Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Signal vom Nabendynamo für Fahrradtacho


von Marcus S. (Gast)



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Hallo, bei meinem Fahrradtacho würde ich gerne das Tachosignal direkt 
vom Nabendynamo abgreifen, weil mir in der Schule schon mehrfach der 
Reedschalter/Sensor geklaut wurde (Tacho kann man abnehmen).

Die Lösung mit dem Reedrelais kenne ich, aber in dem Datenblatt von 
einem, das Conrad da hätt, steht was von 10^7 Schaltzyklen. Das schaffe 
ich in weniger als einem Jahr (8000km, ca. 2m Radumfang, 14pol Dynamo). 
Also hätte ich gerne was "elektronisches".

Beim Tacho kann ich ca. 3V an den Sensor-Anschlüssen messen (hat auch 
eine 3V Knopfzelle) und wenn der Reedschalter schliesst, zeigt mein 
Multimeter 0,001mA an (was ich mal als "wenig" interpretiere, weil ich 
nicht glaube, dass das Teil da noch so genau misst). Die Schaltung 
müsste also nur ziemlich kleine Ströme schalten.

Ich habe mal in LTSpice gespielt und die Schaltung im Anhangsbild 
ausgedacht.

Den BSS138 habe ich gewählt, weil ich den da hätte.
Einen NPN-Transistor hatte ich nicht genommen, weil ich mal gehört habe, 
die Leckströme da für so eine Batterieschaltung wie beim Tacho nicht 
vernachlässigbar sind. R2, R5 sind vom Experimentieren, da hatte ich mal 
einen Transistor reingesetzt und mir die Plots angeschaut.

Klappt das so (in den Plots von LTSpice sieht es für mich plausibel aus) 
oder ist das Quatsch? Hat jemand einen besseren Vorschlag?

Greets, Marcus

von Ulrich P. (uprinz)


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Ich gehe davon aus, dass die Spannung am Nabendynamo nicht ohne 
zusätzliche Bearbeitung für den Tacho nutzbar ist.

Wenn ich das richtig sehe (Strahler flimmert) dann erzeugt der 
Nabendynamo deutlich mehr Pulse als nur einen pro Rad-Umdrehung. Normale 
Tachos haben aber nur einen Magneten, der einmal pro Umdrehung einen 
Puls am Reedrelais erzeugt. Du schreibst ja auch schon was von 14 Polen.

Entweder kannst Du die Pulse pro Umdrehung im Tacho wirklich frei 
einstellen, dann ist das Problem schon mal gelöst. Oder Du kannst statt 
dem kmpletten Rad-Umfang auch Werte von 1/14 des Umfangs einstellen. 
Mein Tacho lässt das nicht zu...

Das Zweite Problem ist, dass die Verbraucher am Dynamo die Spitzen, die 
die Spannung erreicht, glätten. D.h. Deine Schaltung kann (ohne nach 
gerechnet zu haben) funktionieren, so lange die Beleuchtung an ist. Ohne 
diese Belastung können aber sehr hohe Pulse auftreten und daher würde 
ich die Schaltung durch eine Z-Diode ergänzen, die zwischen Masse und 
Gate des FET geschaltet wird. Außerdem halte ich die 100k/100k für etwas 
hoch, aber wenn es funktioniert...

Falls Du wegen der 14 Pulse einen Vorteiler brauchst, kannst Du diesen 
ja mit einer geglätteten Spannung aus dem Nabendynamo selbst versorgen. 
Dazu mit einer weiteren Diode und einem Kondensator etwas SPannung 
abzweigen und Glätten und einem Teiler aus der 40er CMOS Serie zuführen, 
der dann die Pulse vom FET empfängt.
Ist die Spannung für die CMOS zu hoch, einen Widerstand und eine Z-Diode 
hinzufügen.

Nettes Bastelprojekt, mach weiter!

von Boris O. (bohnsorg) Benutzerseite


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Nulldurchgangserkennung ist besser, da brauchts die Spitzen und 
Gleichrichtung nicht. Die üblichen Sicherungsmaßnahmen am MOSFET-Gate 
vermisse ich, wenigstens Überspannung (Z- oder TVS-Diode). Die Teilung 
kann man mit einem CMOS-Zählerbaustein oder einem kleinen 
Mikrocontroller erledigen. Letzteren finde ich praktischer, weil er a) 
flexibler ist und b) ein SOIC-8 kleiner als ein SOIC-16.

von m.n. (Gast)


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Nimm einfach einen Optokoppler (PC817 o.ä.) mit Vorwiderstand und Diode 
zur einfachen Gleichrichtung. Anschließend muß noch ein Teiler kommen, 
der aus den vielen Impulsen einen einzigen/Raddrehung erzeugt.

von ArnoR (Gast)


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Damit die Sache funktioniert, müsste dein Tacho aber durch die Polzahl 
des Dynamos teilen können (meiner kann das nicht, sonst hätte ich das 
auch gemacht), oder du brauchst einen Vorteiler.

