Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Handberührung erkennen


von Jonathan (Gast)


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Hallo,

ich komme aus der Informatik-Ecke und bin leider etwas unbeholfen was 
Elektrotechnik angeht.

Im Groben will ich mir eine Lampe bauen, die man durch Berühren des 
Lampenschirms dimmen kann. Das Problem, das sich mir stellt, ist wie ich 
genau dieses Berühren durch einen Finger oder eine Hand registrieren 
kann.

Meine Idee bisher ist, dass ich einen Pin des Mikrocontrollers 
(Digispark Pro) als Output nehme und durchgehend eine Spannung anlege. 
Diesen Pin verkabel ich mit dem Lampenschirm aus Aluminium. Ein zweites 
Kabel führt von dem Schirm wieder auf einen Input Pin des MCs, den ich 
jeden Zyklus abfrage.

Sollte ich jetzt mit meiner Hand das Aluminium berühren, müsste die 
Spannung sich doch verändern und ich könnte die Veränderung am Pin 
beobachten, oder?

Wenn das so funktioniert, stellt sich noch die Frage, ob die normale 
Ausgangsspannung des Pins ausreicht oder evtl zu hoch ist, um 
bedenkenlos das Aluminium anfassen zu können. Der MC ist ~1,5m entfernt 
und über eine 1 mm² Ader verbunden.

Vielen Dank schon mal!

von Felix A. (madifaxle)


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Hier ist etwas, was dem nahe kommt:

https://www.youtube.com/watch?v=-_iV-Y2j5U0

Stichwort wäre z. B. Q-Touch (von Atmel), realisierbar unter anderem mit 
dem im Video zu sehenden Controller.

Nachtrag:
das Prinzip basiert auf einer Messung der Kapazität. Wird diese größer, 
weil du die Lampe anfässt, so erkennt der Controller darüber die 
Berührung.

: Bearbeitet durch User
von D. Schlunz (Gast)


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Hohe Anforderungen mit bescheidenem Wissen ...

von Jonathan (Gast)


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Felix A. schrieb:
> Hier ist etwas, was dem nahe kommt:
>
> Youtube-Video "Kapazitiver Berührungssensor mit ATMEGA8,
> Minimalschaltung"
>
> Stichwort wäre z. B. Q-Touch (von Atmel), realisierbar unter anderem mit
> dem im Video zu sehenden Controller.
>
> Nachtrag:
> das Prinzip basiert auf einer Messung der Kapazität. Wird diese größer,
> weil du die Lampe anfässt, so erkennt der Controller darüber die
> Berührung.

Vielen Dank, die Schaltung aus dem Video lässt sich ja sogar über den 
selben Pin realisieren und funktioniert ebenfalls mit den gedachten 5V 
des Pins. Fehlt nur noch ein großer Widerstand!

 Q-Touch scheint
D. Schlunz schrieb:
> Hohe Anforderungen mit bescheidenem Wissen ...

Mein Drang nach Wissen übersteigt die Höhe der Anforderungen. Das Dimmen 
über PWM ist kein Problem, mir fehlt nur der "sensorische" Part.

von W.A. (Gast)


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Hoffentlich handelt es sich um eine Niederspannungslampe. Sonst hätte 
der PE da auch noch ein Wörtchen mit zu reden.

von U. M. (oeletronika)


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Hallo,
> Jonathan schrieb:
> Im Groben will ich mir eine Lampe bauen, die man durch Berühren des
> Lampenschirms dimmen kann. Das Problem, das sich mir stellt, ist wie ich
> genau dieses Berühren durch einen Finger oder eine Hand registrieren
> kann.
Das alleine bringt ja nix. Man will ja bei Bedarf hoch oder runter 
dimmen.
Da braucht es schon mal 2 getrennte Sensorelemente. Mit nur einem wird 
das umständlich und sehr nervig.
Aber auch dann sind solche Touchlösungen oft unpraktisch.
Bei einem Drehknopf ist die Sache einfach und man kommt sehr schnell zum 
Ergebnis.
Bei Touch-Lösungen darf die Änderungsgeschwindigkeit einerseits nicht zu 
hoch sein, sonst bekommt man Zwischenstellungen nicht gut justiert aber 
wenn es langsamer geht, dann nervt es auch weil man eine Weile am 
Touchsensor bleiben muß, um eine größere Änderung eizustellen.

> Sollte ich jetzt mit meiner Hand das Aluminium berühren, müsste die
> Spannung sich doch verändern und ich könnte die Veränderung am Pin
> beobachten, oder?
Das wird so gar nicht stabil funktionieren.
Aluminium bildet eine sehr gut isolierende Oxidschicht.
Ist das ALU noch eloxiert, dann hat das Eloxal sehr gut 
isoliereigenschaften. Mit blanken Kontakten geht das max. bei 
Metallflächen mit verchromter Oberfläche oder nichtrostendem Stahl 
("Edelstahl"). Aber auch da ist solch Konzept eher instabil, z.B. wegen 
Verschmutzungen, Fingerschweiß oder auch sehr trockener Haut.

