Forum: Platinen SD-Karten Extender Leitung


von Thomas K. (Gast)


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Hallo zusammen,

ich arbeite momentan an einem neuen Projekt, bei dem die Notwendigkeit 
besteht, einen SD-Kartenslot über das Gehäuse eines Geräts zugänglich zu 
machen.
Habe im Forum schon geschaut, aber nichts gefunden, was wirklich für 
eine industrielle Anwendung passt..

Dieser Slot wird von der Außenseite des Gehäuses über eine Leitung (ca. 
250mm) an die Hauptplatine und den darauf sitzenden Prozessor 
angebunden.
Da ich diese Platine entwerfe, habe ich nun verschiedene Möglichkeiten, 
den Anschluss an die Platine zu gestalten.
Mir geht es hier vorerst nur um die Realisierung der Leitung zwischen 
Hauptplatine und Slot, Anbindung SD-Slot an Prozessor ist schon 
geschehen und funktioniert in einem vorherigen Projekt eines Kollegen 
ohne Probleme :). Nur soll hier eben die räumliche Länge der Übertragung 
massiv erhöht werden.

Ich habe mir verschiedene Möglichkeiten überlegt, weiß aber besonders 
hinsichtlich Störsicherheit (EMV), nötiger Schirmung und 
Signalintegrität kaum Bescheid, da dies mein erstes Projekt ist, in dem 
das eine Rolle spielt.
Auf dem EMV- und HF-Gebiet habe ich auch noch keine große Erfahrung :)

Zum Aufbau:
Auf der einen Seite würde die Hauptplatine sitzen, auf der anderen eine 
Platine mit dem SD-Slot, diese sieht ähnlich aus wie diese auf dem Link:
https://www.sparkfun.com/products/12941

Für den Raum dazwischen suche ich jetzt eine Lösung.


Die erste Möglichkeit wäre die Erstellung einer Starrflex-Leiterplatte. 
Auf der Seite mit dem SD-Slot würde ich einen Stecker anbringen, so 
können die Leiterplatten unabhängig und mit unterschiedlichen Lagen 
gefertigt werden (auf der SD-Platine brauche ich gerade mal 2 Lagen, 
mehr wären nur teurer).
Ist so eine Starrflex Lösung bei 8 Leitungen übertrieben und 
schätzungsweise viel teurer oder würde das tatsächlich auch Sinn machen?
Hat da jemand Erfahrung? :)

Die zweite und dritte Möglichkeit sind sehr ähnlich. Bei beiden befinden 
sich auf beiden Platinen Buchsen, die über eine Leitung miteinander 
verbunden werden.

Bei Möglichkeit 2 wird dazu ein 8-poliges Flachbandkabel, ähnlich wie 
dieses genutzt 
(https://www.buerklin.com/datenblaetter/F166127_TD.pdf?ch=77924; 
https://www.buerklin.com/de/katalog/Flachbandleitungen-im-Raster-1-27-mm-Typ-FB-26127B-F814700.html).


Die 3. Möglichkeit besitzt zwischen den beiden Buchsen auf den Platinen 
einzelne Litzen. Die 8 benötigten Litzen werden später noch gemeinsam 
ummantelt, mit so einem Gummi-/Kunststoffschlauch. Ich weiß gerade 
leider nicht wie man das nennt, hoffe ihr könnt euch das vorstellen. Da 
ist keine Isolierung dabei, das dient eigentlich nur um die Leitungen 
zusammenzuhalten.

Bei dieser Möglichkeit könnte ich auch ein geschirmtes Kabel nehmen, 
damit wären EMV und Störsicherheit bestimmt kein Problem mehr.
Das Ganze soll aber eben so kostengünstig wie möglich entwickelt werden 
:D.


Hat jemand mit sowas schon Erfahrungen gemacht und kann mir eine Lösung 
empfehlen? Wie hoch ist die Gefahr einer Störeinstrahlung für die 
Signalqualität über diese Entfernung?
Fertige Lösungen gibt es ja haufenweise zu kaufen, sind aber doch 
Preis/Leistung fast zu teuer (habe bereits bei Lieferanten angefragt) 
und gerade hinsichtlich EMV etc. habe ich bei solchen "Billigfabrikaten" 
doch Zweifel.


Vielen Dank schonmal vorab für eure Ratschläge!

Gruß

Thomas

von Falk B. (falk)


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@  Thomas K. (Gast)

>Dieser Slot wird von der Außenseite des Gehäuses über eine Leitung (ca.
>250mm) an die Hauptplatine und den darauf sitzenden Prozessor
>angebunden.

