Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Schaltplan/Reparatur R&S NGRE 30/20


von Stefan S. (chiefeinherjar)



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Hallo zusammen!
Ich habe über ein paar Ecken ein großes gebrauchtes Netzgerät von Rohde 
und Schwarz vom Typ "NGRE 30/20" bekommen. Wie der Name sagt handelt es 
sich um ein Labornetzgerät mit 0-30 Volt und 0-20 Ampere.
Es funktioniert auch bedingterweise. Spannungen von circa 10-30 Volt 
sind auch präzise und aalglatt, auch unter Last, soweit ich dies mit 
einem schnellen Test feststellen konnte. Die Spannungsbereiche in 5-10 
Volt Schritten werden mit Relais umgeschaltet und genau DORT liegt mein 
Problem. Der Bereich 0-10 Volt funktioniert nicht richtig. Das für 
diesen Bereich zuständige Relais zieht nicht richtig an bzw. es zieht 
vielmehr an, fällt ab, zieht an, fällt ab - unablässig. Es rattert bzw. 
"schnarrt" dadurch natürlich sehr laut und man sieht auch einen kleinen 
Lichtbogen im Relais zwischen den Kontakten (Foto mit Funken kann ich 
bei Bedarf nachreichen). Auch bricht die Ausgangsspannung am Ausgang 
(auch unbelastet) im Takt des "Ratterns" zusammen (Oszi-Bild kann ich 
auch bei Bedarf nachreichen).
Die Rückseite des kleinen Platinchens ist auch komplett sauber.

So ganz ohne Schaltplan bin ich ehrlich gesagt etwas ratlos... Und wie 
wild auf Verdacht alles Elko-mäßige austauschen ist nicht unbedingt 
etwas, worauf ich scharf bin...

Bei Google lässt sich nichts dazu finden - höchstens die 
Spezifikationen.

Abschließend fällt mir noch ein, dass zwischenzeitlich für kurze Zeit 
das Schnarren mal weg war. Natürlich genau DANN wo ich meinen 
Ex-Schwiegervater um Hilfe gebeten habe. Es ließ sich auch partout nicht 
reproduzieren - bis es ein paar Tage später wieder auftrat.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


Angehängte Dateien:

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Zumindest der rot umrandete Elko sieht wirklich nicht mehr gut aus, der 
drückt seine Dichtung schon ganz schön aus dem Gehäuse. Die Relais 
selber sind wahrscheinlich unschuldig, dein Augenmerk und auch deine 
Fotos sollten sich besser auf die Ansteuerung konzentrieren.
Ein Oszilloskop an den Eingangsleitungen kann da auch bei der 
Fehlersuche gut helfen.

: Bearbeitet durch User
von Stefan S. (chiefeinherjar)


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Matthias S. schrieb:
> Zumindest der rot umrandete Elko sieht wirklich nicht mehr gut aus, der
> drückt seine Dichtung schon ganz schön aus dem Gehäuse.

Tatsache - ausgelötet und mal gemessen. Die Aufschrift war "250µ 35V" 
und das Ergebnis war laut Multimeter (zwar mehr ein Schätzeisen) war 
deutlich: 23µF. Der wird auf jeden Fall gewechselt.

Matthias S. schrieb:
> Ein Oszilloskop an den Eingangsleitungen kann da auch bei der
> Fehlersuche gut helfen.

Oszi - also DSO - ist vorhanden. Ich werde als erstes mal einen neuen 
Elko einlöten und dann mal weitersehen. Ich mache mich dann auch mal auf 
die Suche nach weiteren trockenen Elkos, sofern sie SO deutlich sind.

von Petra (Gast)


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Sind die Rlaiskontakte noch ok?

von Stefan S. (chiefeinherjar)


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Sooo - ich habe mir gestern mal Zeit genommen und das Ding mal genauer 
untersucht und es lag im Endeffekt wohl sowohl am Elko als auch an einer 
kaputten Diode. Diese habe ich mal behelfsmäßig mit einer 1N4148 ersetzt 
und offensichtlich funktioniert das ganze - auch mit größeren Lasten. 
Ich werde das mal im Auge behalten aber bisher scheint alles gut.

