Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik HVIL für Formula Student Fahrzeug, Step-Down/Buck für 600V auf 12V, 20mA


von Daniel (Gast)


Lesenswert?

Hallo zusammen,

ich zerbreche mir den Kopf über folgendes Problem. Wir sind ein Formula 
Student-Team und bauen ein elektrisch angetriebenes Rennfahrzeug. In der 
Traktionsbatterie bzw. an deren Steckverbinder müssen wir einen 
Indikator für Hochspannung anbringen (sog. HVIL, High Voltage Indicator 
Light). In der Regel wird hier eine LED eingesetzt, die aufleuchtet, 
sobald am Steckverbinder über 60V bis zu 600V anliegen. Dieser Indikator 
darf sich ausschließlich aus der Hochspannung versorgen, also keine 
LV-Hilfsspannung.

Wir haben schon verschiedenste Treiber ausprobiert und simuliert.

1. Vorwiderstand
2. Linearregler auf 12V
3. LED-Treiber-IC (Schaltregler)
4. Buck-Converter aus diskreten Elementen
5. Flyback

Variante 1 und 2 haben in der Vergangenheit funktioniert. Allerdings 
wollen wir schon lange einen getakteten Regler verwenden, um nicht so 
viel Abwärme zu produzieren (Platzbedarf). Variante 3 ist uns 
abgeraucht, wie sich im Nachhinein herausstellte, war der duty-cycle des 
Bucks einfach zu gering, als dass der IC damit zurechtkäme.

Variante 4 scheitert in sämtlichen überlegten Variationen schon in der 
Simulation. Das liegt an mehreren Dingen, zum Beispiel mangels P-Channel 
MOSFETs, die 600V Vds aushalten. Beim N-Channel haben wir Probleme mit 
der Flankensteilheit (aktuell 3W Verlust, also kann man gleich linear 
regeln) und mit dem Bootstrapping. Wir haben ja keine Hilfsspannung zur 
Verfügung. Alle unsere Versuche zu erklären, würde an der Stelle etwas 
zu weit führen.

Variante 5 scheitert an der Verfügbarkeit von kompakten und einzeln 
erhältlichen Transformatoren.

Aber nun zur Frage: Wie können wir möglichst kompakt eine 20mA-LED aus 
60 bis 600 Vdc betreiben (Einzelfertigung)? Hat da jemand eine Idee?


Danke & Gruß,

Daniel

: Verschoben durch User
von Daniel (Gast)


Lesenswert?

Keiner eine Idee oder schon mal etwas ähnliches gemacht? Ist sowas mit 
einem Buck-Converter machbar?

von michael_ohl (Gast)


Lesenswert?

Buck und statt Schaltregler einen 8Pin PIC mit PWM Modul, ADC und 
Komperator 12F683 +low drob Regler 5V von Microchip wäre für mich der 
Ansatz.

mfG
Michael

von Tek (Gast)


Lesenswert?

Muss die Anzeige von 60-600V Leuchten oder reicht wenn die 600V 
angezeigt werden?

Habt ihr mal mit Glimmlampen experimentiert, das wäre eine einfache 
technische Lösung die sicher funktioniert.

von Daniel (Gast)


Lesenswert?

Zur ersten Frage: Ja, die LED muss von 60..600 V leuchten.

Zur zweiten Frage: Wir haben noch nicht mit Glimmlampen experimentiert. 
Wir werden den Vorschlag genauer untersuchen, denn aufgrund der steilen 
I-U Kennlinie müsste sich der Strom ja sehr gut über einen Widerstand 
einfangen lassen, oder?

von Sascha (Gast)


Lesenswert?

Also für nen 350V Step-Up hab ich die Variante mit dem Vorwiderstand 
umgesetzt. Die Verlustleistung ist enorm.

Wäre eine Joule-Thief Schaltung nicht eine Möglichkeit?
Dann hätte man nur Transistoren als aktive Bauelemente und die gibts ja 
für SNT Anwendungen mit 700V Sperrspannung.

Die übertragene Leistung hängt dabei davon ab, wann der Kern in 
Sättigung geht.
Ich bezweifle selbst stark dass man damit auf sowas wie 12V 
herunterkommt, aber von 600 runter auf 200V wäre ja schonmal ein großer 
Fortschritt. Da fangen dann Geräte an die man kaufen kann.

von asd (Gast)


Lesenswert?