>Ist so eine Starrflex Lösung bei 8 Leitungen übertrieben und
>schätzungsweise viel teurer

Kann sein.

> oder würde das tatsächlich auch Sinn machen?

Weiß ich nicht, damit hab ich noch nie was gemacht.

>Bei Möglichkeit 2 wird dazu ein 8-poliges Flachbandkabel, ähnlich wie
>dieses genutzt
>(https://www.buerklin.com/datenblaetter/F166127_TD....

>https://www.buerklin.com/de/katalog/Flachbandleitu...).

Könnte funktionieren, zumal dort ja schon 2xGND und 1x VCC dabei ist. 
Ausserdem liegt der Takt nahe an der Masse, das ist gut für das Thema 
Wellenwiderstand.

>Die 3. Möglichkeit besitzt zwischen den beiden Buchsen auf den Platinen
>einzelne Litzen. Die 8 benötigten Litzen werden später noch gemeinsam
>ummantelt, mit so einem Gummi-/Kunststoffschlauch. Ich weiß gerade
>leider nicht wie man das nennt, hoffe ihr könnt euch das vorstellen.

Nennt sich Kabel ;-)

>Bei dieser Möglichkeit könnte ich auch ein geschirmtes Kabel nehmen,
>damit wären EMV und Störsicherheit bestimmt kein Problem mehr.

Vorsicht! Sooo einfach ist das nicht. Eine Schirmung allein macht noch 
lange keine HF-taugliche Verbindung!

>Das Ganze soll aber eben so kostengünstig wie möglich entwickelt werden
>:D.

Warum? Wieviel Million sollen davon gebaut werden?

>empfehlen? Wie hoch ist die Gefahr einer Störeinstrahlung für die
>Signalqualität über diese Entfernung?

Nicht zu hoch.

>Fertige Lösungen gibt es ja haufenweise zu kaufen, sind aber doch
>Preis/Leistung fast zu teuer (habe bereits bei Lieferanten angefragt)

Wie teuer sind die denn?

von Georg (Gast)


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Thomas K. schrieb:
> Die erste Möglichkeit wäre die Erstellung einer Starrflex-Leiterplatte.

Lass dir das von einem LP-Hersteller anbieten. Wahrscheinlich ist die 
Version damit erledigt, es sei denn, ihr findet keine andere 
Möglichkeit.

Thomas K. schrieb:
> Bei Möglichkeit 2 wird dazu ein 8-poliges Flachbandkabel

Thomas K. schrieb:
> Die 3. Möglichkeit besitzt zwischen den beiden Buchsen auf den Platinen
> einzelne Litzen

Beides ist für HF-Übertragung nicht gut geeignet, da es keine 
Möglichkeit gibt, HiSpeed-Signale zu verdrillen oder abzuschirmen. 
Natürlich kommt es darauf an, welche Karten (Geschwindigkeitsklasse) 
verwendet werden, aber es ist heute durchaus mit Frequenzen von 100 MHz 
und mehr zu rechnen. Es ist aber ja kein Problem, das mal zu testen, 
indem sowas wie der beschriebene Kartenträger mit eingelötetem 
Flachkabel oder Einzellitzen und mit 250 mm angeschlossen wird, ist ja 
nur eine halbe Stunde Lötarbeit.

Eine Notlösung wäre es, einen SD-Adapter über USB anzuschliessen.

Georg

von Falk B. (falk)


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@Georg (Gast)

>> Bei Möglichkeit 2 wird dazu ein 8-poliges Flachbandkabel

>> Die 3. Möglichkeit besitzt zwischen den beiden Buchsen auf den Platinen
>> einzelne Litzen

>Beides ist für HF-Übertragung nicht gut geeignet, da es keine
>Möglichkeit gibt, HiSpeed-Signale zu verdrillen oder abzuschirmen.

Quark! Verdrillung ist nicht zwingend notwendig, das haben 
Flachbandkabel mit Ultra-IDE in Millionenstückzahlen jahrzehntelang 
bewiesen.
Auch mit Flachbandkabeln bekommt man High Speed Signal eTrnasportiert, 
wenn man weiß wie.

>Natürlich kommt es darauf an, welche Karten (Geschwindigkeitsklasse)
>verwendet werden, aber es ist heute durchaus mit Frequenzen von 100 MHz
>und mehr zu rechnen.

