die Pins dabei bekommen haben. Denen sah man wirklich nicht an, dass die Bauteile nicht neu sind.
Daniel C. schrieb: > Ausschussware aus der regulären Atmega-Produktion handelt. Das Zweifel ich sehr stark an. Ausschuss wird bei solchen Firmen gleich vernichtet. Die werden ihren guten Ruf bestimmt nicht so einfach aufs Spiel setzen. Ausgelötet kann mit Sicherheit auch nicht als neu verkauft werden. So sauber bekommt man die wohl kaum. Ich selber hab mal PIC aus obskuren Quellen in China gekauft. War alles OK. Hatte aber auch mal ein Maxim IC (vergessen welchen, CAN Bus?) das war Fake und ging 'teilweise'. Unter dem X-Ray sah es ganz anders aus. Beim Test in der Klimakammer sind die dann reihenweise ausgefallen.
Jan B. schrieb: > Ausgelötet kann mit Sicherheit auch nicht als neu verkauft werden. So > sauber bekommt man die wohl kaum. Ich hätte es auch nicht geglaubt, wenn ich nicht die Fotos gesehen hätte. Die Stempel auf der Rückseite waren ATmega128 von ca. 2007, auf der Vorderseite vorgeblich ATmega128A von 2015.
Och - die bereiten ICs erstaunlich gut auf. Ich habe mal bei ebay 10 gebrauchte parallele DIL - EEproms gekauft, die nicht mehr neu zu bekommen waren. Bei einem Stückpreis von etwa 2 Euro waren auch dort alle IC-Beine frei von jeglichen Löt oder Steckspuren. Perfekt ausgerichtet und neu verzinnt. Hier waren aber verschiedenste Herstellungschargen gemischt - und auch keine Neubeschriftung vorgenommen worden - waren ja auch als Gebrauchtware ausgewiesen. Aber selbst bei schwer beschaffbarer Gebrauchtware - und dann deutlich anziehenden Preise - könnte ich mir in Zukunft die Gefahr von Fälschungen vorstellen. Da würde ich Gebrauchsspuren eher als beruhigend einstufen ;) Ist ja wie mit Patina - und totalgefälschten Bugatti-Oldtimern im Neuzustand... --- Bei Atmel Controllern habe ich in einer seriös einzustufenden Veröffentlichung gelesen, dass in China auch "nicht ROHS" Ware in ROHS umgeschummelt wurde. vg Maik
Manche Fälschungen sind recht gut auf Anhieb zu erkennen: http://tb43.com/2010/11/27/plumpe-apple-faelschung-am-black-friday/ MfG Paul
Paul B. schrieb: > Manche Fälschungen sind recht gut auf Anhieb zu erkennen: Also für mich sieht das höchst authentisch aus, was hast du denn?
Maik .. schrieb: > Bei Atmel Controllern habe ich in einer seriös einzustufenden > Veröffentlichung gelesen, dass in China auch "nicht ROHS" Ware in ROHS > umgeschummelt wurde. Was ist eigentlich der Unterschied zwischen ROHS und "nicht ROHS" bei ICs?
Uhu U. schrieb: > Was ist eigentlich der Unterschied zwischen ROHS und "nicht ROHS" bei > ICs? Die Verzinnung der Anschlüsse, nehme ich an. mfG Paul
Uhu U. schrieb: > Was ist eigentlich der Unterschied zwischen ROHS und "nicht ROHS" bei > ICs? Oftmals wirklich nur die Deklaration, der natürlich wiederum eine Analyse vorangegangen ist, um festzustellen, ob (und in welcher Menge) da RoHS-relevantes Material enthalten ist. Bei der Verzinnung könnte es Unterschiede geben: galvanisch war es schon immer einfacher, reines Zinn abzuscheiden, aber wenn die Verzinnung in einem Tauchbad erfolgt ist, dann könnte das früher schon SnPb gewesen sein.
Maik .. schrieb: > Bei Atmel Controllern habe ich in einer seriös einzustufenden > Veröffentlichung gelesen, dass in China auch "nicht ROHS" Ware in ROHS > umgeschummelt wurde. Dann muessen die ICs aber ueber 10 Jahre alt sein. Nicht RoHS ist sehr schwer zu bekommen und teurer! Macht aber bei ICs keinen Sinn, da man RoHS Teile auch verbleit verarbeiten kann.
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