Ein Filament aus einer Filament-LED-Lampe leuchtet bei schon viel 
weniger als 20mA recht hell, z.B. bei 1mA. Das sind viele in Reihe 
geschaltete LEDs. Dazu eine Stromquelle aus einem selbstleitenden FET.
Den FET finde ich jetzt aber nur bis 600V (BSS126), da musste "man" sich 
noch was überlegen:
http://www.infineon.com/dgdl/Infineon-BSS126-DS-v02_01-en.pdf?fileId=db3a304330f6860601310483af163eba

Die Schaltung (siehe unten bei "FET als Konstantstromquelle"):
http://elektroniktutor.de/analogtechnik/i_konst.html

Es gibt auch Einzel-LEDs die bei viel weniger als 20mA schon hell 
leuchten, den Wirkungsgrad der LED solltet ihr optimieren, das lohnt 
sich bei dieser Anwendung sicher weil es die Ansteuer-Schaltung 
einfacher macht.
Typbezeichnung suche ich heute Abend mal eine für euch raus.

von asd (Gast)


Lesenswert?

OK, Typ der LED kann ich nicht nennen, Etikett der Rolle ist abgefallen. 
Aber vergleicht doch den Strom mit den angegebenen Lumen, unter der 
Berücksichtigung dass man auch weniger als den Nennstrom nehmen kann. 
Wenns sein muss kann man auch die Candela vergleichen, aber unter der 
Vorgabe dass diese höher ausfallen wenn der Abstrahlwinkel kleiner wird.

von Sascha (Gast)


Lesenswert?

Bei 10mA sind das auch schon wieder 6W Verlustleistung.

"1. Vorwiderstand
2. Linearregler auf 12V
3. LED-Treiber-IC (Schaltregler)
4. Buck-Converter aus diskreten Elementen
5. Flyback

Variante 1 und 2 haben in der Vergangenheit funktioniert. Allerdings
wollen wir schon lange einen getakteten Regler verwenden, um nicht so
viel Abwärme zu produzieren (Platzbedarf).

"

Vermutlich scheidet die Lösung wegen Kühlkörperbedarf daher aus.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

asd schrieb:
> OK, Typ der LED kann ich nicht nennen, Etikett der Rolle ist abgefallen.
Du designst etwas, von dem du nicht mal weißt, was damit versorgt wird?

Ein Tipp, wenn da schon der Kleber abfällt: kauf neue LEDs. Kauf High 
Efficiency Low Current LEDs...

von FS TEAM MEMBER (Gast)


Lesenswert?

Hey,

benutzt dafür einfach eine HV Buck converter. Wir benutzen dafür seit 3 
Jahren einen von ST. Wandelt von unserer Batteriespannung auf 5V runter 
und betreibt dann eine LED.
Euch ist aber bewusst das der HVIL auch leuten muss, wenn nur einer von 
zwei AIRs geschlossen ist?!

von Daniel (Gast)


Lesenswert?

FS TEAM MEMBER schrieb:
> Euch ist aber bewusst das der HVIL auch leuten muss, wenn nur einer von
> zwei AIRs geschlossen ist?!

Du redest eher vom TSAL?

Zitat aus dem Reglement:

> EV3.3.9 Each accumulator container must have a prominent indicator, such as
> an LED that will illuminate whenever a voltage greater than 60V DC is
> present at the vehicle side of the AIRs.

> EV3.3.10 The voltage being present at the connectors must directly control
> the indicator using hard wired electronics (no software control is
> permitted). Activating the indicator with the control signal which closes
> the AIRs is not sufficient.

> EV3.3.11 The accumulator voltage indicator must always work, e.g. even if
> the container is disconnected from the GLVS or removed from the car and
> carried around.

Hier steht übrigend auch der Grund, warum wir keinen Microcontroller 
verwendet können. Sorry, das hätte ich erwähnen sollen. Die 
vorgeschlagenen Lösungen werde ich am Wochenende nochmal genau 
durcharbeiten. Ich melde mich dann wieder. Danke soweit allen, die etwas 
beigetragen haben.

von Clemens S. (zoggl)


Lesenswert?

Einen viper6?
Könnte mit 600üA laufen.

von Simon (Gast)


Lesenswert?

Schaue mal unter
http://www.fsae.com/forums/

Da hat mal ein Team (Karlsruhe) vor Jahren ihren Schaltplan 
veröffentlicht. An dem hat sich auch nicht mehr so viel geändert.
Gruß

Simon

von Harry (Gast)


Lesenswert?

Daniel schrieb:
> Variante 4 scheitert in sämtlichen überlegten Variationen schon in der
> Simulation. Das liegt an mehreren Dingen, zum Beispiel mangels P-Channel
> MOSFETs, die 600V Vds aushalten.

Warum denn FETs?
Nimm Bipol (wie es auch ATX-Netzteile tun) erst rechnt bei dem kleien 
Strom.
Oder SiC-Fets bzw IGBTs, wenn es teuer und kompliziert werden werden 
muss ;-)

von Christopher J. (christopher_j23)


Lesenswert?