Aber nur, wenn man die echt schnellen, neuen Standards braucht. SD und 
SDHC klickern mit gemächlichen 25 MHz, das ist noch nicht allzu herftig.

von Niklas G. (erlkoenig) Benutzerseite


Angehängte Dateien:

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Falk B. schrieb:
> Aber nur, wenn man die echt schnellen, neuen Standards braucht. SD und
> SDHC klickern mit gemächlichen 25 MHz, das ist noch nicht allzu herftig.
Es sei denn man aktiviert den High Speed Modus, dann hats 50 MHz.

Dazu habe ich einen kleinen Erfahrungsbericht: Auf einer furchtbaren 
fliegenden Verdrahtung (siehe Anhang) mit hilfe eines STM32F4 Discovery 
und umfunktionierten SD-microSD-Adapter funktioniert es bis 33,6 MHz 
(mehr kann der F4 dank Silicon-Bug nicht), aber nur mit der gezeigten 
Samsung Evo Karte (viele Tage Langzeittests ohne einzigen Fehler).
Eine SanDisk-Karte produziert ständig Übertragungsfehler, und eine 
Toshiba-Karte lässt sich aufgrund derer gar nicht erst initialisieren 
(Übertragungsfehler bei CMD6). Auf einem STM32F7 Discovery (mit 
anzunehmendem vernünftigen Layout) funktionieren aber alle drei gut, 
auch bei 48 MHz (der F7 hat den Bug behoben). Die bei SanDisk/Toshiba 
gelegentlich doch auftretenden Fehler müssen durch "schlaue" 
Programmierung aufgefangen werden.

Daraus könnte man folgern: Die Qualität der Verdrahtung und der Karte 
bestimmt sehr wohl, ob eine zuverlässige Nutzung möglich ist, auch bei 
den hier geschätzten 7cm.

von Georg (Gast)


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Falk B. schrieb:
> Auch mit Flachbandkabeln bekommt man High Speed Signal eTrnasportiert,
> wenn man weiß wie.

Ja, aber dann muss man das weiss wie auch anwenden können, das nützt 
also nichts bei vorgegebener Kabelbelegung. Und ich würde ganz bestimmt 
nicht meine Hand dafür ins Feuer legen, dass die Belegung des Kabels für 
den SD-Adapter HS-technisch optimal ist.

Bei Flachkabeln für HS ist z.B. fast immer eine Masseleitung links und 
rechts einer Datenleitung, und die Anschlüsse sind an eine bestimmte 
Impedanz angepasst, beides sehe ich hier nicht.

Georg

von Falk B. (falk)


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@  Niklas Gürtler (erlkoenig)

>Es sei denn man aktiviert den High Speed Modus, dann hats 50 MHz.

Liegen dann wirklich 50 MHz auf der SCK Leitung oder wird dort auf 
beiden Taktflanken übertragen (DDR, double data rate)?

>auch bei 48 MHz (der F7 hat den Bug behoben). Die bei SanDisk/Toshiba
>gelegentlich doch auftretenden Fehler müssen durch "schlaue"
>Programmierung aufgefangen werden.

Hast du dir mal die Signale mit einem guten Oszi und Tastkopf angesehen?

>Daraus könnte man folgern: Die Qualität der Verdrahtung und der Karte
>bestimmt sehr wohl, ob eine zuverlässige Nutzung möglich ist, auch bei
>den hier geschätzten 7cm.

Hat das jemand bestritten? Meine Aussage ging nur gegen ein 
"Flachbandkabel und normales Kabel ist Mist".

von Falk B. (falk)


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@  Georg (Gast)

>> Auch mit Flachbandkabeln bekommt man High Speed Signal eTrnasportiert,
>> wenn man weiß wie.

>Ja, aber dann muss man das weiss wie auch anwenden können,

Wo muss man das nicht?

>das nützt
>also nichts bei vorgegebener Kabelbelegung.

Die ist nicht vorgegeben, der OP will es erst entwickeln.

> Und ich würde ganz bestimmt
>nicht meine Hand dafür ins Feuer legen, dass die Belegung des Kabels für
>den SD-Adapter HS-technisch optimal ist.

Welches Kabel? Im Moment wurde noch nicht ein einziges Kabel erwähnt.

>Bei Flachkabeln für HS ist z.B. fast immer eine Masseleitung links und
>rechts einer Datenleitung, und die Anschlüsse sind an eine bestimmte
>Impedanz angepasst,

Sicher, steht alles im Artikel Wellenwiderstand.