Wäre trotzdem vorteilhaft, wenn jemand einen Schaltplan dazu hätte...

von Chris K. (kathe)


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Stefan S. schrieb:
> Wäre trotzdem vorteilhaft, wenn jemand einen Schaltplan dazu hätte...

Probier es mal ganz freundlich beim R&S Customer support.

Gruss Chris

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Stefan S. schrieb:
> und es lag im Endeffekt wohl sowohl am Elko als auch an einer
> kaputten Diode

Wobei die Diode evtl. ein Folgefehler des alten Elko war. Da R&S im 
Allgemeinen nicht dafür bekannt war, an der falschen Stelle zu sparen, 
werden mögl. auch die anderen Elkos der gleichen Bauform am Rande der 
Lebensdauer sein. Das ist aber, wie wir nun wissen, recht leicht am 
aufgeblähten Pluspol zu erkennen.

Chris K. schrieb:
> Probier es mal ganz freundlich beim R&S Customer support.

Probieren kann man es - wenn du Glück hast, freut sich ein alter 
Mitarbeiter, das so ein Schlachtschiff noch in Betrieb ist. 
Wahrscheinlicher ist leider das Gegenteil, denn auch R&S ist 
mittlerweile in den Händen der BWL'er.

von Andrew T. (marsufant)


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Stefan S. schrieb:
> Sooo - ich habe mir gestern mal Zeit genommen und das Ding mal
> genauer
> untersucht und es lag im Endeffekt wohl sowohl am Elko als auch an einer
> kaputten Diode. Diese habe ich mal behelfsmäßig mit einer 1N4148 ersetzt
> und offensichtlich funktioniert das ganze - auch mit größeren Lasten.
> Ich werde das mal im Auge behalten aber bisher scheint alles gut.

Das sit -- bei dem Alter des Gerätes - eine nicht untypische 
Fehlerursache.

>
> Wäre trotzdem vorteilhaft, wenn jemand einen Schaltplan dazu hätte...

Förtig kannst du mal wegen NGRE  anfragen:

http://www.rainer-foertig.de/unterlagen/RS-16_2010.htm

Da gibt es diverse Versione des NGRE, die Unterschiede sind dann im 
gleichen Manual gelistet (Stückliste ist gekennzeichnet, ähnlich HP 
Netzgeräten)

von Helmut K. (hk_book)


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Stefan S. schrieb:
> und es lag im Endeffekt wohl sowohl am Elko als auch an einer
> kaputten Diode. Diese habe ich mal behelfsmäßig mit einer 1N4148 ersetzt
> und offensichtlich funktioniert das ganze - auch mit größeren Lasten.

Denke auch an das Relais; du hat oben geschrieben, dass es einen 
Lichtbogen gezogen hat beim Rattern, das ist sicher nicht gut für die 
Kontakte gewesen. Wenn du Ersatz auftreiben kannst --> austauschen. Eine 
1N4148 als Freilaufdiode ist wohl auch nicht optimal. Lieber etwas 
robusteres einbauen, notfalls eine 1N4004 o.ä.

von Stefan S. (chiefeinherjar)


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Helmut K. schrieb:
> Denke auch an das Relais; du hat oben geschrieben, dass es einen
> Lichtbogen gezogen hat beim Rattern, das ist sicher nicht gut für die
> Kontakte gewesen. Wenn du Ersatz auftreiben kannst --> austauschen.

Genau das ist ohnehin mein Plan. Daher wäre ja der Schaltplan 
vorteilhaft, denn - sollte ich keinen Original-Ersatz auftreiben können, 
so hätte ich zumindest die Spezifikationen und könnte diese Mini-Platine 
ggf. mit einem neuen Relais nachbauen.

