Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik FI in Reihe Typ A/B


von Markus (Gast)


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Hallo,

kurze Frage zu 2 FIs in Reihe. Selektivität,... ist mir alles klar. Nun 
steht noch überall, dass ein Typ B nicht z.B. nach einem Typ A 
geschalten werden darf. Warum ist dies so?

mfg

Markus

von A-Freak (Gast)


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Das Problem ist nicht direkt die Reihenschaltung der FIs.

Ein Typ "B" ist dann notwendig wenn das angeschlossene Gerät einen 
Gleichstrom ohne Nulldurchgang fliesen lassen kann, also 
Frequenzumrichter mit B6-Gleichrichter oder Elektroauto-Ladegerät ohne 
galvanische Trennung zum Akku.

Ein FI vom Typ "A" reagiert nur sicher wenn der Gleichstromanteil < 6 mA 
bleibt, bei größeren Strömen kann der Summenstromwandler in die 
Sättigung gehen.

Ein FI vom Typ "B" schaltet erst ab 30mA sicher ab.

Wenn jetzt also das angeschlossene Gerät einen Gleichstromanteil von > 6 
aber < 30 mA fliesen läßt dann löst der "B" noch nicht aus, der "A" kann 
es aber auch nicht mehr wenn ein anderer Fehler an einem anderen Gerät 
auftritt.

Damit wäre der Fehlerstromschutz im ganzen Haus blockiert.

von Michael B. (laberkopp)


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A-Freak schrieb:
> Wenn jetzt also das angeschlossene Gerät einen Gleichstromanteil von > 6
> aber < 30 mA fliesen läßt dann löst der "B" noch nicht aus, der "A" kann
> es aber auch nicht mehr wenn ein anderer Fehler an einem anderen Gerät
> auftritt.

Und daran ändert sich genau was, wenn man die Reihenschaltung umdreht ?

von Flow (Gast)


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> Warum ist dies so?

   Weil es so in WIKI steht:
"Der nachgeschaltete Fehlerstrom-Schutzschalter darf gegenüber dem 
vorgeschalteten Fehlerstrom-Schutzschalter keine höhere Sensitivität 
(Erfassung nach Fehlerstromform) besitzen. Ein 
Fehlerstrom-Schutzschalter vom Typ B darf beispielsweise nicht einem vom 
Typ A nachgeschaltet werden."

Und der B-Typ ist sensitiver als der A-Typ, nämlich:

A: sinusförmige Wechselströme, pulsierende Gleichfehlerströme

B: sinusförmige Wechselströme, pulsierende Gleichfehlerströme, glatte 
Gleichfehlerströme

von Route_66 H. (route_66)


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Michael B. schrieb:
> Und daran ändert sich genau was, wenn man die Reihenschaltung umdreht ?

Hallo laberkopp (wie kommt man nur auf solch treffenden Nick?)
Es geht darum, die beiden eben NICHT hintereinander zu schalten, 
sondern in getrennte Stromkreise!

von Markus (Gast)


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Ja das ist mir schon klar, dass es in Wiki so steht. Ich wollte aber den 
Grund wissen.
Also getrennte Stromkreise sind das auf Wiki nicht Hauptzuleitung ->Typ 
B -> Typ    A -> Endstromkreis  sei richtig. Hauptzuleitung ->Typ A -> 
Typ B sei falsch...

von glypha (Gast)


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Markus schrieb:
> Ja das ist mir schon klar, dass es in Wiki so steht. Ich wollte aber den
> Grund wissen.
> Also getrennte Stromkreise sind das auf Wiki nicht Hauptzuleitung ->Typ
> B -> Typ    A -> Endstromkreis  sei richtig. Hauptzuleitung ->Typ A ->
> Typ B sei falsch...

So steht das aber nicht bei WP.
https://de.wikipedia.org/wiki/Fehlerstrom-Schutzschalter#Selektivit.C3.A4t

Die Zeichnung geht von einer Selektivität der einzelnen RCD aus. Wenn 
diese nicht gegeben ist, kann eben der Deadlock den A-Freak beschrieben 
hat auftreten.
A-Freak schrieb:
> Damit wäre der Fehlerstromschutz im ganzen Haus blockiert.

Selbst mit geeigneter Selektivität und ohne jetzt die aktuellen Normen 
durchgeackert zu haben - diese auch von einem Hersteller betonte 
Unzulässigkeit [1] ergibt sich eigentlich automatisch:

* Ein RCD Typ B ist einzubauen, wenn anzunehmen ist, dass das 
angeschlossene Betriebsmittel Gleichfehlerströme, aber auch solche mit 
Frequenzen >50/60Hz produzieren kann.

* Das Verhalten eines RCD Typ A ist bei solchen Fehlerströmen 
undefiniert (f>60Hz) bzw. er wird komplett funktionslos 
(DC-Vormagnetisierung).

Solange Typ B funktioniert und die Kennlinienveränderung des Typ A - 
nachdem B abgeschaltet hat - vollständig reversibel ist, wird vermutlich 
nicht viel geschehen (Wahrscheinlichkeit eines Doppelfehlers).

Warum aber sollte man dieses zusätzliche, unkalkulierbare Risiko 
eingehen?

1
  RCD1(S)   RCD2    
2
  A 300mA   A 30mA  Nur OK wenn kein DC
3
  A 300mA   B 30mA  Risiko
4
  A 30mA    A 30mA  keine Selektivität, kein DC
5
  A 30mA    B 30mA  kompletter Ausfall wahrscheinlich
6
  B 300mA   B 30mA  eingeschränkte DC-Selektivität anderer A-Kreise
7
  ...
Weitere gefährliche bzw. nutzlose Kombinationen - oder umgekehrt - 
welche sinnvolle Kombination wäre noch möglich?


[1] Vortrag ABB, Seite 56/57
http://www.quizknacker.de/pdf/fachtagungen/2012/RCD-A-B-B.pdf
bzw. Seite 39
http://www02.abb.com/global/atabb/atabb104.nsf/0/a6d3aeb29782de55c125756000412868/$file/02_Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen.pdf

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