Forum: PC-Programmierung 2 Variablen anpassen um Lösung iterativ zu nähern. Welches Verfahren?


von Sarah E. (meneymaus)


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Hallo Leute,

ich simuliere zur Zeit ein Rohr das von außen induktiv erhitzt wird und 
innen wasserdurchflossen ist. Die Simulation vergleiche ich mit den 
Ergebnissen aus einem Experiment.

Je nachdem wie ich den Wärmeübergang und den Strom im Induktor 
einstelle, stellen sich unterschiedliche Temperaturen an der Oberfläche 
und im Wasser ein.

Ich würde nun gerne iterativ die Simulation so durchführen, dass die 
Oberflächentemperatur des Rohres und die Wassertemperatur den 
Ergebnissen im Experiment entsprechen. Dazu passe ich bis jetzt den 
Wärmeübergang zum Wasser und den Strom im Induktor an.

Welches Verfahren (aus der Informatik) könnte man nun benutzen, um die 
beiden Größen automatisch per Simulation in Iterationsschritten zu 
nähern?


LG Sarah

: Bearbeitet durch User
von Elektrofan (Gast)


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Wenn 2 voneinander unabhängige Gl. für die beiden Variablen gegeben 
sind, geht u.U. das (mehrdimensionale) Newton-Verfahren:

https://de.wikipedia.org/wiki/Newton-Verfahren#Das_Newton-Verfahren_im_Mehrdimensionalen

Excel usw. bieten dafür z.T. eine Funktion namens "Solver" an.

von Possetitjel (Gast)


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Sarah E. schrieb:

> Welches Verfahren (aus der Informatik) könnte man nun
> benutzen, um die beiden Größen automatisch per Simulation
> in Iterationsschritten zu nähern?

Aus der Informatik? Keine Ahnung. Auch vor der Erfindung
der Computer wurden komplizierte Dinge berechnet.

Ich würde unter dem Stichwort "Numerik" suchen, und zwar
iterative Verfahren für nichtlineare Gleichungssysteme.
Newton-Verfahren wurde schon genannt.

Schätzungsweise kannst Du das Problem linearisieren, wenn
Du statt des Stromes im Induktor die abgegebene Wirkleistung
heranziehst. Damit kann man vielleicht eine Fixpunk-Iteration
basteln.

von Tom (Gast)


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Das Gebiet "Statistische Versuchsplanung" bietet vielleicht auch ein 
paar Anregungen, falls die einzelnen Versuche aufwendig sind.

von blackbox (Gast)


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Also wenn ich das nun richtig verstanden habe willst Du eine Blackbox 
bauen die Dein Experiment automatisch durchrechnet und im Idealfall eine 
100%ige Lösung bietet, ohne das Du das nochmal experimentell 
ausprobieren mußt.
Da gibt es mehrere Ansätze:
- LGS
- Graphen
- Neuronalesnetzwerk
Soll das ganze nachher zu einer Regelung führen ?
Wenn ja schaue Dir mal PID Regler an und überlege Dir welche Anteile da 
für Dich wie relevant sind.
Ob Finite-Elemente bei Thermodynamik eine Lösung sein können, keine 
Ahnung.
Aber so wie ich das sehe hast Du ja reine lineare Anteile:
- Temperatur Wasser
- Durchfluß Wasser
- Wärmekoeffizent Wasser
- Wärmeübergang Rohr<->Wasser
- Wärmekoeffizent Rohr
- Temperatur Rohr
Oder habe ich das falsch verstanden ?

von Uwemuwe (Gast)


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Wenn es um ein Rohr geht, in das auf einer gewissen Länge eine 
Heizleistung hineingepumpt wird, dann gibt es dafür sogar analytische 
Formeln, welche Wassertemperatur sich einstellt.

Literaturtipp: Incropera/DeWitt

von Tilo R. (joey5337) Benutzerseite


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Was du nicht dazugeschrieben hast nehme ich jetzt mal an: den 
stationären Fall. D.h. deine Heizung hat eine (für den jeweiligen 
Versuch) fixe Leistung, das Wasser fließt mit konstanter Schüttung und 
das ganze läuft lange genug, damit sich Wasser- und Rohrtemperatur nicht 
mehr ändern.

Wird das Wasser am Auslauf vor dem Messen gemischt?