Andrew T. schrieb:
> Förtig kannst du mal wegen NGRE  anfragen:
>
> http://www.rainer-foertig.de/unterlagen/RS-16_2010.htm
>
> Da gibt es diverse Versione des NGRE, die Unterschiede sind dann im
> gleichen Manual gelistet (Stückliste ist gekennzeichnet, ähnlich HP
> Netzgeräten)

Jo da habe ich auch ein Manual gefunden - aber er wollte immerhin noch 
14,30€ dafür haben - dachte daher, dass ich es hier mal versuche.

Matthias S. schrieb:
> Chris K. schrieb:
>> Probier es mal ganz freundlich beim R&S Customer support.
>
> Probieren kann man es - wenn du Glück hast, freut sich ein alter
> Mitarbeiter, das so ein Schlachtschiff noch in Betrieb ist.
> Wahrscheinlicher ist leider das Gegenteil, denn auch R&S ist
> mittlerweile in den Händen der BWL'er.

Auf die Idee hat mich der Nachbarthread gebracht. Einen Versuch wird 
es wert sein - immerhin stammt das Ding aus den 90ern...

Helmut K. schrieb:
> Denke auch an das Relais; du hat oben geschrieben, dass es einen
> Lichtbogen gezogen hat beim Rattern, das ist sicher nicht gut für die
> Kontakte gewesen. Wenn du Ersatz auftreiben kannst --> austauschen. Eine
> 1N4148 als Freilaufdiode ist wohl auch nicht optimal. Lieber etwas
> robusteres einbauen, notfalls eine 1N4004 o.ä.

Die Diode saß auf einer Platine nebendran, daher vermute ich nicht, dass 
es eine Freilaufdiode war - ich habe sie aber mittlerweile durch eine 
1N4004 ersetzt. Sicher ist sicher.

: Bearbeitet durch User
von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Stefan S. schrieb:
> - immerhin stammt das Ding aus den 90ern...

Öh, bist du da sicher? Der Elko im oberen Bild stammt eher aus den 
70ern. Auch Transistoren im Metallgehäuse (a là TO5) mit Plastiksockel 
sprechen eher dafür.

: Bearbeitet durch User
von Stefan S. (chiefeinherjar)


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Matthias S. schrieb:
>> - immerhin stammt das Ding aus den 90ern...
>
> Öh, bist du da sicher? Der Elko im oberen Bild stammt eher aus den
> 70ern. Auch Transistoren im Metallgehäuse (a là TO5) mit Plastiksockel
> sprechen eher dafür.

Nein, sicher bin ich mir da nicht - es gab beim Zoll eine Auktion und 
dort stand "Produziert Vor 1993" und im Internet lassen sich zumindest 
digitale Broschüren finden:
http://cdn.rohde-schwarz.com/pws/dl_downloads/dl_common_library/dl_brochures_and_datasheets/pdf_1/111813cat.pdf

Dies spricht - so dachte ich - dafür, dass es zumindest nicht aus den 
70ern ist. Ich lasse mich natürlich gerne eines besseren belehren!

Alternativ stand auf den Elkos "Made in W-Germany"...

: Bearbeitet durch User
von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Stefan S. schrieb:
> Ich lasse mich natürlich gerne eines besseren belehren!

Ich möchte natürlich niemanden belehren. Aber wenn du mal ein IC in dem 
Gerät findest, auf dem neben der Bezeichnung noch eine 4-stellige Zahl, 
wie z.B. '8429' steht, dann kann man davon ausgehen, das der Chip aus 
der 29. KW des Jahres 1984 stammt.

: Bearbeitet durch User
von Petra (Gast)


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Läuft der Lüfter? Vorsicht das sind meist 230 V AC Motore. Normalerweise 
begrenzt ein Widerstand die Leistung und der Ventilator dreht langsam. 
Erst wenn die Endstufe warm wird, überbrückt ein Klixon den Widerstand. 
Meistens lauft dann erst der Ventilator an. Lager ölen hilft meist.
Die Netzteile (hat) produziert die Fa. Hiller.

von Roland S. (rosammer)


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Brauchst den Schaltplan noch???

Habe das kompl. Manual.