Deshalb macht man solche Sensoren auch auf anderer physikalischer Basis, 
z.B. als Kapazitive Sensoren.

> Wenn das so funktioniert, stellt sich noch die Frage, ob die normale
> Ausgangsspannung des Pins ausreicht oder evtl zu hoch ist, um
> bedenkenlos das Aluminium anfassen zu können. Der MC ist ~1,5m entfernt
> und über eine 1 mm² Ader verbunden.

Angesichst deiner bescheidenen Kenntnisse wirst du so zu keinen 
erquicklichen Ergebnis kommen. Zu den reinen Problemen des Touchsensors 
kommen Fragen der elektrischen Sicherheit und des Überspannungsschutzes 
der Elektronik. Durch ESD wirst du nämlich ungeschützte Eingänge jeder 
Elektronik rel. schnell zerschiessen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Elektrostatische_Entladung

Überlege dir, was du wirklich brauchst und was du real umsetzen kannst.
Wozu brauchst du an einer einfachen Lampe den uC?
Nur um Licht an einer Lampe zu dimmen ist das IMHO starkes 
Overengineering.
Gruß Öletronika

von Jonathan (Gast)


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U. M. schrieb:
> Das alleine bringt ja nix. Man will ja bei Bedarf hoch oder runter
> dimmen.
> Da braucht es schon mal 2 getrennte Sensorelemente. Mit nur einem wird
> das umständlich und sehr nervig.
> Aber auch dann sind solche Touchlösungen oft unpraktisch.
> Bei einem Drehknopf ist die Sache einfach und man kommt sehr schnell zum
> Ergebnis.
> Bei Touch-Lösungen darf die Änderungsgeschwindigkeit einerseits nicht zu
> hoch sein, sonst bekommt man Zwischenstellungen nicht gut justiert aber
> wenn es langsamer geht, dann nervt es auch weil man eine Weile am
> Touchsensor bleiben muß, um eine größere Änderung eizustellen.

Wenn ich weiß, wann ein Finger meinen Sensor berührt, kann ich das 
Dimmverhalten ganz einfach über einen Algorithmus anpassen. z.B nach 
einer Bézierkurve.

> Das wird so gar nicht stabil funktionieren.
> Aluminium bildet eine sehr gut isolierende Oxidschicht.
> Ist das ALU noch eloxiert, dann hat das Eloxal sehr gut
> isoliereigenschaften. Mit blanken Kontakten geht das max. bei
> Metallflächen mit verchromter Oberfläche oder nichtrostendem Stahl
> ("Edelstahl"). Aber auch da ist solch Konzept eher instabil, z.B. wegen
> Verschmutzungen, Fingerschweiß oder auch sehr trockener Haut.
>
> Deshalb macht man solche Sensoren auch auf anderer physikalischer Basis,
> z.B. als Kapazitive Sensoren.

Soweit ich das richtig sehe, sollte das mit der im obigen Video 
beschriebenen Schaltung funktionieren, indem man die Sensorfläche 
"auflädt" und den Spannungsabfall misst. Oder ist Aluminium dafür auch 
ungeeignet?

> Angesichst deiner bescheidenen Kenntnisse wirst du so zu keinen
> erquicklichen Ergebnis kommen. Zu den reinen Problemen des Touchsensors
> kommen Fragen der elektrischen Sicherheit und des Überspannungsschutzes
> der Elektronik. Durch ESD wirst du nämlich ungeschützte Eingänge jeder
> Elektronik rel. schnell zerschiessen.
> https://de.wikipedia.org/wiki/Elektrostatische_Entladung

Das sollte durch die Schaltung vermieden werden, da sich der Sensor über 
den Widerstand nach Ground entlädt, oder hab ich da noch ein Brett vorm 
Kopf?

> Überlege dir, was du wirklich brauchst und was du real umsetzen kannst.
> Wozu brauchst du an einer einfachen Lampe den uC?
> Nur um Licht an einer Lampe zu dimmen ist das IMHO starkes
> Overengineering.

Ich sehe schon, meine knapp gehaltene Beschreibung war etwas zu kurz 
gesehen. Das ganze sieht folgendermaßen aus, dass ich 3x 3Watt LEDs 
ansteuere. Die Konstanstromquellen für die LEDs haben PWM Eingänge, die 
ich mit dem MC anspreche. Zusätzlich habe ich ein Bluetooth 4.0 
Breakoutboard, dass ich an den MC anschließe, um das ganze ein bisschen 
zeitgemäß mit Handy und Websteuerung zu halten.
Allerdings beschränkt sich mein Problem im Moment auf den Touchsensor. 
Ich werde die Schaltung aus dem Video nächste Woche umsetzten und 
ausprobieren.

