Forum: HF, Funk und Felder Keramik-Kühlkörper


von Mike (Gast)


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Hallo,

in einem Verstärker aus den 80er Jahren steckt ein mysteriöses Bauteil. 
Es sieht aus wie eine Platte aus weisser Keramik. Leiterbahnen etc sind 
nicht darauf zu erkennen, metallisiert ist es nur dort, wo es in die 
Platine eingelötet ist. Es kann eigentlich nur ein Kühlkörper für den 
Transistor BTG 135 sein, aber warum nimmt man dafür nicht Metall? Ein 
Kondensator scheidet aus, da es keine zwei getrennte Kontaktierungen 
besitzt.

von Marek N. (Gast)


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Die Schaltung ist HF.
Ein Metall-Kühlkörper würde wahrscheinlich die Streukapazität zur 
Umgebung zu stark erhöhen.

von Torben Kuhn (Gast)


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Hat man früher nicht Berylliumoxid im HF-Bereich für sowas genommen? War 
damals schon ziemlich ungesund.

von Max D. (max_d)


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Torben Kuhn schrieb:
> War
> damals schon ziemlich ungesund.

Naja, solange man den Kühli nich anschleift oder sonst irgendwie das 
Beryllium freisetzt is es harmlos (ablecken würde ich es trotzdem 
nich)...

von Georg A. (georga)


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Ich würde sagen, dass das ein Scheibenkondensator ohne Pins ist. Auf dem 
ersten Bild kann man ahnen, dass es zwei Lötseiten bzw. einen Spalt 
zwischen den zwei gibt.

von Hp M. (nachtmix)


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Mike schrieb:
> Es kann eigentlich nur ein Kühlkörper für den
> Transistor BTG 135 sein, aber warum nimmt man dafür nicht Metall

Dein BTG135 wird in Wirklichkeit wohl ein BFG135 sein, und der hat nur 
1W Verlustleistung.
Um deine Frage zu beantworten: Um die Kapazität am Kollektoranschluß 
gering zu halten.

Gewöhnlich führt man die am Kollektor entstehende Verlustwärme über die 
dort angeschlossene Leiterbahn in die Platine ab, aber hier scheint das 
aus irgend einem Grund nicht praktikabel gewesen zu sein.

Ich denke aber, dass diese Kühlfahne nicht aus dem teuren und 
problematischen Berylliumoxid BeO besteht. Dafür ist dieser Transistor 
zu jung.
Wo dieses Material verwendet wurde, stand meist auch ein Warnhinweis auf 
dem Gerät.

Wahrscheinlich ist es Aluminiumoxid Al2O3, das man oft für 
Dickfilmschaltungen verwendet, und dessen Wärmeleitfähigkeit für so 
kleine Leistungen ausreicht.

Gelegentlich findet man in HF-Schaltungen auch Formteile aus kubischem 
Bornitrid BN, das ebenfalls einen gute Wärmeleitfähigkeit bei geringen 
dielektrischen Verlusten aufweist, aber ungiftig ist - und ebenfalls für 
die meisten Anwendungen zu teuer.

Da Problem bei den BeO Keramiken ist, dass beim Schleifen oder 
Zerbrechen ein lungengängiger Staub entstehen kann, der seit vielen 
Jahrzehnten als hochgradig krebserregend bekannt ist.
Wenn man diese Bedingungen vermeidet, sind Teile aus BeO-Keramik 
handhabungssicher, müssen aber als Sondermüll entsorgt werden.

https://de.wikipedia.org/wiki/Aluminiumoxid
https://de.wikipedia.org/wiki/Berylliumoxid
https://de.wikipedia.org/wiki/Bornitrid

von Mike (Gast)


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Hallo,

besten Dank für die Antworten! Ja, es handelt sich tatsächlich um einen 
BFG135, der Aufdruck ist schwer lesbar. Der Verstärker ist übrigens ein 
Kathrein VCB28 und stammt aus einer Fernseh-Gemeinschaftsanlage.

https://www.kathrein.de/fileadmin/media/produkte/imports/sat/anwendungsHinweise/9351502d.pdf

Kaum zu glauben, dass das Teil immer noch gehandelt wird:
http://www.amazon.de/KATHREIN-VCB-28-Antennenverst%C3%A4rker-Eing%C3%A4nge/dp/B00008JNVL

Das weisse Plättchen ist mit Sicherheit kein Kondensator, da der 
Schlitz, in dem es steckt, ringsum metallisiert ist. Ein Kondensator 
hätte 2 elektrisch getrennte Anschlüsse. Die Vermutung, dass es sich um 
einen Kühlkörper handelt, ist damit wohl richtig. BeO ist es 
höchstwahrscheinlich nicht, denn das ist schon seit 30 Jahren auf dem 
Index. Ich vermute Al2O3, alles andere wäre für den Verwendungszweck zu 
teuer.
Auffällig ist, dass der BFG135 die Endstufe bildet, während ein 
eigentlich stärkerer BFG591 als Vorstufe dient.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Dei guten alten Preh-HF-Dämpfungssteller. Bei UHF ist die 
Serieninduktivität derart groß, dass man die Schaltung kaum angepasst 
bekommt, vor allem wenn damit keine Dämpfung sondern eine Schräglage 
verstellt wird.
Ja der Kollektor liegt üblicherweisse auf HF-mäßig heißem Potential, da 
stört jedes halbe Picofarad nach Masse. Es gab dann von Siemens auch 
Transistoren, die den Emitter auf der Kühlfahne hatten (was für den 
Halbleiterchip nicht so einfach ist, der Kollektor ist die größere 
Fläche).

von Stefan M. (derwisch)


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Christoph K. schrieb:
> Es gab dann von Siemens auch
> Transistoren, die den Emitter auf der Kühlfahne hatten

Und auch von Motorola.
Wer den MRF 237 kennt, wird stets leugnen, was er damit gebaut 
hat...:-))

von --- -- .- (Gast)


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> Wer den MRF 237 kennt, wird stets leugnen, was er damit gebaut
> hat...:-))

Eine Oma?

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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https://www.rfparts.com/rftransistors/transistor-mrfsrfm/rftransistors-mrfseries-200/mrf237-mot.html
4 Watt im 2m-Band aus dem kleinen Metallgehäuse - womöglich nur mit 
Kühlstern drüber. Ja ich erinnere mich, die 2m-Handfunke nach Funkschau 
1977 hatte auch einen Endstufentransistor dieser Bauform. Da gab es auch 
einen Verbesserungsvorschlag mit einem der Emitter auf Masse hat.

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