Scänne dir das bei Bedarf auszugsweise ein.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Stefan S. schrieb:
> dort stand "Produziert Vor 1993"

1970 ist vor 1993. Die Bauteile und die Gestaltung des Geräts deuten 
sehr darauf hin, dass es vermutlich in den früher 1970er Jahren 
entwickelt und vielleicht bis in die früher 1980er Jahre hergestellt 
wurde. Damals wurden derartige (Mess-)Geräte und ähnlich hochwertige 
Produkte aber auch noch repariert bzw. in Zahlung genommen und 
grundüberholt wieder verkauft. Deswegen kann es durchaus sein, dass es 
deutlich später noch einmal in den Verkehr gebracht wurde, ggf. sogar 
mit einer neuen Herstellergarantie von Rohde&Schwarz.

Für manche zertifizierungsrelevanten Anwendungen werden manche 
Uraltkomponenten auch zu Tode gepflegt. Ich erinnere mich an einen im 
Jahre 1997 nagelneuen HF-Leistungsmesskopf für das Gerät NRVS von R&S, 
welcher einen sehr klobigen Kantenstecker aufwies:

https://cdn.rohde-schwarz.com/pws/dl_downloads/dl_common_library/dl_brochures_and_datasheets/pdf_1/nrvs_23.pdf

Ich warf einen Blick in diesen Stecker und fand dort ein EPROM des Typs 
5204, welcher schon damals äußerst retro war, d.h. eigentlich nur bis 
Ende der 1970er Jahre für Neukonstruktionen verbreitet. Als ich einen 
R&S-Techniker darauf ansprach, erfuhr ich, dass der Leistungsmesskopf 
für alle möglichen historischen Anwendungen zertifiziert sei. Und damals 
wurde der Kalibrierdatenspeicher als zertifizierungsrelevante 
"HF-Komponente" angesehen und durfte nicht mehr verändert werden.

Wie ich gerade gesehen habe, gibt es wohl auch eine "modernere" 
Ausführung des Kalibrierdatenspeichers mit dem topaktuellen 2732:
http://www.amplifier.cd/Test_Equipment/other/Reparaturbericht_NRV_Z5_V1_3.pdf

von Stefan S. (chiefeinherjar)


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Hier nochmals zum Abschluss der TO:
Auch hier möchte ich an dieser Stelle allen Beteiligten danken, ich bin 
mittlerweile über einen netten Forumsteilnehmer sowie parallel über 
einen Arbeitskollegen an die Pläne gekommen.

Dass das Gerät generalüberholt wurde kann sehr gut sein, es wurde 
zumindest Ende der 90er das letzte Mal in der Firma, wo es ausgemustert 
wurde, getestet.

von H. L. (hans_la)


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Hallo,

besonders an
@Petra und
@Stefan,
ihr scheint über ein paar nötige Connections zu verfügen,

(natürlich auch an alle anderen Wissenden)

ich suche für ein NGB den richtigen Schaltplan, leider hat die Fa. 
Hiller hier trotz gleicher BN das Innen leben doch kräftig verändert.
Speziell geht es um das NGB32/10, 117.7210.90, die Doku dazu habe ich 
zwar, aber leider ist das Innenleben, doch anders.
Wenn also jemand behilflich sein könnte, die richtigen Unterlagen 
ausfindig zu machen, wäre sehr dankbar
Gruß
Hans

von Petra (Gast)


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Es gab seinerzeit für jedes Gerät ein Handbuch mit Schaltplan. 
Vermutlich hat sich das Innenleben im Laufe der Zeit geändert. Daher 
wird es schwierig mit dem Schaltplan. Möglicherweise hat auch die Fa. 
Hiller die alten Manuals entsorgt.

von H. L. (hans_la)


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@ Petra,

ich war früher der Meinung, eine BN ist ein definierter Gerätezustand, 
diese Annahme ist offensichtlich falsch.
Die Unterlagen der Fa. Hiller existieren m.W. nicht mehr.
Mein Kontakt zu R&S (Mchn) ist abgerissen, seit ein Freund in den 
Ruhestand ging.
Die Nachfolgerin hat leider nicht mehr die Zeit (oder Lust) in alten 
Dingen zu wühlen.

Gruß
Hans

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