Marcus S. schrieb:
> Einen NPN-Transistor hatte ich nicht genommen, weil ich mal gehört habe,
> die Leckströme da für so eine Batterieschaltung wie beim Tacho nicht
> vernachlässigbar sind.

Mein Datenblatt vom 2N3904 nennt einen Ices<50nA bei 30V Uce. Einen 
Widerstand zwischen B und E würde man eh vorsehen (Spannungsteilung vor 
der Basis), sodass das "s" gegeben ist. Bipo sollte also auch gehen.

Bei einem Mosfet solltest du eine Gatespannungsbegrenzung einbauen 
(Z-Diode//R4), falls der Dynamo keine drin hat.

von m.n. (Gast)


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Marcus S. schrieb:
> Die Lösung mit dem Reedrelais kenne ich, aber in dem Datenblatt von
> einem, das Conrad da hätt, steht was von 10^7 Schaltzyklen.

Dann sieh auch ins Datenblatt, unter welchen (Belastungs)Umständen diese 
Zyklenzahl gilt. Unbelastet halten die Relais viel, viel länger.

von Amateur (Gast)


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Eigenartig das mehrere der Antworter Probleme darin sehen, dass der 
"Impulsgenerator", mehr als einen Impuls pro Umdrehung ausgibt.

Ich würde das sogar als Vorteil verbuchen. Beispielsweise beim langsamen 
Fahren.

Da man/frau mit den Impulsen sowieso nichts anfangen kann, sondern einen 
Mikroprozessor bemühen muss - und wenn’s für die Darstellung ist - 
sollte die Umrechnung: 1/Umdrehung oder x/Umdrehung kein Problem sein. 
Vor allem da der Reifen-/Radumfang nichts Ganzzahliges ergibt. Ist aber 
freundlicherweise Konstant - außer für die Erbsenzähler.

von m.n. (Gast)


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Amateur schrieb:
> Eigenartig das mehrere der Antworter Probleme darin sehen, dass der
> "Impulsgenerator", mehr als einen Impuls pro Umdrehung ausgibt.

Wenn Du ihm seinen vorhandenen Fahrradtacho umprogrammierst, wäre das 
Problem in der Tat vom Tisch.
Fang mal an! ;-)

von nichtgast (Gast)


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Oder den Reifenumfang im Tacho entsprechend kleiner Einstellen.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Marcus S. schrieb:
> Die Lösung mit dem Reedrelais kenne ich, aber in dem Datenblatt von
> einem, das Conrad da hätt, steht was von 10^7 Schaltzyklen. Das schaffe
> ich in weniger als einem Jahr (8000km, ca. 2m Radumfang, 14pol Dynamo).

Die 10^7 gelten aber für Nennlast und sind außerdem noch pessimistisch^W 
konservativ. De fakto habe ich mit noch keinem meiner diversen Fahrrad- 
computer das Problem eines kaputten Reed-Kontaktes gehabt. Und die Räder 
sind teilweise >30.000 km bewegt worden.

Mittlerweile bin ich aber komplett weg davon. Ein Garmin Edge kann dann 
doch deutlich mehr und braucht dank GPS gar keinen Sensor mehr.

von Marcus S. (Gast)


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Danke für eure Hinweise. Ich hab das - wie vorgeschlagen mit Z-Diode - 
aufgebaut und wollte es in meinem Eifer gleich anbauen.
Und blöderweise erst dann habe ich festgestellt, dass der 
Einstellbereich des Tachos bei 1m anfängt. Hätte ich mal besser vorher 
nochmal genau geschaut.
Sehr lustig. An einen Traktorreifen könnte man es anpassen (3,999m 
ginge), aber ein Kleinkinderrad oder ein Roller fällt raus, wer denkt 
sich denn sowas aus.

Naja, egal. Gebastelt und was gelernt, ist doch auch ein Ergebnis.

Danke nochmal für eure Erläuterungen!

von Ulrich P. (uprinz)


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Wie schon zuvor gesagt, schau Dir mal die Zähler-ICs der CD40er Reihe 
an. Mit einer normalen Diode zweigst Du Dir die benötigte Spannung für 
das IC (5..15V) ab und stabilisierst sie mit einer 6V Z-Diode und einem 
Kondensator von ein paar µF. Dein FET kommt hinter das IC, da der Tacho 
wohl keine 6..15V am Eingang haben möchte. Die Z-Diode und die 
Widerstände kommen auch vor den Zähler-Eingang des IC und Zählen die 
Pulse.

Natürlich musst Du keinen Teiler durch exakt 14 aufbauen, durch 10 tut 
es vielleicht auch. Du musst ja nur auf einen Wert kommen, der durch den 
verfügbaren Einstellbereich im Tacho Setup wieder den korrekten Weg 
abbildet.

Natürlich kann man das auch mit einem Mikrocontroller machen, aber der 
verlangt gerne eine aufwändigere Spannungsregelung, Programmier-Adapter, 
Programmier-Erfahrung, Kanonen, Spatzen...

Viel Spaß beim Basteln!

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