> beides sehe ich hier nicht.

Wovon sprichst du?

von Niklas G. (erlkoenig) Benutzerseite


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Falk B. schrieb:
> Liegen dann wirklich 50 MHz auf der SCK Leitung
Ja.
> oder wird dort auf
> beiden Taktflanken übertragen (DDR, double data rate)?
Nein.

Falk B. schrieb:
> Hast du dir mal die Signale mit einem guten Oszi und Tastkopf angesehen?
Ein solches hatte ich nicht zur Hand, mit einem ollen Owon 100 MHz sahen 
alle Signale furchtbar aus, aber mit der Samsung Karte hat es dennoch 
funktioniert.

Falk B. schrieb:
> Meine Aussage ging nur gegen ein
> "Flachbandkabel und normales Kabel ist Mist".
Dagegen sag ich ja gar nix... Wollte nur anmerken, dass man sich 
anscheinend doch ein paar Gedanken dazu machen muss, da es auf die 
"naive" Weise offenbar nicht so toll funktioniert.

von Georg (Gast)


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Falk B. schrieb:
> Wovon sprichst du?

Die Datenleitungen liegen nebeneinander, und von Impedanzanpassung ist 
in den Unterlagen nirgends die Rede, von differentiellen Signalen schon 
garnicht - das SD-Karteninterface ist nun mal nicht für lange Leitungen 
konzipiert, sondern gerademal für nebenan auf der Platine. Und selbst da 
sollte man für schnelle SD-Karten besser nicht den Autorouter 
beauftragen, sondern einen Layouter, der was von HiSpeed versteht.

USB oder Ethernet über Flachkabel ist was völlig anderes, das ist für 
Kabelstrecken gemacht, optimal ist es allerdings auch nicht. Oder liegen 
bei dir im Büro lauter Flachkabel rum? Das ging früher mal, für Drucker 
oder Modems.

Georg

von Falk B. (falk)


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@  Georg (Gast)

>Die Datenleitungen liegen nebeneinander, und von Impedanzanpassung ist
>in den Unterlagen nirgends die Rede,

Am STECKVERBINDER! Aber nicht auf dem noch zu konstruierenden Kabel!

>von differentiellen Signalen schon
>garnicht

>- das SD-Karteninterface ist nun mal nicht für lange Leitungen
>konzipiert, sondern gerademal für nebenan auf der Platine. Und selbst da
>sollte man für schnelle SD-Karten besser nicht den Autorouter
>beauftragen, sondern einen Layouter, der was von HiSpeed versteht.

Ja, aber das alles ist kein Killerkriterium, sondern nur ein "Achtung" 
Zeichen.

>USB oder Ethernet über Flachkabel ist was völlig anderes,

Irrtum. HF ist HF, da gibt es sehr viele Gemeinsamkeiten.

> das ist für
>Kabelstrecken gemacht, optimal ist es allerdings auch nicht. Oder liegen
>bei dir im Büro lauter Flachkabel rum?

Darum geht es nicht! Man könnte USB auch per Flachbandkabel übertragen, 
wenn man denn so viel Einzeladern brauchen würde! Soll ich dir beweisen, 
daß USB auch mit High Speed (480 Mbit/s) über 08/15 Flachbandkabel 
läuft?

von Stephan W. (swal)


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Das Signal sauber zu übertagen sollte kein Problem sein. Ich meine, 
normales Flachbandkabel sollte es tun. Im Zweifel eine GND Leitung 
direkt neben jede Signalleitung. Auf beiden Seiten des Kabels noch 
kleine Serienwiderstände (10 Ohm?) in die Leitungen um Reflektionen zu 
dämpfen.
Über geschirmte FFC / FPC Kabel könnte man auch nachdenken. Wird dann 
aber sicherlich schon wieder relativ teuer. Billiger als ein eigener 
Starrflex aber allemal.

Was in meinen Augen viel spannender ist, ist die "Flugzeit" des Signals 
über die Leitung. 250mm sind bei rel. Permitivität von 1 schon rund 2 ns 
für Takt hin und Signal zurück. Je nach Dielektrikum halt mehr. Da 
könnte es schon zu Problemen mit Sample&Hold Zeit beim Empfänger kommen. 
Ich würde empfehlen, mal in die SDIO Spec. zu schauen, ob da überhaupt 
noch Luft ist. Sonst bleibt nur die Möglichkeit, den Takt zu reduzieren.

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