Für den Wärmeübergang Rohr-Wasser gibt es 2 Möglichkeiten

a) bei niedrigen Geschwindigkeiten: laminare Strömung. Physikalisch 
interressant sind dann der Wärmewiderstand der Grenzschicht Rohr-Wasser 
und die Wärmeleitzahl von Wasser, mit der sich die Wärme im Wasser 
verteilt.

b) turbulente Strömung bei höheren Geschwindigkeiten. Das will man im 
allgemeinen haben, wenn Wärme an Flüssigkeiten übertragen möchte. Dann 
sollte ein Parameter reichen.


Die Notwendigkeit für ein iteratives Näherungsverfahren verstehe ich 
noch nicht ganz.
Du musst ein paar Stützstellen messen und kannst dann Formeln für die 2 
Temperaturen aufstellen, z.B. linear, quadratisch,.... interpoliert.
Wenn du mehr Messungen machen willst --> Taylorreihe.

U.U. müssen verschiedene Funktionen für laminar & turbulent aufgestellt 
werden.

von Sarah E. (meneymaus)


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Hallo zusammen,

danke für die zahlreichen Antworten. Ich möchte im Prinzip die Messungen 
und nachgeschalteten Handberechnungen mit dem Modell abbilden. Das 
Modell soll praktisch den Strom und den Wärmeübergangskoeffizieten 
anhand der Messergebnisse ermitteln.

Bisher habe ich die beiden Größen von Hand ins Programm eingegeben. Dann 
nach und nach "nach Gefühl" angepasst bis die Oberflächentemperatur und 
die Wassertemperatur übereinstimmt.

Ich betrachte den stationären Zustand. Das Wasser wird vor dem Auslauf 
gemischt und ist turbulent.

Als ersten Schritt habe ich jetzt einfach mal nur die Wassertemperatur 
als einzige Größe betrachtet und versucht diesen Wert dem Messwert durch 
Änderung des Koeffizienten iterativ zu finden. Dabei habe ich das 
einfache Verfahren der Bisektion eingesetzt. Nun könnte ich das gleiche 
mit dem Strom im Induktor machen, so dass dieses zweite 
Bisketionsverfahren die Oberflächentemperatur anhand des Induktorstromes 
iterativ bestimmt.

Dadurch ändert sich aber wieder das Ergebnis meines ersten Verfahrens, 
so dass ich das dann neu durchführen würde. Dann wieder das zweite 
Verfahren usw.

Die zwei kaskadierten einfachen Bisektionsverfahren führen aber zu einer 
Lösung, sind aber von der Rechenzeit sehr langsam, weil für jeden 
iterativen Schritt des zweiten Verfahrens, das erste Verfahren komplett 
neu berechnet wird.

Daher interessiert mich was es noch so gibt. Mit den Erklärungen im 
Newton-Verfahren bei wikipedia kann ich leider nicht viel anfangen, 
sieht alles recht theoretisch aus :(

LG Sarah

: Bearbeitet durch User
von Elektrofan (Gast)


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Das Newton-Verfahren ist ja aus dem Mathe-LK bekannt, wir bestimmten vor 
geschätzten 50 Jahren die Nullstelle von:

f(x)= ln(x) - 1/x = 0   =>    x= 1,76322...

Wie schon gesagt, benötigt man bei n Unbekannten n voneinander 
unabhängige Gleichungen, um mit dem n-dimensionalen Newtonverfahren 
arbeiten zu können.

Und mit z.B. Excel kann man ebenfalls nach diesem Newton- und anderen 
Methoden vorgehen.
Immer benötigt man "zweckmässige" Startwerte, damit die Näherung 
konvergiert.

von Sarah E. (meneymaus)


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Hmm, also Startwerte würde ich jetzt sagen, der Koeffizient liegt 
zwischen
10.000 und 100.000 W/(cm²K); der Strom liegt zwischen
1.500 und 2.500 A

Inwieweit kann ich damit nun Formeln aufstellen und das Verfahren lösen?


Die Kurven
Wassertemperatur vs Koeffizient, Oberflächentemperatur vs. Koeffizient 
und
Wassertemperatur vs. Strom, Oberflächentemperatur vs. Strom müssten 
einen exponentiellen Verlauf haben.

: Bearbeitet durch User
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