Wie schon erwähnt Viper06:
http://www.st.com/web/en/catalog/sense_power/FM142/CL1454/SC432/SS1635/PF253186

Einfacher geht es glaub ich nicht und der geht bis 800V und hat einen 
integrierten FET. 4W sollten euch wohl reichen. Dazu noch ne Spule, ne 
Diode, ein paar Elkos, nen Komparator, drei Widerstände und ne LED. Wenn 
ihr wollt könnt ihr noch ne Referenz wie z.B. TL431 dran hängen. Alles 
diskrete Teile ohne Software und alles andere als teuer. Die Viper06 
gibt's sogar im DIP-Gehäuse. Wenn euch das zu viel Arbeit ist könnt ihr 
auch nach dem Eval-Board schauen. Das ist glaube ich auch nicht so 
teuer.

PS: Alternativ gibt es auch noch den TEA1721 von NXP. Auch da gibt es 
ein günstiges Demo-Board allerdings ist das definitiv nur für 230V AC. 
Ist bei den ST-Boards aber glaube ich auch der Fall. Müssen halt andere 
Kondensatoren und Dioden rein und mal schauen ob die Abstände auf dem 
Board groß genug sind, dann geht's auch für 600V. Im Prinzip sind die 
Schaltungen aber so primitiv das man sich auch schnell was auf 
Lochraster selber aufbauen kann.

: Bearbeitet durch User
von Marian (phiarc) Benutzerseite


Lesenswert?

Linear geht evtl. kompakter mit einem selbstleitenden MOSFET (also drei 
Bauteile, FET+Widerstand+LED) ; IXYS hat entsprechende FETs bis 2 kV 
oder so. Widerstand in den Source, Gate an Masse, LED in die 
Drainleitung. Strom streuut mit Ugs. Dazu eine möglichst effiziente LED 
(d.h. möglichst wenig Energie für die Helligkeit, die man euch 
vorschreibt - das muss nicht die LED mit den meisten Lm/W in der Tabelle 
sein)

: Bearbeitet durch User
von Sascha (Gast)


Lesenswert?

Marian  . schrieb:
> Linear geht evtl. kompakter mit einem selbstleitenden MOSFET (also
> drei
> Bauteile, FET+Widerstand+LED) ; IXYS hat entsprechende FETs bis 2 kV
> oder so. Widerstand in den Source, Gate an Masse, LED in die
> Drainleitung. Strom streuut mit Ugs. Dazu eine möglichst effiziente LED
> (d.h. möglichst wenig Energie für die Helligkeit, die man euch
> vorschreibt - das muss nicht die LED mit den meisten Lm/W in der Tabelle
> sein)

Sofern die LED-Technik keine Quantensprünge gemacht hat, ist man damit 
immer noch in der Region wo man dicke Kühlkörper braucht.

Und die sind laut Eingangspost nicht erwünscht.

von asd (Gast)


Lesenswert?

> Sofern die LED-Technik keine Quantensprünge gemacht hat, ist man damit
> immer noch in der Region wo man dicke Kühlkörper braucht.

Wenn man mit 1mA auskommt dann kommt man mit einem Linear-Stromregler 
auf 600mW Verlustleistung. Und 1mA bei einem dutzend effizienten LEDs 
die in Reihe geschaltet sind ergibt schon eine passable Helligkeit.

Ansonsten scheint der oben erwähnte VIPER Schaltregler 
(Beitrag "Re: HVIL für Formula Student Fahrzeug, Step-Down/Buck für 600V auf 12V, 20mA") ideal für die 
Aufgabe zu sein. Rennt bei ca. 45V los, kann bis 800V am Eingang 
vertragen und macht z.B. 5V (galvanisch getrennt wenn man eine Trafo 
verwendet) an die man leicht ein paar LEDs anschließen kann.

von Andrew T. (marsufant)


Lesenswert?

Sascha schrieb:
> Sofern die LED-Technik keine Quantensprünge gemacht hat, ist man damit
> immer noch in der Region wo man dicke Kühlkörper braucht.

Zur Erinnerung: Siemens hat bereits vor >25 Jahren sehr schnell 
reagierende PTCs für genau diesen Zweck herausgebracht.
In millionenfach verkauften zweipoligen Prüfstiftne werden davon 2 in 
Serie geschaltet, und der Strom reicht für eine 3mm LED.
Sofern ihr also keine Festbeleuchtung benötigt...

>
> Und die sind laut Eingangspost nicht erwünscht.

Und auch nicht nötig bei der PTC Lösung .
Diese Prüfstifte (z.B. von Firma Brennenstuhl produziert) laufen an 400V 
AC und sind bis 500V AC zerstörungsfrei nutzbar. Somit sollte 600V DC 
machbar sein.
Ggfs. mit 3 PTC in Reihe, zwecks Sicherheitsdenken. Damit kann man dann 
600V AC / 800V DC garantiert abdecken.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.