Vielen Dank für die Infos!

von Axel S. (a-za-z0-9)


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U. M. schrieb:
>> Jonathan schrieb:
>> Im Groben will ich mir eine Lampe bauen, die man durch Berühren des
>> Lampenschirms dimmen kann. Das Problem, das sich mir stellt, ist wie ich
>> genau dieses Berühren durch einen Finger oder eine Hand registrieren
>> kann.
> Das alleine bringt ja nix. Man will ja bei Bedarf hoch oder runter
> dimmen.
> Da braucht es schon mal 2 getrennte Sensorelemente.

Noch so ein Fall für Herrn Nuhr.

Seit DEKADEN gibt es Sensordimmer, die genau so funktionieren.
Mit genau einem Sensor. Schon komisch, daß das auf einmal
nicht mehr funktionieren soll.

von Conny G. (conny_g)


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von Jonathan (Gast)


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Conny G. schrieb:
> Grad so gemacht, klappt prima:
> Beitrag "Re: Kapazitiver Touch-Sensor - Kabel geschirmt oder nicht?"

Ah nicht schlecht! Also werd ich für meine 1,5m eine geschirmte Ader 
brauchen. Danke!

von Conny G. (conny_g)


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Jonathan schrieb:
> Conny G. schrieb:
>> Grad so gemacht, klappt prima:
>> Beitrag "Re: Kapazitiver Touch-Sensor - Kabel geschirmt oder nicht?"
>
> Ah nicht schlecht! Also werd ich für meine 1,5m eine geschirmte Ader
> brauchen. Danke!

Nicht unbedingt, wenn Du mit dem Touch-IC arbeitest und der nah am 
Touchpad sitzt, denn der schaltet ja einfach High bei Berührung.
Wenn Du dann in 1,5m bei der auswertenden Schaltung einen Tiefpass 
dranhängst (kleiner C nach GND von 100nF könnte schon reichen), der ggf. 
Störungen der 1,5m "Antenne" ausfiltert dann ist alles gut.
Dafür brauchst keine Schirmung.
Aber wenn der Touch IC 1,5m entfernt sitzt, dann brauchst eine 
Schirmung. Und ob der IC dann noch gut funktioniert weiß ich nicht, bei 
meinem eigenen Touch-Algo war's halt so.

von Der Andere (Gast)


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Bleibt nochmal der deutliche Hinweis, dass die Spannung für den Touch 
Sensor vom 230V Stromnetz galvanisch getrennt sein MUSS.
Am besten die ganze Lampe durch ein Steckernetzteil galvanisch trennen.

von Dieter S. (dolivo)


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>Seit DEKADEN gibt es Sensordimmer, die genau so funktionieren.
>Mit genau einem Sensor. Schon komisch, daß das auf einmal
>nicht mehr funktionieren soll.

siehe z. Bsp. SLB0587, damit auch etwas zum Nachsehen da ist.

>Bleibt nochmal der deutliche Hinweis, dass die Spannung für den Touch
>Sensor vom 230V Stromnetz galvanisch getrennt sein MUSS.

Unsinn, siehe z. Bsp. SLB0587

dolivo

: Bearbeitet durch User
von Axel S. (a-za-z0-9)


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Dieter S. schrieb:
>
>>Bleibt nochmal der deutliche Hinweis, dass die Spannung für den Touch
>>Sensor vom 230V Stromnetz galvanisch getrennt sein MUSS.
>
> Unsinn, siehe z. Bsp. SLB0587

Ganz recht. Wenn man auf etwas hinweisen möchte, dann darauf daß der 
Schutzwiderstand (R8, R9 mit zusammen 10M, Seite 10 im Datenblatt) 
zwischen Sensor und Schaltung wirklich aus 2 oder besser sogar noch 3 
Einzelwiderständen bestehen muß. Und daß man bedrahtete Widerstände 
verwenden muß und kein SMD, weil es auf die Abstände zwischen den 
Widerstandsanschlüssen ankommt.

Andererseits ist es sicher auch nicht verkehrt wenn jemand der von sich 
selber sagt

Jonathan schrieb:
> ich komme aus der Informatik-Ecke und bin leider etwas unbeholfen was
> Elektrotechnik angeht.

am besten gleich auf eine Schaltung orientiert, die an sich schon 
galvanisch vom Netz getrennt ist.

Es ist aber eben nicht so, daß man jede Schaltung mit Touchsensor 
galvanisch vom Netz trennen muß. Tatsächlich würde der SLB0587 mit 
galvanischer Trennung gar nicht funktionieren.

von Hotte (Gast)


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Mit dem SLB von Siemens (leider abgekündigt) habe ich schon vor 25 
Jahren gebastelt. Es gibt/gab (?) einen Ersatz LS7631 / LS7632 von 
LSI/CSI.
(Eine "notwendige" galvanische Rennung ist natürlich Unfug).

Von ELV gibt es einen Bausatz, DI200 AN, kannst Dir ja mal ansehen.

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